Das alkoholfreie Selbstbedienungsrestaurant Migros Neumarkt

Das alkoholfreie Selbstbedienungsrestaurant Migros Neumarkt

agehrig 16. Dezember 2019

Hofwiesenstrasse 350, 8050 Zürich
Tel: 044 317 60 20; www.migros.ch

Öffnungszeiten:
Mo-Fr 08-19h,
Sa 09-18h
Sonntag geschlossen

Seit heute, den 2. Dezember 2019, ist der gedeckte, direkte Zugang vom Bahnhof Oerlikon zum Migros Neumarkt an der Hofwiesenstrasse 350 wieder offen. Die erste Phase des Gesamt-Umbaus des Migros Supermarktes ist abgeschlossen. Um das bald 40jährige, stets modernisierte Migros-Restaurant noch zu beschreiben, ist Eile geboten!

Ein paar Worte zur Geschichte der Migros Selbstbedienungsrestaurants

Die Migros hat 1948 die Selbstbedienung eingeführt und laufend perfektioniert. Der erste Supermarkt am Limmatplatz in Zürich ist im Oktober 1952 bei Frostwetter mit starkem Wind eingeweiht worden. Um die erschöpften Hausfrauen nach dem Marsch an den Limmatplatz und durch den grossen Supermarkt zu stärken und zu belohnen, hat Gottlieb Duttweiler eine Imbissecke organisiert. Eine ‚Schale Gold‘ wurde für 25 Rappen abgegeben, ein süsses Dessert für 50 Rappen, heisse Wienerli mit Brot für ganze 80 Rappen! Diese Verpflegung am Limmatplatz, der ohne Gaststätten war, war eine soziale Notwendigkeit und wurde enorm geschätzt. Herr Duttweiler hat auf soziale Notwendigkeiten öfters rasch reagiert.

Imbiss-Ecke im Migros-Markt Limmatplatz in Zürich (1952) (Quelle)

1960 gab es bereits über 30 preisgünstige Migros Imbiss-Bars in der Schweiz. M-Restaurants waren im Versuchsstadium. An der Stockerstrasse z.B. konnten die Gäste normalerweise an Tischen sitzen. Zur Stosszeit, zwischen 11h und 14h, wurden die Stühle entfernt und die Tischflächen erhöht. Der Lärmpegel in solchen Steh-Lokalen war sehr hoch.

Die Frage des Standortes

Im stark industrialisierten Oerlikon ist seit Einführung der englischen Arbeitszeit der Bedarf an Gaststätten enorm gestiegen. Die kurze Mittagszeit erlaubt nur mitgebrachte Selbstverpflegung oder den Besuch von Lokalen mit effizientem, raschem Service.

Der heute 95jährige, bestbekannte und vielseitig begabte Architekt und ETH Professor für Architektur, Justus Dahinden, hat 1963 in der Zeitschrift Bauen und Wohnen, Band 17, Heft 1, den Artikel: Entwicklungstendenzen im internationalen Restaurantbau . veröffentlicht. Er betont den Notstand im Gastgewerbe durch akuten Mangel an Angestellten, die sehr oft die Stelle wechseln. Er empfiehlt grösstmögliche Vereinfachung bei Service und Produktion. Selbstbedienungsrestaurants mit kleinem Angebot und auswärtigem Vorkochen seien die Zukunft; Wartezeiten gäbe es da nur an der Kasse. Überlebenswichtig sei ein klares Angebots-Konzept beliebter Menus in möglichst hoher Qualität über längere Zeit.

Jeder Gast habe den Wunsch nach Behaglichkeit. Blosse Funktionalität genüge nicht. Ein potentieller Gast, der schon beim Öffnen der Türe eines Lokals von einem Klima mit angenehmer Temperatur ohne störende Gerüche empfangen werde, trete schon nach Sekunden ganz in das Lokal ein. Gutes Licht in einem freundlichen Raum mit warmen Farben und mit praktischer Möblierung werden ihn veranlassen, sich einen Platz zu suchen und sich niederzulassen.

Selbstbedienungs-Gaststätten sind dank Personaleinsparung preisgünstiger und vermitteln dem Gast das Gefühl der Unabhängigkeit: Das Warten auf den Service und das Warten auf das Bezahlen fallen weg. Ein Trinkgeld fällt weg. Mit dem Angebot wohlschmeckender Speisen in konstanter Qualität, mit Auswahl, ohne Wartezeit und zu günstigem Preis, in behaglicher Atmosphäre, findet sich bald eine treue Stammkundschaft. Wenn sich zudem der Standort beim Bahnhof Oerlikon, also sehr zentral und in nächster Nachbarschaft zu den grossen Fabriken und zu den neuen Verwaltungs- und Bürohochhäusern befindet, kann fast nichts schiefgehen!

