Am Dienstag ist der erste MOOC der Philosophischen Fakultät der Universität Zürich, „Sagas and Space“ von Prof. Jürg Glauser und Doktorandin Sandra Schneeberger, gestartet.
Mittlerweile haben sich mehr als 8’500 Personen für den kostenlosen online Kurs auf der Plattform Coursera eingeschrieben. Dies ist höchst erfreulich, beweist es doch, dass auch ein Thema von einem Orchideenfach wie der Nordischen Philologie, das in der Schweiz nur von den Universitäten Basel und Zürich angeboten wird, auf weltweites Interesse stossen kann.
Die Auseinandersetzung mit dem „Räumlichen“ während der Zeit der Wikinger scheint zu faszinieren – und dies nicht nur in Europa und Nordamerika, wo die meisten Teilnehmerinnen (60% davon sind weiblich) herkommen. Auch aus arabischen, asiatischen und ozeanischen Ländern, wo die Kultur der Wikinger vermutlich keinen Platz im Themenkanon der schulischen Bildung hat, haben sich Interessierte eingeschrieben.
Überraschend ist das hohe Interesse eigentlich nicht – ausser man misst den Wert des Kurses einzig und allein an der wirtschaftlichen Nützlichkeit. „Sagas and Space“ wird den Wenigsten für ihr berufliches Weiterkommen etwas „nützen“.
Aber „Sagas and Space“ bietet eine grosse Projektionsfläche für Phantasien und Sehnsüchte, eröffnet konkrete, abstrakte und metaphorische Bedeutungsräume, die Fragen aufwerfen, neugierig machen und zum Denken anregen. Mit dem sehr offenen und interdisziplinären Ansatz ermöglicht der Kurs viele Anknüpfungspunkte und Vertiefungsmöglichkeiten für ein an alten Sprachen, Literatur, Geschichte, Mythologie, Religion, Folklore interessiertes Publikum. Das kommt an.
Sicher ist das grosse Interesse am Kurs auch den Medien zu verdanken. Die TV-Serie Vikings ist für Erwachsene das, was früher Wiki und die starken Männer für Kinder war: eine von Mythen inspirierte, ins Serienformat gepressete Wikingersaga mit viel Spannung und Action.
Da kommt ein MOOC natürlich gerade recht, der das klischeehafte Bild des wilden, muskelbepackten, langhaarigen Wikingers in ein etwas anderes Licht rückt und Experten zum Thema sprechen lässt.
Obwohl der Kurs erst gestartet ist, kann jetzt schon gesagt werden, dass MOOCs auch für kleine Fächer wie Nordistik mit wenig Studierenden eine perfekte Bühne darstellen, um die Sichtbarkeit des Fachs zu erhöhen und die Wahrnehmung zu verbessern.