In diesem Bereich haben wir drei linguistische Themen zu vollständigen Unterrichtsvorschlägen ausgearbeitet (für eine reine Ideensammlung, siehe hier); zum Teil wurden sie von den Autorinnen und Autoren sogar selbst oder im Auftrag im schulischen Kontext erprobt. Die ausgewählten Inhalte passen thematisch zum Kompetenzbereich „Sprache und Sprachgebrauch“ reflektieren: Hierbei geht es um die Fähigkeit, „die Systematik und Struktur von Sprache wie auch ihre kommunikativen und medialen Verwendungsweisen zum Gegenstand der Reflexion zu machen“ (Feilke/Jost 2015: 236). Dazu gehört auch, die Struktur und Funktion von Sprachvarietäten zu beschreiben (siehe Feilke/Jost 2015: 238). Unter „Kompetenzbereich“ sind Leistungsanforderungen im fachlichen Bereich zu verstehen, auch bekannt als „Bildungsstandards“ (vgl. für einen Überblick über die Bildungsstandards für das Fach Deutsch, Becker-Mrotzek et al. 2015). Im Kompetenzbereich „Sprache und Sprachgebrauch“ gibt es nun, wie das obige Zitat zeigt, einen sprachsystematischen Aspekt (Sprache als System) und einen sprachfunktionalen Aspekt (Sprache als Kommunikationsmedium). Schülerinnen und Schüler sollen nachvollziehen, dass Sprache nach bestimmten Regeln funktioniert und dass Sprache aus verschiedenen Gestaltungsmitteln besteht, welche man für eine (gelungene) Kommunikation einsetzt.

Mithilfe von Theorietexten, auditiven Inputs und eigenen Sprachkenntnissen sollen die Schülerinnen und Schüler neben der geografischen Verteilung der Sprachen in Europa auch die grösseren Zusammenhänge indoeuropäischer Sprachen kennenlernen. Sie sollen durch die neu erlangten Erkenntnisse Verknüpfungen zwischen den in Europa gesprochenen Sprachen herstellen können und Wissen über drei grosse, indoeuropäische Sprachzweige erlangen. Zusätzlich sollen sie mehr über die wissenschaftliche Disziplin «Linguistik» erfahren und lernen, linguistische Methoden selbst anzuwenden.

Die Unterrichtseinheit ist für die gymnasiale Oberstufe und die Sekundarstufe geeignet.

Das hier präsentierte Unterrichtskonzept wurde im Rahmen des Masterseminars „Variation und Mehrsprachigkeit: theoretisch, empirisch, didaktisch“ (Frühlingssemester 2023) am Deutschen Seminar der Universität Zürich erstellt. Das Konzept wurde mit Zustimmung der Autoren auf der Webseite des Projekts Dialekt Ressource (DiRes), das unter der Leitung von Dr. Ann-Marie Moser (Universität Zürich) steht, veröffentlicht.

Das Fachgebiet der Sprachwissenschaft (Linguistik)

Die Linguistik ist eine wissenschaftliche Disziplin, die sich mit der (empirischen) Beschreibung von Sprachen und Theorien sprachlicher Kommunikation befasst. Die Forschung lässt sich in eine Reihe einzelner Teildisziplinen untergliedern, die sich, abhängig von untersuchtem Gegenstandsbereich, verwendeter Methode und spezifischem Erkenntnisinteresse, voneinander unterscheiden.

