Veröffentlicht am

Digital Humanities-Panels an den Schweizerischen Geschichtstagen

Vom 7.-9. Februar finden dieses Jahr die Schweizerischen Geschichtstage in Fribourg unter dem Leitmotive „global – lokal“ statt (http://www.geschichtstage.ch/). Ein Anlass der besonderen Grösse: beinahe 500 Personen tragen in 90 Panels etwas zu dieser Tagung bei. Angesichts dieser Zahlen ist die Anzahl Panels, die sich mit dem Einsatz von digitaler Technologie in der schweizerischen Geschichtswissenschaft befassen, mit gerade mal zwei verschwindend gering. Das zeigt, wie klein diese Community in der Schweiz (noch) ist. Qualitativ waren diese beiden Panels aber hochinteressant und teilweise für den gesamten Wissenschaftsbetrieb der Sozial- und Geisteswissenschaften relevant: im Panel „Lokale Themen global diskutieren. Vom Wandel der historischen Fachkommunikation“ wurde das Aufkommen neuartiger Publikationsformen diskutiert: Prof. Mills Kelly stellte in einer Videobotschaft die am Center for History and New Media der George Mason-University in Fairfax (USA) entwickelt Online-Zeitschrift „Global Perspectives on Digital History“ vor. Dabei handelt es sich um ein Portal, welches Artikel, Blog-Beiträge, Diskussionen, Social Media-Inhalte von WissenschaftlerInnen aus aller Welt zum Thema Digital History versammelt. Ein Vorteil solcher Portale ist, dass es nicht nur Inhalte bündeln kann, die sich sonst in verschiedensten Kanälen tummeln, und so dem Multiple Channel-Problem Abhilfe schaffen kann (die Unmöglichkeit, verschiedenste Kommunikationskanäle gleichzeitig zu bedienen), sondern auch Beiträge mit Diskussionen koppelt, sodass ein thematischer Austausch entstehen kann.
In einem weiteren Referat stellte Mareike König vom Deutschen Historischen Institut in Paris die Wissenschaftsblog-Plattform „hypotheses.org“ vor, die von mehreren wissenschaftlichen Institutionen getragen wird (es gibt bereits einen deutschen Ableger mit über 60 Blogs: de.hypotheses.org). Dieses Portal versammelt thematische Blogs wissenschaftlicher Herkunft. Durch diese Verschränkung, gekoppelt mit den Kommentierungsmöglichkeiten, entsteht ein reger Austausch, gleichzeitig ist die Qualität der Blog-Inhalte gesichert.

Im zweiten Panel „Visualisierung von Daten zwischen lokaler Forschung und globaler Vernetzung“ handelte es sich um Themen der klassischen „Humanities Computing“ im Sinne einer Nutzung digitaler Technologie zur Verarbeitung von historiographischem Datenmaterial. Im Panel wurden den Besuchern anhand von verschiedenen Projekten aus der Schweiz und Deutschland verschiedene Verfahren zur Darstellung von Datenmaterial präsentiert. Ziel und Zweck solcher Verfahren ist es, HistorikerInnen einen intuitiveren und einfacheren Zugang zu ansonsten eher unübersichtlichen und mühsam erschliessbaren Datenmaterial zu geben und Analyseprozesse zu begleiten und zu unterstützen. Zwei Referate seien hier besonders erwähnt: Christiane Sibille zeigte anhand eines Forschungsprojektes über für den Völkerbund tätigen Diplomaten zwischen 1919-1946 (Lonsea), wie mit verschiedener Software Daten über ihre Herkunft, ihre Tätigkeiten und Reisen beispielsweise auf Landkarten dargestellt werden können. Die Hoffnung ist, dass diese Darstellungsformen dazu beitragen, neue Erkenntnisse über den Forschungsgegenstand zu gewinnen.

Lukas Rosenthaler stellte das an der Uni Basel beheimatete Projekt Salsah vor (System for Annotation and Linkage of Sources in Arts and Humanities). Salsah – ursprünglich für das Kunsthistorische Seminar der Uni Basel entwickelt – ermöglicht das gemeinschaftliche Annotieren und Verknüpfen digitalisierter Quellenbestände – Texte, Bilder etc. Hauptziel von Salsah ist es, den Analyseprozess zu begleiten und zu fördern, indem Verbindungen zwischen einzelnen Inhalten sichtbar gemacht und diese verändert oder kommentiert werden können.