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Lena Frank

„Papa, schenk mir was!“: Wie Eltern ihre Kinder beschenken

Ein Geschenk will gut überlegt sein. Es sollte mit Sorgfalt ausgesucht werden, damit das Gegenüber dessen intendierte Bedeutung wahrnimmt, nicht aber das Kalkül, welches sich hinter der Geste verbergen mag. Je nach Form des Geschenks könnte das Gegenüber Verdacht schöpfen. Hat ein Geschenk im Gegensatz zu Vorherigen stark an Wert oder an Grösse zugenommen, könnte mehr dahinterstecken als eine selbstlose Geste. Denn wie sehr man sich auch bemüht, das perfekte Geschenk für jemanden zu finden, ist es schlussendlich das Gegenüber selbst, welches den Wert seines Geschenks beurteilt[1].

Wie verhält es sich allerdings, wenn man das eigene Kind beschenkt? Versucht man auch in diesem Fall die Geschenke mit einer versteckten Nachricht zu versehen, die dem Kind etwas zu verstehen geben soll?

Dazu kommt, dass sich mit den Kindern selbst, auch die Geschenke an sie entwickeln. Eltern müssen sich immer mehr Gedanken machen, was denn nun ein passendes Geschenk abgeben würde. Daher wollte ich in meiner Arbeit der folgenden Frage nachgehen:

Wie beschenken Eltern ihre Kinder, und wie verändert sich ihre Art zu schenken über die Jahre?

Zur Beantwortung dieser Fragestellung wurden fünf Interviews mit Eltern durchgeführt, deren Kinder verschieden alt waren. Damit ergab sich eine Altersspanne von 2 Monaten bis 23 Jahren. Die Eltern wurden unter anderem zu ihrem Schenkverhalten gegenüber ihren Kindern und ihren Gedanken dazu befragt. Obwohl sich die Kinder der Befragten in verschiedenen Lebensabschnitten befinden, waren die Überlegungen rund um potenzielle Geschenke an sie sehr ähnlich. Insbesondere liessen sich sechs Kategorien herausarbeiten, welche näher analysiert wurden;

  1. Wunschlisten
  2. (Schenk)Traditionen
  3. Schenken in eigener Sache
  4. Geldgeschenke
  5. Gemeinsame Erlebnisse
  6. Schenken im Wandel der Zeit

Wie beschenken Eltern also ihre Kinder? Sie wollen ihnen in erster Linie eine Freude machen, dabei aber auch sichergehen, dass ihr Nachwuchs für das Leben gewappnet ist. Durch das Erbitten von Wunschlisten schenken sie ihren Kindern schon früh die Möglichkeit, sich über eigene Wünsche zu äussern und in Fragen um ihre Geschenke ein Mitspracherecht zu haben. Sie schenken ihnen Geborgenheit, wenn sie alte Traditionen aufleben lassen oder gänzlich neue kreieren. Dabei steht ein Gefühl der Zusammengehörigkeit im Mittelpunkt. Neben den Dingen, die Kinder selbst wollen, achten Eltern auch darauf, was ihren Kindern nützlich sein kann. Wie ein Geschenk, das einem Kind von seinen Eltern schlussendlich aussehen mag, wird es grösstenteils mit derselben Intention gemacht: Die Verbindung zueinander zu stärken.

Im Kern standen bei allen Befragten das Wohl und die Freude des Kindes. Auch wenn die Kinder schon älter sind, will man ihnen zu verstehen geben, dass ihre Eltern sie unterstützen wollen. Denn Geschenke von Eltern an ihre Kinder, welche Gründe sie auch immer haben mögen, sagen immer auch aus: „Ich bin für dich da“.


[1] Davies, Gary, Susan Whelan, Anthony Foley u.a.: Gifts and Gifting. In: International Journal of Management Reviews 12/4 (2010), 413 – 434.