Die Apotheke mitten in der Stadt
Bahnhofstrasse 71, 8001 Zürich (Karte)
von Esther Constam
Wie das kleine Familiengeschäft zur Kette wurde. Eine Geschichte einer erfolgreichen Entwicklung und Anpassung.
Die zeitliche Entwicklung des Apothekerberufs | |
1270 | Apothekerberuf erstmals in Genf und Basel beschrieben -> vorwiegend ein handwerklicher Beruf |
1271-1322 | Apotheker-Eid: Trennung zwischen Apotheker und Arzt Apotheker sind an eine Zunft angeschlossen, welche die Ausbildung bestimmt |
1512-1553 | Eröffnung von Apotheken in den kleineren Schweizer Städten (Baden, Sitten, Aarau, Schaffhausen) |
1797-1798 | Apotheker-Ausbildung wird an Hochschulen absolviert |
1810-1826 | Eröffnung der ersten Spitalapotheken in Zürich und Bern |
1843 | Gründung des schweizerischen Apothekervereins (heute PharmaSuisse) => Ablösen von den Zünften |
1850-1900 | Produktion erster synthetischen Medikamenten |
1877 | Bundesgesetz für Medizinalberufe => Ausbildung wird von den Universitäten übernommen |
Seit Anfang 21. Jahrhundert | Das Studium wird von den Universitäten Genf, Basel und ETH Zürich angeboten |
Geschichte der Victoria Apotheke | |
1880 | Gründung der Apotheke durch Carl F. Haerlin vis-a-vis der heutigen Lage: Gerade während dem Wandel des Apothekerberufs vom Handwerker zum Akademiker. |
1907 | Übernahme des Geschäfts durch H. Feinstein und Verlegung an den heutigen Standort. Verewigt durch das alte Apothekermöbel, welches noch im Geschäft steht. |
1939 | Verkauf der Apotheke an Dr. Kurt Egloff. Seither ist das Geschäft in den Händen der selben Familie, heutzutage in der 3. Generation. |
1980-1994 | Eröffnung zwei weiterer Apotheken in Zürich. |
1996 | Nutzung des Internets im Geschäft durch Eröffung einer Online Plattform auf Anfrage der Spitälern und Kunden. Erstattung einer Grosshandelsbewilligung durch die Swissmedic. |
2011 | Ausziehen der Grosshandlungsabteilung nach Schwerzenbach, ausserhalb der Stadt Zürich. |
2020 | Heute gilt die Victoria Apotheke als „internationale Apotheke“. Ihre Kunden sind Privatpersonen, Spitäler, Ärzte und pharmazeutische Grosshändler im In- und Ausland. |
Eine bedeutende Lage
Bahnhofstrasse for Dummies | |
1854 | Zuschütten des stinkenden Fröschengrabens. Der unteren Teil Bahnhofstrasse wird gebaut, das heisst die Verbindung zwischen Bahnhof und Paradeplatz. |
1865 | Strasse wird für den Verkehr befahrbar. |
ab 1880 | Zwischen dem See und dem Paradeplatz wird der zweite Teil der Strasse gebaut. |
1856-1915 | Niederlassung verschiedener Banken (Crédit Suisse, Volksbank, Bank Bär, UBS…). |
Die Lage
Die Apotheke wurde also mitten im grossen Wandel der Bahnhofstrasse zum Mittelpunkt von Finanzen, Wirtschaft, Luxus, Tourismus und Shopping gegründet.
Sie liegt auch im unteren Teil der Bahnhofstrasse, welcher zuerst ausgebaut wurde. Die Lage der Apotheke ist also optimal, da gut erreichbar.
