Die Praxis der ersten Schweizer Ärztin

Hottingerstr. 25, 8032 Zürich (Karte)

von Carla Ammann

An der Hottingerstrasse 25 befindet sich die ehemalige Praxis von Dr. med. Marie Heim-Vögtlin, der ersten Schweizer Ärztin und Gründerin der Schweizerischen Pflegerinnenschule.

Abb.1: Das Haus Hottingerstr. 25 im heutigen Zustand.
Dr. med. Marie Heim Vögtlin (1845-1916)

• geboren im aargauischen Bözen (AG) als Pfarrerstochter 

• 1872: Konkordatsexamen als erste weibliche Medizin-Studentin

• Facharzt Geburtshilfe und Frauenkrankheiten in Leipzig und Dresden

• Eröffnung gynäkologische Praxis an der Hottingerstrasse 25

• 1875: Heirat mit dem Geologieprofessor Albert Heim

• 1899: Gründung der Schweizerischen Pflegerinnenschule in Zürich zusammen mit Berufskollegin Anna Heer

• verstorben am 7. November 1916 in Zürich an Lungentuberkulose

Abb. 2: Marie Heim-Vögtlin, ca. 1990.
Gynäkologische Praxis

Die Mutter eines Sohnes, einer Tochter und eines Pflegekindes war eine Vorkämpferin für die Rechte und die berufliche Ausbildung der Frau und setzte sich für zahlreiche soziale Anliegen ein. Mit ihrem Bestreben, Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen, war sie für viele Frauen ihrer Epoche ein Vorbild. All dies zu einer Zeit, als das Familienrecht patriarchalisch gestaltet war und verheiratete Frauen unter der Vormundschaft ihres Gatten standen. 

Von 1874 bis zu ihrer letzten Erkrankung wohnte und praktizierte Dr. med. Marie Heim Vögtlin in diesem Haus an der Hottingerstrasse 25 als Frauen- und Kinderärztin. Die Zulassung für eine eigene Arztpraxis wurde ihr 1874 erst nach einer erneuten Intervention ihres Vaters erteilt. 

Die Praxis wurde ausschliesslich von Frauen konsultiert. Das Wartezimmer in ihrer Hottinger Praxis war, nachdem sie im Tagblatt und in der Neuen Zürcher Zeitung annonciert wurde, ständig gefüllt. Marie Heim-Vögtlin konnte sich somit einen hervorragenden Ruf erarbeiten und wurde zu einer der beliebtesten Ärztinnen der Region. 

Den Armen fühlte sie sich durch ihren „Sozialismus der helfenden Tat“ besonders verpflichtet. Sie war dafür bekannt, dass sie sich um die sozialen Notlagen ihrer Patientinnen kümmerte und die Bedürftigen praktisch unentgeltlich behandelte, gegen einen kleinen symbolischen Preis, der verhindern soll, dass sie sich als Almosenempfänger fühlten. 

Abb. 3: Schweizerische Pflegerinnenschule. Die Schweizerische Pflegerinnenschule, auch «Pflegi» gennant, befand sich an der Carmenstrass 40 in Zürich-Hottingen. Die Schule und Klinik wurde 1901 eröffnet. Die Klinik wurde 1998 geschlossen und mit dem Spital Neumünster in Zollikerberg zusammen gelegt. 
ABB. 4: Marie-Heim-Vögtlin-Weg. Der Marie-Heim-Vögtlin-Weg führt uns vom Bahnübergang auf Höhe der Schweighofstrasse 334 entlang der Bahngleise der SZU in Richtung Spital Triemli und endet beim Bahnübergang auf Höhe Hohensteig.
Bildquellen

Abb. 1: Foto von Carla Ammann.
Abb. 2:  Johanna Siebel: Das Leben von Frau Dr. Marie Heim-Vögtlin, der ersten Schweizer Ärztin, Zürich 1919, Vorblatt.
Abb. 3: Ansichtskarte. shorturl.at/ahtBI, 10.04.2
Abb. 4: Foto von Carla Ammann

Literatur

Müller, Verena E.: Marie Heim-Vögtlin – die erste Schweizer Ärztin (1845-1916). Ein Leben zwischen Tradition undAufbruch. Baden 2007.

Gang dur Züri, Ein Rundgang durch das alte und neue Zürich. shorturl.at/dmxB1, 10.04.22