«ICH MÖCHTE NICHT ABSCHLIESSEN – ICH MÖCHTE IMMER NUR ÖFFNEN» – WIE DANIEL HENSELERS POESIE NEUE WELTEN AUFBRICHT

 

Daniel Henseler ist im Kanton Luzern in der Schweiz geboren. Er hat keine direkten familiären Bindungen nach Russland, aber eine tiefe persönliche Faszination für die osteuropäische Kultur entwickelt. Nach seinem Studium der Slawistik und Germanistik in Fribourg, Bern und Moskau widmet er sich nun hauptberuflich als Russisch-Dozent am Sprachenzentrum der Universität und der ETH Zürich der Vermittlung von Sprache und Kultur. Er unterrichtet außerdem Länderkunde Osteuropas an der Universität Basel und hält Lehrveranstaltungen zu russischer und polnischer Literatur in Fribourg. Neben seiner Lehrtätigkeit widmet sich Daniel Henseler auch dem Schreiben. Während der Corona-Pandemie veröffentlichte er 2021 seinen ersten Gedichtband «ich mache mich aus dem staub (graffito)».

© Daniel Henseler c/o Renate Weber

 

A.M.: Was hat Ihr Interesse an slawischen Sprachen geweckt und wie sind Sie dazu gekommen, diese Sprachen zu lernen und zu lehren?

D.H.: Mir war als Kind immer langweilig – bis ich lesen konnte. Ich bin auf dem Land  aufgewachsen – das war in den 1970er und 1980er Jahren. Wir hatten nicht so viel Zugang zu Texten, und das Internet gab es noch nicht. Es war einfach alles sehr reduziert. Das änderte sich, als ich mit 12 Jahren im Gymnasium die ersten Fremdsprachen lernte. Sprachen faszinierten mich sofort, da jede neue Sprache eine neue Welt eröffnete. Zunächst lernte ich Französisch und Englisch, danach aus Interesse Italienisch und Spanisch. Später entwickelte ich ein Interesse für Osteuropa. Es war kommunistisch, fremd, für uns nicht zugänglich. Es gab praktisch keine Informationen darüber. Ursprünglich interessierte ich mich für Rumänien; die slawischen Sprachen kamen erst später hinzu. Mit der Perestroika und Gorbatschow änderte sich die politische Landschaft sehr schnell. Ich machte meine Matura im Mai 1990, nur wenige Monate nach dem Fall der Berliner Mauer. Der Enthusiasmus jener Zeit erfasste auch uns in der Schweiz, obwohl wir ja nicht direkt in den Kalten Krieg verwickelt waren. Aber wir hatten alle das Gefühl, dass jetzt eine neue Welt kommen würde. Ich habe mich dann intuitiv dazu entschieden, Slawistik und Germanistik zu studieren, ohne zu wissen, was ich daraus machen würde. Ich habe schon vorher, aber auch während des Studiums Spaß an Literatur und Sprache gehabt. Später erhielt ich die Möglichkeit zu unterrichten, und dann ist das eine aus dem anderen entstanden.

A.M.: Was verbindet Sie mit Russland und der russischen Kultur? Sind Sie gereist? Was haben Sie dabei erlebt?

D.H: Mein erster Aufenthalt in Russland war 1992 während meines Studiums. Die Sowjetunion gab es nicht mehr, und Russland befand sich in einem Umbruch. Diese Ära, die später als lichie devjanostye1 (Die wilden 1990er) bezeichnet wurde, war für mich der erste Zugang. Es war ein Russland, das absolut im Aufbruch war, in Bewegung. Für viele Menschen war es finanziell und materiell herausfordernd, und obwohl wir als Außenstehende diese Schwierigkeiten wahrnahmen, lag unser Fokus auf dem brodelnden, sich verändernden Russland, das kulturell und menschlich viel versprach. Beobachter und Teil von einem Land zu sein, das sich jetzt verändern wird und vieles verspricht, hat mich stark geprägt. Ich erlebte Russland als ein Land mit immensem Potenzial und Kreativität, getragen von Menschen, die den Willen und die Energie hatten, Neues zu schaffen und Veränderungen herbeizuführen.

In meinen Zwanzigern, die eine prägende Lebensphase waren, erlebte ich Russland in all seinen Facetten. Diese starke Empfindung wurde durch meine Leseerfahrungen und Begegnungen mit verschiedenen Menschen und Gruppen weiter verstärkt und differenziert. Diese Zeit war reich an kulturellen Eindrücken und persönlichen Begegnungen, die mein Verständnis und meine Verbindung zu Russland und der russischen Kultur nachhaltig geprägt haben.

A.M.: Was inspiriert Sie zum Schreiben und wie hat sich Ihre Leidenschaft für Poesie entwickelt?

D.H.: Lesen war für mich schon immer eine große Leidenschaft. Mit der Zeit beschäftigte ich mich mit der Literatur in den Sprachen, die ich lernte, insbesondere mit klassischer schöngeistiger Literatur. Vor meinem Studium las ich hauptsächlich Prosa, doch während des Studiums vertiefte sich mein Interesse an Lyrik. Zufälligerweise habe ich in einem bestimmten Semester sowohl in der Germanistik als auch in der Slawistik fast ausschließlich Veranstaltungen zu Lyrik belegt. Dadurch verstand ich die Bedeutung von Versmaßen, auch im Polnischen und Russischen, und von sprachlichen Traditionen in der Poesie – nicht nur als Ausdruck von Gefühlen, sondern auch als bewusste, kunstvolle Konstruktion.

Erst in meinen Zwanzigern begann ich selbst zu schreiben, im Gegensatz zu vielen, die schon mit 15 Jahren damit beginnen. Diese frühen Texte existieren noch irgendwo, aber sie sind etwas, das ich nicht unbedingt als gültig anerkannt habe.  Ich habe über die Jahre immer ein bisschen geschrieben. Allerdings blieb es für mich eine Nebentätigkeit, die ich nie als Hauptberuf oder Lebensaufgabe gesehen habe. Es war für mich nicht das Wichtigste. Ich hatte auch nie die Vorstellung, dass ich mein Leben danach ausrichten müsse. Das bedeutet dennoch nicht, dass ich das kleinreden möchte. Das Schreiben ist für mich trotzdem von großer Bedeutung, auch wenn es nicht den zentralen Raum in meinem Leben einnimmt. Es ist wichtig, aber nach wie vor eine Nebentätigkeit.

A.M.: Können Sie uns etwas über den kreativen Prozess hinter Ihren Werken erzählen? Wie haben Sie Ihren Stil gefunden?

D.H.: Der Weg zu meinem eigenen Stil hat Zeit gebraucht. Als jemand, der viel liest und sich intensiv mit Literatur auseinandersetzt, bin ich mir der gewaltigen Tradition der deutschen Sprache, meiner Muttersprache – auch wenn ich mit einem Dialekt aufgewachsen bin – sehr bewusst. Wenn man aus der deutschen Sprache kommt, dann hat man wie auch bei anderen großen Sprachen wie dem Russischen, dem Englischen und dem Französischen eine tiefgreifende Tradition. Diese Tradition ist wie ein ständiger Begleiter, der zwar nicht bedrückend wirkt, aber doch immer mitschwingt und präsent ist. Die Herausforderung bestand darin, meine eigene Stimme inmitten dieser Tradition zu finden, was sich erst im Laufe der Zeit entwickelt hat.

Ich hatte immer die Vorstellung: «Wer schreibt, muss sich zu bestimmten Stunden hinsetzen.» Mein kreativer Prozess weicht von dem klassischen Bild ab, das viele vom Schreiben haben. Die Vorstellung, sich zu festen Zeiten an einen bestimmten Ort zu setzen und dort produktiv zu sein, hat bei mir nie wirklich funktioniert. Meine Ideen entstehen meistens unterwegs – ein Gedanke, ein Wort, eine Satzkombination oder eine äußere Inspiration tauchen plötzlich auf. Oft sind diese kurzen Texte schon vollständig in meinem Kopf und ich muss sie anschließend nur noch festhalten. Manchmal merke ich jedoch, dass etwas noch nicht stimmt. In solchen Fällen notiere ich mir das auf meinem Handy oder einem Stück Papier. Es kann Tage oder sogar Jahre dauern, bis der Text vollständig ist und sich alles richtig anfühlt.

Ich glaube, Bewegung löst bei mir das Kreative aus. Beim Joggen, Wandern, Spazierengehen oder sogar während einer Zugfahrt, wenn ich aus dem Fenster schaue, kommen mir oft die kreativsten Ideen. Auch der Austausch mit anderen Menschen, sei es in einem Gespräch oder im Chat, kann eine Quelle der Inspiration sein. Oft nehme ich dabei ein Wort oder einen Gedanken auf, aus dem sich dann ein ganzer Text entwickelt.

A.M.: Sie haben zu Ihren Texten auf SlavicumPress immer ein Bild dabei. Wie suchen Sie dieses aus oder hängt die Auswahl mit diesen Gedanken zusammen?

D.H.: Das ist eine interessante Frage! Als ich eingeladen wurde, meine Gedichte auf SlavicumPress zu veröffentlichen, wurde mir gesagt, dass es dort üblich sei, Texte mit einem passenden Bild zu versehen. Zuvor hatte ich nie darüber nachgedacht, ein Bild mit einem Text zu verbinden. Inzwischen denke ich immer mehr an diese Möglichkeit der Verbindung. Ab diesem Zeitpunkt war die Herausforderung: «Ich brauche ein Foto!» Idealerweise sollte es ein von mir selbst gemachtes Foto sein, aber das funktioniert nicht immer.

Bei dem Gedicht jetzt gibt es nur noch das kurze glück hatte ich zum Beispiel kein passendes Bild. Der Text war für mich noch zu frisch und emotional, sodass ich kein Foto dafür hatte. Für Texte, bei denen ich mehr Abstand gewinnen konnte, durchforste ich meine Fotogalerie und suche eines aus, das irgendwie dazu passt. Dabei geht es mir nicht darum, dass das Bild die Aussage des Gedichts verstärkt oder interpretiert. Vielmehr möchte ich einen Raum oder einen Horizont eröffnen, der es den Lesern ermöglicht, den Text auf ihre eigene Weise wahrzunehmen. Manchmal wähle ich ein Bild, das nicht direkt mit dem Text in Zusammenhang steht, weder örtlich noch inhaltlich. Es soll vielmehr eine zusätzliche Dimension bieten, die den Leser dazu anregen soll, eigene Gedanken zu entwickeln. Ich möchte eigentlich nicht abschließen, ich möchte immer nur öffnen. Die Leser und Betrachter sollen selbst entscheiden, was sie mit dem Text und Bild machen.

A.M.: Welche Themen oder Motive behandeln Sie in Ihren Werken am häufigsten?

