Frankentalerstrasse 55, 8049 Zürich (Karte)
von Ulysses Fiori
An der Zürcher Stadtgrenze im Bezirk Höngg, umgeben von Rebbergen, fand man bis 2019 die Suchtbehandlung Frankental. Die wunderschöne Villa dient zwar heute unter einem anderen Namen als Wohngemeinschaft, ist jedoch von aussen noch immer in voller Pracht zu bewundern.
Abbildung 1: Die Villa von aussen, 1984
Das Gebäude
Die Villa mit 16 Zimmern wurde 1906 errichtet und steht heute unter Denkmalschutz. Seit 2019 dient sie 18 Personen als Wohngemeinschaft unter dem Namen «Jupiterhaus». 1984, also 78 Jahren nach der Errichtung, wurde sie zur Suchtbehandlung Frankental und somit zur ersten spezialisierten Suchtklinik in Zürich. Gerade noch knapp in Höngg, an der Grenze zu Oberengstringen und somit offiziell noch in der Stadt, steht das Haus mit seinem grossen Garten auf einem Hügel, umgeben von Rebbergen. Die idyllische Lage, weg vom Lärm der Stadt diente jedoch wahrscheinlich nicht nur um die Suchtkrankten von der Versuchung und ihrem Umfeld zu schützen. Typischerweise waren Institutionen für Suchterkrankte wie auch für psychisch erkrankte Personen ähnlich situiert, da man diese weg von der Stadt haben wollte.
Unabhängig davon, was die Motive waren, um die Suchtbehandlung Frankental dort einzurichten, wo sie war, bot das Anwesen mit seinem grossen Garten viele therapiefördernde Möglichkeiten. Während vielen Jahren konnten die Leute dort von der Haltung von Haustieren profitieren, zudem erfüllten Graugänse die Funktion einer Alarmanlage. Diese wurden laut, wenn jemand das Gelände betrat und konnten somit vor dem Zubringen von Drogen in der Nacht schützen.
Abbildung 2: Areal mit Tieren
Abbildung 3: Schweine im Gehege
Geschichte
Bereits vor der grossen Drogenkrise in Zürich gab es hier Einrichtungen für stationäre Entzüge. Vor der Suchtbehandlung Frankental gab es die städtische Drogenentzugsstation Bombach, das Vorgehen damals war eine Entgiftung mit der Hoffnung auf Abstinenz. 1984 wurde die Suchtbehandlung Frankental eröffnet, als erste spezialisierte Suchtklinik. Erstmals bot man den Patient*innen eine weiterführende Betreuung nach der Entgiftung. Das Ziel war, eine bessere Begleitung zurück in die Gesellschaft, weg von der Sucht zu bieten.
Das Angebot in der Klinik wurde im Laufe der Jahre fortlaufend angepasst und verbessert.
Im Jahr 2019 zog die Suchtbehandlung an die Emil-Klöti-Strasse 14-18 als Suchtfachklinik Zürich. Die Infrastruktur des über 110jährigen Gebäudes im Frankental waren nach fast 36 Jahren Suchtbehandlung nicht mehr ausreichend.
Entzug
Zwar blieb die Reintegration in die Gesellschaft stets das übergeordnete Ziel der Behandlung, doch das konkrete Behandlungsangebot hat sich im Laufe der Jahre deutlich verändert. Zu Beginn war lediglich eine weiterführende Betreuung während einer Übergangsphase vorgesehen, die im Frankental stattfand und in der Regel ein bis zwei Monate dauerte. In dieser Phase unterstützte man die Patientinnen und Patienten bei der Suche nach einem geeigneten Therapieplatz und bot mit den Tieren und einer Werkstatt Beschäftigungsmöglichkeiten.
Anfang der 2000er umfasste das stationäre Mittelzeitprogramm dann sechs bis neun Monate mit weiterem betreuten Wohnen in Gemeinschaft. Es gab aber auch weiterhin klinische Entzüge, die im Schnitt ungefähr einen Monat dauerten.