Der Schwerpunkt aller Teildisziplinen ist die Erforschung von sprachlichen Zeichen, wobei verschiedene Teilebenen unterschieden werden. In der Phonetik und der Phonologie steht die Untersuchung des Lautes oder Lautereignisses sowie die Silbe im Fokus. Grössere Einheiten, wie beispielsweise einzelne Wörter oder Teile von einzelnen Wörtern (sog. Morpheme), sind Schwerpunkt der Morphologie,  während sich in der Syntax alles um die Verknüpfung mehrerer Wörtern zu einem Satz dreht. In der Pragmatik beschäftigt man sich wiederum mit den Bedingungen und Regularitäten von sprachlichem Handeln, also beispielsweise mit der Frage, welche Bedeutung ein Satz wie «Hiermit mache ich Sie zu Mann und Frau» auf dem Standesamt erlangt, und wann dieser Satz gerade keine Bedeutung erlangt (bspw. zuhause auf der Couch). Weitere Teilbereiche der Linguistik sind die Graphematik und Semantik. Neben diesen klassischen oder auch traditionellen Bereichen der Linguistik gibt es auch Teilbereiche mit interdisziplinärem Charakter wie die Soziolinguistik (Gesellschaft und Sprache), Textlinguistik (Text – seien es literarische oder nicht-literarische – und Sprache) oder Psycholinguistik (Psychologie und Linguistik).

Die vorliegende Unterrichtseinheit basiert in erster Linie auf den Ergebnissen der historisch-vergleichenden Sprachwissenschaft.  Deren Bestreben liegt im Erforschen der historischen Entwicklung von Sprachen und den Verwandtschaftsverhältnissen dieser Sprachen zueinander: Welche Sprache stammt von welcher «Muttersprache» ab, so könnte man verkürzt die Intention dieser Forschungsrichtung wiedergeben. Die Fragestellungen beschäftigen sich also sowohl mit dem Ursprung von Sprachen als auch mit Sprachverwandtschaft, wobei der Hauptuntersuchungsgegenstand die Veränderung von Sprachen im Verlauf der Zeit darstellt. Dieser Vergleich verschiedener Sprachstufen über einen längeren historischen Zeitraum hinweg wird auch als diachrone Herangehensweise bezeichnet.

 

Fachwissenschaftliche Grundlagen zum Unterrichtskonzept

Sprachwissenschaftlerinnen und Sprachwissenschaftler halten seit Langem die Arbitrarität bzw. Willkürlichkeit von Wörtern für ein grundsätzliches Merkmal aller menschlichen Sprachen. Damit ist gemeint, dass ein Hund genauso gut Katze heissen könnte, oder eben Englisch dog, Französisch chien usw. Gleichzeitig gibt es viele Wörter, die in verschiedenen Sprachen ähnlich oder gleich klingen: etwa Deutsch Haus und English house oder Deutsch Kaffee und Französisch café. Solche Ähnlichkeit liegt nicht am benannten Ding selbst – die Begriffe Haus und house passen nicht von Natur aus besser zu einem Wohngebäude als beispielsweise Französisch maison. Es gibt nur sehr wenige Gegenbeispiele, darunter Mama/mama/maman, das für Kleinkinder ganz einfach auszusprechen ist.

Manchmal sind sich Wörter auch nur per Zufall ähnlich, z.B. Deutsch Feuer und Französisch feu. Da die Anzahl möglicher Sprachlaute begrenzt ist, ist es keine grosse Überraschung, wenn ab und zu ein Gegenstand in zwei Sprachen mit einer ähnlichen Lautkombination bezeichnet wird. Die Wahrscheinlichkeit eines solchen Zufalls wird aber viel kleiner, sobald erstens mehr als zwei Sprachen ähnliche Wörter verwenden oder zweitens mehrere Paare ähnlicher Wörter vorliegen. In diesem Fall gibt es dafür zwei andere, mögliche Erklärungen: Entlehnung und gemeinsame Abstammung.

Entlehnung – also die Übernahme eines Worts aus einer Sprache in eine andere – ist besonders häufig, wenn neue Gegenstände in einem Gebiet bekannt werden, wo es sie vorher nicht gegeben hat. Im Deutschen verwenden wir etwa für digitale Geräte Wörter aus dem Englischen, weil die Geräte selbst hauptsächlich aus den USA stammen: Computer, Smartphone, Tablet usw. Für Gegenstände und Vorstellungen (sog. Konzepte), die es schon seit Langem und an ganz verschiedenen Orten gibt, ist diese Erklärung jedoch nicht plausibel. Was ein Haus ist, haben deutschsprachige Menschen sicher nicht erst von englischsprachigen gelernt (und auch nicht umgekehrt). In diesem Fall spricht man von gemeinsamer Abstammung. Das bedeutet, dass zwei oder mehr Sprachen sich allmählich aus einer anderen, früheren Sprache unterschiedlich entwickelt haben, die es aber nicht mehr gibt.