D.H.: Meine Themen und Motive können sehr vielfältig sein. Ich setze mir keine festen Schranken und lasse mich von allem Möglichen inspirieren. Oft entsteht ein Gedicht aus dem, was ich unterwegs beobachte oder höre – die umgebende Welt, die Natur, aber auch die Menschen und ihr Verhalten. Ich bin auch stark am Zeitgeschehen interessiert. Das kann manchmal zu einer Reaktion in Form eines Textes führen, muss es aber nicht unbedingt. Wichtiger als das spezifische Thema oder Motiv ist für mich die Option einer gewissen Distanz. Das kann sich in einer Ironisierung oder einem bewussten Zurücktreten äußern. Ich versuche, Dinge aus einer distanzierten Position zu betrachten, um sie differenzierter zu erfassen. Die Natur ist sicherlich ein häufiges Motiv in meinen Texten, aber es kann genauso gut um andere Themen gehen, wie zum Beispiel Glaubensfragen. Auch wenn solche Themen vielleicht nicht in meinen auf SlavicumPress veröffentlichten Gedichten auftauchen, sind sie dennoch Teil meiner Arbeit. Ich lasse mich von verschiedensten Inputs leiten und folge keinem festgelegten Konzept oder einer bestimmten Vorgabe.

A.M.: Sie veröffentlichen Ihre Gedichte auf SlavicumPress. Welche Bedeutung hat diese Plattform für Ihre Arbeit?

D.H.: Wenn ich mich recht entsinne, hatte ich vorher nichts im Internet veröffentlicht. Die Zusammenarbeit mit SlavicumPress kam eher zufällig zustande, da Olga2, die ich schon lange kenne, mich fragte, ob ich nicht etwas publizieren möchte. Seitdem veröffentliche ich hier regelmäßig meine Gedichte.

Im ersten Corona-Sommer 2020, nach dem ersten schwierigem Semester, verspürte ich den Drang, ein Projekt zu beginnen, um diese schwierige Zeit besser durchzustehen. Da ich über die Jahre viele Gedichte gesammelt hatte, entschied ich, einen Verlag für einen Gedichtband zu suchen. Früher hatte ich wenig Interesse daran, mich mit Verlagen und dem ganzen Marketingprozess auseinanderzusetzen. Das war nicht das, was ich wollte. Dennoch habe ich es dann versucht, und es hat funktioniert. So konnte ich ein Jahr später, 2021, meinen ersten Band «ich mache mich aus dem staub (graffito)» veröffentlichen.

Dabei habe ich festgestellt, dass ein gedruckter Band immer noch mehr Anerkennung findet als Texte, die «nur» online veröffentlicht werden. Wenn man diesen gedruckten Band hat, gehen einem plötzlich Türen auf. Das Interesse an den Texten wächst, da ein Buch immer noch eine besondere Wertschätzung erfährt. Denn im Internet kann heutzutage jeder etwas veröffentlichen. Nichtsdestotrotz schätze ich auch die Veröffentlichung im Internet. Ich habe nicht das Gefühl, dass ich meine Texte speziell schützen muss. Mir ist es wichtig, dass meine Texte zirkulieren, gelesen und verstanden werden – und vielleicht sogar Reaktionen hervorrufen. Ich habe kein Problem damit, wenn meine Texte im Netz verbreitet werden, solange sie nicht von jemand anderem als eigene ausgegeben werden.

A.M.: Betrachten Sie Ihre Poesie als digitale Literatur?

D.H.: Ich glaube, für mich persönlich trifft der Begriff Digitale Literatur eigentlich nicht zu, auch wenn er für andere Autoren wichtig sein mag. Zunächst einmal sehe ich das Digitale eher als ein mögliches Medium. Es ist eine Möglichkeit, Texte zu veröffentlichen, die sowohl Vor- als auch Nachteile mit sich bringt. Aber meine Texte schreibe ich nicht mit dem Gedanken an das digitale Format. Vielleicht ist es tatsächlich so, dass einige Texte besser auf digitale Art und Weise und andere vielleicht besser gedruckt unter die Leute gebracht werden. Darüber könnte man diskutieren. Aber ich sehe hier Vor- und Nachteile.

Ein wesentlicher Vorteil bei der digitalen Veröffentlichung als Medium ist zweifellos die Schnelligkeit, mit der Texte einem breiten Publikum zugänglich gemacht werden können. Das ist besonders wertvoll, wenn man sich zu aktuellen Themen äußern oder politische Stellungnahmen abgeben möchte, etwa zu den Ereignissen in Russland oder anderswo. In solchen Fällen ermöglicht das digitale Medium eine unmittelbare und weitreichende Verbreitung, was gerade bei politisch motivierten Autoren, deren Texte einen Manifest-Charakter haben, von großer Bedeutung sein kann. Allerdings ist das nicht mein primäres Ziel. Ein weiterer Vorteil der digitalen Veröffentlichung besteht generell darin, dass man potenziell ein größeres Publikum in kürzerer Zeit erreichen kann.

Auf der anderen Seite sehe ich für meine Gedichte, oder vielleicht auch für die von anderen, die Gefahr, dass das Digitale zum Swipen einlädt. Es verleitet den Leser dazu, schnell weiterzugehen. Meine Gedichte sollen jedoch Raum haben und den Leser dazu einladen, sich Zeit zu nehmen. Es ist eine Art Stopp in diesem Stress des Lebens. Für mich wäre es ideal, wenn man innehält und sagt: «Ok., dann lass ich mich darauf ein!»

A.M.: Ihre Texte sind meist kurz und prägnant, was sie besonders in der heutigen schnelllebigen Welt, in der viele Menschen lange Texte meiden, attraktiv macht. Glauben Sie, dass Ihre Gedichte gerade deshalb im Internet Gefallen finden, weil sie den Leser durch ihre Kürze und Aussagekraft direkt ansprechen?

D.H: Ja, ich stimme Ihnen zu. Meine Texte enthalten – nicht immer, aber oft – eine Pointe oder einen Hauch von Ironie, was sie auf den ersten Blick leicht erfassbar macht und den Leser dazu einlädt, sich vielleicht noch etwas mehr Zeit zu nehmen, um tiefer einzutauchen. Auf der anderen Seite steckt in mir auch der Dozent, der sich natürlich nicht unbedingt mit dieser Entwicklung, dass wir uns zu einer Gesellschaft entwickeln, die nur noch kurze und leichte Inhalte verarbeiten kann, abfindet. Für das Funktionieren unserer Demokratie und unseres gemeinsamen Zusammenlebens halte ich es für wichtig, dass wir auch in der Lage sind, komplexere und längere Texte zu verstehen. Doch beim Schreiben meiner Gedichte steht dieser Anspruch nicht im Vordergrund.

A.M.: Einige Ihrer Gedichte sind ins Russische übersetzt, andere nicht. Wie entscheiden Sie, welche Gedichte übersetzt werden sollen? Oder gibt es zuerst eine russische Variante, die dann ins Deutsche übersetzt wird?

D.H.: Auch das ist sehr unterschiedlich. Ich hatte eigentlich nie den Anspruch, in einer anderen Sprache zu schreiben. Ich bin Perfektionist und traue mir nur zu, in meiner Erstsprache – Deutsch – zu schreiben, obwohl ich denke, dass wir auch unsere Muttersprache unser Leben lang weiter lernen müssen.  Aber wie kam es trotzdem zu meinem ersten Text auf Russisch? Es begann mit dem Gedicht mit dem Whiskey, Viskar‘. Hier gab es einen äußeren Anstoß. Ich stieß auf eine Aufnahme einer spät-sowjetischen Langspielplatte, die zur Zeit der Perestroika und des suchoj zakon3 von irgendwelchen Ärzten produziert worden war. Damals war Autosuggestion populär. Die Idee dabei war, durch das Nachsprechen bestimmter Texte den Trinker aus sich herauszutreiben. Auf dieser Platte sprach eine Person mit gravitätischer, dunkler Stimme immer wieder den Satz: «Я убежден в своей трезвости» – «Ich bin überzeugt von meiner Nüchternheit». Dieser Satz hat mich fasziniert: So grotesk, absurd und gleichzeitig wunderschön. Ein Trinker soll das sagen? Da kam mir der Gedanke: «Was wäre, wenn der Whiskey selbst das sagt?» So entstand der erste russische Text. Eine russischе Freundin empfahl mir dann, anstelle von Виски, Whiskey, Вискарь (Viskar‘) zu schreiben, um es umgangssprachlicher zu machen. Danach habe ich eine deutsche Version verfasst und festgestellt, dass der Satz «Ich bin überzeugt von meiner Nüchternheit» im Deutschen nicht funktioniert – es fehlt der kulturelle Kontext. Ich musste den Text etwas anders gestalten, vielleicht weniger spektakulär, aber das Grundthema blieb: Ein Whiskey, der sich für ganz normal hält, obwohl er es vielleicht doch nicht ist.

Die Übersetzung ins Ukrainische entstand auch eher zufällig. Olga hat einige meiner Gedichte Margaryta4 zugesendet, und sie hat sie daraufhin angeschaut. Ich weiß selbst nicht genau, nach welchen Kriterien sie entschieden hat, welche Texte übersetzt werden sollten. Das spiegelt auch ein wenig meine Arbeitsweise wider: Wenn ich meine Texte veröffentliche, sehe ich sie als Vorschläge. Wenn jemand Interesse daran hat, sie zu übersetzen, mit einem Foto zu ergänzen oder anderweitig zu bearbeiten, bin ich in der Regel ganz offen dafür. Ich freue mich, wenn andere Menschen meine Texte in diesem Sinne «weiterverarbeiten“ möchten. Es ist letztlich eine Mischung aus Zufall und Offenheit, die solche Übersetzungen ermöglicht. Besonders schön finde ich, dass durch die Veröffentlichung meiner Texte oft auch unerwartete Rückmeldungen und neue Perspektiven entstehen.

Es ist tatsächlich oft ein Zufall, aber nicht vollständig dem Zufall überlassen. Ich denke, es liegt auch an den beiden unterschiedlichen Arten von Texten, die ich schreibe. Einige meiner Gedichte spielen intensiv mit den sprachlichen Möglichkeiten des Deutschen, mit Assoziationen, die im Russischen oder Ukrainischen schlicht nicht vorhanden sind. Solche Texte lassen sich nicht ohne Weiteres übersetzen. Falls doch, müsste man sie komplett neu gestalten. Dagegen hätte ich zwar nichts, sehe es aber nicht unbedingt als meine Aufgabe. Ein Beispiel dafür ist der deutsche Ausdruck «Ich mache mich aus dem Staub», der im Sinne von «Ich verschwinde» oder «Ich ziehe ab» funktioniert. Im Russischen lässt sich diese Bedeutung nicht eins zu eins übertragen. Natürlich existiert das semantische Potenzial von Staub und Asche auch in anderen Sprachen, etwa in der biblischen Vorstellung «Wir sind aus Staub und werden zu Staub», doch die gleichzeitige Bedeutung des Verschwindens bleibt dann unübersetzbar. Ein solches Gedicht könnte ich daher nicht ins Russische übertragen. Es gibt jedoch andere Gedichte, die eher eine gedankliche Tiefe besitzen und sich daher besser übersetzen lassen, wie eben das Gedicht zum Whiskey, das sich mit dem Trinken im Allgemeinen, mit den Fragen von Nüchternheit und Betrunkenheit, Klarheit und Unklarheit sowie dem, was als normal und nicht normal betrachtet wird, auseinandersetzt. Das funktioniert schon, solche Themen sind leichter übertragbar. Letztlich sind diese Überlegungen ein wesentlicher Faktor bei der Entscheidung, welche Gedichte übersetzt werden können – doch ein gewisses Maß an Zufall bleibt immer bestehen.

A.M.: In ihrem neusten Gedicht auf SlavicumPress abgeschafft steht am Ende des russischen Gedichts «anti-stich» (Anti-Gedicht) und beim Deutschen «Russland 2024».

