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Campidoglio, Rom.,
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Campidoglio


1. Zeitliche Entwicklung der Stadt Rom
2. Topographie und Beschreibung des Campidoglio
3. Baugeschichte
3a. Campidoglio vor 1536
3b. Campidoglio 1536-1600
3c. Campidoglio nach 1600
4. Die Piazza del Campidoglio als Monument
5. Ikonographie

1. Zeitliche Entwicklung der Stadt Rom
Der Kernkörper der antiken Stadt Rom wie auch die moderne Bebauung der Agglomeration beschränkt sich auf das Tiberknie und die umliegenden Höhen. Im Norden bilden sich die Zentren der Porta und Piazza del Popolo, im Süden liegen Kapitol und Palatin. Erst seit dem 15. Jahrhundert waren auch Quirinal und Esquilin erneut bebaut. Die Stadt Rom ist seit jeher von ihrer Topographie bestimmt. Dies ist auch auf dem Stadtplan Roms in dem von Antonio Lafreri 1573 herausgegebenen Werk Speculum Romanae Magnificentiae erhalten, welches ebenfalls diejenigen Stiche von Etienne Dupérac beinhaltet, welche den Kapitolsentwurf Michelangelos repräsentieren. Rechts des Tiber lagen die Stadtkerne des Vatikan mit Borgo und Trastevere, die Bebauung der restlichen Ebene erfolgte im 19. Jahrhundert. Nicht wie bei anderen Städten wie Florenz oder Siena war das kirchliche und kommunale Zentrum – gebildet von Vatikan und dem Kommunalpalast des Kapitols – nicht von der Stadt umschlossen und lag ebenfalls nicht im homogenen antiken Stadtzentrum, sondern peripher.1
Die antike Weltstadt Rom als „caput mundi“ wurde in bescheidenem Rahmen, jedoch mythisch verklärt 753 v. Chr. von Romulus gegründet. Nach lange andauernder Blütezeit erlebte Rom in der Spätantike mit der Verlegung der Hauptstadt des Römischen Reiches nach Konstantinopel (395/476 n. Chr.) den Beginn einer Niedergangsphase, die durch Plünderungen, Belagerungen, Völkerwanderung, Gotenkrieg und einer bis ins 11. Jahrhundert andauernden relativen Bedeutungslosigkeit der Stadt gekennzeichnet war. Ab 800 erhielt Rom als Sitz des Kirchenstaates erneut weltweit wichtige Funktion auch als Wallfahrtsort des Christentums, im Hochmittelalter (12.Jh.) entstand ein neues Strassennetz, die Stadt wurde von massiven burgartigen Bauten geprägt. Das heutige Rom zeichnet sich durch Bauten der Renaissance, des Barock und durch das Strassennetz des Risorgimento aus, obwohl von den antiken Bauten auch weiterhin eine grosse Anziehungskraft ausgeht.

2. Topographie und Beschreibung des Campidoglio
Das Kapitol (Campidoglio) als kleinster klassischer Hügel Roms besteht aus zwei verbundenen Hügelkuppen, deren Sattel den niedrigsten Übergang vom Forum im Südosten zur Stadt im Nordwesten markiert. Im Achskreuz befanden sich Bauten der Antike, heute liegt der ovato der neuzeitlichen Piazza im Mittelpunkt des Sattels. Der jetzige Zustand kann beispielsweise auf der Homepage http://www.comune.roma.it eingesehen werden. Der heutige Platz wird von drei Bauten eingerahmt: der Senatorenpalast mit Freitreppe im Norden, im Osten der Konservatorenpalast und spiegelbildlich davon im Westen der Palazzo Nuovo mit den Kapitolinischen Museen. Im Mittelpunkt des Platzes befindet sich seit 1979 eine Nachbildung der Reiterstatue des Marc Aurel, das kaiserzeitliche Original von um 175/180 n. Chr. befindet sich wie die Wölfin ebenfalls in den Kapitolinischen Museen.
Die heutige Piazza del Campidoglio besteht - wie im Entwurf Michelangelos vorgegeben - aus vier Hauptelementen: einem zentralen ovato mit Reiterstandbild auf dessen Scheitel, zwei spiegelbildlich identischen Seitenpalastportiken (Konservatorenpalast und Palazzo Nuovo) und in der Front aus dem Senatorenpalast mit Freitreppe.