Eine Sprachfamilie ist demnach eine Gruppe von Sprachen, die «genetisch» miteinander verwandt sind. Ein Beispiel dafür wären die Sprachen «Englisch» und «Deutsch», die beide zur indoeuropäischen Sprachfamilie gezählt werden. Die Tochtersprachen der indoeuropäische Familie erstrecken sich heute geografisch von Indien bis nach Nordeuropa.

Die meisten der heute in Europa gesprochenen Sprachen zählen zu dieser Familie, wobei unterschiedliche Subgruppierungen (sog. Sprachzweige) unterschieden werden. Alle dieser Sprachen können auf die gemeinsame, rekonstruierte1 Ursprache Indoeuropäisch zurückgeführt werden und sind entsprechend genetisch verwandt.

Die genetische Verwandtschaft zweier Sprachen wird in der Regel aufgrund von Kognaten (Wortgruppen aus verschiedenen Sprachen, die sich in ihrer Form ähneln) bestimmt. Beispielsweise sind English water und Deutsch wasser solche Kognaten. Vergleicht man diese beiden Wörter mit Schwedisch vatten oder Isländisch vatn, so sind Ähnlichkeiten zu beobachten (siehe dazu auch Aufgabe 2, wo Wörter mit der Bedeutung Fisch verglichen werden). Dies ist nicht verwunderlich, den auch Schwedisch und Isländisch sind indoeuropäische Sprachen. Weitere indoeuropäische Sprachen sind Französisch, Italienisch oder Spanisch, aber auch Russisch, Bulgarisch oder Albanisch zählen zu dieser Sprachfamilie. Vergleicht man jedoch die obengenannten Beispiele mit Spanisch agua und Italienisch acqua, so sind die Unterschiede nicht zu übersehen. Diese Unterschiede lassen sich mit der Diversifizierung der Sprachen innerhalb der indoeuropäischen Sprachfamilie erklären. So handelt es sich beispielsweise bei Englisch, Deutsch, Schwedisch und Isländisch um germanische Sprachen, während Spanisch und Italienisch zu den romanischen Sprachen gezählt werden. Der Fokus dieser Unterrichtseinheit liegt auf den indoeuropäischen Sprachen, die dem germanischen, dem romanischen oder slawischen Sprachzweig angehören. Zusätzlich zu diesen Zweigen gehören auch die keltischen (z.B. Irisch) und baltischen Sprachen (Lettisch, Litauisch) sowie Griechisch und Albanisch zur indoeuropäischen Familie. Weitere in Europa gesprochene Sprachen, die jedoch nicht zur indoeuropäischen Familie gezählt werden, sind: Finnisch, Estnisch, Ungarisch und die samischen Sprachen (Finno-Ugrisch), Maltesisch (Semitisch), Baskisch (isoliert) sowie Türkisch (Turksprachen).

Die Zuordnung einer Sprache zu einer Familie oder einem Zweig ist nicht immer eindeutig, weshalb Phylogenien (die Darstellung von genetischer Verwandtschaft) immer wieder in Frage gestellt werden. Um Zufall und Entlehnung als Erklärungen für Verwandtschaft auszuschliessen, werden Sprachen nur dann derselben Sprachfamilie zugeordnet, wenn bestimmte Indizien vorliegen. Am wichtigsten sind regelmässige Übereinstimmungen nicht nur in Wörtern, sondern auch in der Grammatik. Regelmässig meint, dass bestimmte Elemente einer Sprache in der Regel mit bestimmten Elementen einer anderen korrespondieren. Wenn beispielsweise ein Wort in Sprache 1 mit ‘d’ beginnt, beginnt das gleichbedeutende Wort der Sprache 2 (fast) immer mit ‘t’; oder wenn in Sprache 1 ein Wort den Plural mit der Endung –s bildet, bildet das gleichbedeutende Wort in Sprache 2 den Plural (fast) immer auf –r.