D.H.: Es gibt zwei verschiedene Aspekte, wie man das betrachten kann. Für mich sind beide gültig. Ich würde nicht sagen, dass der eine korrekt ist und der andere nicht. Oder dass der eine wichtiger und der andere weniger wichtig. Aber bei diesem Gedicht war die Auswahl der Pointe sehr bewusst. Denn man steht hierbei in anderen Resonanzräumen.

A.M.: Der jeweilige Leser bewegt sich in anderen Dimensionen. Das hatte ich auch so wahrgenommen. Zum einen aus der Perspektive der Länder und zum anderen aus der sprachlichen Perspektive.

D.H.: Die Diskussionen verlaufen in den beiden Sprachräumen unterschiedlich, und das sollte man nicht unterschätzen. Es handelt sich nicht um die gleichen Debatten. Bei meinem deutschen Gedicht hielt ich es für wichtig, klarzustellen, dass ich von Russland spreche. Die gesamte Diskussion über die Bedeutung von raduga, dem Regenbogen, und die damit verknüpfte Unterdrückung der LGBT-Bewegung wollte ich nicht zu deutlich hervorheben. Doch ein Gedanke war plötzlich da: Wenn jemand den Regenbogen nicht mehr haben will, will er im Grunde auch den Himmel nicht mehr. Und der Himmel steht für so viel mehr als nur für das, was wir physisch sehen. Daher dachte ich, es sei notwendig, dem deutschsprachigen Leser diese Dimension verständlich zu machen, indem ich explizit erwähne, dass es sich um einen Text über Russland handelt. Im russischen Text war das nicht nötig. Der Zusammenhang ist ohnehin absolut klar. Für diejenigen, die mit den Diskursen in Russland vertraut sind, ist die Bedeutung des Wortes raduga offenkundig. Der Kontext unterscheidet sich, und daher wäre es zu viel gewesen, in der russischen Variante Rossija (Russland) am Ende zu erwähnen.

Dann habe ich mir weiter überlegt: Was mache ich hier am Ende des Gedichts? Gleichzeitig sind die beiden Wörter stich und anti-stich klanglich nicht allzu weit von Antichrist entfernt, was ebenfalls in die aktuelle Diskussion passt, in der der Westen durch Russland manchmal kollektiv als Satan und Antichrist dargestellt wird. Ironischerweise ist das, was in Russland mit der Abschaffung der Menschlichkeit geschieht, eigentlich das wahrhaft Antichristliche – das klingt in diesem Text nur vage an. Das werden vielleicht nicht alle so sehen, aber ich wollte auch nicht so deutlich «Antichrist» schreiben. Christos kommt im Text vor, aber ich habe mir dann gedacht, Antichrist schwingt als Assoziation bei den Lesern vielleicht ohnehin mit. Man kann in diesem Zusammenhang auch an die so genannte Z-Poesie5 denken. Ich habe keine Lust, so etwas zu lesen. Aber wenn das jetzt Poesie sein soll, dann ist mein Text eben ein Anti-Gedicht. Man muss das nicht unbedingt so interpretieren. Aber es handelt sich hier um eine bewusste Gegenüberstellung der beiden sprachlichen Versionen.

Darüber haben wir bisher noch nicht gesprochen: Am Ende meiner Gedichte füge ich oft, wie Sie schon bemerkt haben, Titel hinzu, die ich bewusst als Nachtitel bezeichne. Sie sind willentlich in Klammern gesetzt und kursiv geschrieben, um eine gewisse Bescheidenheit auszudrücken und sie deutlich vom Gedicht selbst abzugrenzen. Dies steht im Zusammenhang mit dem, was Sie angesprochen haben. Ein Titel, der klassisch am Anfang eines Gedichts steht, kann eine Art «diktatorischen» Charakter haben, um es einmal drastisch auszudrücken. Er wirkt wie eine Vorgabe, die dem Leser vorschreibt, wie er das Gedicht zu verstehen hat. Natürlich ist es wichtig, zum Beispiel bei der technischen Anleitung für eine neue Waschmaschine eine klare Gliederung und Beschriftung zu haben, damit man sich schnell zurechtfindet. Bei einem Gedicht brauchen wir das nicht. Ich möchte, dass die Leser dem Text aufmerksam folgen und die Möglichkeit bekommen, eigene Gedanken zu entwickeln. Sie müssen das nicht, aber sie können. Die Nachtitel sollen dann den Lesern eine «schüchterne», subtile Anregung bieten, wie man den Text vielleicht auch noch verstehen könnte. Auf jeden Fall will ich sie nicht schon von Anfang an in eine bestimmte Richtung lenken. Es geht mir darum, den Lesern die Freiheit zu lassen, ihren eigenen Zugang zu finden. Wenn sie den Vorschlägen folgen, ist das gut; wenn nicht, ist es auch in Ordnung. Es ist mir ein Anliegen, nicht Vorgaben zu machen.

A.M.: Nimmt Ihre Poesie nach dem 24.02.2022 einen anderen Ton an?

D.H.: Natürlich war das auch für mich eine tiefgreifende Erschütterung. Es hat mich fassungslos gemacht, dass solche Ereignisse in unserer Zeit einfach so geschehen können. Es gab daraufhin einige Reaktionen in meinen Texten, wie Sie gesehen haben. Dennoch würde ich nicht sagen, dass sich der Ton meiner Texte grundlegend verändert hat. Vielmehr befrage ich mich jetzt intensiver nach meinem Verhältnis zu Russland und den Menschen dort sowie zur russischen Kultur und der russischsprachigen Welt, sowohl in der Gegenwart als auch in der Vergangenheit.

A.M.: Ihr erstes Gedicht, welches nach dem 24.02. auf SlavicumPress erschienen ist, heißt jetzt gibt es nur noch das kurze glück. Welche Rolle spielte die Poesie für Sie nach diesen Ereignissen?

D.H.: Ja, das war der erste Text, die erste Reaktion auf die Ereignisse. Ich habe ihn mit der Kennzeichnung März 2022» versehen, um deutlich zu machen, dass er in diese Zeit gehört. Der Text ist widersprüchlich: Einerseits äußert er sich, andererseits endet er mit dem Begriff Schweigen. Die Frage, wie angemessen es ist, zu sprechen und was überhaupt gesagt werden kann, ist zentral. Für mich war der Text eher ein Protokoll meiner persönlichen Reaktion. Ich verfasste ihn während eines Spaziergangs an einem noch kühlen Frühlingstag. Die obere Hälfte des Gedichts versucht, das Geschehen einzuordnen, während die untere Hälfte meine unmittelbaren Wahrnehmungen widerspiegelt. Es stellt sich die Frage, ob sich diese beiden Teile irgendwie verbinden und ob es überhaupt noch ein Leben oder Dasein gibt. Ich kann und möchte jedoch nicht versuchen, das Kriegsgeschehen direkt zu kommentieren oder für die betroffenen Menschen zu sprechen. Die Hauptbetroffenen sind die Menschen in der Ukraine. Auf eine andere Weise auch die Menschen in Russland, die gegen diesen Krieg sind. Ich habe nicht die Absicht, für sie zu sprechen oder ihre Erfahrungen zu verallgemeinern. Daher reflektiere ich nur aus meiner eigenen Position heraus.

A.M.: Poesie stellt immer eine Momentaufnahme dar und kann somit gut auf die Geschehnisse reagieren. Sehen Sie sich als einen «Chronisten» der heutigen Zeit?

D.H.: Wenn, dann in einem sehr nicht buchstäblichen Sinne. Es gibt die Zeit vor diesem Februartag und es gibt die Zeit danach. Das ist ein sehr wichtiger Moment, der auch in meinen Gedichten auftaucht. Dann wäre das «Tageschronik». Aber schon viel eher würde ich sagen bin ich «Chronist», indem ich versuche den Leser ein bisschen auf die Seite zu nehmen. Ich versuche, dominantes Denken und Zeitgeist wahrnehmen zu lassen und auch bewusst zu machen, wie stark wir selbst in einer Zeit drinnen sind, die wir – nicht in jeder Hinsicht, aber in mancher – für völlig natürlich und normal halten.

Es ist uns manchmal nicht bewusst, dass wir bestimmte Dinge tun und denken, nur weil es alle anderen ebenfalls tun. Hier kommen in meinen Gedichten Ironie und Distanz ins Spiel. Ich hinterfrage Begriffe und Worthülsen nach ihrem tatsächlichen Sinn. Ich bin eher ein solcher Chronist, der durch Sprache auf diese Phänomene aufmerksam machen möchte. Ich denke, Sprache kann das eben. Das ist das Großartige an der Sprache. Wenn ich etwas bezwecke mit meinen Gedichten, dann ist es das: Ich möchte auf die Sprache aufmerksam machen. Die Kraft der Sprache liegt für mich darin, dass sie uns nicht nur zum Reden bringt, sondern uns auch bewusst macht, was wir sagen und welche Hintergründe damit verbunden sind. Es ist mir wichtig, dass wir uns nicht nur in Worthülsen und Modewörtern verlieren. Egal, ob diese Sprache Fortschritt oder Rückschritt bedeutet, entscheidend ist, dass wir uns immer wieder bewusst machen, was wir sagen und warum wir es sagen. Mich interessiert, wie der Mensch Sprache benutzt und wie die Sprache den Menschen beeinflusst. Wenn man diesen Ansatz mit dem Begriff Chronist verbinden kann, dann bin ich es auf diese Weise auf jeden Fall.

A.M.: Wie beeinflussen Ihre Kenntnisse und Ihr Verständnis der slawischen Kulturen Ihre Arbeit als Dichter?

D.H:  Ich glaube nicht, dass ich eine generelle Regel ableiten könnte, was bei meiner Arbeit passiert. Die Quellen, aus denen ich schöpfe, sind weitreichender als «nur» die slawischen Kulturen. Da ich leidenschaftlich gerne lese, wurde ich von vielen unterschiedlichen Einflüssen geprägt. Es geht nicht darum, etwas epigonal zu übernehmen, sondern darum, sich inspirieren zu lassen und daraus Eigenes zu schaffen.

Zum Beispiel habe ich vom polnischen Dichter Adam Zagajewski6 gelernt, wie man einen erzählerischen Prosastil in Gedichten verwenden kann. Doch anstatt stilistische oder methodische Ansätze einfach zu übernehmen, habe ich mich eher mit den Vorstellungen auseinandergesetzt, was es bedeutet, zu schreiben. In der russischen Kultur gibt es diesen unglaublich starken Kult des Dichters, den ich in dieser Form in kaum einer anderen Kultur kenne. Dieser Gedanke, dass man ständig Dichter sein muss, ist für mich unvorstellbar. Deshalb bezeichne ich mich selbst als «Dichter im Nebenberuf». Das mag für manche unvorstellbar sein, die glauben, man müsse entweder 100% Dichter sein oder gar nicht, doch für mich ist dieser Ansatz passend.

