Café Restaurant Dorflinde

Café Restaurant Dorflinde

fimboden 7. Dezember 2019

Das Café Restaurant Dorflinde ist ein einstöckiges, kleines Gebäude, mit einem Aussensitzplatz zur Strasse hin. Beim Eintreten findet man rechter Hand die Kasse, ein kleines Buffet mit einer Vitrine und eine Theke. Die Küche befindet sich direkt hinter diesem Bereich. Sie ist mit einer Wand und einer Türe von den Blicken der Gäste fast gänzlich, da die Türe immer offensteht, abgeschirmt. Linker Hand befinden sich Tische und Stühle in zwei grossflächigen Bereichen, welche durch eine Glaswand mit Türe abgetrennt sind. Der hintere und kleinere Teil ist ein Raucherbereich. Es gibt kleine graue runde und viereckige Tische mit weissen Stühlen und etwas grössere Tische mit roten Sitzbänken. Durch eine automatische Schiebetür kommt man in den Aussenbereich des Café Restaurants, in welchem sich einige ebenfalls eher kleine Tische mit Stühlen befinden. Diese Tür kann auch als Eingang benutzt werden, das Café Restaurant hat also zwei einander gegenüberliegende Eingänge. Zwischen den Tischen im Aussenbereich sind Sonnenschirme aufgestellt und der Platz ist mit mehreren Thuja-Sträuchern begrünt, welche, wie auch die Sonnenschirme, die Strasse vom Sitzplatz abtrennen. Im Verhältnis zur Anzahl der Gäste, welche die Dorflinde aufs Mal besuchen, hat das Café Restaurant ziemlich viele Tische. Dies führt zu einem tiefen Lautstärkepegel im Raum. Dadurch ist die Dorflinde ein guter Ort, um alleine hinzugehen und die Ruhe zu geniessen, aber es ist auch angenehm, um Unterhaltungen zu führen, da das Gegenüber problemlos verständlich ist.

Ruhepol in Oerlikon

Das Café Restaurant Dorflinde ist ein kulinarischer Ort der Ruhe, Erholung und Heimat an der Schwamendingenstrasse, mitten im von Fast-Food und Take-away geprägten Zürich Nord. Jedoch ist nicht nur das Café Restaurant ein solcher Ort, sondern auch dessen nähere Umgebung. Das Café Restaurant befindet sich nämlich im Zentrum Dorflinde, in welchem neben dem Café Restaurant ein gleichnamiges Alterszentrum, Jugendwohnungen, Läden, ein Sozialzentrum, ein Standort der Fachschule Viventa, städtische Büros, eine Parkgarage und eine Bushaltestelle vorhanden sind. Mit der orange-braunen Farbe des Gebäudes des Café Restaurants passt es perfekt in die Umgebung Dorflinde, denn auch die anderen Gebäude sind in diesem Farbton gehalten. Ausserdem ist das ganze Zentrum Dorflinde über ein Muster von grossen ausgemalten Kreisen auf dem Boden ästhetisch miteinander verbunden. Die Verbindungen im Zentrum sind aber weit mehr als der gleiche Name und das Kreismuster am Boden. Diese Aspekte sind nur die Symbolik für ein vom soziologischen Denken der 70er-Jahre geprägten Zentrum, in welchem verschiedene Personengruppen generationenübergreifend leben können. Der Ursprung in den 70er-Jahren wird auch durch die zeittypische Architektur mit den expressiven Farben ersichtlich. Wegen dieses soziologischen Ansatzes der verbundenen öffentlichen Einrichtungen sind hier Alterswohnungen direkt neben Jugendwohnungen zu finden und ein eigenes Café Restaurant ist natürlich ebenfalls unentbehrlich für dieses Konzept. Das Zentrum Dorflinde bildet ein Städtchen mitten in der Stadt und ist als früherer Dorfmittelpunkt für viele ein Stück Heimat. Dazu passt natürlich auch der Name «Dorflinde», der mit dem Begriff «Dorf» den heimatlichen Aspekt und die dörfliche Atmosphäre, im Sinne von nahem Zusammenleben und Gemeinschaft hervorhebt. Diese dörfliche und heimatliche Perspektive wird auch im Café Restaurant Dorflinde spürbar. Auch wenn es inmitten einer von Anonymität geprägten Stadt steht, können gewisse Ähnlichkeiten mit einem Restaurant auf dem Lande gefunden werden. Der offensichtlichste heimatliche Aspekt im Café Restaurant Dorflinde ist wohl das Angebot der Speisen – Rösti zum Frühstück, ein grosszügiges Salatbuffet, Bratwurst mit Pommes frites als Menü und ähnliches weckt den schweizerischen heimatlichen Sinn. Weitere Elemente, welche ein Gefühl von Heimat im Gast hervorrufen, sind im Umgang des Servicepersonals mit den Gästen zu finden. Sie unterhalten sich ab und an kürzer oder länger mit den Gästen und zwar nicht nur mit Stammgästen, sondern auch mit fremden Gästen beispielsweise über das Wetter oder über die Zubereitungsart des Kaffees. Dazu reicht eine kurze Frage des Gastes oder die Kellnerin startet auch einmal selber ein kurzes Gespräch. Wenn eine Kellnerin sich dann zu einem bekannten Kunden hinzusetzt, mit ihm eine Zigarette raucht und sie sich über verschiedene Themen, wie zum Beispiel Ferien, austauschen, fühlt man sich schon fast wie in einer Beiz auf dem Lande. Ein wesentlicher Unterschied zu einer Dorfbeiz bleibt jedoch bestehen. Die Gespräche bleiben zwischen Servicepersonal und Gästen und nicht zwischen noch nicht miteinander bekannten Gästen. Auch die Einrichtung mit den eher kleinen Tischen anstelle von langen Tischen, an denen auch fremde Gäste miteinander sitzen, trägt zu dieser Trennung der Gäste bei. Ein Austausch zwischen den einander fremden Gästen wird hiermit nicht gefördert. Die Gäste scheinen damit zufrieden zu sein, denn es werden meistens die Tische verteilt genutzt und sie setzen sich nicht in die Nähe der anderen. So können sie ungestört ihre Zeitung lesen und ihren Kaffee oder ihr Bier geniessen. Nicht nur die Tischgrösse unterscheidet das Café Restaurant Dorflinde von typischen dörflichen Beizen, sondern auch die Einrichtung im Allgemeinen. Das Gebäude ist modern mit grossen Fenstern und helle Farben dominieren den Raum. Dies steht im Gegensatz zu den Beizen im Dorf, wo Holz und eher dunklere Einrichtungen vorherrschen. Das Café Restaurant Dorflinde kann damit als moderne, städtische Beiz angesehen werden, wobei ihr Standort in der Stadt auf jeden Fall mehr verschiedene und neue Gäste anlockt, als eine abgelegene Beiz auf dem Lande.