  1. Es gibt keine Aufzeichnungen oder Überlieferungen dieser Sprache. Die Sprache wurde basierend auf dem Vergleich verschiedener indoeuropäischer Tochtersprachen rekonstruiert. Das heisst, dass Wörter der verschiedenen verwandten Sprachen systematisch miteinander verglichen werden. Basierend auf den Gemeinsamkeiten kann eine Urform rekonstruiert werden.

Literaturnachweis:

  • Glück, Helmut/Rödel, Michael (Hrsg.) (2016): Metzler Lexikon Sprache. 5., aktualisierte und überarbeitete Auflage. Stuttgart: Metzler.
  • Haarmann, Harald (2003): Das Sprachenmosaik Europas, in: Europäische Geschichte Online (EGO) vom Institut für Europäische Geschichte (IEG), Mainz 2011-08-03. URL: http://www.ieg-ego.eu/haarmannh-2011-de [26.06.2023]
  • Kausen, Ernst (2012): Die indogermanischen Sprachen. Von der Vorgeschichte bis zur Gegenwart. Hamburg: Helmut Buske Verlag GmbH.
  • Kausen, Ernst (2013): Die Sprachfamilien der Welt, Teil 1. Hamburg: Helmut Buske Verlag GmbH.
  • Terry Crowley/Bowern, Claire (2010): An Introduction to Historical Linguistics. 4., aktualisierte und überarbeitete Auflage. Oxford: Oxford University Press.

Schematischer Ablauf

Die Unterrichtseinheit kann mit mehr oder weniger Input von Seiten der Lehrperson gestaltet werden. Entsprechend gibt es zwei verschiedene Versionen des Arbeitsblattes. In der einen Version sind die Schülerinnen und Schüler dazu aufgefordert, sich Wissen über das Thema durch einen Lektüreauftrag anzueignen. Soll mehr Input von Seiten der Lehrperson erfolgen, so kann die Version des Übungsblatts verwendet werden, die lediglich die Aufgaben beinhaltet. Die Aufgabenblätter sowie zusätzliche Kommentare zu den einzelnen Aufgaben finden Sie im Reiter „Downloads“.

Im Folgenden findet sich ein exemplarischer Ablauf. Da dieses Material auf unterschiedlichen Schulstufen verwendet werden kann, liegt die finale Planung bei der Lehrperson. Die Zeitangaben sind als Richtwerte zu verstehen und keinesfalls bindend: Je nach Klassentyp und -stufe sowie dem vorhanden Vorwissen der Schülerinnen und Schüler können die Zeiten stark variieren.

Sozialform Kurzbeschreibung und Ziel Material Zeit
Input, moderiertes Gespräch Kognitive Aktivierung der Schülerinnen und Schüler; Anknüpfung an ihre Lebenswelt. Zwei Vorschläge dazu, siehe weiter unten auf dieser Website. 5’
Gruppenarbeit Die Schülerinnen und Schüler notieren auf einem Blatt Papier die von ihnen gesprochene(n) Sprache(n) und übersetzen einen einfachen Satz in ihre Sprache(n). Für den anschliessenden Vergleich wurde Aufgabe 1 konzipiert. In kleineren Gruppen besprechen die Schülerinnen und Schüler ihre Ergebnisse, erkennen Gemeinsamkeiten zwischen ihren Sprachen und arbeiten diese heraus.

Allenfalls kann nach abgeschlossener Gruppenarbeit eine kurze Plenumsdiskussion angefügt werden, in der die verschiedenen Gruppen ihre Sprachen vorstellen.

