Das 1515 im Straßburger Druck veröffentlichte kurzweilig Lesen von Dil Ulenspiegel versammelt, wie es in der Vorrede heißt, eine Vielzahl zuvor ungeordnet, unkontrolliert und offenbar allein mündlich verbreiteter Historien über den noch heute bekannten Schalk. [V]on Ulenspiegel aber etwaz zu schreiben, so fürchtet der Erzähler, könnte die Rezipient*innen verdriessen. Und doch folgen der Vorrede nicht allein Schrift, sondern auch Bilder. Deren Kombination lässt sodann ein Leben des Dil Ulenspiegel entstehen, von Geburt und Taufe bis hin zum Tod, indem allerhand, teils auch aus anderen Werken entnommene Episoden aneinandergereiht und maßgeblich durch das eine handelnde Subjekt zur zusammenhängenden Erzählung gesponnen werden. Serialität, Wiederholungen und die schon im Namen der Figur angelegten Spiegeleffekte sind Kennzeichen des Textes über den Bauernsohn, der die Starrheit der ihn umgebenden Gesellschaft entlarvt und sich selbst jeder festlegenden Sozietät entzieht.
Es ist nicht zuletzt die eigentümliche Kombination aus der Inszenierung gesprochener Sprache, der skatologischen Evokation unliebsamer Gerüche sowie der Integration der im Holzschnitt visualisierten Szenen, die dem gedruckten Text eine synästhetische Wirkung verleiht und den Schwankroman über Dil Ulenspiegel zu einem bemerkenswerten Werk macht, dessen Eigenlogiken vielleicht gerade eine multimedial operierende Analyse zu betonen vermag.
«Ein Balance-Akt der Sprache» Literaturwissenschaftlicher Ansatz Bei der Lektüre der Historien von Dil fällt auf, dass seine Streiche oft mit einem gezielten Gebrauch von Sprache zusammenhängen. Immer wieder kommt es vor, dass er andere dadurch übers Ohr hauen kann, dass er sich ihre unklaren Formulierungen zu Nutze macht. Wir wollten diesen Umgang mit Sprache genauer untersuchen und haben dafür die Dialoge zwischen Dil und unterschiedlichen Meistern auf der Grundlage der Konversationsmaximen von Grice analyisert. Synergie: Multimedialität und Literaturwissenschaft Bei den Auseinandersetzungen zwischen Dil und den Meistern geht es in der Regel um Macht. Dils Ziel ist es, über die Meister zu triumphieren. Dieses Machtspiel wollten wir mit der Wippe veranschaulichen. Mit jedem Konter verliert der Meister etwas mehr den Boden unter den Füssen, bis er schlussendlich die Balance völlig verliert, während Dil ungeschoren davonkommen kann. Ungeahnte Potentiale/Probleme Wir haben vor allem mit PowerPoint gearbeitet. Das hat ziemlich gut funktioniert. Wir haben uns bewusst für einen Collage-Stil entschieden, der den fragmentarischen und repetitiven Charakter der Historien widerspiegelt. Schwierig war es teilweise, das passende Bildmaterial zu finden, wir wollten primär mit mittelalterlichen Abbildungen arbeiten, mussten aber immer darauf achten, dass diese zur freien Verfügung stehen. Laura Hertel, Leonie Walder |
«Ein kämpferischer Text» Literaturwissenschaftlicher Ansatz Grundsätzlich war die Grundidee, den Text Ein kurtzweilig Lesen von Dil Ulenspiegel als handlungsmächtig darzustellen. Ein kurtzweilig Lesen von Dil Ulenspiegel sichert sein Fortbestehen durch die Aktionen Ulenspiegels, welche durch den Text funktionalisiert sind. Die entstehende Handlung ist somit als die Strategie eines Textes zu verstehen, der mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln kämpft, damit er gelesen wird. Synergie: Multimedialität und Literaturwissenschaft In einer schriftlichen Arbeit wären die Primärzitate erwähnt und analysiert worden. Dies ist in diesem Video auch der Fall, nur konnte durch die Präsentationsplattform Prezi die Medialität des Textes mehr in den Fokus gerückt werden. Im Hintergrund der Präsentation war stets ein Ausschnitt aus einer Ulenspiegel-Handschrift zu sehen, um unterbewusst das Medium, den Text, stets präsent zu haben. Durch die Beweglichkeit von Prezi war es auch möglich, die literaturwissenschaftlichen Argumentationen plastisch zu unterstreichen, die in schriftlichen Arbeiten durch die Möglichkeiten der Sprache begrenzt wären. Ungeahnte Potentiale/Probleme Probleme ergaben sich vor allem in der Umsetzung. DaVinci Resolve ist sicherlich ein sehr gutes Werkzeug, doch die vielen Möglichkeiten waren auch sehr überfordernd. Prezi eignete sich für Aufnahmen nur bedingt, da man eine Testversion abonnieren musste, bevor man seine Aufnahmen herunterladen konnte. Diese Testversion war dann auch nur sieben Tage lang zugänglich, bevor Gebühren angefallen wären. So war es nicht mehr möglich, Szenen nochmals zu filmen. Das grosse Potential erwies sich als grösstes Problem. Ebenso war die Zeitlimite eine Herausforderung. Daniel Scherrer |
«Raumordnungen im Dil Ulenspiegel» Literaturwissenschaftlicher Ansatz Die Raumordnungstheorien von Bernhard Jahn haben mich dazu angeregt, meine eigenen Überlegungen zu Räumen und Grenzen im Dil Ulenspiegel zu reflektieren und weiterzudenken. Jahns Konzepte finde ich grundsätzlich sehr überzeugend, jedoch sind sie meiner Meinung nach erst durch einige Modifikationen auf breiterer Basis auf den Ulenspiegel anzuwenden. Synergie: Multimedialität und Literaturwissenschaft Jahn führt einige Neologismen ein, welche ich für meine Thesen fruchtbar machen konnte. Diese, aber auch meine eigenen Thesen, lassen sich anhand dieses animierten Erklär-/Legevideos recht anschaulich erklären. Ungeahnte Potentiale/Probleme Auf technischer Ebene konnte ich viel Neues lernen. Es zeigte sich, dass sich in diesem Format beispielsweise Inhaltsübersichten der einzelnen Historien in dreissig Sekunden darstellen lassen und sogar ein bisschen Humor einfliessen kann. Problematisch wurde es, als sich das Filmische zeit- und interessenstechnisch als gewichtiger herausstellte als die wissenschaftlichen Erkenntnisdarstellungen. Das Gleichgewicht wieder zu finden kostete unvorstellbar viel Zeit… ☺ Jessica Kolacek |