Das Chemiegebäude der ETH Zürich

Universitätstrasse 6, 8006 Zürich (Karte)

von Paulina Contreras Guerrero

Mitten in Zürich, an der Universitätsstrasse, steht ein Gebäude, das eine lange Geschichte erzählt: das Chemiegebäude der ETH Zürich. Das Gebäude, auch als CAB-Gebäude bekannt, wurde zwischen 1884 und 1886 gebaut, um der wachsenden Bedeutung der Chemie gerecht zu werden.

Die Architekten F. Bluntschli und G. Lasius entwarfen, nach den Ideen der Professoren Victor Meyer und Georg Lunge, ein modernes Laborgebäude, das passende Arbeitsbedingungen für Forschung und Lehre bot.

Auch heute noch fällt das Gebäude mit seiner roten und gelben Backsteinfassade, dem grossen Portal mit dem Schweizer Wappen und der alten Raumaufteilung, mit breiten Gängen und grossen Hörsälen auf. Mit dem Bau wollte die ETH auch zeigen, dass sie in der wachsenden Wissenschaftsstadt Zürich eine wichtige Rolle spielt und selbstbewusst ihren Platz in der Forschung einnimmt. Zwischen 1886 und 1916 war hier auch die Pharmazie untergebracht, die für die Medizingeschichte Zürichs ebenfalls eine grosse Rolle spielte.

Im Chemiegebäude fanden wichtige wissenschaftliche Arbeiten statt, die einen Einfluss auf die Medizin hatten. Hier gelang zum Beispiel die erste Synthese von Vitamin C durch Tadeusz Reichstein. Leopold Ruzicka erforschte Steroidhormone wie Testosteron, und Vladimir Prelog beschäftigte sich mit der Chiralität, einem zentralen Thema für die Entwicklung von Medikamenten. Auch Richard Ernst, dessen Arbeit zur Entwicklung der Magnetresonanztomographie (MRI) beitrug, forschte hier.

Abb 2: altes Labor im Gebäude

Im Jahr 2001 zog das Departement für Chemie der ETH Zürich in das neue HCI-Gebäude auf dem Campus Hönggerberg um. Dort befindet sich die Chemie heute noch.

Nach dem Umzug wurde das alte Gebäude an der Universitätstrasse nicht mehr für Forschung und Labore gebraucht. Stattdessen hat man die Chance genutzt, es in ein Büro- und Ausbildungsgebäude umzubauen. Ziel war es auch, den historischen Charakter des Gebäudes wieder besser sichtbar zu machen. Einige Provisorien wurden entfernt, und der ursprüngliche Stil des Hauses kam wieder mehr zur Geltung.

Ein besonderes Highlight ist der neue Dachausbau, in dem heute Hörsäle, Seminarräume und eine Cafeteria untergebracht sind. Auch der Vorplatz zur Universitätsstrasse, früher mit Baracken verbaut, wurde neu gestaltet und dient heute als schöner, klarer Eingangsbereich für verschiedene öffentliche Nutzungen.

Abb 3: Labore am Ende ihrer aktiven Zeit
Abb 4: Chemiegebäude in der heutigen Zeit

Die Architektur war für die Zeit sehr modern. Der Bau des Gebäudes kostete etwa 1,3 Millionen Schweizer Franken, und für die Ausstattung wie Möbel, Geräte und Apparate wurden nochmals ca. 400’000 Franken investiert. Das Gebäude entstand in einer Zeit, als Zürich sich als Wissenschaftsstandort etablierte und Forscher aus der ganzen Welt an die ETH kamen.

Im Jahr 2010 wurde das Chemiegebäude als „Chemical Landmark“ ausgezeichnet, ein Zeichen seiner grossen Bedeutung für Wissenschaft und Medizin.

Bildquellen
    Literatur
    • Brauckmann, B. (2007). Emotionale Hochschuldebatten vor der Gründung des ‹Poly› in Zürich. Anträge, Pläne, Gründungsgesetz, Ernennungen und endlich die Eröffnung im Herbst 1855. In: Molekül 15. Publikation der Öffentlichkeitsarbeit D-CHAB, Departement Chemie und Angewandte Biowissenschaften, ETH Zürich.
    • Bluntschli, Alfred Friedrich; Lasius, Georg; Lunge, Georg, Die chemischen Laboratorien des Eidgenössischen Polytechnikums in Zürich. Zürich: Orell Füssli & Co., 1889.
    • Winter-Werner, B., & Günther, D. (2011). Chemical Landmark 2010 – Designation of the Old Chemistry Building of ETH Zurich. CHIMIA, 65(6), 447–448. https://doi.org/10.2533/chimia.2011.447
    • Geschichte des D-CHAB – Departement Chemie und Angewandte Biowissenschaften | ETH Zürich
    • Chemiealtbauten ETH Zentrum, Zürich | Fischer Architekten