Der Umgang mit Drogenabhängigkeit veränderte sich in Zürich natürlich stark in den 1990er Jahren; Substitution und Medikation wurden an vielen einigen Orten eingeführt, auch in der Suchtbehandlung Frankental zog man mit. Hinzu kamen Entspannungstraining, Akupunktur wie auch ein gemeinschaftliches Sportangebot. Die Entzüge wie auch die stationären Therapien wurden immer länger, dies hatte damit zu tun, dass Patient*innen im Vergleich zu früher oft von mehreren Substanzen gleichzeitig abhängig waren.
Zudem wurde der Alltag während des Entzugs, der stationären Therapie und der Nachbetreuung strukturiert gestaltet: stationäre Personen, wie auch Patientinnen und Patienten, die im betreuten Wohnhaus in Zürich-Seebach lebten, das zur Suchtbehandlung Frankental gehörte, übernahmen in Höngg alltägliche Aufgaben. Arbeitseinsätze in der Werkstatt, im Glasatelier, der Gartenpflege rund um die Villa oder in der Küche sollten soziale und allgemeine Kompetenzen fördern und Verlässlichkeit schaffen. Ergänzt wurde dieses Angebot durch regelmäßige Gruppensitzungen, psychotherapeutische Gespräche sowie durch die Begleitung des internen Fachdienstes für Berufsberatung und Integration.
Bildquellen
Abbildung 1: Baugeschichtliches Archiv der Stadt Zürich, BAZ_111378.tiff (1984): https://baz.e-pics.ethz.ch/#main-search-text=Frankental&main-search-mode=and&detail-asset=6fa7bfba-c7e7-4c66-9826-8bd5a208137f
Abbildung 2: Schweizerisches Sozialarchiv, 1988, Vogler, Gertrud: Zürich/F 5107-Na-15-033-002 https://www.bild-video-ton.ch/bestand/objekt/Sozarch_F_5107-Na-15-033-002
Abbildung 3: Schweizerisches Sozialarchiv, 1988, Vogler, Gertrud: Zürich/F 5107-Na-15-033-016 https://www.bild-video-ton.ch/bestand/objekt/Sozarch_F_5107-Na-15-033-016
Literatur
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Drogenentzugsstation Bombach soll erweitert werden Soziale Wiedereingliederung gewährleisten, Neue Zürcher Nachrichten (14. Januar 1984), https://www.e-newspaperarchives.ch/?a=d&d=NZN19840114-01.2.9.7. (o. J.). e-newspaperarchives.ch. Abgerufen 25. April 2025, von https://www.e-newspaperarchives.ch/?a=d&d=NZN19840114-01.2.9.7&srpos=1, https://www.e-newspaperarchives.ch/
Frankental: Angebote für Suchtbehandlung—Medienmitteilungen Oktober 2001—Stadt Zürich. (2001). Stored Data Stadt Zürich. Abgerufen 25. April 2025, von https://stored-data.stadt-zuerich.ch/mm/mm_allg/medien_frankental.htm?utm_source=chatgpt.com
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Heuman, I. (2008). Katamnese ehemaliger Klientinnen und Klienten der Suchtbehandlung Frankental.
Höngger.ch | Suchtbehandlung Frankental wird zur Suchtfachklinik Zürich. (2019). Höngger.ch. Abgerufen 29. April 2025, von https://hoengger.ch/suchtbehandlung-frankental-wird-zur-suchtfachklinik-zuerich/
Scharrer, M. (2013, März 20). Entzugsstation Frankental—In der Entzugsstation sind immer längere Suchtbehandlungen nötig. Limmattaler Zeitung. https://www.limmattalerzeitung.ch/limmattal/zuerich/in-der-entzugsstation-sind-immer-langere-suchtbehandlungen-notig-ld.1754333
Schräder, D. (2021). Höngger.ch | Gemeinschaft leben. Höngger.ch. Abgerufen 29. April 2025, von https://hoengger.ch/gemeinschaft-leben/
Suchtfachklinik Zürich. (o. J.). Stadt Zürich. Abgerufen 29. April 2025, von https://www.stadt-zuerich.ch/de/gesundheit/sucht-und-drogen/medizinische-angebote-fuer-suchtkranke/suchtfachklinik-zuerich/ueber-uns.html
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