Arbeitsblatt 10’
Input Präsentation des ersten Theorieblocks oder Aneignung durch eigenständiges Lesen. Nach dem Bearbeiten der Theorie sollten Fragen beantwortet oder einzelne Aspekte (freie Wahl der Lehrperson) genauer betrachtet werden. frei 15’
Einzel- oder Gruppenarbeit Einzeln oder in kleinen Gruppen bearbeiten die Schülerinnen und Schüler nun Aufgabe 2. Ziel ist, die drei Sprachzweige zu finden, die im Verlauf des Unterrichts genauer besprochen werden. Arbeitsblatt 10’
Input Wenn die Aufgabe bearbeitet ist, kann die Auflösung dazu präsentiert werden. Dies kann wiederum durch Lesen oder durch den Input der Lehrperson geschehen. frei 5’
Pause
Einzel- oder Gruppenarbeit In Aufgabe 3 werden die Schülerinnen und Schüler aufgefordert, ihr Wissen zur geografischen Verteilung der Sprachen anzuwenden. Dazu wird ihnen eine blanke Karte präsentiert. Auf dieser sollen die Schülerinnen und Schüler für jedes Land den oder die Sprachzweige bestimmen. Arbeitsblatt 10’
Einzelarbeit Um die Aufgabe selbstständig zu korrigieren, können die Schülerinnen und Schüler die drei kurzen Kapitel zu den verschiedenen Sprachzweigen lesen. Dadurch erfahren sie nicht nur, welche Sprachen zum jeweiligen Zweig gehören, sondern auch noch weitere linguistisch relevante Informationen. Arbeitsblatt 10’
Plenum Neben den visuellen Inputs sollen den Schülerinnen und Schüler auch auditive Inputs geliefert werden, sodass sie ihr in der Unterrichtseinheit erlangtes Wissen verbinden und gleichzeitig auf spielerische Art testen können. Dafür werden Audioausschnitte von der Website omniglot.com abgespielt und die Schüler:innen sollen diese in der Tabelle von Aufgabe 4 eintragen. Es wird empfohlen, dass die Lehrperson die Sprachen individuell auswählt und mit den in der Klasse gesprochenen abstimmt. Es ist durchaus auch sinnvoll, nicht-indoeuropäische Sprachen miteinzubeziehen.
Das Sprachen-Quiz soll allein ausgefüllt werden und wird danach im Plenum diskutiert.
Arbeitsblatt 15’
Plenum Den Abschluss der Unterrichtseinheit bilden eine Blitzlichtrunde und die Reflexion der Schülerinnen und Schüler über den eigenen Lernprozess. Die Blitzlichtrunde greift das Konzept der Sprachfamilien, welche die Schülerinnen und Schüler am Anfang der Unterrichtseinheit gebildet haben, nochmals auf und schliesst somit die didaktische Klammer.
Um die erste Aufgabe wieder aufzugreifen, kann auf der Wandtafel einer oder mehrere Sprachbäume gezeichnet werden, die alle in der Klasse vertretenen Sprachen beinhalten.
Wandtafel 10’

Exemplarische Einleitung in die Unterrichtseinheit

Vorschlag 1

Steigen sie mit ein paar allgemeinen Aussagen in das Thema ein. Dies könnte ungefähr wie folgt aussehen:

„Auf der Welt gibt es heute tausende von Sprachen. Viele verschiedene werden in der Schweiz gesprochen, andere nur in weit entfernten Ländern. Jede und jeder von uns kennt eine oder zwei sehr gut, andere mehr oder weniger gut und nochmals andere nur dem Namen nach. Diese Sprachen unterscheiden sich bezüglich Schrift, Aussprache, Wortschatz, Grammatik und Verwendungskontext. Deshalb ist es schwierig, eine neue Sprache zu lernen – aber hin und wieder stösst man doch auf Gemeinsamkeiten zwischen den einzelnen Sprachen!“

Anschliessend können verschiedene Beispiele für solche Gemeinsamkeiten aber auch Unterschiede genannt oder an der Tafel/per Präsentation gezeigt werden. Hier könnten auch die Schülerinnen und Schüler eingebunden werden. Verschiedene Beispiele finden Sie hier:

  • Wörter, die in mehreren Sprachen identisch ausgesprochen werden: Z.B. die Maus heisst auf Englisch ebenfalls mouse. Selbes gilt auch für Haus. Die schweizerdeutschen Begriffe muus und huus unterscheiden sich hingegen davon.
  • Grammatische Muster, die in verschiedenen Sprachen identisch sind: Z.B. im Französischen wird das passé composé wie das deutsche Perfekt mit avoir oder être, den Wörtern für haben und sein, gebildet. Im Englischen wird für das past perfect jedoch to be und nicht auch to have

