Cynthia Müller

ARMYs im Alltag

In meiner Arbeit wollte ich mich mit Fans, und wie sie ihre Leidenschaft ausdrücken, auseinandersetzen. In diesem Rahmen habe ich entschieden mich näher mit ARMY auseinander zu setzen. Die Fangemeinschaft um die koreanische Boyband BTS, schlägt seit Beginn der Pandemie regelmässig Wellen in den Mainstream Medien, sei dies nun basierend auf den zahlreichen Fanpreisen oder ihrem Sozialen Engagement.

Mit Hilfe von Interviews die ich geführt hatte, wollte ich herausfinden wie die Fanidentität sich im Alltag zeigt und auch welchen Einfluss diese hat. Schnell musste ich jedoch erkennen, dass sich die Fanidentität nur limitiert gegen aussen hin zeigt, sondern sich in Erster Linie über die sozialen Kontakte im Fandom nachverfolgen lässt. In einem Versuch diesen sozialen Charakter des Fandoms, habe ich die Interviews auf die Erwähnung und repräsentation von sozialen Kontakten im Fandom untersucht.

Für die ARMYs mit denen ich gesprochen habe, der Kontakt mit anderen ARMYs eine zentrale Rolle in ihrem Fan-Dasein einnimmt. So wurde der Kontakt zu Gleichgesinnten im generellen öfters erwähnt als die Beziehung zum Fan-Objekt, in diesem Fall der Band selbst. Hierbei habe ich in den Hintergrund gestellt ob dieser Kontakt im Internet, via die sozialen Medien und Foren, oder ausserhalb des virtuellen Raums stattfindet.

In den Gesprächen, welche ich mit diesen 4 Jungen Damen führen durfte, wurde sehr viel von ihrem Fan-Dasein mit Kontakten zu Mit-Fans verknüpft. So gab eine meiner Interviewpartnerinnen an, dass sie einige Personen durch das Fandom kennen gelernt habe, jedoch auch, dass die Band nicht im Fokus ihrer Interaktionen mit anderen ARMYs stehe. So erzählte sie mir unter anderem, dass sie mit anderem ARMYs zusammen Koreanisch am lernen sei, wobei durchaus diverse Level vorhanden seien. Damit betont sie, dass die Interaktion und das, wie sie es nennt, „miteinander“ für sie relevanter ist als die Interaktion oder gemeinsame Tätigkeit an sich.

Weshalb die Interaktion einen so hohen Stellenwert geniest, konnte ich leider nicht feststellen, jedoch könnte eine mögliche Erklärung in den Wertvorstellungen, von Selbst- und Nächstenliebe, sein, welche die Band selber gegen aussen hin vertritt. Diese gemeinsamen Werte von BTS und ARMY scheinen eine zentrale Funktion ein. Diese Werte werden oftmals durch borahae oder in Form eines violetten Herzen ausgedrückt. Die Bedeutung eben dieses scheint zum einen an den eben erwähnten Kontakten zu liegen, zum anderen auf der Botschaft, der Selbstliebe und der Liebe und Akzeptanz den Mitmenschen gegenüber, welche die Band für viele repräsentiert. Diese Akzeptanz kann in meinen Augen auch durchaus als einer der Gründe für die Diversität sein, welche von allen meinen Interviewpartnerinnen betont wurde. Wobei sich hier die Frage stellt, ob die Diversität der Fangemeinschaft die Botschaft geprägt hat oder umgekehrt, ob die Botschaft dazu geführt hat, dass sich eine solch diverse Fangemeinschaft ergeben hat.