Ich glaube, das läuft auf unterschiedlichen Ebenen ab. Es kann thematisch geprägt sein, man kann von Lektüreerfahrungen beeinflusst werden, es kann vielleicht auch auf formaler Ebene geschehen, oder ich werde durch ein Wort inspiriert. Ich glaube, ich übernehme am ehesten Wörter, die mir beim Lesen oder Zuhören auffallen. Achmatova schrieb einst: Налево беру и направо и все выдаю за свое. (Ich nehme links und rechts und gebe alles als meines aus.)7. Achmatowa sagte damit indirekt: «Я краду.» – «Ich stehle» eigentlich die Wörter. Dieses Bewusstsein, dass man in gewisser Weise «stiehlt» – oder vielleicht treffender gesagt, sich aneignet – ist ganz normal im kreativen Prozess. Aber das bedeutet nicht, dass man diese Einflüsse auf etwas Spezifisches wie eine nationale Tradition zurückführen muss. Ich würde vielmehr von allgemeinen Trends oder Traditionen sprechen, als von etwas typisch Russischem oder Slawischem.

A.M.: Sie haben in Ihren Texten zwei Perspektiven (Russisch / Deutsch). Inwiefern spielt kulturelle Identität eine Rolle in Ihren Texten?

D.H: Ich sehe das eher als eine Möglichkeit, Horizonte zu erweitern. Zudem stehe ich dem heutigen Gebrauch des Begriffs «Identität» kritisch gegenüber. Oft höre ich von jungen Menschen, die mit 15 oder 18 Jahren bereits genau wissen, wer sie sind, und sich klar definieren: «Ich bin das, das und das.» Da bekomme ich ein wenig Panik, weil ich selbst, mit über 50 Jahren, immer noch nicht sicher bin, wer ich eigentlich bin – aber ich genieße es!

Problematisch wird es dann, wenn es zu Festlegungen kommt. Jeder und jede hat das Recht, sich selbst festzulegen. Damit habe ich absolut kein Problem. Wenn man aber beginnt, Festlegungen auf andere auszudehnen, dann wird es für mich problematisch. Ich distanziere mich eher davon und versuche dann, gerade durch die Vielfältigkeit von Einflüssen und Aspekten, dem zu widersprechen. Manchmal bewundere ich Menschen, die immer wissen, wer sie sind, was sie wollen, und die in ihrem Handeln völlig konsequent bleiben. Aber gleichzeitig macht mir diese Unveränderlichkeit Angst. Ich will niemandem etwas unterstellen, aber aus solchen Menschen kann auch ein Guru werden. Nur Gurus stellen keine Fragen mehr, und ihre Anhänger auch nicht. Wenn wir aufhören, Fragen zu stellen, wird es gefährlich. Deswegen sehe ich meine Texte als Werkzeug, um Horizonte zu erweitern. Ob mir das immer gelingt, weiß ich nicht, aber mein Ziel ist es, Horizonte zu eröffnen, anstatt diese zu verschließen.

A: In Ihrem Gedicht abschied vergleichen Sie Russland mit einem «Schwarzen Quadrat». Sie thematisieren das Fehlen von Farben in Ihren Erinnerungen. Können Sie näher erläutern, wie die aktuelle politische Situation Ihre Wahrnehmung von Russland und ihre persönlichen Erinnerungen verändert hat? Welche Rolle spielt dieser Vergleich in Ihrer poetischen Verarbeitung?

D.H: Wie es auch sonst typisch für meine Arbeitsweise ist, entstand dieser Text durch einen Auslöser von außen. Natürlich kennt jeder das «Schwarze Quadrat» von Malevič. Doch mein Text bezieht sich auf eine konkrete Situation. Im Jahr 2023 habe ich eine Russisch-Prüfung abgenommen, bei der die Studierenden in Zweiergruppen ein Thema ziehen und einen Dialog aufführen mussten. Ein Thema war Im Hotel. Die Studierenden zogen ihre Rollen – entweder als Gast oder als Rezeptionist – und sollten in diesem Rahmen miteinander interagieren. Der Gast konnte beispielsweise nach Tipps für Sehenswürdigkeiten fragen. Eine Studentin, die die Rolle der Rezeptionistin übernommen hatte, sagte dann zu ihrem Gesprächspartner: «Gehen Sie ins Zentrum, dort gibt es ein Museum, in dem Sie sich das ‚Schwarze Quadrat‘ ansehen können.» In diesem Moment dachte ich: «Genau das ist es!» – Man kommt nach Russland, und was sieht man? Ein «schwarzes Quadrat.» Der Satz, «Russland ist ein schwarzes Quadrat,“ hat sich dann sofort in meinem Kopf festgesetzt. Für mich war klar, dass dieser Gedanke ein Anknüpfungspunkt sein musste. Das «Schwarze Quadrat» ist ein Bild, das vieles symbolisieren kann. Es steht für die kulturelle Tradition, aber es gibt auch den Streit um die Frage: «Wer war Malevič?» Die Ukrainer beanspruchen ihn für sich, die Polen ebenso, und die Russen ohnehin. Also wem gehört dieses Bild nun?

Dann kommt das Thema der Farblosigkeit auf. Ich frage mich: «Wo sind all die Farben hin? Wo ist mein Russland, das ich einst kannte?» Das «Schwarze Quadrat» führt mich unweigerlich zum Gedanken an ein schwarzes Loch – dieses unergründliche Nichts, das im Kosmos alles in sich aufsaugt. Ist das nun das Ende? Und dann stelle ich mir die Frage: «Was mache ich jetzt mit diesem Quadrat? Wo finde ich es? Im Wohnzimmer? Nein, es ist irgendwo im Estrich8. Kann ich es jemals wiederbeleben? Wird es wieder farbig? Kann ich es verändern? Und welches Erbe nehme ich mit in die Zukunft?»

Ich denke, das sind Fragen, die uns alle beschäftigen. Ich persönlich finde, dass die aktuellen Diskurse über die Dekolonialisierung der gesamten russischen Literatur zu weit gehen. Natürlich ist es wichtig, darüber nachzudenken und die Vergangenheit kritisch zu beleuchten, aber sie ausschließlich durch diese Linse zu betrachten, wird der russischen Literatur nicht gerecht. Ich verstehe und akzeptiere, wenn die Menschen in der Ukraine dies fordern. Gleichzeitig sage ich: Diese Position muss nicht unbedingt die meine sein. Ob es mir in dem Gedicht gelungen ist, das zu zeigen, weiß ich nicht. Aber letztlich geht es auch um eine Selbstbefragung, die wir jetzt alle durchlaufen. Was machen wir mit diesem Erbe? Stimmt unser persönlicher Zugang? Ist das Russland, das ich kennengelernt habe, nun einfach mit einem schwarzen Pinselstrich übermalt? Und wer trägt die Schuld?

Oft frage ich mich, was ich von außen überhaupt tun kann. Ich mache einfach meine Arbeit. Aber die eigentliche Herausforderung liegt bei den Russinnen und Russen, die im Land selbst leben. Sie müssen entscheiden, was sie aus ihrem Land machen wollen oder können. Dieser Gedanke ist vielleicht nicht sehr fair, aber manchmal kommt er mir in den Sinn. Manchmal denke ich: «Macht doch selbst, ich habe damit nichts zu tun. Ich habe keine Großmutter dort, keine Familie. Ich habe immer nur die russische Sprache und die Kultur unterrichtet. Lasst mich in Ruhe mit diesem Krieg und dieser Ideologie!» Das ist dann die emotionale Dimension, die sicher nicht alles erklärt und natürlich nicht sehr adäquat ist.

Was das Digitale angeht, könnte ich meine Antwort vielleicht noch präzisieren. Nehmen wir etwa die Tatsache, dass die lyrische Textform im digitalen Raum bestimmte Gedanken auf eine Weise präsentiert, die deren Wahrnehmung von außen beeinflusst. Das finde ich manchmal faszinierend. Wenn ich ähnliche Aussagen in einem Chat teilen oder in einer Diskussion äußern würde, könnte das leicht einen Shitstorm auslösen. Bestimmte Themen oder Sätze könnten in einem Internetforum sofort auf Widerstand stoßen, aber mit einem Gedicht passiert das eher nicht. Die Gattung der Lyrik bietet daher vielleicht auch einen gewissen «Schutz», weil sie eine anerkannte Form ist. Wie ich bereits erwähnt habe, geht es mir nicht darum, Antworten zu geben, sondern Gedanken freizusetzen – und das kann man mit einem Gedicht tun. Es muss auch nicht direkt eine politische Schlussfolgerung daraus gezogen werden. Ich behaupte nicht: «Jetzt müssen alle Puškin-Denkmäler entfernt werden» oder «Jetzt müssen alle Puškin-Denkmäler wieder aufgestellt werden.» Das Medium der Lyrik schützt den Ausdruck und schafft Raum für Reflexion, ohne sofort Forderungen zu stellen. Im besten Fall trägt das Gedicht dazu bei, die Zwischentöne, die uns heute oft fehlen, wieder ins Bewusstsein zu rufen. Ich habe das Schwarze und die Farben erwähnt, aber am Ende geht es vielleicht gerade um diese Zwischentöne, die den Unterschied ausmachen.

A.M.: Wie nehmen Sie als Autor und Russischdozent die Rolle der russischen Sprache in diesem neuen Kontext wahr? Haben Sie Veränderungen in Bezug auf die russische Sprache und Kultur feststellen können?

D.H.: Ich persönlich habe nicht den Eindruck, dass die russische Kultur hier in der Schweiz «gecancelt» wird. Überall sehe ich Plakate für Konzerte russischer Künstler, Tschaikowsky und Rachmaninoff werden nach wie vor gespielt und Theaterstücke werden weiterhin aufgeführt. Auch der Russisch-Unterricht an Schweizer Gymnasien und Universitäten steht nicht grundsätzlich zur Diskussion. Sicher gab es anfangs eine Phase, die sehr emotional war, ähnlich wie wir das während der Corona-Pandemie erlebt haben. Damals gab es ebenfalls neue, ungewohnte Situationen, in denen alle sehr emotional reagierten – sei es wegen der Masken – und der Impfpflicht oder aufgrund von Einschränkungen im öffentlichen Raum.

Ein konkretes Beispiel: Im April 2022 organisierte die Studierendenschaft der Universität Zürich eine Veranstaltung zum Thema «Vielfalt», wo es darum ging, aufzuzeigen, was an der Universität alles vertreten ist. Wir vom Sprachenzentrum haben uns daran beteiligt. Ich habe einen Crashkurs für Russisch vorgeschlagen. Es gab dann tatsächlich eine Rückmeldung von Seiten der Studierendenschaft, die mit dem Anlass doch eigentlich Vielfalt fördern wollte, ob es denn gegenwärtig angemessen sei, einen Russisch-Kurs anzubieten … Wir sind auf diese Argumentation nicht eingegangen und haben den Kurs trotzdem durchgeführt. Es gab dann schließlich keinerlei Proteste und keine fliegenden Tomaten! Insgesamt nehme ich jedenfalls keinen systematischen Ausschluss der russischen Kultur wahr, und darüber bin ich sehr froh.

Ein anderer Aspekt, den ich beobachte, ist das Imageproblem Russlands und der russischen Kultur. Die Berichterstattung über Russland ist momentan – verständlicherweise – überwiegend negativ. Junge Menschen, die ohnehin in einer herausfordernden Zeit leben – sei es wegen der Pandemie, psychischer Belastungen oder des Klimawandels – sollen sich jetzt noch mit einem Land auseinandersetzen, das fast ausschließlich negative Schlagzeilen liefert? Da kann ich verstehen, dass das Interesse an der russischen Sprache und Kultur momentan nachlässt. Aber «gecancelt» wird sie nicht. Dass die Zusammenarbeit mit russischen Universitäten derzeit unmöglich ist, ist freilich eine andere Geschichte.

