Hofkirche, Westfassade aus: Felder, Peter, «Hofkirche Luzern» (Schweizerische Kunstführer GSK) Bern 1969.


''Ausschnitt Schumacherplan von 1792, Staatsarchiv Luzern


Hofkirche, Westfassade, Stich von Johann Ulrich Geissler um 1670, aus: Brentini, Fabrizio, «Stiftsbezirk im Hof Luzern» (Schweizerische Kunstführer GSK, 522/523) Bern 1992.


Hofkirche,Westfassade, Ausschnitt Mittelteil, aus: Reinle, Adolf, «Die Kunstdenkmäler der Stadt Luzern, die Stadt Luzern 1. Teil (KDM 30), Basel 1953.


Hofkirche, Inneres, Blick gegen Osten, aus: Felder, Peter, «Hofkirche Luzern» (Schweizerische Kunstführer GSK) Bern 1969.

Jakob Kurrer, Hofkirche Luzern,(1633-1639)



1. Topographie
2. Historischer Hintergrund, Vorgängerbauten
3. Architektonische Beschreibung


1. Topographie
Das Areal des Chorherrenstifts St. Leodegar und St. Mauritius im Hof mit der sogenannten Hofkirche in Luzern liegt ausserhalb der Altstadt auf einer kleinen Anhöhe. Die Aufschüttung der Seepromenade mit den grossen Hotels zwischen 1834 und 1854 hat das Aussehen Luzerns nachhaltig verändert. Zuvor führte die sogenannte Hofbrücke als direkte Weiterführung der berühmten Kappelbrücke vom Kappelplatz zum ehemals isolierten Kirchengelände. Auf dem sogenannten Martiniplan sind die Geländegegebenheiten für das ausgehende 16. Jahrhundert wiedergegeben, der Schumacherplan von 1792 zeigt die Situation weniger als 50 Jahre vor der Seeaufschüttung.

2. Historischer Hintergrund, Vorgängerbauten
Auf dem Gelände der Hofkirche ist seit dem 8. Jahrhundert ein Kloster durch Quellen belegt. Mit der Verleihung des Stadtrechts Ende des 12. Jahrhunderts wird die Hofkirche reguläre Parrkirche Luzerns. Seit dem 13. Jahrhundert wird der heilige Leodegar neben dem heiligen Mauritius als Hauptpatron verehrt. 1455 wird das Kloster in ein Kollegienstift umgewandelt. Das Stift erfuhr zwischen 1600 und 1800 eine wahre Blütezeit, in der ihm zahlreiche päpstliche Privilegien zugesprochen wurden.

Da auf dem Areal des Stifes bisher keine systematischen archäologischen Ausgrabungen stattgefunden haben, kann über die genauen Anfänge des Stifts im Hof wenig gesagt werden. Mitte des 9. Jahrhunderts ist eine erste Kirche quellarisch gesichert. Dieser Kirchanbau mit Vorhalle wurde in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts zu einer romanischen Doppelturmanlage nach basilikalem Grundriss ausgebaut. Nach etlichen Umbauten im 14. Und 15. Jahrhundert wurde 1506-1509 der Südturm und 1513-1516 der Nordturm neu erbaut. 1597 dokumentiert Martin Martini auf seiner Stadtvedute, dem sogenannten Martiniplan den unmittelbaren Vorgängerbau der heutigen Kirche. Am Ostersonntag 1633 brennt nach einer Unachtsamkeit eines Dachdeckers die Kirche bis auf die Grundmauern nieder. Für den Wiederaufbau verpflichtete die Luzerner Obrigkeit und der Stift den Jesuitenbruder JAKOB KURRER aus Ingoldstadt. Auf Wunsch der Bauherrschaft wurden die beiden Turmstümpfe in den Kirchenneubau integriert. 1644 folgte die Neuweihe der Kirche, nachdem darin jedoch bereits seit Ostern 1638 Gottesdienste abgehalten wurden. 1788 ersetze man das Pultdach des Mittelteils, sowie das darauf angebrachte Türmchen durch einen markanten geschweiften Giebel von NIKOLAUS DÜRLER. 1864 schlug man den maroden Verputz beider Türme ab. 1898- 1903 wurde das Kircheninnere umfassend Renoviert, 1909- 1914 fand eine Aussenrenovation statt. 1985 scheiterte der Vorstoss einer Initiativgruppe anhand Ulrich Geisslers Kupferstich von 1670 das Pultdach mit Türmchen zu rekonstruieren und die Türme neu zu verputzen. Nach Sturmschäden ersetzte man 1991 beide Gestühle der Turmhelme. 2001 fand eine Innenrenovierung statt.