Das Migros-Selbstbedienungsrestaurant Neumarkt beim Bahnhof Oerlikon

Oben Links: Logo Neumarkt Oerlikon (Bildquelle), Unten Links: Logo Migros Restaurant (Bildquelle); Rechts: Kartenausschnitt (Karte Bhf. Oerlikon: ©search.ch, TomTom, swisstopo, OSM, abgerufen 20.11.2019)

Parking Neumarkt / Swissôtel
Das Parking wird zusammen mit dem Swissôtel betrieben. Das Parking ist Videoüberwacht. Auf zwei Parkgeschossen stehen 450 Parkplätze zur Verfügung.
Parkgebühren: 1 Std. CHF 3.–
(Zurzeit wird ein Geschoss umgebaut)

Navigations-Adresse: Schulstrasse 44, 8050 Zürich, Telefon: +41 44 317 31 11 Öffnungszeiten: durchgehend, Einfahrtshöhe: max. 1.90 m, Behindertenplätze: Ja, E-Tankstellen.

Das alkoholfreie Migros Selbstbedienungs Restaurant Neumarkt in Oerlikon ist eines der ältesten und beliebtesten im Raume Zürich. Seit der Eröffnung vor fast 40 Jahren ist es dank guter Führung und Qualität, Pflege und steter Erweiterung des Angebots und regelmässiger Modernisierung zu einem Betrieb mit hohem Standard geworden. Ob das allumfassende neue Konzept mit 3 zusätzlichen, externen Gaststätten noch eine Steigerung der Beliebtheit beim Publikum bringen kann?

Beim Besuch dieses M-Restaurants fällt bereits der Vorraum durch seine Gemütlichkeit auf. Eine lange Sitzbank beim Fenster, mindestens 12 helle Rattan Stühle mit rotem Sitzkissen nebst etlichen runden und eckigen Tischen erwarten die Besucher. Hier finden jeden Morgen lange adhoc Meetings pensionierter Männer statt. Beim Kommentieren der Zeitungs-Schlagzeilen scheinen dabei auch private Probleme gelöst zu werden. Wem es abends, kurz vor Kassenschluss gelungen ist, noch einen Imbiss zu ergattern, hat bis 20h Zeit, diesen hier in Ruhe zu verzehren.

Im Vorraum des Restaurants  © Genossenschaft Migros Zürich

Die stark gegliederte Gaststube, oder wer lieber will, die sechs Anteile der stark gegliederten Gaststube sind farblich sehr ähnlich im gedämpften pompejanisch Rot, ähnlich dem Raum der Speisenpräsentation gestaltet. Die Böden sind in gepflegtem, etwas dunkleren Holzparkett, die Decken in hellem Apricot gehalten. Grosse Fensterfronten, möglichst in ganzer Gebäudelänge ringsum, erlauben tagsüber helles Tageslicht. Die Möbel sind bewusst verschieden hoch, um individuellen Vorlieben besser entgegen zu kommen; denn dies wird vom Publikum sehr geschätzt.

Plan-Skizze

Zwischenwände sind meist hell und mit grossen, fensterartigen Aussparungen ohne Glas versehen. Der Gesamteindruck entspricht einer grossen, architektonisch gut gegliederten Gaststube. Notfalls fänden noch weitere 20 Gäste im Vorraum Platz. Der Gesamteindruck ist derjenige einer grossen, gepflegten und behaglichen Gaststätte. Sie ist von morgens 8h bis abends 19h unterschiedlich besucht; Stosszeit ist von 11.15h- 13.30h. Die Belegung durch Kaffee-Gäste nachmittags ist mittel, ca. 1 Stunde.

Gaststube: Blick Richtung Kasse; in der Mitte der Hochtisch  © Genossenschaft Migros Zürich

Für jeden Hunger das Richtige

Ab 8h morgens steht links vom Vorraum, im angrenzenden grossen Raum der Speisenpräsentation ein grosses Frühstücks-Buffet mit allen erdenklichen Köstlichkeiten bereit. Die elfenbeinfarbigen, grossen Keramik-Platten, die grosse apricot-farbene Kassettendecke passen vorzüglich zu den gedämpft pompejanisch roten Plättli an der Wand mit den Kaffee- und Teeautomaten. Eine lange Front grosser Fenster spendet Tageslicht. Der ganze Raum erstrahlt bei gutem Wetter gewissermassen in freudigem Morgenrot.