Ein Tag im Café Restaurant Dorflinde

Im Café Restaurant Dorflinde herrscht zu jeder Tageszeit mehr oder weniger Betrieb. Es ist jeden Tag ausser sonntags vom frühen Morgen (6:00 Uhr) bis zum frühen Abend (19:00 Uhr) geöffnet.  Am Morgen kommen viele ältere Menschen auf Kaffee und Gipfeli vorbei. Sehr oft sind sie alleine unterwegs und lesen eine Zeitung, welche sie vom Zeitungsständer beim Eingang des Café Restaurants ausleihen. Es kommt aber auch vor, dass Arbeiter für ihre Pause, Freunde für einen Kaffeeklatsch oder Geschäftsleute für ein Treffen die Dorflinde als Aufenthaltsort auswählen. Entsprechend dieser gemütlichen und eher längeren Nutzungsarten ist die Aufenthaltsdauer der Gäste selten kürzer als zwanzig bis fünfundzwanzig Minuten. Nicht nur die ausreichenden Sitzplätze und die gemütliche Atmosphäre, sondern auch die Speisekarte lädt mit folgender Einführung zum längeren Verweilen im Café Restaurant ein.

«Es ist ein offener, gastronomischer Kulturraum zum Verweilen und Geniessen».

Um die Mittagszeit legt das Servicepersonal auf etwa die Hälfte der Tische Gedecke bereit und je nach Tag füllt sich das Café Restaurant nun etwas mehr als während des Morgens. Es kommen zu dieser Zeit auch eher einmal grössere Gruppen als morgens. Als Speiseangebot stehen zwei gutbürgerliche Menüs und ein Salatbuffet zur Auswahl. Am Nachmittag ist die Atmosphäre in der Dorflinde wieder ähnlich wie am Morgen. Zweier Grüppchen oder einzelne Personen kommen auf einen Kaffee oder ein Bier vorbei. Viele Gäste suchen das Café Restaurant Dorflinde im Einzelgang auf und bleiben auch für sich, daher spielen Gespräche zwischen den Gästen keine zentrale Rolle. Trotzdem kommen auch zweier Grüppchen oder seltener grössere Gruppen in die Dorflinde. Dabei ist auffallend, dass sich diese Gäste in Gruppen meistens nur kurz oder überhaupt nicht über das Essen unterhalten. Hierzu eine Aussage eines Gastes:

«Me hend scho churz drüber gredet afach das s Esse guet isch aber eigentli hemer vor allem übers Studium gredet und d Freiziit und halt wie de Tag so gsi isch bis jetzt und so».

