Inselhofstrasse 1, 8008 Zürich (Karte)
von Dominique Quéré
Wie es dazu kommt, dass die Stadt Zürich an dieser Strasse sowohl ein Altersheim, wie auch eine Notunterkunft für Familien führt? Die Antwort liefert die Geschichte des Vereins Inselhof Triemli.
Wenn man durch die Inselhofstrasse läuft, wird man von zwei Häuserreihen empfangen. Auf der einen Seite der Strasse mit den Hausnummern 1, 3 und 5 stehen prächtige Wohnhäuser, die über ein Jahrhundert alt zu sein scheinen. Auf der anderen Seite, mit den Nummern 2 und 4 beziffert, finden sich Gebäude mit einem jüngeren Baujahr. Eines davon ist das städtische Altersheim Wildbach, welches, so wie es heute steht, im Jahr 2011 fertiggestellt wurde. Bei genauerem Betrachten der älteren Strassenseite findet sich am Eingang zur Inseholfstrasse 1 ein Schild mit dem Wappen der Stadt Zürich. Auch beim Aufsuchen der Adresse im Internet stösst man auf folgende Information: Notunterkunft für Familien: „Soziale Einrichtungen und Betriebe Geschäftsbereich Wohnen und Obdach“ zusammen mit einer Telefonnummer. Wie es dazu kommt, dass die Stadt Zürich an dieser Strasse sowohl ein Altersheim wie auch eine Notunterkunft für Familien führt, hat mit der Geschichte des Vereins für Mütter und Säuglingsschutz zu tun, welcher heute unter dem Namen Verein Inselhof Triemli agiert.
Entstehung des Vereins
Die Geschichte des Vereins geht auf das Jahr 1908 zurück. Er wurde ins Leben gerufen, um ledigen Müttern, “Gefallenen Mädchen”, zu helfen. Die Statistiken zeigen auf, dass es sich dabei meist um junge Frauen mit schlecht bezahlten Arbeiten handelte; wenn sie überhaupt an eine Stelle gelangten. Dies ist stark auf die gesellschaftliche Ächtung zurückzuführen, welche Frauen zu jener Zeit widerfahren ist, welche unverheiratet ein Kind zur Welt brachten.
Mit Gründung des Vereins dauerte es drei Jahre, bis das erste Mütterheim an der Irchelstrasse 32 seine Türen öffnen konnte. Dazumal lag das “kleine Schlösschen”, welches heute noch steht, noch am Rande der Stadt. Dies kann auch als Hinweis dienen, um zu zeigen, dass auch wenn sich langsam dem Problem angenommen wurde, noch nicht die grossen finanziellen Mittel zur Verfügung gestellt wurden und sich junge Mütter am Rande der Gesellschaft befanden. Trotzdem konnte der Verein über die nächsten Jahre wachsen und es wurden mehrere Mütterberatungsstellen eröffnet und im Jahre 1917 konnte eine grössere Liegenschaft an der Schanzackerstrasse 21 gekauft werden.
Expansion und Subventionen
Diese zweite Liegenschaft diente mehr dem Zweck der Entbindung. Dies ist auch im Zusammenhang mit der Nachkriegszeit sowie der Weltwirtschaftskrise zu betrachten, in welcher viele junge Mütter in die soziale Not abrutschten. So kam es auch, dass ab diesem Zeitpunkt auch verheiratete Mütter vom Verein umsorgt wurden. Obwohl der Verein über die Jahre wuchs, war Platz ein limitierender Faktor. So wurde im Jahr 1926 konkret nach einer grösseren Liegenschaft gesucht, wobei zwei in die engere Auswahl kamen. Bei den beiden Orten handelte es sich um den Lettenhof und den Inselhof. Wie der heutige Name des Vereins schon verrät, fiel die Entscheidung zu Gunsten des Geländes des Inselhofes. Das Grundstück beinhaltete ein Bauernhof, eine alte Senffabrik und ein Wohnhaus.
Da sich zu dieser Zeit, weiterhin viele junge Frauen der Armut ausgesetzt sahen, war die Stadt Zürich der Arbeit des Vereins mehrheitlich wohl gesonnen, womit es bald auch zu Subventionszahlungen an den Verein kam. Über die ganze Zeit hinweg war zu beobachten, dass der Verein neue Probleme identifizierte und versuchte diese Anzugehen. So entstanden über die Jahre hinweg, eine Schwesternschule, ein Kindergarten und weitere spezialisierte Einrichtungen.
Sanierung oder Neubau
Zu Beginn der 50er Jahren wurden immer mehr Mängel an den Einrichtungen des Inselhofes gefunden. So hätte die Bewohnerzahl des Wohnheims an der Inselhofstrasse 1, aufgrund von Feuergefahr, deutlich reduziert werden müssen. Eine Lösung für den Preis von 870’000 Franken wurde dabei kritisch gesehen, da auch das Hauptgebäude nicht mehr den neusten Standards genügte und sich die Kosten für eine Gesamtsanierung vermutlich auf ein Vielfaches davon bezogen hätten.
Ein alternativer Vorschlag war es, die Arbeit in eine von der Stadt gebauten Maternité auf neuem Gelände zu verlegen. Es war schlussendlich jener zweite Vorschlag, der sich durchsetzte, womit es zum Bau der Maternité auf dem Areal des Triemli Spitals kam, welche bis ins Jahr 2005 vom Verein Inselhof Triemli geführt wurde. Es war im Gegenzug dieses Vertrages, dass sich die Stadt dazu verpflichtete, das alte Areal des Inselhofs zu kaufen und das Bauland für ein Altersheim oder ähnliche Zwecke zu nutzen.
Bildquellen
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Abb. 1: Screenshot von Apple Maps vom 27.04.2024
Abb. 2: Verena, Naegele: Himmelblau und Rosarot. Vom Haus für gefallene Mädchen zum Sozial-Medizinischen Zentrum für Frau, Mutter und Kind. Verlag Neue Zürcher Zeitung, Zürich 2004. S. 29.
Abb. 3: Verena, Naegele: Himmelblau und Rosarot. Vom Haus für gefallene Mädchen zum Sozial-Medizinischen Zentrum für Frau, Mutter und Kind. Verlag Neue Zürcher Zeitung, Zürich 2004. S. 29.
Literatur
1. Verena, Naegele: Himmelblau und Rosarot. Vom Haus für gefallene Mädchen zum Sozial-Medizinischen Zentrum für Frau, Mutter und Kind. Verlag Neue Zürcher Zeitung, Zürich 2004.
2. Referenz-Objekte.ch, Altersheim Wildbach: https://referenz-objekte.ch/projekte/altersheim-wildbach-inselhofstrasse-4-in-8008-zuerich/3762.html