Das Grossmünster wurde in Blender rekonstruiert und von Deborah Sereni, Luca Sandri und Sandra Sager erstellt.
Historischer Hintergrund
Das Grossmünster ist aus Zürich nicht wegzudenken und prägt das Stadtbild seit fast 900 Jahren. Der heute noch bestehende Bau wurde in den Jahren von 1100 bis 1230 errichtet, vermutlich auf einer wenig kleineren Vorgängerkirche. Der Legende nach sollen die Heiligen Felix und Regula an dieser Stelle begraben worden sein. Ob es tatsächlich Karl der Grosse war, der um 800 hier eine Klerikergemeinde gründete, konnte bis heute nicht eindeutig nachgewiesen werden. Im 13. Jahrhundert prägte sich um Karl den Grossen ein Kult aus, 1233 wurden Reliquien des karolingischen Kaisers ins Grossmünster überführt. Die Statue des angeblichen Gründervaters ziert den sogenannte Karlsturm seit dem ausgehenden 14. Jahrhundert.
Ein Anlass für den Neubau um 1100 war vermutlich die Loslösung des Klerikerstifts aus der Abhängigkeit des Fraumünsters, mit dem das Kanonikerstift die folgenden Jahrhunderte konkurrieren sollte. Der Bau wurde zunehmend zur Kirche der Zürcher Oberschicht und hatte einen Status, der mit jenem des Konstanzer Münsters vergleichbar war. 1322 schlägt sich die Bedeutung im Namen nieder, die Kirche wird seither «Grossmünster» genannt.
Architektonische Veränderungen
Zunächst wurde die Westempore von 1319-1321 vergrössert. Ende des 14. Jahrhunderts entstanden Pläne für einen Ausbau der Türme, die allerdings vorerst nicht umgesetzt wurden. Im 15. Jahrhundert wurden das Dach, die Glocke und der Dachreiter erneuert und die Westfenster neu verglast. In den Jahren von 1487-91 wurden die beiden Türme an der Westfassade dann doch ausgebaut. Die Gründe dafür sind in der Forschung umstritten: Während einige auf die Schlacht von Murten (1476) verweisen und im Ausbau einen Drang zur Repräsentation sahen, glauben andere, der Grund liege in der Konkurrenz zur neu entstandenen Wasserkirche (1479-1488).
Während die Reformation das Kircheninnere stark prägte, veränderte sich das Äussere der Kirche kaum. Lediglich die Türme erhielten ein signifikant neues Aussehen. Der ehemals romanische Glockenturm wurde nach einem Blitzschlag Mitte des 18. Jahrhunderts restauriert und dem gotischen Baustil der anderen Türme angepasst. Die grossen Türme der Westfassade erhielten 1786 die markanten achteckigen Aufsätze.
Rekonstruktion
Sandra Sagner und Deborah Sereini beschlossen aufgrund der guten Quellenlage, das Grossmünster im Zustand Mitte des 16. Jahrhunderts zu rekonstruieren. Sie nutzten einerseits schriftliche Zeitzeugnisse, andererseits Karten und Bilder des technischen Arbeitsdienstes von 1937. Bei der Rekonstruktion legten sie ein besonderes Augenmerkt auf die Türme und der Westfassade. Von der Nordfassade haben sich leider kaum Abbildungen erhalten, deren Rekonstruktion basiert daher auf «educated guesses». Die Karlsstatue fehlt, da die Zeit und die Erfahrung für eine derart filigrane Rekonstruktion nicht ausreichten. Da der Zustand der Mauern im 16. Jahrhundert nicht bekannt ist, verzichtete das Team auf eine Textur für das Modell.
Modell
Quellen
Fries, Leonhard: Enchiridium chronologicum Tigurino-Helvetium, Zürich 1701.
Münster, Sebastian: Cosmographei, Basel 1550.
Wick, Johann Jakob: Sammlung von Nachrichten zur Zeitgeschichte aus den Jahren 1560-87 (mit älteren Stücken), Ms F 21, Band 10, Zentralbibliothek Zürich, Zürich 1576.
Murer, Jos: Der uralten wytbekannten Statt Zürych Gestalt und Gelaegenheit, wie sy zu diser Zyt in waesen. Zürich: bey Hauptmann Hofmeister, Buchbinder, an der Rosengass, 1766. Zentralbibliothek Zürich, 5 Lb 02: 11.
Stadtarchiv Zürich, J 126 + a-m, Grossmünster. (Grundrisse, Schnitte, Ansichten). Clicheé-Unterlagen zu den Kunstdenkmälern, Technischer Arbeitsdienst, 1937.
Literatur
Abegg, Regine/ Barraud Wiener, Christine/ Grunder Karl: Die Kunstdenkmäler des Kantons Zürich. Die Stadt Zürich III.I. Altstadt Rechts der Limmat. Sakralbauten, Bern 2007 (Die Kunstdenkmäler der Schweiz 3.1). Bern 2007.
Bhattacharya, Tapan: Murer, Jos [Jodokus, Jost], in: Historisches Lexikon der Schweiz, 2009.
Gutscher, Daniel: Das Grossmünster in Zürich. Eine baugeschichtliche Monographie. Beiträge zur Kunstgeschichte der Schweiz 5, Bern 1983.
Motschi, Andreas: Stadt der Könige und Herzöge (8.-12. Jahrhundert), in: Historisches Lexikon der Schweiz, 2015.
Schultheiss, Max: Die Stadt wird selbstständig, in: Historisches Lexikon der Schweiz, 2015.
Von Grebel, Hans Rudolf: Grossmünster Zürich, in: Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Bern 1966.
Besten Dank an Dölf Wild für die Einsicht in einen noch unveröffentlichten Aufsatz zur Baugeschichte!
Titelbild
Ausschnitt aus dem Murerplan von Jos Murer. Jos Murer: Der uralten wytbekannten Statt Zürych Gestalt und Gelaegenheit, wie sy zu diser Zyt in waesen / ufgerissen und in Grund gelegt durch Josen Murer, 1576. Der Plan ist online in der e-rara Sammlung hinterlegt und im Besitzt der Zentralbibliothek Zürich.