Morgen-Buffet mit Kaffee-Automaten  © Genossenschaft Migros Zürich

Gegen Mittag werden alle Buffets mit Speisen in verlockender Auswahl und Vielfalt gefüllt. Grosse Glas-Scheiben lassen das zentrale Buffet mit gekühltem Fleisch und Fisch, allen Salaten und kalten Desserts mit geschickten Licht-Reflexen in verführerisch kühler Frische erstrahlen. Wer mag da noch widerstehen?

Frau Spirgi freut sich über ihre 2 schönen Mittags-Buffets  © Genossenschaft Migros Zürich
© Genossenschaft Migros Zürich
Der Wok in Betrieb © Genossenschaft Migros Zürich

Die Pfannen mit warmen Speisen warten dampfend auf die Gäste. Der Wok, der Pizza-Ofen und der grosse Suppentopf dampfen und rauchen um die Wette, um sich ihres grossen Kaminhutes würdig zu erweisen. Mittlerweile sind auch die Gäste eingetroffen; das M- Restaurant mag sie kaum zu fassen. Die zehn Küchenhilfen schöpfen um die Wette, die 4 Kassiererinnen tippen sich fast die Finger wund. Auch beim Take-Away im Parterre wartet eine Schlange. Das M-Restaurant setzt täglich an die 1000 Mahlzeiten um. Die Preise sind sehr günstig; spezielle Sparmenus helfen bei schmaler Kasse. Die Auswahl an angebotenen Menus ist enorm gross und kann im Internet unter https://www.migros.ch/de/genossenschaften/migros-zuerich/standorte/gastronomie/migros-restaurants.html jeweils für 3 Wochen eingesehen werden. Suppentopf, Wok und Grill gibt es immer ab 11h. Die Gäste können an jedem Wochentag auf einer neuen Karte zwischen 4 Menus und einer neuen Auswahl auf den Buffets wählen. Ein vegetarisches Menu ist jeden Tag mit dabei. Dazu kommen noch die Sonderangebote:
Am Montag immer Schweizer Gerichte.
Am Dienstag immer ein Pasta Buffet.
Mittwoch und Donnerstag jede Woche Thai im Buffet.
Am Mittwoch ist immer auch Salat-Tag, ein Teller für Fr. 12.50.
Am Freitag immer ein Fischbuffet.
Das Angebot Kaffeeplus für Fr. 5.20 (+ 1 Stück Kuchen) gilt für die ganze Woche.

Es lohnt, bis 13h zu warten, um die Mehrheit der Stammkunden nicht beim Essen zu stören. Es ist auffällig, wie die meisten Gäste nach der Kasse gezielt in eine der Gaststuben steuern, um wenn möglich, dort ihren Stammplatz einzunehmen. Im Sommer ist bei schönem Wetter auch ein Platz auf der schönsten Dachterrasse Oerlikons zu finden.
In diesem weitläufigen, grossen Gartenrestaurant gibt es weitere 60 Sitzplätze, alle mit Sonnenschutz oder Sonnenschirm.

Die schönste Dachterrasse in Oerlikon
https://www.neumarkt-oerlikon.ch/migrosrestaurant/

Das Publikum und das Personal

Das Personal ist ausgesprochen freundlich und hilfsbereit. Hat ein Gast ein Problem mit einem Getränkeautomaten oder sonst Schwierigkeiten, fragt die nächststehende Angestellte sofort, ob sie helfen dürfe. Kann ein Gast sich nicht entscheiden, wird er, sobald die Situation es erlaubt, bald einmal gefragt, wie man ihm helfen könne.

Bei meinen Besuchen zu verschiedenen Wochentagen und Tageszeiten habe ich praktisch nie ein ungutes Wort, weder beim Publikum noch im Zusammenhang mit dem Personal, gehört.

Die Chefin, Frau Spirgi, eine jüngere, sehr umgängliche Frau, scheint einen sechsten Sinn dafür zu haben, wo sie am Dringendsten benötigt wird. Sie hat mich sehr freundlich empfangen und meine Fragen, auch bezüglich Organisation, kompetent beantwortet. Sie sagt, in ihrem Betrieb verkehre vor Allem langjähriges Stammpublikum. Sie kenne sehr viele Gäste beim Namen. Sie wisse, wann sie kämen, kenne ihre bevorzugten Speisen, wie auch ihre bevorzugten Stammplätze. Eine Dame käme jeden Morgen so pünktlich, dass sie sich Gedanken machen müsse, wenn diese einmal später komme. Sie werde von vielen Gästen freundlich begrüsst, häufig würden ein paar nette Worte gewechselt. Dasselbe beobachte sie bei ihrem Personal, die meisten Mitarbeiter*Innen wüssten erstaunlich gut Bescheid über ihre Gäste. Diese Anerkennung durch die meisten Gäste sei eine enorme Aufmunterung für Alle. Den meisten Mitarbeiter*Innen, wie auch ihr selbst, mache ihre Arbeit hier viel Spass. Und wenn einmal alles drunter und drüber gehen sollte, was praktisch nie vorkomme, wüsste man auch, wozu man hier sei. Die meisten Mitarbeiter*Innen seien auch schon länger hier.

