Jao Praya: Geh hin und probier’s!

Jao Praya: Geh hin und probier’s!

cmenzi 7. Dezember 2019

Thailändische Esskultur in Mitten Oerlikon

Das thailändische Restaurant Jao Praya liegt im Zentrum von Oerlikon. Von der Tramstation Sternen Oerlikon ist es innert drei Minuten zu Fuss gut zu erreichen. Der Weg von der Tramstation aus führt an einem Nagelstudio, Coiffeursalon und einem anderen Restaurant vorbei, bis schliesslich ein gelb leuchtendes Schild mit der Aufschrift Jao Praya zu erkennen ist. 

Schon bereits vor dem Restaurant steht eine aus Holz geschnitzte Figur einer Frau, die ein traditionell thailändisches Gewand trägt, mit Blumen geschmückt ist und von thailändischem Flair zeugt.

Betritt man schliesslich den Raum des Restaurants, eröffnet sich einem der Anblick eines mit reichlich Gold verziertem Speisesaal. 

Die Wände sind mit einem dunkelroten Stoff ausgekleidet, die mit einem goldenen Muster verziert sind. Die Wände bringen eine Wärme ins Restaurant, die vom Boden aus Stein wieder etwas gedämmt wird. Nebst diesen Stofftapeten verzieren zusätzlich viele Bilder von Tempeln und der thailändischen Königsfamilie die Wände. Die Decke ist mit Holz ausgekleidet.

Neben der grossen Fensterfront, die es Passanten erlaubt, einen Blick in das Innere des Lokals zu erhaschen, tragen zusätzlich grosse Lampen, die an nicht fertiggestellte Holzfässer erinnern, Licht in den Speisesaal des Jao Praya. 

Das Gold an den Wänden findet sich auch auf dem grüngoldenen Tischtuch wieder, auf welchem eine Unterlage für die Teller in dazupassender Farbe platziert ist. Der Tisch ist zudem mit einem Weinglas, einer Papierserviette, einem Löffel sowie einer Gabel gedeckt. Es stehen zusätzlich ein paar Getränkekarten auf dem Tisch und eine kleine, violette Blume.

Wie mir der stellvertretende Geschäftsleiter mitteilte, verbreiten besonders die Tischtücher und das Holz an der Decke eine traditionell thailändische Atmosphäre. 

An der einen Wand ist zudem eine Leinwand angebracht, auf welcher thailändische Musikvideos mit Untertitel abgespielt werden. Trotz Musik hält sich die Lautstärke im Restaurant in einem angenehmen Rahmen und man kann sich gut mit seinen Freunden unterhalten.

Trotz all den Goldverzierungen würde mein Interviewpartner das Jao Praya dennoch nicht als gehobenes Thai Lokal beschreiben:

«In Thailand gibt es so ein bisschen alles. Es gibt die Restaurants von der Strasse, wo man das Essen auf einem kleinen Plastikschemmel verzehrt. Dann gibt es normale Restaurants, unter welche Kategorie unser Restaurant fallen würde und dann gibt es auch noch sehr viel edlere, bei denen alles mit Gold verziert ist.»

Das Lokal repräsentiert folglich ein typisches Restaurant, wie es auch in Thailand anzutreffen wäre. Es ist nicht ganz simpel gestaltet, aber auch nicht zu vornehm eingerichtet.

Alle diese Faktoren führen dazu, dass ich das Restaurant, wie es John Urry beschreiben würde, mit dem «Romantic Gaze of the tourist» wahrnehmen würde. Das unglaublich ausgeschmückte Lokal mit den vielen Goldverzierungen erweckt das Gefühl, in einem traditionellen Restaurant in Thailand zu sein. Es ermöglicht ein Eintauchen in ein authentisches und traditionelles Essvergnügen wie man es auch in einem Restaurant in Thailand antreffen würde. Gestärkt wird diese Illusion dadurch, dass die Bedienung thailändischen Ursprungs ist und miteinander in ihrer Landessprache kommuniziert. Das einzige, was es von einem Restaurantbesuch in Thailand unterscheidet, sind die Gäste, welche zum grössten Teil Europäer sind. Dies sagte mir auch der Stellvertretende Geschäftsführer: «In erster Linie sind unsere Kunden sicher einmal zu 70 bis 80% Europäer.»

Auf diese Art und Weise wird das Restaurant nun bereits seit ungefähr fünf Jahren erfolgreich geführt, wie mir es mein Interviewpartner berichtete:

«Das Jao Praya gibt es nun ungefähr schon seit fünf Jahren. Die jetzige Besitzerin übernahm das Restaurant von ihrer Cousine, welche noch weitere Restaurants führt. Unter der Leitung ihrer Cousine lief das Restaurant nicht besonders gut, doch jetzt führt die neue Besitzerin es erfolgreich und möchte sogar im Januar noch ein zweites eröffnen

Der Speisesaal
Das Tischgedeck

Die Qual der Wahl

Gleichzeitig mit der Aufgabe der Getränkebestellung erhielten ich und meine Begleitung die Speisekarte. Auch diese passt zum Dekorkonzept des Lokals. Sie ist mit dem gleichen Material wie das Tischset eingebunden und mit einer Stickerei von goldenen Elefanten geschmückt.

