Food Heritage in Bezug auf die Arbeit von Food Celebrities
Das Thema Food Heritage ist immer wieder Teil öffentlicher Diskussionen und wirft verschiedene Fragen auf. In meiner Bachelorarbeit geht es darum, wodurch sich Food Heritage ausmacht und welche Diskussionen damit in Verbindung stehen. Ich wollte herausfinden, wie die Arbeit von Food Celebrities aussieht und wie sie mit Food Heritage umgehen. Eng in Verbindung mit diesen Themen steht auch die Diskussion um kulturelle Aneignung und wie Food Celebrities mit Kritik und Vorwürfen von kultureller Aneignung umgehen.
Im ersten Teil der Arbeit wurden die wichtigsten Begriffe und Theorien mittels bestehender Literatur erläutert. Für den zweiten Teil habe ich zwei qualitative Interviews mit Schweizer Food Bloggerinnen durchgeführt und analysiert. Bei der Analyse der Interviews bin ich auf Parallelen und Unterschiede der Ansichten bezüglich Food Heritage der beiden Interviewpartnerinnen eingegangen. In der Analyse habe ich die beiden Interviews dann in Verbindung mit bestehender Literatur aus dem Fach diskutiert.
Unter Food Heritage versteht man Lebensmittel, welche mit den Sitten und Gebräuchen einer Region verbunden sind. Es gibt drei Hauptdimensionen von Food Heritage: das Erbe, die Menschen und den Ort. Essen ist ein wichtiger Bestandteil vieler Kulturen und hat deswegen in vielen Fällen eine symbolische Bedeutung und kann identitätsstiftend sein. Die UNESCO definiert kulturelles Erbe als Erbe einer Gruppe bzw. Gesellschaft mit materiellen und immateriellen Eigenschaften, die von der vergangenen Generation vererbt, in der Gegenwart bewahrt und zum Nutzen künftiger Generationen weitergegeben werden. Im Jahr 2010 wurde Food Heritage als immaterielles Kulturerbe anerkannt.
Durch die Globalisierung und Digitalisierung findet ein verstärkter kulinarischer Kulturaustausch statt. Das Teilen von Food Heritage ermöglicht das Kennenlernen anderer Kulturen, doch von marginalisierten oder benachteiligten Kulturen kann dies auch als Bedrohung ihrer Esskulturen und -praktiken wahrgenommen werden. Durch den globalen kulinarischen Austausch wird vermehrt nach der Authentizität von Gerichten gefragt. Auch in der Arbeit von Food Celebrities ist Authentizität ein wichtiges Thema – vor allem in der Gegenüberstellung zur Kreativität.
Food Celebrities sind kulinarische Kulturvermittler. Durch das Teilen von Rezepten verschiedener Kulturen, tragen sie zu deren Verbreitung bei. Doch deshalb werden sie aufgrund ihrer öffentlichen Präsenz auch mit Kritik konfrontiert. Vor allem mit dem Thema der kulturellen Aneignung müssen sie sich auseinandersetzen.
In den Interviews bin ich hauptsächlich auf die Rolle von Food Heritage bei der Arbeit der beiden Food Bloggerinnen eingegangen und habe analysiert, wie sie mit dem Thema umgehen. Beide Interviewpartnerinnen sind sich bewusst, wie wichtig ein vorsichtiger Umgang mit Food Heritage anderer Länder und Kulturen ist. Trotzdem ist ihnen wichtig, dass sie auch ihre Kreativität in ihrer Arbeit ausleben können, um ihren Rezipient:innen immer wieder Neues und Kreatives zu zeigen. Dies ist vor allem bei Food Blogs wichtig, weil sie mit innovativen Posts ein möglichst hohes Ranking bei Google Trends erreichen wollen, um so viele Leute wie möglich auf ihre Rezepte aufmerksam zu machen. Obwohl dies auch bei Kochbüchern gilt, steht die Kreativität nicht so stark im Vordergrund wie in den Food Blogs. Auch hier wird darauf gezielt den Rezipient:innen Interessantes und Neues zu zeigen, doch der Druck, möglichst viele Klicks zu erreichen, besteht nicht. Andererseits wird in den Kochbüchern wieder weniger auf den Hintergrund der Rezepte und Zutaten eingegangen, was bei den Food Blogs sehr wichtig ist. In einem gewöhnlichen Blog-Beitrag ist nicht nur das Rezept, sondern auch ein kleiner Text mit Informationen zum Rezept, den Zutaten etc.
«[…] ich kenne diese ganzen Diskussionen um Cultural Appropriation und ich finde es immer wieder schwierig und sehr, sehr konflikthaft und komme immer wieder in Konflikt mit mir selbst und ja, ich finde es braucht eine gesunde Balance, einfach zwischen, hey just be creative und mach einfach auf was du Lust hast und andererseits Respekt und immer mit dem Vermerk, hey, es ist nicht authentisch, es ist nicht so wie das Ur-Rezept, aber was ist das schon […]»
Obwohl Food Heritage ein wichtiges Thema bei der Arbeit von Food Celebrities ist, steht es in der Prioritätenliste nicht immer an erster Stelle. Es ist eines von vielen Kriterien, welche in ihrer Arbeit von Food Bloggern beachtet wird. Vor allem wichtig sind Aspekte wie das Erreichen eines Publikums und das Mithalten mit Trends. Doch auch wenn Food Heritage nicht die erste Priorität ist, muss es immer mitgedacht werden. Auch wenn sich die Food Bloggerinnen nicht immer an die Originalrezepte anderer Kulturen halten, zeigen sie durch das Informieren und Aufklären ihrer Rezipient:innen Respekt gegenüber andere Kulturen und grenzen ab, wo sie die Inspiration her haben und wo sie ihre Kreativität einsetzen. Durch das Internet ist in der heutigen Zeit ist das Teilen von Rezepten viel einfacher. Nicht nur haben die Rezipient:innen Zugang zu mehr Rezepten, auch die Food Blogger:innen müssen innovativ sein, um sich von Konkurrent:innen mit ihren Beiträgen abzuheben. Somit werden verschiedene Rezepte immer wieder neu interpretiert und auch verschiedene Esskulturen vermischen sich immer mehr.