Die Lage ist ebenfalls sehr zentral. Das Geschäft war also zur damaligen Zeit relativ gut erreichbar. Interessant ist, dass die Grosshandlungsabteilung der Apotheke im Jahr 2011 nach Schwerzenbach, leicht ausserhalb der Stadt gezogen ist. Dieser Standort ist nämlich heutzutage besser erreichbar, da die Bahnhofstrasse jetzt zum grössten Teil autofrei geworden ist. Dies veranschaulicht die heutige Einstellung der Stadt Zürich, nämlich das Anstreben, die Innenstadt ruhiger und grüner zu machen. Daher werden auch viele Strassen, unter anderem die Bahnhofstrasse, in Fussgängerzonen umgewandelt. Das Zentrum der Stadt ist jetzt nur schwierig mit dem Auto erreichbar im Gegensatz zur Peripherie. Da es angenehmer für die Kunden ist, den Einkauf mit dem Auto zu erledigen, macht den Umzug nach Schwerzenbach durchaus Sinn.
Das Haus
Das Haus, in dem das Geschäft heutzutage ist (das heisst seit der Verlegung in 1907) ist Teil der sehr grossen, luxuriösen Gebäude, die die Bahnhofstrasse beidseits begrenzen. Mit seinen zahlreichen Stockwerken und für die damalige Zeit grossen Fenstern scheint es eine wertvolle Liegenschaft zu sein. Man könnte es also so interpretieren, dass der Apotheker zu einer höheren sozialen Schicht gehört und sich daher so eine Lage leisten kann.
Ebenfalls interessant zu beachten ist das grosse Schaufenster des Geschäftes. Dies grenzt das Apothekergeschäft von der Arztpraxis ab. Die Apotheke verkauft nämlich ihre Produkte an ihren Kunden im Gegensatz zum Arzt, dessen Ziel nicht den Verkauf ist. Ein Schaufenster ist daher für eine Apotheke praktisch, denn es erlaubt die Ausstellung der diversen erhältlichen Arzneimittel und mit guten Preisen Werbung zu machen. Die Personen, die die Strasse begehen, sind daher eher angezogen, das Geschäft zu betreten.
Der Zeitpunkt
Zum Zeitpunkt der Gründung war der Beruf des Apothekers schon akademisiert und geachtet. Einige synthetische Arzneimittel wurden auch schon produziert. Der Beruf ist vom einfachen Handwerker zum gebildeten Berater geworden. Die Bahnhofstrasse wurde auch zu diesem Zeitpunkt ausgebaut. Es war also ein Moment des Wandels und Fortschrittes.
Ein erfolgreiches Familienunternehmen
Es ist bemerkenswert dass, dieses Geschäft seit über hundert Jahre von der gleichen Familie betrieben wird. Heutzutage ist es in den Händen der dritten Generation. Dass diese Apotheke für so lange Zeit im Besitz der selben Familie geblieben ist, hat sie sicher ihrem Erfolg zu verdanken. Der Erfolg ist wiederum einerseits der guten Lage anderseits als auch der Anpassungsfähigkeit der Besitzer zu verdanken. Diese Anpassung zeigt sich durch die Eröffnung von neuen Filialen, den Umzug der Grosshandlungsabteilung der Apotheke in die Stadt Peripherie und auch den Aufbau der Online Platform.
Quellen
https://hls-dhs-dss.ch/de/articles/016398/2015-06-19/
https://www.bahnhofstrasse-zuerich.ch/bahnhofstrasse/
https://www.victoria-apotheke.ch/de/?gclid=EAIaIQobChMIxeeI_ZX8_QIVCuR3Ch1n-w4ZEAAYASAAEgLW8PD_BwE
https://www.pharmasuisse.org/de/1764/Geschichte.html
Bildquellen
Abb. 1: (Vhttps://www.victoria-apotheke.ch/de/geschichte/e)
Abb. 2: (Vhttps://www.victoria-apotheke.ch/de/geschichte/e)
Abb 3: (Vhttps://www.victoria-apotheke.ch/de/geschichte/e)
Abb 4: (Vhttps://www.victoria-apotheke.ch/de/geschichte/e)
Literatur
Fehlmann Hans-Rudolph (1988), Zürich, Zur Geschichte des schweizerischen Apothekewesens dargestellt an drei Orten: Davos, Zürich und Basel