3. Baugeschichte des Campidoglio

3a. Campidoglio vor 1536
In der Antike besass das Kapitol eine der heutigen Piazza entgegengesetzte Orientierung. Die damaligen Bauten können auch in verschiedenen Plänen aus dem 16. Jahrhundert eingesehen werden. So bildeten beispielsweise M. Fabio Calvo (1527), B. Marliani (1544) und P. Ligorio (1553) ein aus ihrer Sicht antikes Kapitol ab. Für weitere Informationen zum Bild Roms in der Antike (Vitruv) sowie zu den römischen Stadtplänen von Piero del Massaio und Fabio Calvo siehe Artikel Stadtpläne.
Auf dem Augusteischen Kapitol befand sich ein Vestatempel, die Regia (Kaiserpalast), die Curia (Sitz des Senats), Tempel des Julius Cäsar, von Castor und Pollux, die Basilica Julia, der römische Haupttempel des Jupiter Optimus Maximus, ein Tempel der Iuno Moneta, verschiedene Weihbezirke und das Forum. In der Senke zwischen den Gipfeln wurden im Tabularium die Staatsgesetze und -verträge aufbewahrt. Mit der ostgotischen Herrschaft zerfiel das antike Rom zusehens. Die präsente Erinnerung an die Bedeutung des antiken Kapitolsgebiets verhinderte eine umschliessende Bebauung des Hügels in Mittelalter und Neuzeit. Aufgrund des Anspruchs auf Anbindung an das mittelalterliche Stadtgefüge erfolgten eine Umorientierung der Bauten und die Anlage einer ersten Freifläche für kommunale Angelegenheiten über dem ehemaligen Asylum. Somit trat das Gebiet als profanes Zentrum trotz Randlage in Konkurrenz zum kirchlichen Zentrum des Lateran im Nordwesten der Stadt. Papst Nikolaus V. befestigte in seiner Amtszeit 1447-1455 nicht nur den Vatikan, sondern baute auch den Konservatoren- und Senatorenpalast auf dem Kapitol nach dem Vorbild oberitalienischer Signorienburgen als Vierflügelanlage mit Türmen und doppelgeschossigen Loggien um. Tilman Buddensieg hat sich in zwei Artikeln näher mit dieser Statuenstiftung befasst. Sie dienten auch auf dem Kapitol als Symbole des antiken Rom und werteten dadurch den Sitz der städtischen Verwaltung gegenüber dem sakralen Zentrum auf. Dennoch standen die grossformatigen Statuen im Gegensatz zu den bescheidenen Gebäuden und ohne leitendes Prinzip in einem Missverhältnis zu ihrer Umgebung. Die Freifläche des Kapitols lässt sich anhand eines Stichs von Marteen van Heemskerck (1532-1535) illustrieren, von welchem auch eine vergleichbare zeitgleiche Abbildung des Lateran entstand. Der Zustand des Kapitols vor der Wiederherstellung wurde oft beklagt, beispielsweise von Flavio Biondo (1443, hier Ausgabe von Basel 1531) oder Andrea Fulvio (1513).

