Methodenbesprechung und Anwendung

Im Rahmen der Unterrichtseinheit ‚La Suisse n’existe pas‘ und Interviews sollte sich im Seminar ‚Switzerland for Incomings‘ mit der Vorstellung einer Schweizer Identität auseinandergesetzt werden. Der Ansatzpunkt, um genau jenes Thema detailliierter zu behandeln, liegt in der Idee, dass die Schweiz viel mehr Diversität aufweist, als das idyllische Bild des kleinen alpinen Landes vermuten lässt. Stellt man sich also die Frage, ob es die eine Schweizer Identität wirklich gibt und wie sich diese beschreiben lässt, so bietet es sich an, genau die Personen zu fragen, die jeden Tag mit Schweizer Gewohnheiten in Berührung kommen. In diesem Fall sollen Interviews, die am Rosenhof, einem kleinen Platz in der Nähe des Züricher Rathauses geführt werden, mehr Aufschluss über die Thematik geben und ggf. neue Dimensionen eröffnen.

Auf formaler Ebene lässt sich das von mir geführte Interview als qualitatives halbstrukturiertes Leitfadeninterview beschreiben. Der Begriff ‚qualitativ‘ steht in diesem Fall für eine Vorgehensweise, bei der bloß eine einzige Person interviewt wird, um einen möglichst differenzierten Einblick in die subjektive Weltsicht des Einzelnen zu erhalten. Bei einem halbstrukturierten Leitfadeninterview handelt es sich zudem um eine Interviewform, bei der strukturiert und kontrolliert aber nicht einschränkend vorgegangen wird. Im Gegensatz zum strukturierten Interview gibt es keinen festgelegten Interviewplan, der dem strukturierten Abarbeiten von Fragen dient, sondern lediglich einen Leitfaden zur Orientierung. Dieser hat den Vorteil, dass er Themenblöcke oder Fragen zwar vorgibt und somit eine effiziente Zeitnutzung ermöglicht, aber auch die Möglichkeit bietet, die Themenreihenfolge entsprechend des Interviewverlaufes zu ändern.

Auf inhaltlicher Ebene befasst sich das von mir geführte Interview mit der Schweizer Identität und typischen Schweizer Gewohnheiten. Der dazu gehörende Leitfaden und die konkreten Fragen wurden in zwei Seminarsitzungen gemeinsam im Kurs erarbeitet und führen von einer allgemeineren zu einer spezifischeren Ebene. Das bedeutet, bevor im Interview spezielle kulturelle Gewohnheiten einer Person thematisiert werden, wird beispielsweise nach Begriffen gefragt, die der Interviewte mit der Schweiz verbindet.

Als ich am Rosenhof Markt eine passende Person für mein Interview gefunden habe, war es besonders wichtig, diese über die Anonymität und Vertraulichkeit des Interviews zu informieren. Da ich mich persönlich nicht nur auf meine Erinnerung verlassen wollte und das Interviewgespräch mit dem Handy aufnehmen wollte, musste ich ebenfalls nach der Erlaubnis fragen. Zudem habe ich erwähnt, dass die Ergebnisse des Interviews lediglich im Rahmen unseres Seminares verwendet werden und auf einem Blog veröffentlicht, zu dem man nur mit einem Passwort Zugang hat. Ich habe meiner Interviewpartnerin ebenfalls angeboten, ihr die Blogposts zuzuschicken, sobald diese fertiggestellt sind.

Verwendete Literatur: Bernard, Russel (2011): Research Methods in Anthropology. Qualitive and Quantitive Approaches. Alta Mira Press, Lanham u.a., Kapitel 8 „Interviewing I. Unstructured and Semistructured”, 156-186.

 

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