Category Archives: „Love Makes You Crazy“ Stereotyp in der Serie CRAZY EX-GIRLFRIEND

Vanessa Sarah Loretan

„Love Makes You Crazy“
Stereotyp in der Serie CRAZY EX-GIRLFRIEND

They say love makes you crazy
Therefore, you can’t call her crazy
‚Cause when you call her crazy
You’re just calling her ‚in love‘!

Titellied der zweiten Staffel, erste Darstellung: S2.01, 00:03:36–00:03:44.

CRAZY EX-GIRLFRIEND – eine Serie mit einer scheinbar klaren Ansage. „She’s the crazy ex-girlfriend!“ rufen uns die Figuren im Intro der ersten Staffel zu. Damit ist Rebecca gemeint, die ihr ganzes Leben auf den Kopf stellt, um ihrem Ex-Freund Josh nah zu sein. Rebecca erwidert jedoch auf die Behauptung der anderen Figuren: „The situation’s a lot more nuanced than that!“. Hier werden zwei Behauptungen aufgestellt. Einerseits soll Rebecca das typische crazy ex-girlfriend verkörpern, aber andererseits soll die Situation doch etwas vielschichtiger sein als das.

In meiner Arbeit wollte ich erkunden, wie die Serie CRAZY EX-GIRLFRIEND mit diesem Stereotyp des crazy ex-girlfriend umgeht. Wie wird dieses Stereotyp in der Serie reproduziert? Inwiefern differenziert es allenfalls von anderen medialen Darstellungen? Zum Vergleich wurden zwei Filme hinzugezogen, FATAL ATTRACTION (Adrian Lyne, USA 1987) und SWIMFAN (John Polson, USA 2002).

In dieser Arbeit sollte sich hauptsächlich auf die Figur Rebecca konzentriert werden. Damit sind ihre Darstellung, ihre Handlungen und Aussagen von zentraler Bedeutung. Ich habe untersucht, inwiefern die Darstellung von Rebecca mit dem Narrativ des crazy ex-girlfriend umgeht. Dazu untersuchte ich die Serie hinsichtlich drei Aspekten, die ich in den Referenzfilmen wiederfinde. Hierbei konzentrierte ich mich jeweils auf die Aussen- und Innenperspektive der Figur. Wie werden die Handlungen von Rebecca von den anderen Figuren wahrgenommen? Wie werden diese Handlungen ausgelöst, beziehungsweise welche Gründe für ihre Handlungen werden von der Serie dargestellt?

CRAZY EX-GIRLFRIEND ist eine Serie, die sehr explizit mit verschiedenen Stereotypen und Erzählmustern spielt und viele andere Medien referenziert. Dabei werden diese oftmals parodiert und subversiv dargestellt. Rebecca ist das crazy ex-girlfriend, aber sie ist es auch nicht. Mit CRAZY EX-GIRLFRIEND wird ein Blick in die Psyche des crazy ex-girlfriend geworfen. Ein Figurenstereotyp, der oftmals als antagonistische Ziehkraft die Narration in Thrillern beeinflusst, wird in dieser Serie zur Hauptfigur. Die Geschichte wird von ihrer Perspektive erzählt. Damit unterscheidet sich die Narration klar von Filmen wie FATAL ATTRACTION oder SWIMFAN, in denen die Perspektive diejenige des Mannes ist. Rebeccas Beweggründe werden offengelegt.

Durch die Darstellungsweise mit Musicalnummern wird eine interessante Innensicht bewerkstelligt, die sonst in filmischen Darstellungen eher schwierig ist. Durch die gezeigte subjektive Wahrnehmung von Rebecca wird ersichtlich, dass in der Serie zwei Narrative aufeinandertreffen. Rebeccas Sicht zeigt die eines Liebesfilms, in dem sie die Hauptrolle trägt. Sie interpretiert ihre Aussenwelt aufgrund von Erzählmustern, die aus Liebesfilmen bekannt sind. Diese Sicht auf die Geschehnisse stimmt jedoch nicht mit den anderen Figuren überein; mit der dargestellten ‚Wirklichkeit‘. Rebeccas Aktionen scheinen daher oftmals übertrieben und nicht angemessen. Dieses Spannungsverhältnis zwischen zwei Narrativen stellt die Serie als Antwort auf die Frage, weshalb das crazy ex-girlfriend in dieser Weise handelt. Diese Handlungen sind nämlich aus der Sicht des crazy ex-girlfriends gerechtfertigt. Diese Sicht wird in den Referenzfilmen nicht ausgeführt. In FATAL ATTRACTION und SWIMFAN erscheint die Frau als Bedrohung, aber es wird nicht erklärt, weshalb sie so handelt. Die Begründung für Rebeccas Wesen wird ausserdem auch mit ihrer Borderline-Persönlichkeitsstörung weiter ausgeführt. Durch das Darstellen von Momenten in Rebeccas Kindheit und ihrer Beziehung zu ihren Eltern erkundet die Serie, wie Rebecca als Person funktioniert. Mit dieser Perspektive auf das subjektive Erleben von Rebecca und ihrer Innensicht wird das Stereotyp subversiv dargestellt.