Als Modulgruppe laufen wir entlang der Hegibachstrasse und suchen das Gebäude mit der Hausnummer 52. Wir gehen an der 48 vorbei, 50, und dann kommt die 54. Von der Hausnummer 52 finden wir, von der Strassenseite aus jedenfalls, keine Spur. Zwischen den Gebäuden finden wir einen kleinen Weg, der uns zu einem Garten führt. Sichtlich verwirrt versuche ich, das Bild von 1913, welches ich mitgenommen habe, mit dem Garten zu vergleichen. Und ich merke, dass wir uns auf dem Garten befinden, in der der Klinikleiter Herr Adolf Arthur Grohmann seine Patienten beschäftigt hat.
Hegibachstrassse 52, 8032 Zürich (Karte)
von Jinosha Sanmugathas
Adolf Arthur Grohmann war der Gründer und Direktor dieser privat betriebenen Klinik, das zugleich auch sein Wohnhaus war. Hier wurden Patienten, die eine Nervenkrankheit hatten, im Garten oder auch in den Räumen beschäftigt, wobei der Grossteil der Arbeit im Freien durchgeführt wurde. Die Beschäftigungsart und -weise wurden manchmal von Ärzten selber entschieden, er konnte sie aber auch selber festlegen. Neben dem Betrieb des Gemüsegartens waren Arbeiten mit Holz sehr beliebt, mit dem Ziel, die Geschicklichkeit und Feinheit zu trainieren.
Die Gründung der Klinik
Grohmanns Vater und er selbst litten unter „Neuropathie“, der Letztere konnte seine Krankheit durch Beschäftigungen im Gemüsegarten mindern. Dies motivierte ihn, anderen zu helfen, sodass dann im Jahr 1893 die Gründung seiner Klinik folgte. Unterstützung bekam er unter anderem auch von August Forel, der ein Psychiater am Burghölzli war und die Hypnose begrüsste. Auch an den Patienten der Anstalt in der Hegibachstrasse wurden, nebst den Beschäftigungen, Hypnose angewendet, um ihnen so zur Genesung zu verhelfen.
Die Arbeitstherapie gelang im 20. Jahrhundert auch durch Grohmann zu Bedeutung, und bis heute gilt er als deren Förderer. Man könnte ja bei dem Engagement Grohmanns denken, dass er eine Ausbildung als Arzt oder ähnliches aufwies, da er Kenntnisse in diesem Bereich hatte. Laut seinen Protokollen war er aber ein Ingenieur, Gemüsegärtner und Feldmesser, eine Ausbildung in der Medizin oder Psychiatrie hatte er nicht.
Grohmanns Zustand verschlechterte sich aufgrund seiner Erkrankung, weswegen er seine Klinik an einen neuen Besitzer übergab und umgezogen ist. Ob die Klinik danach weitergeführt wurde, ist unbekannt. Die Arbeitstherapie wurde immer signifikanter, denn bis heute ist sie ein wichtiger Bestandteil der Ergotherapie.
Was heute aus der Klinik geworden ist
Das Gebäude wurde im Jahre 1960 abgerissen. Die Hegibachstrasse 52 führt zu keinem Gebäude, aber zu einem Garten, dessen Eigentümer unbekannt ist. Wenn man die Bilder vergleicht, kann man den ehemaligen Garten ganz gut erkennen, und auch die etwaige Lage der ehemaligen Anstalt kann man sich gut vorstellen.
Leider gibt es keinerlei Anzeichen darüber, dass an diesem Ort vor circa 130 Jahren eine Klinik betrieben wurde beziehungsweise hier ein wichtiger Meilenstein der Arbeitstherapie gesetzt wurde.
Bildquellen
Abb. 1: Abb. 1: https://baz.e-pics.ethz.ch/catalog/BAZ/r/318627/viewmode=infoview
Abb. 2: https://baz.e-pics.ethz.ch/catalog/BAZ/r/317650/viewmode=infoview
Abb. 3: Eigenes Foto
Literatur
Anstalt für Beschäftigung von Nervenkranken (Hg.): A. Grohmann, Zürich V, Hirslanden, Hegibachstrasse 52, Broschüre, Zürich 1895.
Hermann Müller: Adolf Arthur Grohmann, Begründer der Arbeitstherapie in der Psychiatrie. Ohne Jahr, nach 1997.
Zemp, Jörg: Adolf Arthur Grohmann (1856-1908): Leiter des Beschäftigungsinstituts für Nervenkranke in Zürich (Arbeitstherapie). Psychiatrische Universitätsklinik Zürich, 2018.