Bevor Sie mit der ersten Aufgabe beginnen, kann an dieser Stelle als Überleitung eine Frage ins Plenum gestellt werden: Was wäre also, wenn man Sprachen nach ihrer Ähnlichkeit anordnen würde, um ein bisschen Ordnung in die Sprachenvielfalt zu bringen? An dieser Stelle kann auch bereits auf die Disziplin der Linguistik vorgegriffen werden. Den Schülerinnen und Schüler kann so bereits erklärt werden, dass ihre erste Aufgabe jener einer Wissenschaftlerin/eines Wissenschaftlers der Linguistik ähnelt: Datenerhebung (Sammlung von verschiedenen sprachlichen Äusserungen) und anschliessende Auswertung (Vergleich der Sprachen).

 

Vorschlag 2

Der Einstieg erfolgt mithilfe eines Gedankenspiels. Folgendes Szenario wird präsentiert:

„Du bist in den Ferien und sitzt in einem touristischen Café oder einem Restaurant einer belebten Stadt in Europa. Um dich herum hörst du Menschen in den verschiedensten Sprachen sprechen – Deutsch, Französisch, Spanisch, Serbisch und viele mehr, die du noch nie gehört hast. Dir fällt auf, dass sich die meisten Sprachen deutlich voneinander unterscheiden, und trotzdem hört man zwischen einige Sprachen gewisse Ähnlichkeiten. Vielleicht fällt dir auch auf, dass du manche Sprachen ein wenig verstehst, obwohl du sie gar nicht sprichst. Hast du dich jemals gefragt, woran das liegt? Oder wie diese Sprachen entstanden sind und wie sie miteinander verbunden sind?“

Mit diesem Beispiel soll den Schülerinnen und Schüler ein Eindruck in die faszinierende Sprachenvielfalt Europas, mit ihren Sprachfamilien, vermittelt werden. Anschliessend wird der grobe Ablauf der Lektion vorgestellt. Hier wäre zu erwähnen, dass diese Unterrichtseinheit sich mit der vielfältigen Sprachlandschaft Europas beschäftigt und dass nun gemeinsam versucht werde, mehr über diese Sprachen zu lernen. Es kann auch erklärt werden, dass im Verlauf des Unterrichts einige der grössten Sprachfamilien Europas präsentiert und diskutiert werden. Dabei werden die Schülerinnen und Schüler mit Hilfe einer Karte auch nachverfolgen können, in welchen Ländern man ähnliche bzw. verwandte Sprachen spricht. Am Schluss der Lektion können die Schülerinnen und Schüler ihr eigenes Wissen im Hörquiz auf die Probe stellen und das zu Beginn der Einheit beschriebene Szenario nacherleben.

  • Vollständige Unterrichtseinheit
  • Kommentare zu den Aufgaben
  • Handout mit Aufgaben (mit Begleittext)

Literaturnachweis:

  • Becker-Mrotzek, Michael/Kämper-van den Boogaart, Michael/Köster, Juliane Köster/Stanat, Petra Stanat/Gippner, Gabriele Gippner (2015) (Hrsg.): Bildungsstandards aktuell: Deutsch in der Sekundarstufe II. Braunschweig: Westermann Schroedel Diesterweg Schöningh Winklers GmbH.
  • Feilke, Helmuth/Jost, Jörg (2015), unter Mitarbeit von Angelika Buss und Ulrich Nill: Sprache und Sprachgebrauch reflektieren. In: Becker-Mrotzek, Michael/Kämper-van den Boogaart, Michael/Köster, Juliane Köster/Stanat, Petra Stanat/Gippner, Gabriele Gippner (2015) (Hrsg.): Bildungsstandards aktuell: Deutsch in der Sekundarstufe II. Braunschweig: Westermann Schroedel Diesterweg Schöningh Winklers GmbH, 236-296.