A.M.: Merken sie, dass in ihren Kursen oder im Allgemeinen die Studierendenzahlen zurück gehen?

D.H.: Ich denke, es ist ganz unterschiedlich. Ich habe mich mit verschiedenen Leuten in der Schweiz unterhalten. Ich kann mir vorstellen, dass es in Ländern wie Deutschland ähnlich ist. An Volkshochschulen und privaten Sprachschulen gehen die Zahlen zurück. Die Teilnehmenden in diesen Kursen haben oft eine starke berufliche Motivation oder wollen einfach nach Russland reisen. Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Reisen sind aber derzeit nur bedingt möglich. Ich weiß nicht, wie es in der Slawistik ist, aber Russistik als Fach zu wählen, ist natürlich ein gewisser Vorentscheid für die eigene berufliche Zukunft. Ich kann es verstehen, wenn junge Menschen denken: «Ich interessiere mich zwar für Russland, weiß aber nicht, ob es derzeit das richtige Fach ist.» Ich selbst arbeite in einem Sprachenzentrum. Unsere Kursteilnehmenden sehen Sprachen vor allem auch als eine interessante und / oder nützliche Zusatzqualifikation – niemand verbaut sich also gleich seine ganze Zukunft, wenn er jetzt Russisch lernt. Deshalb bleibt bei uns das Interesse an der russischen Sprache bestehen.

An Schweizer Gymnasien werden Russischkurse oft als Freifächer angeboten, und hier verhält es sich vielleicht noch einmal anders. Junge Leute haben heute viel Kontakt zu Geflüchteten aus der Ukraine, die wiederum oft Russisch sprechen. Genau dort entsteht neues Interesse für die Sprache. Interessanterweise habe ich beobachtet – ohne dies werten zu wollen, dass ukrainische Kinder, die jetzt in der Ukraine leben, aufgrund der allgemeinen Situation eher stärker «ukrainisiert» werden als Kinder, die in der Schweiz oder in Deutschland leben und sozusagen den Stand ihrer Familiensprache hierher mitgenommen haben und auch weiterhin Russisch sprechen.

In Wirtschaft und Wissenschaft gibt es im Moment praktisch keine Zusammenarbeit mit Russland. Das ist zwar aufgrund der Ereignisse verständlich, aber auch bedauerlich. Denn gerade jetzt müsste in der Wissenschaft das Interesse an Russland eigentlich wachsen. Wir bräuchten mehr Analysen politologischer, historischer und militärischer Art, und dafür ist die Kenntnis der russischen Sprache unerlässlich. Es liegt auch an den politischen Stellen in Deutschland, der Schweiz und in anderen Ländern, das zu erkennen und zu fördern.  Es wäre unklug, jetzt darauf zu verzichten.

Das Tragischste für die russische Kultur ist meiner Meinung nach das, was Putin gerade damit macht. Obwohl er argumentiert: «Ich will die Rolle Russlands und der russischen Kultur und Sprache stärken», bewirkt er faktisch das Gegenteil. Er hat die Ukrainisierung der Ukraine verstärkt. Außerdem werden aufgrund von Putins Politik voraussichtlich in vielen Ländern, insbesondere in ehemaligen Sowjetstaaten, immer weniger Menschen Russisch lernen wollen. Das ist sehr tragisch. Es ist aber nicht die Schuld derjenigen Menschen, die sich weltweit für die russische Sprache und Kultur eingesetzt haben und auch weiterhin einsetzen.

Russland wird irgendwann wieder eine Rolle spielen – in welcher Form, weiß ich natürlich nicht. Aber wir werden Russland für die russische Sprache brauchen. Russland hat aufgrund seiner Größe und Bedeutung immer eine zentrale Rolle in der russischen Sprachgemeinschaft gespielt. Auf der anderen Seite entwickelt sich die russische Sprache vielleicht vermehrt zu einer polyzentrischen Sprache. Es wird inzwischen immer häufiger von «Russophonie» gesprochen. Mit diesem Begriff möchte man die Sprache ein wenig dezentralisieren. Es ist jetzt wichtig zu zeigen, dass die russische Sprache nicht ausschließlich Russland gehört und schon gar nicht dem Kreml. Wir alle müssen daher Verantwortung übernehmen und diese Sprache ganz selbstbewusst verwenden.

A.M.: An welchen Projekten arbeiten Sie derzeit und was können wir in Zukunft von Ihnen erwarten?

D.H.: Ich hoffe darauf, im nächsten Jahr meinen neuen Band vorstellen zu können! Er ist bereit, und wir sind nun auf der Suche nach Geld für die Publikation!

A.M.: Vielen Dank für dieses Gespräch! Wir warten gespannt auf Ihre neuen Werke!

 

ANMERKUNGEN

1 https://www.dekoder.org/de/gnose/die-wilden-90er.

2 Olga Burenina-Petrova (University of Zurich) – Editor in Chief bei SlavicumPress.

3 Anti-Alkohol-Kampagne in der Sowjetunion 1985–1991.

4 Margaryta Korshun ist Ukrainischlektorin an der Universität Zürich und übersetzt Texte von Daniel Henseler ins Ukrainische.

5 Der neue Trend der Z-Poesie steht im Kontrast zur etablierten professionellen Literatur. Z-Poesie ist eine Form russischer Propaganda, die während des Ukrainekriegs entstanden ist.

6 Adam Zagajewski (1945-2021) war ein bedeutender polnischer Schriftsteller, Lyriker und Essayist.

7 D.H. bezieht sich auf Anna Achmatovas Gedicht Poėt (Tajny remesla) aus dem Jahr 1959.

8 Im Schweizerdeutschen bedeutet das Wort EstrichDachboden (im Estrich meiner Erinnerungen).

 

 

«Я НЕ СТРЕМЛЮСЬ К ЗАВЕРШЕНИЮ, Я ВСЕГДА СТРЕМЛЮСЬ К ОТКРЫТИЮ» —  О ТОМ, КАК ПОЭЗИЯ ДАНИЭЛЯ ХЕНЗЕЛЕРА ОТКРЫВАЕТ НОВЫЕ МИРЫ

 

Даниэль Хензелер уроженец кантона Люцерн в Швейцарии. Он не имеет прямых семейных связей с Россией, но его глубоко увлекает культура Восточной Европы. После изучения славистики и германистики во Фрибурге, Берне и Москве  Даниэль Хензелер посвятил себя преподаванию русского языка и культуры в Языковом центре Цюрихского университета и Высшей технической школы Цюриха. Он также преподает курс региональных исследований Восточной Европы в Базельском университете и читает лекции по русской и польской литературе во Фрибурге. Помимо преподавания, Даниэль Хензелер уделяет время писательской деятельности. Во время пандемии 2021 года он опубликовал свой первый поэтический сборник «ich mache mich aus dem staub (graffito)».

Buchcover: Daniel Henseler, ich mache mich aus dem staub (graffito), Gedichte, mit einem Text von Isabelle Vonlanthen, Umschlagfoto von Thea Sautter, 120 Seiten, Zürich, Edition Howeg, 2021

 

А.М.: Что пробудило Ваш интерес к славянским языкам и как Вы пришли к тому, чтобы изучать и преподавать эти языки?

Д.Х.: В детстве мне всегда было скучно, пока я не научился читать. Я вырос в деревне – в 1970-1980-е годы. У нас не было большого доступа к текстам, а интернета тогда еще не существовало. Все было доступно с большим трудом. Но ситуация изменилась, когда в 12 лет я начал изучать первые иностранные языки в гимназии. Языки сразу же меня очаровали, потому что каждый новый язык открывал для меня новый мир. Сначала я выучил французский и английский, позже, ради интереса, итальянский и испанский. Затем у меня появился интерес к Восточной Европе. Она была для нас коммунистической, чужой и недоступной. О ней практически не было никакой информации. Изначально меня интересовала Румыния; славянские языки вошли в мою жизнь позже. Во время перестройки и правления Горбачева политическая ситуация начала быстро меняться. Я закончил школу всего через несколько месяцев после падения Берлинской стены, в мае 1990 года. Дух энтузиазма того времени охватил и нас в Швейцарии, хотя мы и не были напрямую вовлечены в холодную войну. Но все мы чувствовали, что наступает новый мир. Я интуитивно решил изучать славистику и германистику, не зная, что из этого выйдет. Мне всегда нравились литература и языки, как до, так и во время учебы. Я получил возможность преподавать, и одно стало частью другого.

А.М.: Что связывает Вас с Россией и русской культурой? Вы путешествовали? Что Вы смогли увидеть?

Д.Х.:  Впервые я оказался в России в 1992 году во время учебы. Советского Союза уже не существовало, а Россия находилась в состоянии перемен. Та эпоха, которую позже назовут «лихие девяностые», и стала для меня первым знакомством с Россией – страной, жившей в атмосфере абсолютного подъема, движения. Вместе с тем для многих людей тот период оказался сложным финансовым и материальным испытанием. Но несмотря на то, что мы, сторонние наблюдатели, осознавали трудности времени, все наше внимание было приковано к бурлящей, меняющейся, многообещающей в культурном и человеческом направлениях России. Пребывание в гуще быстро меняющихся событий оказало на меня сильное влияние. Я увидел Россию как страну с огромным потенциалом и стремлением к переменам; страну, в которой люди обладали волей и энергией к тому, чтобы созидать новое и превносить изменения.

В свои двадцать лет (очень важный период жизни) я ощутил Россию во всех ее проявлениях. Мои чувства еще более укрепились и дифференцировались благодаря опыту чтения и встреч с различными людьми и группами. То время было наполнено культурными впечатлениями и личными знакомствами, оказавшими большое влияние на мое восприятие России, на связь с этой страной и ее культурой.

А.М.: Что вдохновляет Вас писать и как возникло Ваше увлечение поэзией?

Д.Х.: Чтение всегда являлось для меня большой страстью. Со временем я заинтересовался литературой, написанной на тех языках, которые я изучал, особенно классической и художественной литературой. До поступления в университет я в основном читал прозу, однако во время обучения возрос интерес к поэзии. Так совпало, что в одном семестре я изучал почти исключительно поэзию, не только на факультете германистики, но и на славистике. В результате я осознал значимость стихотворных метров, в том числе, в польском и русском языках, языковых традиций в поэзии, не только как выражения чувств, но и как сознательного, художественного построения.

Я начал писать только в двадцать лет, в отличие от многих людей, которые начинают писать в пятнадцать. Эти ранние тексты все еще где-то существуют, однако они являются чем-то, что я не всегда признавал годным. На протяжении многих лет я всегда что-то писал. Однако для меня писание оставалось лишь развлечением, которое я никогда не рассматривал как основной вид деятельности или источник заработка. Оно не являлось смыслом  жизни. У меня также никогда не возникало мысли о том, что я должен выстраивать свою жизнь вокруг профессии писателя. Но это не значит, что я хочу принизить значение этой профессии. Литература по-прежнему занимает важную роль в моей жизни, но все же это второстепенное занятие.

А.М.: Можете ли Вы рассказать о творческом процессе, стоящем за Вашими произведениями? Как Вы нашли свой стиль?

