Attribution und Depression

In diesem Podcast möchten wir auf Zuschreibungen zu sprechen kommen, die wir jeden Tag
machen. Dabei können wir ganz klar Folgendes erstmal festhalten: Ein und dieselbe Situation
kann unterschiedlich interpretiert und auf unterschiedliche Ursachen zurückgeführt werden.
Beispielsweise kann die Ablehnung einer Bewerbung so interpretiert werden, dass ich mir
überspitzt einrede, ich sei für die gesamte Gesellschaft nicht kompetent genug. Diese
Ablehnung könnte ich aber auch ganz anders interpretieren: Es gibt sicherlich noch viele
andere offene Stellen, für die ich tatsächlich gut geeignet wäre. Na? Fällt etwas aufgrund der
Formulierungen auf? Intuitiv können wir schon erahnen, dass eine der beiden
Interpretationsmöglichkeiten eher mit positiveren Effekten für den Selbstwert verbunden sein
könnte als die andere. Die Attributionstheorie (Weiner, 1985) befasst sich mit solchen Fragen
der Zuschreibung von Ereignissen und Situationen. Wir werden vor allem jene Attributionen
genauer unter die Lupe nehmen, die sich langfristig negativ auf die Gesundheit auswirken
können. Zahlreiche Studien haben gezeigt, dass solche Attributionsmuster die
Wahrscheinlichkeit für das Auftreten depressiver Symptome über die erlernte Hilflosigkeit
erhöhen können (Abramson, Seligman, & Teasdale, 1978; BfArM – ICD-10-WHO Version 2019).
Glücklicherweise gibt es Möglichkeiten, um den negativen Effekten solcher Attributionen
entgegenzuwirken. Eine in der Wissenschaft gut unterstützte Behandlung ist die kognitive
Verhaltenstherapie (Zajenkowska et al., 2019). Diese setzt unter anderem an entsprechend
schädlichen Denkmustern an und versucht diese zu verändern. Dadurch soll das Leid der
Betroffenen gemindert und damit ihr Wohlbefinden gesteigert werden (Brewin, 2014).