Lectio XX

Antike Medizin

Die Geschichte der Medizin ist so alt wie die Menschheit selbst. Immer schon gab es den Wunsch, sich selbst und anderen bei Verletzungen oder Krankheiten, ererbten Leiden oder plötzlichen gesundheitlichen Probleme zu helfen. Man wollte die Funktionsweise des Körpers und Krankheiten erforschen und verstehen.

Dank eines ehemaligen Patienten in Epidauros: «Cutius has auris Gallus tibi voverat olim, Phoebigena, et posuit sanus ab auriculis.»

Auch in der Medizin stützten sich die Römer auf Erkenntnisse der Griechen, die bereits begonnen hatten, systematische Schriften zu Krankheiten und zu Heilmethoden zu verfassen. Eine besondere Rolle spielte dabei die Theorie von den vier Säften, die die Medizin in Europa bis in die Neuzeit bestimmt hat: Die vier Säfte Blut (sanguis), Schleim (phlegma), gelbe Galle (cholera) und schwarze Galle (melancholera) sollen bei allen Menschen in einem bestimmten Gleichgewicht fliessen. Ist dieses Gleichgewicht gestört, wird man krank. Diese Theorie bildete die Grundlage für Behandlungsmethoden wie das Schröpfen oder das Zuführen von Flüssigkeit. Auch die Römer selbst haben zu Fortschritten in der Medizin beigetragen, besonders im Bereich der Chirurgie und der Behandlung von Wunden.

Asklepios mit seinem Symboltier, der Schlange

Die Medizin der Antike und weit darüber hinaus hat neben der «naturwissenschaftlichen» auch eine religiöse Seite: Asklepios wurde als Gott der Heilkunst verehrt; er war der Sohn von Apollon und wurde ein so guter Arzt, dass er sogar Tote lebendig machen konnte. Das ging Zeus jedoch zu weit, und er bestrafte den Frevler mit dem Tod. Allerdings fand Asklepios schliesslich Aufnahme in den Olymp. Seine Tochter Hygieia ist die Personifikation der Gesundheit.

In seinem Tempel soll Asklepios persönlich anwesend sein. Patienten mit unklaren Beschwerden schlafen nachts in diesem Tempel und erhalten im Traum Anweisungen vom Gott selbst. Ihnen wurde jedoch mehr als Heilschlaf angeboten: Es gab Bäder, Unterweisungen in richtiger Ernährung, Sportplätze und sogar Theater, weil man überzeugt war, dass die Seele genauso wie der Körper der Unterhaltung und Pflege bedürfe.

Die antiken Ärzte beschäftigten sich neben der Versorgung von Wunden und Heilung von Krankheiten auch damit, Ratschläge zu geben, wie man möglichst gesund lebt. Vieles erinnert dabei an moderne Wellness-Ratgeber: Im Vordergrund stand eine gesunde und ausgewogene Ernährung, doch ging es auch um Sport und Bewegung, Bäder und Hygiene.

Lizenz

Icon für Creative Commons Namensnennung-Nicht kommerziell-Keine Bearbeitung 4.0 International

AMOЯ von Islème Sassi und Beatrice Gerber wird unter Creative Commons Namensnennung-Nicht kommerziell-Keine Bearbeitung 4.0 International lizenziert, sofern nichts anderes angegeben ist.

Dieses Buch teilen