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Historisches Arbeiten im Internet

Welche Änderungen in der historischen Wissenschaft bringt das Internet mit sich? Die üblichen Schritte (Quellensuche – Quellenüberprüfung- Literaturrecherche und Diskussion – Präsentation) bleiben vorhanden, erhalten aber ein Update.

Quellensuche

Die digitale Quellenlage um Stalin ist verhältnismässig reichhaltig. So haben beispielsweise das Wilson Center Digital Archive und das Stalin Digital Archive gut ausgebaute Online-Archive, auf denen sich leicht spannende Quellen finden lässt. Eine Übersicht für weitere Plattformen gibt es hier.

Quellenüberprüfung

Die Quellenkritik in den Digital Humanities ist nicht viel komplizierter als bei der herkömmlichen Quelle, man muss einfach andere Dinge beachten. Eine Quellenkritik beinhaltet zum einen eine Überprüfung wer die Medien digitalisiert oder erstellt hat. Die Copyrighthinweise sind teilweise kryptischer, als man sich das von der Standardliteratur gewöhnt sein mag. Trotzdem können Metadaten sogar eine bessere Einsicht in die Herkunft der Dateien, ihren Verwendungszweck und die allgemeine Zuverlässigkeit der Quelle geben. Sollte es sich bei der Quelle um eine Website handeln kann auch der Quellcode Spannende Einblicke bieten. Alternativ kann auch internetarchive benutzt werden. Dieses Webarchive speichert Versionsverläufe von anderen Websites und bietet die Möglichkeit, Seiten zu datieren und quellenkritisch zu analysieren (Was wurde von Wem geändert? Wann wurde der Inhalt produziert?).

Literaturrecherche und Diskussion

Literatur lässt sich durch gezielte Suche im Katalog von swisscovery relativ schnell finden. Es ist aber gute Netiquette, die Verweise auf Literatur zu verlinken und sich (idealerweise) auf zugängliche Medien zu berufen, die nicht hinter einer Paywall versteckt sind. Es empfiehlt sich also, die Literatur selbst über das Internet zu erschliessen. Anlaufstellen sind Google Books, Jstor und die Fachdatenbanken der Zentralbibliothek.
Ein positiver Aspekt des NEBIS-Katalogs ist, dass Literatur vorsortiert wurde und die gelisteten Autoren als glaubwürdig (wissenschaftlich) einzuschätzen sind. Eine kritische Auseinandersetzung mit der Forschungsliteratur muss dennoch oberstes Prinzip bleiben. Erleichtert wird diese Auseinandersetzung zusätzlich durch die vielen, einfach zugänglichen Rezensionen auf NEBIS oder anderen Portalen wie Academia oder H-Soz-Kult.

Präsentation

Die Präsentation von wissenschaftlichen Arbeiten im Internet hat viele Vorteile. So stehen sie einem breiten Publikum leicht zugänglich zur Verfügung und können einfacher verbreitet werden. Dabei spielt die Suchmaschinenoptimierung (SEO) für die Reichweite im Internet (Indexierung bei Google) eine zentrale Rolle. Die Suchmaschinenindexierung ist sodann eine Wissenschaft für sich selbst. Google selbst bietet hierfür einen umfangreichen Leitfaden.
Einen weiteren Vorteil bietet die Möglichkeit, Literaturhinweise von Onlineressourcen direkt in den Texten zu verlinken. Dadurch wird einerseits den Interessierten den Zugang zur weiterführenden Literatur erleichtert. Andererseits kann die kritische und notwendige wissenschaftliche Auseinandersetzung mit den Ergebnissen, gefördert werden.
Bildergalerien, Videos oder interaktive Elemente erhöhen zusätzlich die Lesefreudigkeit, ohne dabei die Wissenschaftlichkeit zu beeinträchtigen. Die Art der Präsentation kann im Internet also deutlich kreativer und variabler ausgelebt werden. Eine überbordende Gestaltung wird aber auch schnell unübersichtlich und chaotisch erscheinen und sich negativ auf die Lese- sowie Nutzerfreundlichkeit auswirken. Es gilt daher, in der Onlinepräsentation eine gewisse Ausgewogenheit zu finden. Der Lesefluss sollte immer oberste Priorität haben.
Die Freiheit der Gestaltung birgt weitere Tücken in Sachen der Copyrightfragen. Grundsätzlich sollten auch eingefügte Medien ausreichend gekennzeichnet werden. Die ursprüngliche Urheberschaft ist aber nicht immer nachvollziehbar. Themenspezifische Bilder können über Bildarchive und Agenturen leicht gefunden werden und sind meist – ganz im Sinne der Quellenkritik – ausreichend mit Informationen zur Urheberschaft und Bildkontexten ausgestattet. Die Bildersuche über Google ist aber nicht immer umgänglich. Jedoch muss man sich bewusst sein, dass Hintergrundinformationen oft Fehlen oder Bilder sogar gezielt zu Zwecken der Desinformation missbraucht werden.

von Julian Fischer (E-Tutor im Seminar Stalin digital)

Überarbeitung: Florian Wiedemann
Titelbild: russiainphoto.ru; Background photo created by kjpargeter – www.freepik.com.