3b. Campidoglio 1536-1600
Im Jahr 1536 besuchte Kaiser Karl IV Papst Paul III Farnese (Amtszeit 1534-1549) in Rom; im Zuge dieses Treffens übertrug der Papst dem Architekten von St. Peter, Michelangelo Buonarotti, den Auftrag zur Neugestaltung der brachliegenden Piazza del Campidoglio. Die Entwürfe Michelangelos liegen in den Stichen des Etienne Dupérac von 1567 bis 1569 vor, welche im Antonio Lafreris Werk Speculum Romanae Magnificentiae (um 1574, Rom, Exemplar der Bibliotheca Hertziana) abgedruckt sind. Sie zeigen den ovato mit charakteristischem Ornament, dessen Mittelpunkt prominent von der Reiterstatue des Marc Aurel eingenommen wird, welcher von drei Treppenstufen umgeben ist. Zugang erhält man durch die von Michelangelo erbaute Cordonata, eine monumentale Treppe die von der unteren Stadt mit breiten, fliessenden Stufen in Richtung des Kapitols ansteigt (Grundriss). Im Norden erkennt man die Front des Senatorenpalastes mit der Freitreppe, während im Osten und im Westen gespiegelt die Fronten des Konservatorenpalastes und des Palazzo Nuovo leicht trapezförmig um den Platz angeordnet sind. Die Anordnung der Platzachsen ist in einem Stich des Platzgrundrisses von Bartolomeo Faleti zu erkennen. Der Grundriss zeigt uns ausserdem, dass die nach der Blickachse zum Senatorenpalast gespiegelten Seitenfassaden den Platz perspektivisch vergrössen, indem sie nach hinten auseinanderrücken.
Diese Entwürfe Michelangelos werden in der Forschung in einem Zeitraum von 1536-1564 datiert, da jedoch die Freitreppe des Senatorenpalastes bereits 1547 vollendet war und aufgrund der Notwendigkeit eines vorhandenen Gesamtkonzepts im Zuge des Transfers der Reiterstatue des Marc Aurel auf den Kapitolsplatz scheint der erste Entwurf bereits 1538 vorgelegen zu haben. Der Auftraggeber der Neugestaltung wurde bei Dupérac als ‚populo romano’ und Papst angegeben, so auch in Vasaris Viten von 1550, wo die beratende Funktion Michelangelos und das „disegno del Campidoglio“ als Ganzes gewürdigt wird. Der Entwurf und Gesamtplan wurde nach dessen Tod von anderen Baumeistern (u.a. von Giacomo Della Porta, Diskussion im Artikel von Sedlmayr) weiterverfolgt. Verschiedene Bauphasen sind auf den Stichen von Hieronymus Cock (1545) und etwas später auch bei Etienne Dupérac festzustellen. Das heutige Erscheinungsbild der Piazza del Campidoglio geht auf das Vorbild der Entwürfe Michelangelos zurück und enthält neben authentischen Teilen auch Neuerungen und Abweichungen. So wurden beispielsweise die unter Michelangelo geplanten Vollfenster in der Ausführung durch Girolamo Rainaldi (1570-1655) im zweiten Geschoss durch quadratische Fenster ersetzt. Der Turm als vertikaler Abschluss des Gebäudes wurde ebenfalls nicht durch Michelangelo, sondern von Martino Lunghi unter Gregor XXI. fertig gestellt.2

3c. Campidoglio nach 1600
Nicolaus van Aelst bildete 1600 den Stand der Umbauten um 1595 ab, als der Marforiobrunnen mit dem den Flussgöttern beidseitig der Freitreppe gleichenden liegenden Marfo(g)lio der Fassade des späteren Palazzo Nuovo vorgestellt wurde. Der Senatorenpalast durchlief zwei Umbauphasen, in denen der zinnengekrönte Turm von einer geschlossenen Saalfront mit Flankentürmen ersetzt wurde. Die Umbauten des Konservatorenpalast verliefen ähnlich wie diejenigen des Senatorenpalastes, ebenso bildeten die Hauptteile des Vorgängerbaus den Kern der Frontarchitektur, so integrierte Michelangelo beispielsweise die Bögen der alten Loggia in die Aussenwand. Der neu hinzugefügte Portikus diente als Mittler zwischen Platzraum und Körperlichkeit. Der trotz vorhandener Planung Michelangelos erst im 17. Jahrhundert erbaute Palazzo Nuovo im Westen schloss die orthogonal ausgerichtete Raumkomposition ab, auch dessen Fassade besteht aus acht Kolossalpfeilern und Stirnpilastern. Während Van Aelst den Kapitolsplatz aus der Sicht Dupéracs abbildete, setzen die späteren Stiche des Viartris Reuleris (1640), Giovanni Battista Falda (um 1655) und G. B. Piranesi (1760) den Fokus auf die beiden Treppen zum Kapitol und zur Kirche S. Maria Aracoeli. Die Sternpflasterung wurde mehrmals verändert, nach dem Umbau in den 1930er Jahren wurde mit der jetzigen Ornamentik eine Annäherung an die Entwürfe Michelangelos intendiert. Mit der fortschreitenden Neuzeit und in der Moderne erfuhr die Piazza del Campidoglio Einbussen durch modernen Städtebau und verlor durch die Vergrösserung der Stadt ihre Sonderstellung. Während die Wechselwirkung des Kapitols mit der Stadt bei Michelangelo entwurfsimmanent war, besitzt die moderne Piazza die Funktion eines Verkehrsknotenpunkts.