Д.Х.: Поиск собственного стиля занял у меня немало времени. Как человек, который много читает и глубоко погружается в литературу, я остро осознаю величие традиций немецкого – моего родного языка, пусть даже я рос в среде, где говорили на диалекте. Когда ты пишешь на немецком языке, как и на других распространенных языках, таких как русский, английский и французский, ты всегда ощущаешь присутствие глубокой традиции. Такая традиция, словно постоянный спутник: она не ущемляет, но всегда присутствует и ощущается. Вызовом для меня стал поиск собственного голоса в рамках этой традиции, на что ушло длительное время.

Я всегда знал: «Тот, кто пишет, должен садиться за работу в определенное время». Однако мой личный творческий процесс отличается от свойственного многим классического понимания писания. Представление о том, что нужно садиться за стол и начинать писать в определенное время, в конкретном месте, у меня никогда по-настоящему не работалo. Мои идеи чаще всего возникают на ходу – какая-то мысль, слово, сочетание фраз или внешнее вдохновение появляются внезапно. Часто эти короткие тексты уже полностью сформированы в моей голове, и мне остается их только записать. Иногда я понимаю, что что-то не так. В таких случаях я записываю идеи на мобильный телефон или на листок бумаги. Могут пройти дни или даже годы, прежде чем текст станет полностью завершенным и правильным по ощущению.

Мне кажется, что движение пробуждает во мне творческую энергию. Во время пробежек, походов, прогулок или даже путешествий на поезде, когда я смотрю в окно, часто приходят самые креативные идеи. Также общение с другими людьми, будь это разговор или переписка, может стать источником вдохновения. Часто я цепляюсь за какое-то слово или мысль, из которых затем развивается целое произведение.

А.М.: Вы всегда прилагаете фотографию к Вашим текстам в SlavicumPress. Как Вы выбираете эти изображения? Связан ли их выбор с Вашими размышлениями?

Д.Х.: Это интересный вопрос! Когда мне впервые предложили опубликовать мои стихи в SlavicumPress, мне сказали, что там принято сопровождать тексты подходящей картинкой. До этого я никогда не думал связывать текст с изображением. С тех пор я все больше думаю о такой возможности соединения. С того момента задача состояла в том, чтобы найти подходящую фотографию. Идеально было бы использовать фото, снятые лично мною, но это не всегда получается.

Например, к стихотворению jetzt gibt es nur noch das kurze glück у меня не было подходящего изображения. Текст был для меня еще слишком свежим и эмоциональным, поэтому у меня не нашлось фото. Для текстов, которые были написаны давно, я находил что-то подходящее из своего личного фотоархива. Мне не важно, чтобы изображение усиливало или интерпретировало смысл стихотворения. Скорее, я хочу открыть пространство, которое позволит читателям воспринимать текст по-своему. Иногда я выбираю изображение, не связанное с текстом ни локально, ни по содержанию. Оно должно предложить дополнительное измерение, которое сможет побудить читателя развивать собственные мысли. Я не стремлюсь к завершению, я всегда стремлюсь к открытию. Читатели и зрители должны сами решать, что они будут делать с текстом и изображением.

А.М.: Какие темы или мотивы Вы чаще всего рассматриваете в своих произведениях?

Д.Х.: Темы и мотивы могут быть самыми разнообразными. Я не устанавливаю жестких границ и позволяю себе вдохновляться самыми разными вещами. Часто стихотворение возникает из того, что я наблюдаю во время путешествий: окружающий мир, природу, а также людей и их поведение или повадки. Я также очень интересуюсь текущими событиями в мире. Иногда это может привести к реакции в форме текста, но не обязательно. Важнее, чем конкретная тема или мотив, – возможность некого отстранения. Что, в свою очередь, может проявляться в иронии или сознательном отступлении. Я стараюсь рассматривать вещи с дистанцированной позиции, чтобы воспринимать их более дифференцированно. Природа, безусловно, является частым мотивом в моих текстах, но могут возникать и другие темы, например вопросы веры. Даже если такие темы не появляются в стихотворениях, опубликованных в SlavicumPress, все равно они – часть моей работы. Я руководствуюсь самыми разными источниками вдохновения и не придерживаюсь какого-либо жестко установленного концепта или определенного требования.

А.М.: Вы публикуете свои стихи на SlavicumPress. Какую роль играет эта платформа в Вашей работе?

Д.Х.: Я не припоминаю, публиковал ли я до этого что-то в интернете. Сотрудничество с SlavicumPress получилось довольно случайно, так как Ольга1, которую я давно знаю, спросила меня, не хочу ли я что-нибудь опубликовать в журнале. С тех пор я регулярно публикую здесь свои стихи.

В первое лето пандемии 2020 года, после сложного семестра, я почувствовал необходимость начать проект, чтобы было легче пережить трудное время. Поскольку за годы работы у меня накопилось много стихов, я решил поискать издателя для поэтической книги. Раньше меня мало интересовало общение с издателями и весь процесс маркетинга. Это было не то, чем я хотел бы заниматься. Тем не менее я попробовал и все получилось. Таким образом, я смог опубликовать свою первую книгу ich mache mich aus dem staub (graffito) год спустя, в 2021 году. Я понял, что печатный сборник по-прежнему получает больше признания, чем тексты, опубликованные в интернете. Когда у тебя есть книга в печатном виде, перед тобой неожиданно открываются новые возможности. На сегодняшний день каждый из нас может опубликовать что-то в интернете. Тем не менее, я также ценю публикации в интернете. У меня не возникло чувство, что я должен защищать свои тексты каким-то особым образом. Мне важно, чтобы мои тексты циркулировали, были читаемы и поняты, и, возможно, даже вызывали реакцию. Я не возражаю против того, чтобы мои тексты распространялись в интернете, при условии, что они не будут выдаваться кем-то другим за собственные.

А.М.: Относите ли Вы свою поэзию к жанру дигитальной литературы?

Д.Х.: Я думаю, что термин «дигитальная литература» не совсем соответствует моей работе, даже если он может быть значим для других авторов. Прежде всего, я рассматриваю дигитальную литературу скорее как некую возможную форму подачи. Это способ публикации текстов, который имеет как преимущества, так и недостатки. Я не пишу свои тексты, ориентируясь на дигитальный формат. Возможно, действительно, некоторые тексты лучше публиковать в электронном виде, а другие, лучше в печатном. Об этом можно порассуждать. Но я вижу здесь как преимущества, так и недостатки.

Одним из главных преимуществ электронных публикаций, несомненно, является скорость, с которой тексты доходят до широкой аудитории. Это особенно ценно, если требуется прокомментировать актуальные проблемы или сделать политические заявления, например, о событиях в России или в других местах. В таких случаях дигитальная среда обеспечивает мгновенное и широкое распространение, что может быть особенно важно для политически настроенных авторов, чьи работы носят характер манифеста. Однако, это не является моей главной целью. Еще одно преимущество электронной публикации – потенциальная возможность охватить большую аудиторию за более короткое время.

С другой стороны, я вижу определенную опасность как для своих стихотворений, так и возможно, для стихотворений других авторов, в том, что дигитальный формат побуждает читателя «свайпать» тексты. Это склоняет читателя к тому, чтобы быстро переходить к следующему тексту. Мои стихотворения должны иметь пространство и приглашать читателя уделить себе время. Это своего рода остановка в стрессовом потоке жизни. Для меня было бы идеально, если бы читатель остановился и сказал: «Хорошо, я готов погрузиться в это!»

А.М.: Ваши тексты кратки и лаконичны, что делает их особенно привлекательными в наше время, когда многие люди избегают длинных текстов. Считаете ли Вы, что Ваши стихи находят отклик в интернете именно потому, что они короткие и выразительные, и, тем самым, напрямую обращаются к читателю?

Д.Х.: Да, я с Вами согласен. В моих текстах – не всегда, но часто – присутствует некая острота или оттенок иронии, что делает их с первого взгляда легко воспринимаемыми и, возможно, побуждает читателя, уделить чтению немного больше времени, чтобы погрузиться в тексты глубже. С другой стороны, во мне также живет преподаватель, который, конечно, не совсем мирится с тем фактом, что наше общество развивается в сторону восприятия только коротких и легких текстов. Для функционирования нашей демократии и нашего совместного сосуществования я считаю важным, чтобы мы также были способны понимать более сложные и длинные тексты. Для создания же моих стихов они не играют роли.

А.М.: Некоторые из Ваших стихотворений переведены на русский язык, другие – нет. Как Вы решаете, какие стихи должны быть переведены? Или же сначала создается русская версия, которая затем переводится на немецкий?

Д.Х.: Это также происходит по разным причинам. Я никогда не стремился писать на другом языке. Я перфекционист и доверяю себе писать только на своем родном языке – немецком, хотя считаю, что мы также должны продолжать изучать свой родной язык на протяжении всей жизни.  Но как же все-таки появился мой первый текст на русском? Все началось со стихотворения Вискарь. Здесь произошел внешний импульс. Мне попалась запись позднесоветской грампластинки, выпущенной во времена Перестройки и сухого закона какими-то врачами.  В то время было популярно внушение2. Идея заключалась в том, чтобы, повторяя определенные фразы, «изгнать» из себя алкоголика. На этой записи человек с серьезным, темным тембром голоса многократно повторял фразу: «Я убежден в своей трезвости». Это фраза меня заворожила: такая гротескная, абсурдная и прекрасная одновременно. Разве это мог сказать пьющий человек? Тогда мне пришла в голову мысль: «А что, если это говорит само виски?». Так появился первый русский текст. Одна русскоязычная подруга посоветовала мне вместо «виски» использовать слово «вискарь», чтобы сделать текст более разговорным. Затем я написал немецкую версию и обнаружил, что фраза «Я убежден в своей трезвости» на немецком не работает – не хватает культурного контекста. Мне пришлось немного изменить текст, возможно, сделать его менее эффектным, но основная идея осталась: Виски, которое считает себя абсолютно нормальным, хотя, возможно, это не так.

Перевод на украинский язык также возник случайно. Ольга отправила Маргарите3 несколько моих стихотворений, и она их просмотрела. Я сам точно не знаю, по каким критериям было решено, какие тексты переводить. Это отчасти отражает и мой подход к работе: когда я публикую свои тексты, я рассматриваю их как предложения. Если кто-то хочет их перевести, дополнить фотографией или как-то иначе обработать, я открыт для сотрудничества. Мне приятно, когда другие люди таким образом «развивают» мои тексты. В конечном счете, именно сочетание случайности и открытости делает такие переводы возможными. Особенно приятно, что благодаря публикации моих текстов часто возникают неожиданные отклики и новые перспективы.

Действительно все часто бывает случайностью, но отдано не полностью на волю случая. Что связано, как мне кажется, с двумя разными типами текстов, которые я пишу. Некоторые мои стихотворения интенсивно играют с языковыми возможностями немецкого, с ассоциациями, которые просто отсутствуют в русском или украинском языках. Такие тексты сложно переводить напрямую. Если бы кто-то и попытался, то пришлось бы их полностью переосмыслить. Я бы не возражал, но не считаю это своей задачей. Например, немецкое выражение «ich mache mich aus dem staub»4 означает «Я исчезаю» или «Я ухожу». В русском языке весь смысл не передашь. Конечно, семантический потенциал пыли и праха существует и в этих языках, например, в библейском представлении „Из праха созданы и в прах обратимся“, но одновременное значение исчезновения в переводе не передается. Поэтому такое стихотворение я не могу перевести на русский. Однако есть и другие стихи, которые имеют, скорее, идейную глубину и поэтому легче поддаются переводу, как, например, стихотворение о виски, которое касается темы пьянства в целом, вопросов трезвости и опьянения, ясности и неясности, а также того, что считается нормальным и ненормальным. Такие темы легче переносятся в другой язык. В конечном счете, эти соображения являются важным фактором, влияющим на то, какие стихи можно перевести – но определенная доля случайности всегда присутствует.

