Reaktanz und Kampagnenführung

Lassen sie sich gerne ein Verhalten verbieten? Einige Personen verspüren dann das Verlangen, das
verbotene Verhalten dennoch auszuführen. Andere hingegen reagieren feindselig, wütend, oder
aber ändern ihre Einstellung zu dem Verhalten (Dillard, Kim, & Li, 2018). Doch was macht den Reiz des Verbotenen aus? Hierfür liefert die Theorie der psychologischen Reaktanz eine Erklärung. Die psychologische Reaktanz beschreibt einen aversiven Zustand, bei dem Personen motiviert sind, ihre eingeschränkte Freiheit wieder herzustellen (Brehm, 1966). Im Bereich der Kommunikationsforschung ist es ein Problem, dass persuasive Informationen auf Reaktanz stoßen (Steindl et al., 2015). In der ersten Folge unserer Podcasts bieten wir eine Einführung, in die Theorie der psychologischen Reaktanz und beleuchten ihren Einfluss auf Gesundheitskampagnen, auch im Kontext der Covid-19 Pandemie. Denn eine Impfkampagne kann sich als herausfordernd darstellen. Eine Impfpflicht einzuführen, ziehe nach Sprengholz, Betsch und Böhm (2021) starke Reaktanz in der Bevölkerung nach sich. Wir haben mit Adrian Kammer, Leiter der Abteilung Gesundheitsinformationen und Kampagnen beim Bundesamt für Gesundheit, über die Erstellung von Kampagnen gesprochen. Er zeigt spannende Einblicke in die Praxis und wie das BAG versucht, bei ihren Gesundheitskampagnen Reaktanz zu vermindern. Zudem zeigen wir anhand einer Kampagne basierend auf dem Terror Management Health Model (Goldenberg & Arndt, 2008) auf, wie persuasive Informationen eine unerwünschte Wirkung haben können. Darauf basierend zeigen neue Forschungsergebnisse auch Strategien auf, wie die psychologische Reaktanz vermindert werden kann bei der Erstellung von Präventionsmaßnahmen zur Förderung der öffentlichen Gesundheit. Zusätzlich zu diesen Strategien zeigen wir noch allgemeine Empfehlungen auf, die grundsätzlich in der Kampagnenführung berücksichtigt werden könnten (Dimoff, Dao, Mitchell, & Olson, 2021).