Wir öffneten das Menu und es erwartete uns eine sehr grosse Auswahl an Speisen, die alle auf thailändisch angeschrieben waren. Um die Auswahl den europäischen Gästen zu erleichtern, werden die Zutaten noch auf deutsch angeschrieben und es gibt dazu noch ein Foto des Gerichts. Zusätzlich zu der sehr grossen Speisekarte, kann bei jedem Gericht gewünscht werden, mit welchem Fleisch oder Fisch man es gerne serviert bekäme. Die Preise lagen alle ungefähr zwischen 20 und 40 Franken. 

Um die vielen Seiten des Menus durchzusehen und uns für ein Gericht zu entscheiden, benötigten wir einige Minuten. Wir fragten die freundliche Serviertochter nach einer Empfehlung, um uns die Auswahl zu erleichtern. Sie schlug uns das Rote Curry vor, welches laut meinem Interviewpartner neben dem Papayasalat einer der Renner im Jao Praya sei. 

Wir entschieden uns schliesslich für zwei Vorspeisen, die wir miteinander teilten und einem roten Curry und einem Fleischsalat zum Hauptgang. 

Es dauerte nicht lange, bis die Vorspeisen eintrafen. Serviert wurden sie in einem Teller, der die Form eines Bootes hatte. Wir assen beide Gerichte von Hand und schon nach kurzer Zeit waren die frittierten Crevetten und die Toong Thong (eine Art Frühlingsrolle in Beutelform) aufgegessen. 

Der Hauptgang traf etwa 20 Minuten nach der Vorspeise ein. Die Portion Reis, die beim Gericht dabei war, wurde in einer Herzform serviert, was man als ein Zeichen dafür sehen kann, dass die Köche viel Liebe in die Zubereitung gesteckt haben, ihrer Profession mit Leidenschaft nachgehen und einem in ihrem Restaurant gerne willkommen heissen. Anders als bei der europäischen Küche wird das Messer zum Verzehr nicht gebraucht. Auch bei diesen Gängen hat das Jao Praya nicht vergessen, dass das Auge mitisst und die Speise mit Gemüse und einer Blume garniert. 

 

Natürlich liessen wir uns eine Nachspeise nicht entgehen. Hier war die Auswahl wieder nicht einfach. Diesmal lag es aber nicht daran, dass das Angebot zu gross war, sondern daran, dass uns alle drei Gerichte fremd waren und auch das Bild nicht weiterhalf. Schliesslich entschieden wir uns für ein Dessert aus Tarowurzel in einer Kokosmilchsauce. 

 Freundlicherweise wurde uns die Nachspeise vom Restaurant sogar als eine Gegengabe dafür, dass wir im Vergleich zu anderen Gästen eher viel bestellt haben, offeriert. 

Als ich meinen Interviewpartner fragte, ob er die Beziehung zwischen sich und dem Kunden als ein Geben und Nehmen betrachtete, sagte er: «Von uns aus ist es ein Geben und ein Nehmen und dann wieder ein Geben.» Dies zeigt sich hier gut an dem Offerieren des Desserts: Während des Essens versüsste uns die Serviertochter mit ihrem aufmerksamen Service den Abend, woraufhin wir dies mit der Bezahlung der Speisen und des Service als Gegengabe dazu beglichen. Das Restaurant hingegen gab uns dann wieder etwas zurück, indem die Nachspeise gratis war. 

Alle drei Gänge haben sehr gut geschmeckt, auch wenn sich mancher beim einen oder anderen Gericht zum Probieren überwinden muss.

Die Küche ist auch laut meines Interviewpartners der Punkt, worin sich das Jao Praya von anderen thailändischen Lokalen unterscheidet. Stolz erzählt er mir: «Meiner Meinung nach ist unsere Küche im Vergleich zu anderen Thai Lokalen viel besser. Es kommt dazu, dass wir als einziges Thai Restaurant im Gourmeo, einer Auszeichnung für die besten Restaurants der Schweiz, abgebildet sind.» Es ist also nicht nur seine Meinung, dass die Küche sehr gut ist. Auch das Gourmeo Team und ich sind der gleichen Meinung.

Der Standort Oerlikon 

Umgeben von Geschäftsgebäuden, Einkaufsläden und nicht weit entfernt vom Hallenstadion befindet sich das Lokal an einem Hotspot in Oerlikon. Dies zeigt sich auch bei einem abendlichen Besuch: Viele Tische werden an einem Abend zwei Mal vergeben. 