 A.M.: В Вашем последнем стихотворении в SlavicumPress abgeschafft в заключении русского варианта текста написано «анти-стих», а в немецком варианте – «Россия 2024».

Д.Х.: Есть два разных взгляда. Для меня оба аспекта верны. Я бы не сказал, что один из них правильный, а другой – нет. Или один из них более важен, а другой – менее. Но в стихотворении abgeschafft выбор финальной строки был очень осознанным, так как в данном случае мы находимся в разных резонансных пространствах.

А.М.:   Соответственно, читатель передвигается в других пространствах. Я тоже так воспринимаю смысл текста. Во-первых, со страноведческой, а во-вторых, с языковой точки зрения.

Д.Х.: Верно, обсуждения в двух языковых пространствах протекают по-разному, и это не следует недооценивать. Это не одни и те же дебаты. В моем немецком стихотворении мне показалось важным прояснить, что речь идет о России. Я не хотел слишком явно акцентировать внимание на обсуждении значения слова «Радуга» и связанного с ним подавления ЛГБТ-движения, но эта мысль неожиданно возникла. Если кто-то больше не хочет видеть радугу, то, по сути, он не хочет видеть и небо. А небо символизирует гораздо больше, чем просто то, что мы реально видим. Поэтому я посчитал необходимым разъяснить это измерение немецкоязычному читателю, прямо указав, что этот текст о России. В русском тексте в этом не было необходимости. Контекст и так абсолютно ясен. Для тех, кто знаком с дискурсами, значение слова «Радуга» очевидно. Контексты различаются, и поэтому было бы излишним упоминать «Россию» в конце русского текста.

Затем я подумал: что я сделаю здесь, в конце стихотворения? В то же время, слова стих и антистих фонетически не так уж далеки от антихриста, что тоже перекликается с современной риторикой, в которой Запад иногда коллективно изображается Россией как сатана и антихрист. Ирония заключается в том, что то, что происходит в России с уничтожением человечности, по-настоящему и есть антихристианское – эта мысль только слегка затронута в тексте. Возможно, не все воспримут это так, но я и не хотел прямо упоминать «антихриста». В тексте уже присутствует Христос, но я подумал, что Антихрист в любом случае вызовет у читателей ассоциации. В этом контексте можно вспомнить и так называемую Z-поэзию. Я не хочу ее читать. Но если она считается поэзией, то мой текст – анти-стих. Нужно не обязательно интерпретировать именно так. Но это намеренное сопоставление двух языковых вариантов.

Поговорим на эту тему. Как Вы уже заметили, я часто добавляю в конце своих стихотворений названия, которые осознано называю «пост-заголовками». Они намеренно помещены в скобки и выделены курсивом, чтобы выразить определенную скромность и четко отделить их от самого стихотворения. Это связано с тем, что Вы уже упомянули. Заголовок, который классически стоит в начале стихотворения, может иметь, если выразиться резко, своего рода «диктаторский» характер. Оно действует как указание, которое предписывает читателю, как следует понимать стихотворение. Конечно, важно иметь четкую структуру и обозначения в технических инструкциях, например, к новой стиральной машине, чтобы можно было бы быстро сориентироваться. В стихотворении такого не требуется. Я хочу, чтобы читатели внимательно следовали за текстом и в итоге получили возможность развить свои собственные мысли. Что не обязательно, но возможно. Пост-заголовки должны предлагать читателю «скромный», тонкий намек на то, как может быть понят текст. В любом случае, я не хочу с самого начала направлять мысли в определенное русло. Моя цель – дать читателям свободу найти свой собственный подход. Если они последуют предложениям, это хорошо; если нет – тоже хорошо. Мне бы хотелось, чтобы первоначальная ориентация не стала слишком навязчивой.

А.М.: Стали ли Ваши стихи звучать по-другому после 24 февраля 2022 года?

Д.Х.: Безусловно, те события стали для меня глубоким потрясением. Я был поражен тем, что они могут происходить в наше время. Как Вы могли заметить, в моих текстах действительно появились некоторые отклики. Тем не менее, я бы не сказал, что основной тон моих текстов изменился. Скорее, я сейчас более глубоко размышляю о своем отношении к России и людям, а также к русской культуре и русскоязычному миру, как в настоящем, так и в прошлом.

А.М.: Ваше первое стихотворение, опубликованное на SlavicumPress после 24 февраля, называется jetzt gibt es nur noch das kurze glück. Какую роль сыграла для Вас поэзия после этих событий?

Д.Х.: Да, это был первый текст, первая реакция на происходящее. Я обозначил его «март 2022», чтобы подчеркнуть, что он относится к этому периоду. Текст противоречив: с одной стороны, он высказывается, с другой стороны, заканчивается словом «молчание». Вопрос о том, насколько уместно говорить и что вообще можно сказать, является центральным. Для меня этот текст был, скорее, свидетельством моей личной реакции. Я написал его в прохладный весенний день, во время прогулки. В верхней части стихотворения я пытаюсь осмыслить происходящее, в то время как нижняя часть отражает мои непосредственные восприятия. Возникает вопрос, соединяются ли эти две части каким-то образом и существует ли вообще еще жизнь или бытие. Однако я не могу и не хочу пытаться комментировать события войны напрямую или говорить за людей. Главные пострадавшие – люди в Украине. Иным образом, люди в России, которые против этих событий. Я не собираюсь говорить за них или обобщать их переживания. Поэтому я просто отражаю свои собственные ощущения.

А.М.: Поэзия всегда представляет собой мгновенную фотосъемку, поэтому она чутко реагирует на происходящее. Считаете ли Вы себя «летописцем» нашего времени?

Д.Х.: Возможно, но только не в буквальном смысле. Есть время до 24.02. и время после. Очень важный момент, который присутствует и в моих стихотворениях. Cвоего рода, «хроника дня».  Но я бы сказал, скорее, что являюсь «летописцем», пытающимся привлечь внимание читателя. Я стараюсь прояснить, что такое авторитарное мышление и дух времени, а также дать понять, насколько сильно мы сами в плену у времени, которое считаем, не во всех отношениях, но в некоторых, совершенно естественным и нормальным.

Иногда мы не осознаем, что совершаем определенные поступки и думаем  определенным образом только потому, что все вокруг тоже так делают и думают. Именно здесь в моих стихах проявляется ирония и дистанция. Я тщательно анализирую термины и бессодержательные фразы, исследуя их истинный смысл. Я больше склонен к тому, чтобы быть летописцем, который посредством языка обращает внимание на данные явления. Мне представляется, что язык обладает такой способностью. В ней – великое достоинство языка. Если я чего-то хочу, то пытаюсь привлечь внимание к языку. Сила языка, по моему мнению, заключается в том, что он побуждает нас не только говорить, но и осознавать, что и по какой причине мы говорим. Для меня важно не потеряться в пустых фразах и модных словах. Независимо от того, означает ли язык прогресс или регресс, важно, чтобы мы постоянно осознавали, что и почему мы говорим. Меня интересует, как человек использует язык и как язык влияет на человека. Если можно сравнить подобный подход с термином «летописец», тогда я – летописец.

А.М.: Каким образом Ваши знания и восприятие славянских культур влияют на Ваше творчество?

Д.Х.: Я не думаю, что могу вывести общее правило, что именно происходит во время моей работы. Источники, из которых я черпаю вдохновение, более обширны, чем «просто» славянские культуры. Поскольку я заядлый читатель, на меня оказало влияние множество различных факторов. Главное – не бездумно перенимать что-то, а вдохновляться и создавать свое.

Например, у польского поэта Адама Загаевского5 я научился использовать в стихах нарративный прозаический стиль. Но вместо того, чтобы просто перенять стилистические или методологические подходы, меня больше интересовали мысли о том, что значит писать. В русской культуре существует невероятно сильный  культ поэта;  такой, какой мне я не встречал ни в одной другой культуре. Мысль о том, что нужно постоянно быть поэтом, для меня неприемлема. Вот почему я называю себя «поэтом по совместительству». Что, возможно, покажется неприемлемым тем людям, которые полагают, что поэтом нужно быть либо на сто процентов, либо вообще не быть, но для меня такая позиция является верной.

Я думаю, что это происходит на разных уровнях. Могут иметь место тематическое влияние, опыт чтения, вероятно, также формальное или вдохновленное каким-то словом. Я думаю, что чаще всего перенимаю слова, которые привлекают мое внимание, когда я их читаю или слушаю. Ахматова однажды сказала: «Налево беру и направо и все выдаю за свое.»6 Что, своего рода, осознание того, что в некотором смысле я, скажу это грубо, «краду». Ахматова косвенно имела в виду, что она «крадет» слова. То есть осознание того, что мы в некотором смысле «крадем» – или, возможно, точнее сказать, присваиваем – это вполне нормальная часть творческого процесса. Подобное не означает, что влияния нужно отнести к чему-то конкретному, к национальной традиции, например. Я бы, скорее, говорил о общих трендах или традициях, чем о чем-то типично русском или славянском.

А.М.: В Ваших текстах присутствуют две точки зрения – русская и немецкая. Какую роль играет культурная идентичность в ваших текстах?

Д.Х.: Я рассматриваю последнюю, скорее, как способ расширить горизонты. Но к тому же критически отношусь к современному употреблению термина «идентичность». Часто я слышу от молодых людей, которые в свои 15 или 18 лет уже точно знают, кто они, и четко определяют себя: «Я такой, такой-то или такой-то» Меня это немного пугает, потому что я сам, будучи за 50, все еще не уверен, кто я, – и я наслаждаюсь этим! Проблематично становится, когда начинаются жесткие установки. Каждый и каждая имеет право определить себя. С этим у меня нет никаких проблем. Но когда люди начинают распространять личные установки на других, тогда возникают проблемы. Здесь я стараюсь дистанцироваться. А затем пытаюсь, именно из-за разнообразных влияний и аспектов, противоречить этому. Иногда я восхищаюсь людьми, которые всегда знают, кто они, чего хотят и которые остаются совершенно последовательными в своих действиях. Но одновременно подобная неизменность меня пугает. Я не хочу никого ни в чем обвинять, но в данном случае такие люди могут стать с тем же успехом лидером или гуру. Только гуру перестают задавать вопросы, так же, как и их ученики. Если же мы перестанем задавать вопросы, то можем оказаться в опасном положении. Поэтому я рассматриваю свои тексты как инструмент для открытия горизонтов. Не знаю, всегда ли мне это удается, но моя цель – открывать горизонты, а не закрывать их.

 А.М.: В стихотворении abschied Вы сравниваете Россию с «Черным квадратом»; говорите об отсутствии красок в Ваших воспоминаниях. Можете ли Вы подробнее объяснить, как текущая политическая ситуация изменила Ваше восприятие России и личные воспоминания? Какую роль данное сравнение играет в Вашей поэтической обработке?

