Künstlergasse 15, 8001 Zürich
von Natalie Millard
Im Zentrum Zürichs, wo sich der heutige Sitz des Rektorats der Universität Zürich befindet, war einst der ehemalige Sitz der Julius-Klaus-Stiftung für Vererbeforschung, Sozialanthropologie und Rassenhygiene, welches ein dunkles Kapitel der Schweizer Wissenschafts- und Forschungsgeschichte darstellt.
Die Stiftung
Die Stiftung wurde im Jahr 1921 von Julius Klaus (1849-1920) in Zürich gegründet und war von grosser Bedeutung in der eugenischen Forschung der Schweiz. Klaus stammte aus einer wohlhabenden Industriellenfamilie im Zürcher Oberland und vermachte sein gesamtes Vermögen, im Wert von 1,3 Millionen Schweizer Franken, der Stiftung mit dem Ziel, die “Rassenhygiene” zu fördern.
Die Stiftung förderte in grossen Massen die eugenisch orientierte Vererbungs- und Rassenforschung an der Universität Zürich, die darauf abzielten, “erbgesunde” Familien zu fördern und “genetische Fehler” auszumerzen, um somit eine Verbesserung des Erbguts der Bevölkerung zu erschaffen und betrieb über das Jahr 1945 hinaus selbst eugenische Forschung. Die Stiftung trug dazu bei, dass Zürich auch nach dem Ersten und auch während des Zweiten Weltkrieg ein bedeutendes Zentrum der internationalen Eugenik blieb.
Das Stockargut und dessen Pavillon gegenüberliegend wurden 1740 erbaut und ab 1936, als das Rektorat der Universität Zürich die Räumlichkeiten bezog, auch als Sitz für das Anthropologische Institut verwendet. Die Julius-Klaus Stiftung zog zeitgleich auch ihren Sitz in dessen Räumlichkeiten und verblieb dort bis 1951. Das Stockargut wurde über die Jahre zu einem Zentrum der Eugenik-Forschung. Im Pavillon wurden auch einige Zeit lang gewisse Knochenskelette des Instituts gelagert.
Heute wird das Stockargut weiterhin als Sitz für das Rektorat benutzt, allerdings zog das Anthropologische Institut 1979 in den Neubau am Campus Irchel, wo es zu einem Hauptakteur in der wissenschaftlichen Umsetzung eugenischer Ideen wurde.
Experimente und Lehrveranstaltungen
Die Julius-Klaus-Stiftung finanzierte eine Reihe von Forschungsarbeiten, die sich mit der Vererbungslehre, Sozialanthropologie und Eugenik befassten. Besonders umstritten waren die Experimente zur Kategorisierung von Menschen anhand von rassebiologischen Merkmalen. Forscher führten Schädelmessungen, Blutanalysen und anthropologische Studien durch, um “erblich minderwertige” Gruppen zu identifizieren. Diese Studien dienten später als Grundlage für die Sterilisationsgesetze, die weltweit umgesetzt wurden.
Neben den Experimenten organisierte die Stiftung auch Vorlesungen zur Rassenhygiene an der Universität Zürich, die in den 1920er- und 1930er-Jahren Teil des regulären Lehrplans waren. Themen wie die Förderung “erbgesunder Familien” und die “Ausmerzung genetischer Defekte” wurden dort gelehrt und fanden breite Akzeptanz in akademischen Kreisen.
Wandel und heutige Nutzung
In den 1970er-Jahren distanzierte sich die Stiftung von ihren ursprünglichen Zielen. Der Begriff “Rassenhygiene” wurde aus den Statuten entfernt, und die Forschung konzentrierte sich fortan auf moderne Genetik und Anthropologie. Dies spiegelte die gesellschaftliche Abkehr von eugenischen Ideologien wider, die nach dem Zweiten Weltkrieg zunehmend in Verruf geraten waren.
In den 1980er-Jahre gab es eine umfassende Renovation, wobei die äussere Fassade sowie auch das innere des Gebäudes restauriert wurden. Dank diesen bemühungen ist die historische Atmosphäre erhalten geblieben auf eine Art, dass moderne Nutzungen integriert werden können. Das Stokargut wird heutzutage weiterhin vom Rektorat der Universität Zürich als Sitz verwendet, und das gegenüberliegende Pavillon für Veranstaltungen und Konzerte zum Nutzen gemacht.
Bildquellen
Abb. 1: raemibuehl.mng.ch
Abb. 2: (UAZ) E.5.2.22: Stockargut um 1980. Bild: Kantonales Hochbauamt Zürich
Abb. 3: Eigenaufnahme
Literaturquellen
Haas Henriette (2020). Is there a skeleton in the closet of the Julius Klaus foundation? Famielienforschung Schweiz: Jhrbuch 47:221-264.
Pascal Germann: „Julius Klaus-Stiftung“, in: Historisches Lexikon der Schweiz (HLS), Version vom 27.06.2024.0.
https://raemibuehl.mng.ch/web/node/84.html : Otto Schlaginhaufen (1879-1973), Sozialanthropologe