Durch die Auswahl zwischen zwei gutbürgerlichen Menüs und nicht zwischen diversen Angeboten einer grossen Speisekarte wird auch beim Auswählen nicht gross über das Essen diskutiert. Da den Gästen die Speisen und das Café Restaurant bekannt sind, tritt das Essen als Gesprächsthema in den Hintergrund. Dies liegt demnach nicht nur an den gutbürgerlichen Speisen, sondern auch daran, dass die Gäste nicht zum ersten Mal in einem Restaurant dieses Stils oder auch nicht zum ersten Mal in der Dorflinde selber zu Besuch sind. Dazu passt, dass das Lokal um 19:00 Uhr schliesst. Es ist kein Lokal für ausgedehnte und gemütliche Abende, welches man für spezielle Anlässe oder Erlebnisse aufsucht.

Flucht aus dem städtischen Leben

Von der viel befahrenen und belebten Schaffhauserstrasse sind es nur etwa fünf Gehminuten bis zum Café Restaurant Dorflinde. In diesen fünf Gehminuten wird das Stadtleben um einiges ruhiger. Trotzdem ist auch die Schwammendingenstrasse noch sehr befahren und der grosse Stimmungswandel vollzieht sich erst beim Betreten des Café Restaurants. Im Innenraum ist es ruhig und friedlich. Der Kunde wird beim Eintreten vom Servicepersonal freundlich begrüsst und sucht sich selbst, dort wo es ihm passt, einen Tisch aus. Entweder im grosszügigen Innenraum vorne oder hinten im durch eine Glaswand abgetrennten mit Fumoir angeschriebenen Raucherbereich. Dieses Fumoir besteht seit 2011, also circa ein Jahr nach dem das Rauchverbot in Restaurants und Bars in der Schweiz durchgesetzt wurde. In den warmen Monaten gibt es ausserdem die Möglichkeit, sich im Aussenbereich des Café Restaurants ein Plätzchen zu suchen. Dieser ist zwar begrünt, befindet sich aber direkt an der Strasse und ist damit weniger vom städtischen Leben abgeschottet als der Innenbereich des Café Restaurants. Die Bedienung ist sehr aufmerksam und erscheint sobald man sich gesetzt hat, um die Bestellung aufzunehmen. Auf jedem Tisch ist eine Mövenpick-Eis-Karte aufgelegt. Manchmal hat es dazu noch eine Speise- und Getränkekarte auf dem Tisch, aber diese ist längst nicht immer vorhanden und viele Gäste scheinen sie auch gar nicht zu benötigen. Am Morgen und am Nachmittag bestellen viele Kunden einen Kaffee oder ein Bier und brauchen dazu keine Karte. Im vorderen Bereich des Café Restaurants hat es auf einem Tisch und in einer Vitrine ausserdem eine Auswahl an Snacks, Gipfeli und Süssgebäcken. Auf diese werden die Kunden vom Servicepersonal hingewiesen. Am Mittag hat die Dorflinde auch warme Speisen in Form dreier Menüs, welche ebenfalls vom Servicepersonal vorgestellt werden, zur Auswahl. Die Angebote der Speisen sind gutbürgerlich und abwechslungsreich. Die Menüauswahl enthält auch vegetarische Gerichte. Mit dieser Art die Getränke und Speisen nicht auf einer Karte darzubieten, wird die Beziehung zwischen den Kunden und dem Servicepersonal angeregt. Bei Fragen zu den Angeboten ist der Kunde aufgefordert von sich aus nachzufragen. Ausserdem ist dies auch schon ein Hinweis auf die Art Kunden, welche dieses Café Restaurant hauptsächlich hat. Kunden, die sich schon auskennen oder Kunden, die genau wissen, was sie wollen. Mit diesem Thema der Kundschaft geht es gleich weiter im nächsten Abschnitt.

Die Gäste

Die Hauptkundschaft des Café Restaurants Dorflinde ist über 45 Jahre alt und entweder allein oder zu zweit unterwegs. Interessant daran ist, dass im Zentrum Dorflinde viele unterschiedliche Generationen leben, das Café Restaurant aber hauptsächlich die älteren Generationen anzuziehen scheint. Die Kundschaft der Dorflinde ist nicht generationengemischt, dafür aber geschlechtergemischt. Frauen und Männer suchen gleichermassen die Dorflinde auf, wobei die Männer ein wenig dominieren.