3. Architektonische Beschreibung

Lage
Die dreischiffige Pfeilerbasilika (Basilika) mit halbrunder Apsis ist geostet und steht östlich der historischen Altstadt Luzerns auf einer kleinen Anhöhe.

Äusseres
Die Westfassade ist vertikal dreigeteilt. Zwei Türme auf quadratischem Grundriss schliessen den Mittelteil mit dem Hauptportal ein. Die Türme sind bis zum Helmansatz durch Gesimse in vier mächtige Geschosse unterteilt. Die ersten drei Geschosse sind in Bruchsteinmauerwerk gefügt und spärlich befenstert. Lediglich die Ecksteine sind behauen. Das vierte Obergeschoss ist dagegen gänzlich in Quadermauerwerk ausgeführt und als Glockengeschoss allseitig mit grossen Masswerkfenstern durchbrochen. Diese sind gegen Westen als Doppelfenster ausgeführt. Die hohen achteckigen geschweiften Turmhelme prägen das Aussehen der Kirche massgeblich. Der dreigeschossig aufgebaute Mittelteil ist in glattem Rustikamauerwerk gehalten. Das Erdgeschoss wird durch kanellierte Pilaster mit Pfeifen und toskanischen Kapitellen gerahmt und birgt das Rundbogentor mit Kämpfergesimsen. Auf dem aufwendig durch Festons geschmückten Schlussstein ist ein Relief angebracht, das die Stadtheiligen Mauritius und Leodegar mit den Standeswappenzeigt. Das verkröpfte Gesims zwischen erstem und zweitem Geschoss wölb sich über diesem Relief. Auch der darunterliegende dorische Fries wird dadurch durchbrochen. Das erste Obergeschoss des Mittelteils wird durch vier kanellierte korinthische Pilaster auf Doppelpostamenten (Postament) dreigeteilt. In der Mitte befindet sich eine Muschelnische mit einer Plastik des drachentötenden Michaels. Über der gesprengten Segmentbogengiebel- Verdachung der Nische ist eine Vielpass- Rosette angebracht. Die beiden seitlich angeordneten Fenster mit gotisierendem zweiteiligen Masswerk sind dich Dreiecksgiebel abgeschlossen. Ein verkröpfter faszeirter Architrav und ein ebenfalls verkröpfter Fries mit aufwenigen Frucht- und Blumenbehängen (Festons) leiten zum mächtigen Gesimse des zweiten Obergeschosses über. Schliesslich wird der 1788 angebrachte geschweifte Giebel mit dem Zifferblatt seitlich von zwei üppigen Blumenvasen flankiert. Zuoberst schmückt ihn ein Stilbild mit Kreuz, Anker und Gesetzestafeln. Die Längsfassaden sind relativ bescheiden gestaltet. Die Gliederung durch Pilaster mit toskanischen Kapitellen nimmt die innere Disposition der Joche auf. Am Obergaden lässt sich diese Aussenkehrung des Inneren an den Strebebögen (Strebebogen) erkennen.

Inneres
Die fünf Joche des Langhauses sowie die zwei Joche des Chorbereiches werden durch Kreuzgratgewölbe mit Sepiamalereien gedeckt und durch Hausteingurten unterteilt. Den Pfeilern werden im Osten und Westen, sowie hin zu den Seitenschiffen Pilaster vorgeblendet, deren toskanische Kapitelle sich auf diesen drei Seiten verkröpfen und die Arkadenbögen des Langhauses, beziehungsweise die Gurtbögen der Joche aufnehmen. Die Gestaltung der Pilaster an der Süd- und Nordwand der Seitenschiffe ist analog gestaltet. Gegen das Mittelschiff werden die den Pfeilern vorgelagerten Pilaster bis zum verkröpften Gebälk? des Obergadens hochgezogen und durch Kompositkapitelle abgeschlossen. Auf den reich verzierten Schlusssteinen der Arkaden des Mittelschiffs stehen Plastiken der zwölf Apostel. Ihre Nischen durchbrechen den Architrav des Obergaden- Gebälks.


Bibliographie
Brentini, Fabrizio, «Stiftsbezirk im Hof Luzern» (Schweizerische Kunstführer GSK, 522/523) Bern 1992.
Felder, Peter, «Hofkirche Luzern» (Schweizerische Kunstführer GSK) Bern 1969.
«Hofkirche Luzern», Beiträge aus Anlass der Innenrestaurierung, in: Archäologie, Denkmalpflege, Geschichte : Jahrbuch 20, Luzern 2002. S. 53-107.
Reinle, Adolf, «Die Kunstdenkmäler der Stadt Luzern, die Stadt Luzern 1. Teil (KDM 30), Basel 1953.
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