4. Die Piazza del Campidoglio als Monument
Auffallend auf dem Kapitolsplatz nimmt das Reiterstandbild des römischen Kaisers Marc Aurel, welches im Mittelpunkt des ovato auf dem höchsten Punkt der Wölbung der Piazza aufgerichtet ist, die Konstruktion ein. Der sonst leere Platz wird von der Statue als Handlungs- und Bewegungsmoment und von den explosionsartig angeordneten zwölf Sternkeilen strukturiert. Die beiden seitlichen Portiken wirken nicht nur als Flügelarme des Senatorenpalastes, sondern konstituieren gemeinsam mit ihm die Bauarchitektur der Piazza, welche als der Reiterstatue untergeordnet gesehen werden kann.
Der Kunsthistoriker Wolfgang Lotz äussert sich in seinem Text "architecture in the later 16th century" zu der Gesamtanlage des Campidolio. Die grundlegende Anordnung der Gebäude zeugen von einem starken Einfluss der Antike. Dadurch entsteht ein ruhiger, statischer Gesamtkomplex. Die ganze Anlage übernimmt sehr deutlich die Komposition im Grossen, wie dies später im Barock üblich ist. Die Paläste verlieren ihre einzelne Bedeutung und erhalten sie erst durch die Beziehung zu einen einzelnen Zentrum. Das Zentrum ist ein statischer Raum, welcher den Besucher um die in der Mitte angebrachte Reiterstatue rotieren lässt."
Weiter lässt sich der Senatorenpalast als Gebäude von höchstem städtebaulichem Rang mit der historisch-antikisierenden Memoria des verehrten Kaisers als starker dualer Symbolik verbinden. Die als direktes Resultat der Ovatokonstruktion den Platz umschliessende Palastarchitektur ist durch den Platzkreis axial fixiert, ihre räumliche Funktion kann nur unter Einbezug des Platzreliefs definiert werden. Michelangelos Entwurf bestimmte die strikte Symmetrie der Palastfronten und deren Achsen sowohl als eine Öffnung zum Forum im Süden als auch hin zur Stadt im nördlichen Brennpunkt. Auch die hinter dem Platz ausstrahlenden Strassenzüge lassen sich als Resultat der Portikusachsen deuten, der Sinn der Architektur im Entwurf des Michelangelo und in den Stichen von Dupérac entfaltet sich in ihrer konkreten Erscheinung.

5. Ikonographie
Die Bedeutung des Kapitols veränderte sich im Laufe der Jahrhunderte. Laut Fritz Saxl war der kapitolinische Hügel nie ein gewöhnlicher Siedlungsplatz wie etwa der Palatin. Noch vor der Gründung Roms galt er als heiliger Ort, an dem sich die Menschen für Opferhandlungen versammelten. Im Jahre 509 v. Chr., im ersten Jahr der römischen Republik, wurde der Bau des Jupitertempel abgeschlossen. Dieser bildete nicht nur einen kultischen Mittelpunkt, sondern galt als sakral-politisches Zentrum des römischen Imperiums schlechthin.3 Die erste Sitzung im Jahr hielt der römische Senat hier ab, Markt, Rechtsspruch und Strafvollzug wurden hier ausgeführt und jeder Triumphzug durch die Stadt Rom endete jeweils auf dem kapitolinischen Hügel.

Mit dem Ende des römischen Imperiums Mitte des 5. Jahrhunderts verlor auch das Kapitol an Bedeutung. In der zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts erbaute man auf den Ruinen des antiken Jupitertempels die Kirche Santa Maria in Aracoeli und verband diese im 14. Jahrhundert durch eine Treppe mit der Stadt. Bis zum 12. Jahrhundert lag das Gebiet des Kapitols brach. 1143 wurde nach der Einsetzung eines, von städtischen Vertretern ernannten Senators ein Amtssitz im Typus italienischer Kommunalpaläste mit Turm, Freitreppe und Loggia errichtet. Dieser wurde hauptsächlich für die städtische Verwaltung genützt. Bekanntgabe und Straffvollzug wurden allerdings als Rückgriff auf die Antike wieder auf der Freitreppe vor dem Senatorenpalast ausgeführt. 1363 gewährte Papst Urban V. dem kapitolinischen Hügel symbolische politische Immunität.