Das Café Restaurant Dorflinde hat zum einen Gäste, die zum ersten Mal und vermutlich auch zum letzten Mal hier einkehren. Beispielsweise ein Velofahrer, der sich das Café Restaurant für eine kurze Erholungspause mit Kaffee aussucht. Anderseits halten sich auch viele Gäste in der Dorflinde auf, die dem Servicepersonal bekannt sind. Hier kommen persönliche Beziehungen zum Vorschein, die jenseits der in der Stadt herrschenden Anonymität eindeutig ein heimatliches und dörfliches Gefühl aufbringen. Die Frage einer älteren Frau nach einer bestimmten Kellnerin, die Nachfrage des Servicepersonals an einen älteren Mann, ob er seinen Menü-Pass dabeihat oder das Dazusetzen einer Kellnerin zu einem Gast sind nur wenige Beispiele für die persönliche Note der Beziehungen zwischen Personal und Gästen im Café Restaurant Dorflinde. Diese persönlichen Elemente in der Beziehung beschränken sich nicht auf die Interaktion mit bekannten Gästen. Der Austausch mit einem fremden Gast über den besten Kaffee oder die beste Temperatur einer heissen Schokolade sind in der Dorflinde ebenfalls an der Tagesordnung. Mit dieser persönlichen Note wird die üblicherweise in Restaurants herrschende Gleichzeitigkeit von harter Arbeit des Personals und genüsslicher Erholung der Gäste teilweise aufgebrochen, gerade auch wenn eine Kellnerin sich mit einem Gast über Themen wie Freizeit oder Ferien unterhält. Ausserdem besucht auch viel Geschäftskundschaft für eine Besprechung oder ein Telefon die Dorflinde. Hier steht dann nicht mehr der Genuss im Zentrum, denn sowohl das Personal wie auch die Gäste sind am Arbeiten.

Ort des Alltags

Restaurants und Beizen sind nicht nur ein Ort, um dem beruflichen und familiären Alltag zu entfliehen, sondern sie sind ein Teil der Alltagskultur. Diese beiden Funktionen von einer Gaststätte können anhand der verschiedenen Gäste im Café Restaurant Dorflinde schön aufgezeigt werden. Für die vielen Gäste, welche alleine auf ein Kaffee und zum Zeitunglesen oder auf ein Bier oder ein Glas Wein vorbeikommen, ist der Besuch der Dorflinde ein Teil ihrer alltäglichen Kultur. Dies ist auch bei den älteren Menschen, die regelmässig hier zu Mittag essen, bei Gästen aus der Geschäftswelt, die sich für ein Meeting in der Dorflinde treffen oder bei Arbeitern, die ihre Znüni-Pause hier verbringen der Fall. Zudem sind die Speisen für die Gäste alltäglich. Sie sind zwar mit einem grünen Kraut oder einer halben Cherry-Tomate dekoriert, aber es sind keine besonders kreativ hergerichtete oder fremdländische Speisen.

Das Café Restaurant Dorflinde mit seiner ruhigen Atmosphäre kann auch als Flucht aus dem Alltag erlebt werden. Dazu als Beispiel die Beschreibung der Dorflinde von einem Gast, der für ein einmaliges Mittagessen im Café Restaurant war:

«es isch mega familiär gsi da het mer mega gfalle aso chasch so chli vom Stadtläbe flüchte hani s Gfühl und mol so chli zruckzieh».

In diesem Zitat beschreibt die Person die Gegensätzlichkeit von Stadtleben und der Atmosphäre in der Dorflinde, welche sie als sehr erholend empfindet. Diese Gegensätzlichkeit der Aussenwelt und der heimeligen Atmosphäre im Inneren des kleinen Gebäudes trägt dazu bei, dass die Dorflinde als Rückzugsort aus dem Alltag dient.

Das Café Restaurant auf einen Blick – Atmosphäre, Service, Zielgruppe

Im Café Restaurant Dorflinde herrscht eine gemütliche und ruhige Atmosphäre. Sie ist geprägt von Heimatgefühlen und Vertrautheit. Die Beziehung zwischen dem Servicepersonal und den Gästen ist persönlich gestaltet und das Personal ist ausserordentlich freundlich und gibt sich Mühe das Café Restaurant sauber und ordentlich zu halten. Zudem sind die Speisen oder das Getränk schnell bereit. Die Dorflinde wird hauptsächlich von älteren Menschen besucht, diese sind alleine oder in kleinen Gruppen unterwegs. Es wird über den Tag verteilt in etwa gleichmässig besucht, ist demnach sowohl für das Mittag Essen wie auch für einen Kaffee oder ein Bier zwischendurch ein beliebtes Ziel. Durch diese gleichmässige Besucherverteilung hat das Personal selten einen Stress und kann die Gäste zeitnah und freundlich bedienen.

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