Д.Х.: Как это обычно бывает в моей работе, текст появился в результате внешнего импульса. Конечно, все знакомы с «Черным квадратом» Малевича. Но мой текст связан с весьма конкретной ситуацией. В 2023 году я проводил экзамен по русскому языку, где студенты должны были в парах выбрать тему и разыграть диалог. Одной из тем былo «В гостинице». Студенты распределили между собой роли – гостя либо администратора – и должны были взаимодействовать в этом контексте. Например, гость мог попросить рекомендацию, какие места стоит посетить. Одна студентка, которая играла роль администратора, сказала своему собеседнику: «Поезжайте в центр города, там есть музей, где можно увидеть «Черный квадрат». В тот момент я подумал: «Вот оно!». – Вы приезжаете в Россию и что Вы видите? «Черный квадрат». Эта фраза, «Россия – это черный квадрат», засела у меня в голове. Мне сразу стало ясно, что возникшая мысль должна стать исходной точкой. «Черный квадрат» –картина, способная символизировать многое. Она олицетворяет культурную традицию, но также вызывает споры по вопросу: «Кем был Малевич?». Украинцы считают его своим, поляки – тоже, русские – тем более. Так кому же принадлежит эта картина?

Потом возникает тема отсутствия красок. Я задаюсь вопросом: «Куда делись все цвета? Где та Россия, которую я когда-то знал?» «Черный квадрат» неизбежно наводит меня на мысль о черной дыре – непостижимом небытии, которое поглощает все в космосе. Неужели это конец? И тогда я спрашиваю себя: «Что мне теперь делать с этим квадратом? Где я его найду? В гостиной? Нет, он где-то на чердаке моих воспоминаний. Смогу ли я когда-нибудь оживить его? Станет ли он снова цаетным? Смогу ли я изменить его? И какое наследие возьму с собой в будущее?»

Думаю, это вопросы, которые волнуют всех нас. Лично я считаю, что текущие дискуссии о деколонизации всей русской литературы заходят слишком далеко. Конечно, важно размышлять и критически осмысливать прошлое, но рассматривать всю литературу исключительно через такую призму – недостойно по отношению к русской литературе. Я понимаю и принимаю, что люди в Украине требуют этого. Однако это не моя позиция. Удалось ли мне выразить свою точку зрения в стихотворении – не знаю, но в итоге речь идет о самопознании, через которое мы все сейчас проходим. «Что мы делаем с наследием? Соответствует ли наш личный подход действительности? Неужели та Россия, которую я помню, теперь просто закрашена черной краской? Кто виноват?»

Я часто задаюсь вопросом, что я вообще могу сделать со стороны. Я занимаюсь своей работой. Но настоящая задача стоит перед россиянами, которые живут в самой стране. Они должны решить, чего они хотят или что могут сделать со своей страной. Подобная мысль может показаться несправедливой, но иногда она приходит мне в голову. Порой я думаю: «Разбирайтесь сами, я тут ни при чем. У меня там нет ни бабушки, ни семьи. Я всегда только преподавал русский язык и культуру. Оставьте меня в покое с этой войной и этой идеологией!» Это эмоциональный аспект, который не объясняет все и не является полностью справедливым, и, конечно, он не очень адекватный.

Что касается дигитального, возможно, мне стоит немного уточнить свой ответ. Уже сам факт того, что лирическая текстовая форма представляет определенные мысли таким способом, что, в свою очередь, влияет на их восприятие извне. Иногда меня это захватывает. Однако если бы я высказывал подобные утверждения в чате или в дискуссии, то легко бы вызвал бурную негативную реакцию. Определенные темы или фразы могут сразу встретить в интернетном форуме сопротивление, но со стихами этого не происходит. Жанр лирики, возможно, предоставляет некую «защиту», так как это признанная форма. Как я уже упоминал, моя цель не в том, чтобы давать ответы, а в том, чтобы высвобождать мысли. Это можно сделать с помощью стихотворения. Из стихотворения не делается прямого политического вывода. Я не утверждаю: «Теперь все памятники Пушкину нужно убрать» или «Теперь все памятники Пушкину нужно вернуть на место». Форма лирики защищает выражение и создает пространство для размышлений, не предъявляя немедленных требований. В лучшем случае стихотворение помогает вернуть в сознание те оттенки, которых нам сегодня часто не хватает. Я упомянул черное и цветное, но в конце концов, возможно, что как раз оттенки и имеют значение.

A.M.: Как автор и преподаватель русского языка, каким образом Вы лично воспринимаете роль русского языка в этом новом контексте? Заметили ли Вы изменения, касающиеся русского языка и культуры?

Д.Х.: Лично у меня нет ощущения, что русская культура здесь, в Швейцарии, подвергается «отмене». Повсюду видны афиши концертов русских артистов, по-прежнему исполняются произведения Чайковского и Рахманинова, а также продолжают ставить театральные пьесы. Преподавание русского языка в швейцарских гимназиях и университетах также не ставится под вопрос. Конечно, в начале был период, который был очень эмоциональным, подобный тому, который мы переживали во время пандемии. Тогда тоже возникали новые, непривычные ситуации, на которые все реагировали очень эмоционально – будь то из-за масок, вакцинации или ограничений в общественных местах.

Приведу конкретный пример: в апреле 2022 года студенческое сообщество Цюрихского университета организовало мероприятие на тему «Разнообразие», целью которого было показать, что представлено в университете. Мы из Языкового центра тоже приняли участие. Я предложил краткий курс русского языка. Затем oт студенческого сообщества, которое с помощью этого мероприятия хотело поспособствовать тематическому разнообразию, действительно поступил вопрос о том, уместно ли предлагать курс русского языка на фоне текущих событий… Мы не отреагировали на высказанный аргумент, и все равно провели курс. В итоге обошлось без протестов или попыток забросать нас помидорами. Словом, я не замечаю систематического исключения русской культуры, и это меня очень радует.

Другой аспект, наблюдаемый мною, – проблема имиджа России и русской культуры. В настоящее время освещение России в СМИ, по понятным причинам, в основном негативное. Молодые люди, которые и без того живут в непростое время – будь то из-за пандемии, психологических нагрузок или изменений климата, – теперь должны еще и разбираться со страной, которая практически всегда попадает в заголовки с негативной окраской? Я могу понять, почему интерес к русскому языку и культуре в настоящее время ослабевает. Но «отмены» не происходит. То, что сотрудничество с российскими университетами сейчас затруднено или нежелательно, – другая история.

A.M.: Замечаете ли Вы, что количество студентов на Ваших курсах и общий поток студентов снижается?

D.H.: Думаю, это зависит от сферы. Я разговаривал с разными людьми в Швейцарии и могу предположить, что в таких странах, как Германия, ситуация схожа. В институтах и частных языковых школах количество учащихся снижается.Слушатели курсов часто имеют большую профессиональную мотивацию или просто хотят побывать в России. Однако в настоящее время экономическое сотрудничество и путешествия возможны лишь в ограниченном объеме. Я не знаю, как обстоят дела со славистикой, но выбор русистики как специальности – это, конечно, определенное предварительное решение для собственного профессионального будущего. И понимаю, когда молодые люди думают: «Я интересуюсь Россией, но не знаю, подходит ли мне такой предмет в данный момент». Я работаю в языковом центре. Наши студенты рассматривают языки прежде всего как интересную и/или полезную дополнительную квалификацию – поэтому никто из изучающих сегодня русский язык не лишает себя будущих возможностей. Поэтому у нас сохраняется интерес к русскому языку.

В швейцарских гимназиях уроки русского часто предлагаются как факультативные, и здесь ситуация, вероятно, немного иная. Сегодня у молодых людей много контактов с беженцами из Украины, которые часто в свою очередь говорят по-русски. Именно поэтому появляется новый интерес к русскому языку. Я обратил внимание – не давая оценки – украинские дети, живущие сейчас в Украине, в силу общей ситуации, более «украинизированы», чем дети, проживающие в Швейцарии или Германии, взявшие с собой сюда язык своей семьи и продолжающие говорить по-русски.

В сфере экономики и науки в данный момент практически ничего не происходит. Учитывая все события, это вполне объяснимо, но в то же время печально. Ведь как раз именно сейчас в научном сообществе должен был бы расти интерес к России. Нам нужны более глубокие политологические, исторические и военные анализы, для которых язык имеет решающее значение. Политические круги в Германии, Швейцарии и других стран, также должны это осознавать и продвигать. Было бы неразумно сейчас от этого отказываться.

На мой взгляд, самым трагичным для русской культуры является то, что Путин с ней делает. Хотя он утверждает: «Я хочу укрепить роль России и русской культуры и языка!», он фактически добивается обратного. Он усилил украинизацию Украины. Более того, из-за политики Путина все меньше и меньше людей во многих странах, особенно в бывших советских республиках, хотят учить русский язык. Это очень трагично. И здесь нет вины тех людей, которые боролись и продолжают бороться за русский язык и культуру во всем мире.

Когда-нибудь Россия снова будет играть важную роль, но в какой форме, конечно, я не знаю. Но Россия нам понадобится для русского языка. В силу своих масштабов и значимости Россия всегда играла центральную роль в русскоязычном сообществе.  С другой стороны, русский язык, возможно, все больше превращается в «полицентричный» язык. Все чаще говорят о «русофонии», чтобы немного децентрализовать язык. Сейчас важно показать, что русский язык не принадлежит исключительно России, и тем более Кремлю. Поэтому мы все должны взять на себя ответственность и  с уверенносью использовать этот язык.

А.М.: Над какими проектами Вы работаете в данный момент и что мы можем ожидать от Вас в будущем?

Д.Х.: Я надеюсь, что смогу представить свой новый том в следующем году! Он уже готов, и сейчас мы ищем деньги на его издание!

А.М.: Большое спасибо за беседу! Мы с нетерпением ждем Ваших новых произведений!

 

ПРИМЕЧАНИЯ

1 Ольга Буренина-Петрова (Цюрихский университет) – главный редактор SlavicumPress.

2 Cуггестия: Психологическое влияние на сознание человека, в результате которого он некритически принимает убеждения и установки.

3 Маргарита Коршун – преподаватель украинского языка в Цюрихском университете, переводит тексты Даниэля Хензелера на украинский язык.

4 Немецкое выражение «Ich mache mich aus dem Staub» – разговорное выражение, означающее, что кто-то быстро и незаметно исчезает или скрывается. В русском языке нет прямого эквивалента, содержащего такое же сочетание буквального («пыль») и переносного («исчезнуть») значений, поэтому для сохранения смысла в русском языке можно выбрать аналогичный перевод: «Я испарюсь» или «Я уйду незаметно» – данные варианты отражают идею быстрого и незаметного исчезновения. В качестве альтернативы можно оставить образный аспект «пыли», если необходимо сохранить поэтический образ в фокусе: «Я рассыплюсь в пыль» – буквально переводится как «Я рассыпаюсь в пыль» и сохраняет образ пыли, косвенно намекая на смысл исчезновения.

5 Адам Загаевский (1945–2021) – известный польский писатель, поэт и эссеист.

6 Д.Х. ссылается на стихотворение Анны Ахматовой Поэт (отрывок из произведения «Тайны ремесла») 1959 г.

 

Daniel Henseler, University of Zurich

Anna Medzhydova, University of Konstanz

 

Edited by: Anna Krutsch, Educational Institution called „FAB gGmbH für Frauen Arbeit Bildung“, Friedberg and Maria Mackert, University of Konstanz

 

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