Im Laufe des 15. Jahrhunderts entstand rechts neben dem alten Palast ein neues Gebäude für die Verwaltung. Vor ihm stellte man antike Skulpturen (Dornauszieher, kolossales Bronzehaupt, Bronzehand mit Palla, Camillusknabe) auf. Die bekannte römische Wölfin wurde 1471 von Sixtus IV vom Lateran zum Kapitol transferiert und über dem Eingang platziert. Heute sind die Wölfin und verschiede antike Skulpturen im Kapitolinischen Museum zu finden. Tilmann Buddensieg hat sich in zwei Artikeln näher mit der neuen Platzierung der Antiken Statuen befasst. Er ist der Meinung, dass sie auf dem Kapitol als Symbole des antiken Rom dienten und dadurch den Sitz der städtischen Verwaltung gegenüber dem sakralen Zentrum aufwerteten. Dennoch standen die grossformatigen Statuen in einem Missverhältnis zu ihrer Umgebung.4

Im Zuge der Plünderung Roms durch die Armeen des deutschen Kaisers Karl V. wurden 1527 auch die Bauten auf dem kapitolinischen Hügel zerstört. Fritz Saxl ist der Meinung, dass die damaligen Gebäude auf dem Kapitol keine Einheit bildeten und „dass dieser Platz, der einmal das caput mundi symbolisiert hatte, jetzt von einer Reihe zusammengewürfelter Bauten geprägt wurde, was bis zu Michelangelo der Fall war.“ 5

Die Frührenaissance war geprägt von einer neuen humanistischen Gesinnung, die sich an der klassischen Antike orientierte. Saxl betont, dass dies erst möglich wurde, indem ein neues Verständnis für die Antike aufgebaut wurde und er sieht dies als “eine der größten Leistungen der Menschheit”.

1546 konnte der Umbau von Michelangelo vollendet werden. Von ikonographischer Bedeutung war dabei insbesondere das Zentrum des Kapitolplatzes, das Reiterstandbild von Marc Aurel . Vor dem Hintergrund der neuen humanistischen Ideale war Marc Aurel nicht nur als römischer Kaiser sondern auch als Philosoph ein Symbol für alte Werte, auf die man sich zurückbesinnen und die man so wiederbeleben wollte. Die Ausrichtung des Standbildes auf das alte Stadtzentrum Roms zeugte zusätzlich von einem Streben hin zu dem Ursprünglichen. Dies lässt sich auch aus der lateinischen Widmung ablesen, deren deutsche Übersetzung nach Saxl lautet: „Der Papst brachte diese Statue von einem geringeren Ort auf das Kapitol, um das Andenken des besten aller Fürsten zu ehren und dem Vaterland seine Schönheiten und seinen Schmuck zurückzugeben.” Saxl leitet daraus ab, dass mit dieser Statue in der neuen zentrierten Ausrichtung auch wieder das Kapitol als caput mundi verstanden wurde.

Mit dem Barockzeitalter und bis hin zum 19. Jahrhundert verlor das Kapitol erneut an Bedeutung und die einstige Absicht es durch den Michelangelo-Entwurf zu einem politischen Zentrum zu machen, schlug fehl.

Dies änderte sich erneut im 20. Jahrhundert mit der Regierungszeit von Mussolini, der einen Umbau veranlasste, um die Rückbesinnung auf die alten römischen Kaiser für seine faschistische Politik zu benutzen. Der von Saxl als überdimensioniert bezeichnete Umbau sollte politische Macht und Stärke symbolisieren.


Anmerkungen
1. Dieser Abschnitt basiert auf Thies 1981, Harmen Hinrik Thies, Michelangelos Entwurf zur Architektur des Kapitolsplatzes (Diss. TU Braunschweig 1976), Braunschweig 1981, Kap. I, S. 1-5. Für eine Kritik an diesem Ansatz siehe Liebenwein 1984.
2. Alois Riegl, «Werden des Barockstiles», in: ders., Die Entstehung der Barockkunst in Rom, Wien: Schroll, 1908, S. 71.
3. Weeber 2008: Karl-Wilhelm Weeber, Ganz Rom in 7 Tagen. Ein Zeitreiseführer in die Antike, Darmstadt 2008.
4. Buddensieg 1983: Tillmann Buddensieg, Die Statuenstiftung Sixtus IV. im Jahre 1471. Von den heidnischen Götzenbildern am Lateran zu den Ruhmeszeichen des römischen Volkes auf dem Kapitol, in: Christoph Luitpold Frommer, Matthias Winner (Hg.), Römisches Jahrbuch für Kunstgeschichte 20, Tübingen 1983. S. 34-61.
5. Saxl 1957: Fritz Saxl, Das Kapitol im Zeitalter der Renaissance. Ein Symbol der Idee des Imperiums, in: Wanke 1984: Martin Wanke (Hg.), Politische Architektur in Europa vom Mittelalter bis heute. Repräsentation und Gemeinschaft, Köln 1984.



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Zürcher 1947: Richard Zürcher: , Stilprobleme der italianischen Baukunst des Cinqueccento. Basel 1947, S.33-50.
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