Fragen der Nachhaltigkeit haben mich abseits meines Studiums schon länger beschäftigt. So wundere ich mich zum Beispiel oft, wie funktioniert eine nachhaltige Wirtschaft in einem System, dass auf Verbrauch, Konsum und Wachstum ausgelegt ist? Wie viel bringt es, wenn Individuen einen “nachhaltigen” Lifestyle verfolgen? Braucht es top-down Regulation?
und…
Was ist Nachhaltigkeit überhaupt? Und wie lässt sie sich in den Geschichtswissenschaften verfolgen und/oder untersuchen?
Eine Veranschaulichung anhand der Färberei?
Stellt man sich vor, dass — sagen wir im 18. Jahrhundert — ein Färber oder eine Färberin in ihrer Werkstatt in Zürich, Basel oder Lausanne eine Indigo-Küppe aufgesetzt hat, sich bereit macht darin die Stoffe in ein tiefes blau zu verwandeln, …
Was könnte in Bezug auf Nachhaltigkeit untersucht werden? Energieverbrauch, Wasserzugang, ‑verbrauch und ‑verschmutzung, Zeit, Arbeitsbedingungen oder aber: woher kam überhaupt das Indigo? Und wie kam es in die Färberei?
Wie ich zu meiner Frage kam
Bis zur Entdeckung der synthetischen Farbstoffe Mitte des 19. Jahrhunderts, wurden in dem Gebiet, das wir heute Schweiz nennen, hauptsächlich importierte Farbstoffe in der Färberei verwendet.[1] Genannt werden dafür unter dem Schlagwort «Färberei» im Historischen Lexikon der Schweiz, unterschiedliche Farbstoffe – so z.B. Waid, Safflor wie auch das exotische Indigo – denen wir teils auch in Quellen des Staatsarchivs Zürich, bei unserem Färber*innenkurs in der Abegg-Stiftung und der Lektüre von Alexander Engels Dissertation “Farben der Globalisierung” begegnet sind.
Fragesammlung zu frühneuzeitlichen Handelsketten von Farbstoff
Mit diesem Wissen gehe ich in diesem Portfolio der Frage nach, wie die lokalen Färbereibetriebe diese nicht «einheimischen» Ressourcen beschafften. Wo konnten die Farbstoffe besorgt werden? Wer handelte die Farbstoffe in der Schweiz? Kann nachvollzogen werden, über wie viele Instanzen der Farbstoff in die Färbereien gelangte? Was waren die Preise der Farbstoffe (bei welcher Station der Handelskette)? Gab es evtl. auch Konflikte in diesem Bereich? Die Fragen beziehen sich hauptsächlich auf die Handelskette oder auch die Distribution der Farbstoffe. Über diese haben wir uns auch mit dem Designer Christian Kaegi von Qwestion ausführlich unterhalten.
In diesem Sinne fragt sich dieser Blog: Was für Auskünfte über Nachhaltigkeit geben uns frühneuzeitliche Handelsketten?
[1] Vgl. Dubler, Färberei, HLS.