Lectio XVII

Hallo Wörterbuch!

In jeder Fremdsprache ist es wichtig, häufige Wörter auswendig zu kennen. Sie sind wie ein Schatz – deshalb sprechen wir auch vom Lernwortschatz. In den vergangenen sechzehn Lektionen hast du viele lateinische Wörter auswendig gelernt: Das ist eine grosse Arbeit, und du kannst stolz sein auf deine Leistung. Wir werden auch weiterhin in jeder Lektion eine Handvoll Wörter auswendig lernen.

Gleichzeitig ist es in Ordnung, wenn du das eine oder andere Wort mal vergisst. Es ist auch nicht das Ziel, dass du den gesamten Wortschatz einer Fremdsprache auswendig kannst: Dafür gibt es ja das Wörterbuch!

Ein Wörterbuch ist eine tolle Unterstützung beim Verstehen von lateinischen Texten, doch die Arbeit damit müssen wir erst einüben: Es gibt nämlich einige Fallen, die du vermeiden solltest.

1. Flektierte Formen finden

Nimm ein analoges oder digitales Wörterbuch und suche die folgenden Wörter.

ergo — disciplinam — aeternis — constitit — cuius

Welche Wörter hast du auf Anhieb gefunden? Welche hast du erst nach längerem Suchen oder gar nicht gefunden? Woran liegt das?

Im Wörterbuch stehen Wörter in ihrer Grundform, das heisst:

  • Substantive im Nominativ Singular
  • Adjektive im Nominativ Singular maskulin
  • Verben im Infinitiv oder in der 1. Person Singular Präsens
  • Pronomina im Nominativ Singular maskulin

Wenn du also eine flektierte Form suchst, so solltest du erst überlegen, wie die Grundform wohl heisst, und dann nach dieser suchen:

  • ergo kann nicht flektiert werden; im Wörterbuch findest du das Wort genau so.
  • disciplinam ist ein Akkusativ Singular; im Wörterbuch findest du das Wort disciplina.
  • aeternis ist ein Dativ oder Ablativ Plural; im Wörterbuch findest du das Wort aeternus.
  • constitit ist eine 3. Person Singular Perfekt; im Wörterbuch findest du das Wort constare oder consto.
  • cuius ist der Genitiv Singular des Relativpronomens; im Wörterbuch findest du das Wort qui.

In der Praxis bedeutet das, dass du manchmal etwas kreativ werden musst, um ein Wort zu finden.

2. Die passende Bedeutung wählen

Für manche Wörter findest du im Wörterbuch eine ganze Liste von Bedeutungen. Wie kannst du da wissen, welche du auswählen sollst? Eine Antwort darauf gibt dir der Kontext, in dem das Wort vorkommt. Nimm nicht einfach die erste Bedeutung, sondern lies die ersten paar durch und überlege, welche am besten in den Zusammenhang passt. Oft findest du unter den ersten fünf Bedeutungen eine passende.

Schlag das fettgedruckte Wort nach und entscheide, welche Bedeutung in den Sätzen passt.

  1. Liberi in foro constant.
  2. Constat Chrysum probum esse.
  3. Homo ex animo et corpore constat.
  • Beim ersten Satz passt am besten die Bedeutung «still stehen» oder «stehen bleiben», da mit in foro ein Ort angegeben ist: «Die Kinder bleiben auf dem Forum stehen.»
  • Beim zweiten Satz hilft dir die Beobachtung, dass constat einen AcI einleitet: Chrysum probum esse. Im Wörterbuch findest du constare + AcI: «feststehen» oder «bekannt sein»: «Es steht fest, dass Chrysus tüchtig ist.»
  • Beim dritten Satz gibt dir die Präposition ex einen Hinweis auf die Bedeutung «bestehen aus»: «Der Mensch besteht aus einem Geist und einem Körper.»

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AMOЯ von Islème Sassi und Beatrice Gerber wird unter Creative Commons Namensnennung-Nicht kommerziell-Keine Bearbeitung 4.0 International lizenziert, sofern nichts anderes angegeben ist.

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