1. Der „erste Renaissancepapst“
2. Borgo Leonino
3. Leon Battista Alberti
1. Der „erste Renaissancepapst“
Als Tommaso Parentucelli 1447 zum Papst gewählt wurde residierte in Genf, Basel und Lausanne noch der letzte katholische Gegenpapst Felix V. Sein achtjähriges Pontifikat wurde vor allem aufgrund seines literarischen und künstlerischen Engagements, seiner Toleranz und Liebe zum Frieden, seinen eigenen humanistischen Interessen und seines Einsatzes zum Wiedersaufbau Roms mit dem Beginn der Renaissance gleichgesetzt (Toews 1968, S. 261).
Als Nicholas V. den Apostolischen Stuhl bestieg, war die Rolle der Kirche innerhalb der internationalen Diplomatie noch nicht gefestigt. Durch sein diplomatisches Geschick verstand es der Papst, die katholische Kirche als respektierten Staat innerhalb Italiens zu etablieren (Toews 1968, S. 275).
Neben den diplomatischen Beziehungen, gelang es ihm auch die finanziellen Belange zu stabilisieren. Durch die Ausdehnung des Heiligen Jahres 1450 und die Verrechnung aller Dienstleistungen verschaffte er der Kirche grössere Einnahmen.
Eine kritischere Sichtweise auf die Amtszeit von Nicholas V. legt jedoch auch den Schluss nahe, dass nicht von einem eigentlichen Bruch mit dem Mittelalter gesprochen werden kann. Es waren vielmehr die politischen Zwänge und Umstände, die den Papst zu einer Amtsführung veranlassten, die wir aus heutiger Sicht mit dem Beginn der Renaissance gleichsetzen.
2. Borgo Leonino (Magnuson 1954)
Durch die relativ stabile Stellung der Kirche innerhalb der Staatengemeinschaft, der finanziellen Gesundung und den Sieg über den Gegenpapst 1449, war Rom wieder das unumstrittene Zentrum der Christenheit und der Papst Herr aller Christen. Dies veranlasste Nicholas V. einige Bauprojekte zu veranlassen, worunter der Plan zum Wiederaufbau des Borgo Leonino zu den wichtigsten gehört.
Während dem 14. Jahrhundert zerstörten Erdbeben, Feuer, Krieg und der fehlende Unterhalt während der Absenz des Papstes, einen grossen Teil der baulichen Substanz im Borgo Leonino. Obwohl es schon vor der Amtszeit Nicholas V. Klagen über den Zustand des Borgo und auch Reparaturen an den wichtigsten Gebäuden gab, war erst jetzt die Möglichkeit vorhanden die Restauration im grossen Stil anzugehen.
Die einzige Quelle über die Projekte Nicholas V. ist in der Papstbiographie von Manetti zu finden, die im dritten Band von Muratoris Rerum Italicarum Scriptores 1734 erschien (Auszug abgedruckt bei Müntz 1878). Da ausser der schriftlichen Beschreibung keine Pläne oder Zeichnungen erhalten blieben, und auch kein anderer zeitgenössischer Schreiber das Werk erwähnt hat, ist ein genaues Nachvollziehen sehr schwierig. Erschwerend kommt hinzu, dass Manetti nicht Architekt, sondern Humanist und Politiker war, wodurch seinen Beschreibungen das technische Verständnis fehlt.
Manetti erwähnt in seiner Biographie fünf grosse Unternehmungen des Papstes: die Herstellung der Stadtmauern, Wasserleitungen und Brücken; die Restauration der Stationskirchen; der Neubau des Borgo; der päpstliche Palast; St. Peter.
Hauptbestandteile des Wiederaufbaus des Borgo zwischen dem Vatikan und dem Castel Sant’Angelo waren die Befestigungen, je eine Piazza an den Enden des Quartiers, die Strassenverbindung zwischen diesen Plätzen und die Gebäude sowie die dekorative Ausgestaltung (Plan bei Magnuson 1954, S. 100).
Die Befestigungen sollten das Areal definieren und den nötigen Schutz vor Angriffen bieten, denn sogar St. Peter und der Papstpalst sollten Teil der Verteidigung werden. Im Zentrum des Plans standen jedoch die grossen Piazzas vor dem Castel Sant’Angelo und der Basilika. Diese beiden Hauptplätze sollten durch drei Hauptstrassen miteinander verbunden werden.
Laut Dehio (Dehio 1880, S. 242) ist diese Projekt „etwas Besonderes, aus einem anderen Geist und einer neuen Zeit Geborenes, als echte Renaissancegedanken“. Dass der Plan des Borgo jedoch einen Bruch mit dem Mittelalter darstellt, muss stark bezweifelt werden. Neuere Untersuchungen und Vergleiche zeigen, dass gewisse Teile noch dem Mittelalter verpflichtet waren. Es ist eher von einem kontinuierlichen Übergang auszugehen.
3. Leon Battista Alberti
Der Wiederaufbauplan des Borgo Leonino ist für die Forschung von speziellem Interesse, weil er Leon Battista Alberti zugeschrieben wird.
Manetti erwähnt in seiner Biographie den Papst selbst als Autor der Pläne und Bernardo Rosselino als Ausführenden. Den Namen Leon Battista Alberti bringt als erster Giorgio Vasari ins Spiel. Dehio untersucht dies in seiner Abhandlung über die Bauprojekte Nicholas V. (Dehio 1880) und vergleicht Manettis Beschreibung mit dem Traktat De re aedificatoria von Alberti.
Trotz vieler Ungereimtheiten und fehlenden Quellen, kann von einer Beteiligung Albertis an den Plänen zum Wiederaufbau des Borgo Leonino ausgegangen werden. Es ist jedoch unwahrscheinlich, dass es selbst der Verfasser des Plans war, aber er war sehr wahrscheinlich eine Quelle von Manetti, für dessen Beschreibung in der Biographie von Nicholas V.