Das Wetter und die Behaglichkeit im Neumarkt-M-Restaurant in Oerlikon

In Oerlikon ist es im Sommer bald einmal sehr heiss; im Winter ist es häufig ganztags neblig und stets sehr windig. Auf den Bahnsteigen des nahen Bahnhofs weht meist ein scharfer Wind; der Fahrtwind der vorbeibrausenden Züge erschreckt viele Passagiere. Die Ankunft des sehnlich erwarteten Zuges ist, auch wenn nur ein Stehplatz übrig ist, oft eine wahre Erlösung; man ist wieder an der Wärme.

Im nahen Migros-Restaurant im zweiten Stock des ‚Neumarkt‘ Hauses ist der Einfluss des Wetters kaum zu spüren. Es ist zwar dunkler geworden, man hört den Wind pfeifen, womöglich schlagen ganze Böen von Regentropfen an die Scheiben, und doch, die Gäste sind nicht sonderlich beeindruckt. Man fühlt sich hier behaglich und in Sicherheit, man ist Zuschauer. Dank der guten Klimaanlage sind die Temperatur und die Luftfeuchtigkeit angenehm geblieben; das Licht brennt ohnehin schon länger.

Die raffinierte Innenbeleuchtung bewirkt, dass die beleuchteten Räume des Restaurants in allen Fenstern gespiegelt werden. Dank diesen Lichtreflexen wirkt auch ein Sturmregen nur noch halb so bedrohlich.

Diese behagliche Gemütlichkeit in jeder Hinsicht im M-Restaurant Neumarkt Oerlikon ist das Resultat der konsequent verwirklichten Grundsätze von Herrn Prof. Justus Dahinden durch die Migros Genossenschaft Zürich. Soweit ich diese eindeutig erkannt habe, sind sie erwähnt.

Es bleibt zu hoffen, dass bei der umfassenden Gesamterneuerung des ‚Neumarkt‘ auch Rücksicht auf anerkannte Grundsätze der Architektur bei Restaurantgestaltungen, wie von Herrn Prof. Dahinden auch in Bezug auf psychologische, das heisst ‚menschliche Klima-Bedürfnisse‘ genommen wird. Zurzeit sind überall ‚reinweisse‘ Häuser und Räume, d.h. Ral 9000 bis Ral 9003 mit möglichst heller Beleuchtung Mode. Diese ‚klinische Sterilität‘ mag vielleicht Techniker begeistern, mit gemütlicher Behaglichkeit hat sie nichts zu tun.

Mit einem herzlichen Dankeschön an Frau Spirgi, Frau Hilfiker und ihre Teams möchte ich mich verabschieden.

Literatur
Dahinden, Justus: Entwicklungstendenzen im internationalen Restaurantbau. In: Bauen und Wohnen: Internationale Zeitschrift 17, Heft 1, 1963, 33-40.

https://www.migros.ch, abgerufen 12.11.2019.

Geschichte der Migros: https://www.migros.ch/de/unternehmen/geschichte/gottlieb-duttweiler.html, abgerufen 12.11.2019.

Neumarkt Oerlikon: https://www.neumarkt-oerlikon.ch/migrosrestaurant/, abgerufen 20.11.2019.

Menus
https://www.migros.ch/de/genossenschaften/migros- zuerich/standorte/gastronomie/migros-restaurants.html, abgerufen 06.12.2019.

Abbildungen
Imbiss-Ecke Migros-Markt Limmatplatz 1952: https://www.migros.ch/de/unternehmen/geschichte/timeline.html#history-gallery- c97263f4-071f-41df-93aa-dda7ff9df8bc:mgId=1, abgerufen 14.11.2019.

Karte Bhf. Oerlikon: ©search.ch, TomTom, swisstopo, OSM, abgerufen 20.11.2019.

Bilder Migros: © Genossenschaft Migros Zürich

 

 

 

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