Die Lage des Jao Praya nimmt auch Einfluss auf das Konzept des Restaurants. Über Mittag bietet das Jao Praya deshalb ein Buffet an, welches durch die immer wieder wechselnden Gerichte Abwechslung garantiert. Dieses Konzept kommt gut bei der Kundschaft an, wie mir der stellvertretende Geschäftsführer mitteilte:

«Über den Mittag ist von 11:00 bis 14:00 Uhr Buffet. Für 21.- gibt es all you can eat plus ein Getränk. Man kann aber auch von der Karte bestellen. So ist es unseren Gästen aufgrund des Buffets möglich, bei uns am Mittag essen zu kommen. Sie können dann mehrmals Schöpfen, selbstständig etwas zu trinken aus dem Getränkekühlschrank nehmen und dann auch gleich bei der Kasse bezahlen. Sie können kommen und gehen, wann sie wollen.»

Durch das Buffet wird dem Kunden viel Freiraum gelassen. Er muss beispielsweise nicht darauf warten, bis ihm das Gericht serviert wird und kann in seinem eigenen Tempo essen. Besonders über Mittag, wo man nicht unbedingt viel Zeit hat, scheint ein Buffet also sehr sinnvoll eingesetzt zu sein und falls man Buffetbetrieb nicht mag, besteht immer noch die Möglichkeit, à la Carte zu bestellen.

Am Abend hingegen lädt das Restaurant ein, bei gemütlichem Beisammensein feine, authentische thailändische Gerichte zu verspeisen.

Die Umgebung beeinflusst das Restaurant aber nicht nur in seinem Konzept, sondern zeigt sich auch an der Kundschaft. Auf meine Frage, wie er diese beschreiben würde, antwortete mein Interviewpartner: «Wir haben Stammkunden von der Bank Credit Suisse, von hier überall von diesen Büros, aber auch Familien mit Kindern, die uns regelmässig einen Besuch abstatten.»

Einerseits scheinen also die Geschäftsleute der nahegelegenen Gebäude das Angebot des Jao Praya zu schätzen. Andererseits zieht es aber auch Familien und Kinder an, weshalb man sagen kann, dass das Lokal ein breites Spektrum von Personen anzieht. Sei es zur schnellen Mahlzeit während der kurzen Mittagspause oder doch zum gediegenen Abendessen mit Familie und Freunden, das Jao Praya deckt jegliche Bedürfnisse ab.

Der Kunde ist König 

Natürlich sorgen nicht nur die guten Speisen und die gemütliche Dekoration für eine angenehme Atmosphäre im Jao Praya. Auch der sehr aufmerksame und zuvorkommende Service trägt einen entscheidenden Teil dazu bei. 

«Guter Service macht für mich eine freundliche und aufmerksame Art dem Gast gegenüber aus. Zudem soll er schnell, aber nicht stressig sein. Er soll auf den Gast eingehen und kein Standardprogramm abspulen. Natürlich werden auch Extrawünsche erfüllt.»

Durch diese Kriterien qualifiziert sich das Servicepersonal im Jao Praya. Dass es sehr aufmerksam ist, zeigte sich bei meinem Restaurantbesuch. Als mir mein Löffel vom Tisch herunterfiel, blieb das bei der Serviertochter nicht unbemerkt. Sie hörte das Geräusch des auf dem Boden aufprallenden Löffels und eilte zu unserem Tisch, um mir einen neuen Löffel zu bringen. 

Vom Stress des Servierens liess sie sich nichts anmerken, auch wenn sie an diesem Abend alle ungefähr 15 Tische alleine bedienen musste. Sie liess sich nicht aus der Ruhe bringen und sorgte dafür, dass alle Gäste das Restaurant zufrieden verlassen. 

Damit dieser Service so reibungslos verlaufen kann, wird auch etwas von Seite des Kunden verlangt: «Man sagt schon, der Kunde ist König, aber auch er darf sich nicht völlig daneben benehmen und muss mit Respekt dem Personal begegnen.», erklärte mir mein Gesprächspartner. Es zeigt sich also wieder das Prinzip des Gebens und Nehmens (und nochmal Gebens). 

Eine ebenfalls spezielle Eigenschaft des Service, das wieder von thailändischer Kultur zeugt, ist, dass sie alle aus Thailand kommen. Während wir uns vorsichtig daran wagten, den Namen des Gerichts auszusprechen, welches wir bestellten, wiederholte die Kellnerin dieses in perfektem Thailändisch. Dies gab uns eine gewisse Sicherheit, hier wirklich gutes, thailändisches Essen zu bekommen. 

Von der Deko über den Geschmack der Speisen bis zum Personal stimmt einfach alles, weshalb ich nur empfehlen kann: «Jao Praya!» was so viel wie «Geh hin und probiere es» bedeutet.

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