Willkommen zu diesem Studienprojekt, das in die faszinierende Welt des Augsburger Wunderzeichenbuches einführt – einer frühneuzeitlichen Quelle voller eindrucksvoller Berichte über Himmelserscheinungen, Naturkatastrophen und Wundergeburten.
Wo sich diese faszinierenden Wunderzeichen ereignet haben, lässt sich auf dieser interaktiven Karte erkunden.
Ein Klick auf einen Marker zeigt im Pop-up-Fenster weitere Informationen zum jeweiligen Wunderzeichen und lädt dazu ein, sich von den Geschichten und Symbolen vergangener Zeiten inspirieren zu lassen. Ausserdem bietet diese Website weiterführende Erläuterungen zur Quelle und zu diesem Projekt. Wunderzeichen, die nicht auf der Karte aufgeführt sind, finden sich im Reiter für weitere Folia.
Hier erwartet alle eine neue, fesselnde und anregende Perspektive auf das Augsburger Wunderzeichenbuch!
Weitere Informationen zur Karte
Die für dieses Projekt erstellte Karte erlaubt es, die geografische Verortung der Wunderbeschreibungen des Augsburger Wunderzeichenbuches interaktiv zu erschliessen. Datengrundlage bildet hierfür die Faksimileausgabe von Till-Holger Borchert und Joshua P. Watermann (siehe Bibliographie: Augsburger Wunderzeichenbuch 2013).
Die Abbildungen im Panel zeigen jeweils ein Folio des Augsburger Wunderzeichenbuches. Der dazugehörige Text im Panel entspricht nicht dem altdeutschen Quellentext, sondern basiert auf der modernen Übersetzung nach der Edition und dient dem besseren Verständnis. Kurztitel der Wunder, Textergänzungen zum Text und Anmerkungen zu den Jahreszahlen sind ebenfalls dieser Edition entnommen.
Die Filterfunktion ermöglicht das Ein- und Ausblenden der Wunderzeichen nach der Art des Wunderzeichens, nach zeitlicher Verortung sowie nach der geografischen Sicherheit bezüglich der Koordinatenangabe. Die genannten Kategorien stellen keine historischen Gliederungen oder Quellenbegriffe dar, sondern wurden für dieses Projekt definiert, um die Erkundung und Filtrierung der Wunderzeichen zu erleichtern. Ausserdem kann technisch bedingt lediglich ein Feld pro Hauptkategorie ausgewählt werden. Zudem kann ein Wunderzeichen mehreren Kategorien zugeordnet sein. Dies ist insbesondere bei der Hauptkategorie der Wunderzeichenarten der Fall, wo beispielsweise ein Wunder sowohl Himmelserscheinungen als auch Blutwunder beschreibt. Des Weiteren kann dasselbe Wunderzeichen (bzw. Folio) als zwei oder mehr Marker auf der Karte ersichtlich sein, da ein Wunderzeichen mehrere geografische Orte betreffen kann.
Trotz der Unterteilung in zwei geografische Genauigkeitsstufen ist die geografische Lokalisierung der einzelnen Wunderzeichen auf der Karte jedoch nicht vollkommen exakt. Dies ist auf die zeitliche Diskrepanz zwischen den Ortsbeschreibungen in der Quelle und der heutigen Karte zurückzuführen. Die Herausforderung besteht darin, eine möglichst präzise Position eines Markers festzulegen sowie einen Kompromiss zwischen den geografischen Beschreibungen in dieser frühneuzeitlichen Quelle und der geografischen Position mithilfe einer aktuellen Karte zu finden. Sowohl die Orts- und Regionsnamen als auch die Topografie haben sich im Laufe der Zeit verändert.
Ziele, Erkenntnisse und Anregungen
Dieses Projekt mit der nachfolgenden GIS-Karte zeigt eine neue Perspektive auf die Quelle des Augsburger Wunderzeichenbuches, indem historische Spatial Data generiert wurde und durch die Karte interaktiv visualisiert ist.
Die Auswertung der Spatial Data bzw. 159 Marker zeigt in quantitativer Hinsicht eine Konzentration von Wunderzeichen im Raum des frühneuzeitlichen Heiligen Römischen Reiches (bzw. Deutschland und Italien) sowie ein Ballungszentrum um die Stadt Augsburg, was sich mit dem wahrscheinlichen Herstellungsort der Quelle decken würde. Bei der qualitativen Interpretation der Daten besteht jedoch Vorsicht, da sich keine eindeutigen Zusammenhänge mit politischen oder konfessionellen Kontexten in dieser Zeit herstellen lassen. Der Grossteil der Wunder mit Ortsangaben lässt sich den Kategorien «Klima, Wetter und Himmelserscheinungen» sowie «Naturkatastrophen, Unglücke und Krieg» zuordnen. Eine geringe bis gar keine Anzahl von Wunderzeichen ist im Raum der Britischen Inseln, Skandinaviens sowie Osteuropas zu verzeichnen.
Für eine genauere Analyse von Wunderzeichen sind weitere Daten zu generieren. Das Augsburger Wunderzeichenbuch und damit auch dieses Projekt können als Grundlage oder Anstoss weiterer Forschungen dienen, indem die Daten mit denen anderer Wunderzeichenbücher verglichen werden. Mögliche initiale Forschungsfragen könnten dabei sein, in welchem geografischen Raum sich Wunderzeichen konzentrierten und warum, oder ob sich diese decken, sowie einzelne Details des gleichen Wunders beschreiben. Eine Weiterführung dieser Forschung könnte unter anderem aufgrund kompilierter Quellenverzeichnisse von Wunderzeichenbüchern stattfinden (vgl. Bibliographie: Berns 2016, 150–161). Auf diese Weise lassen sich Zusammenhänge, Unterschiede, Muster und Tendenzen in Wunderzeichenbüchern identifizieren, die neue Erkenntnisse für die Kultur-, Religions-, Wissens-, Medien-, Kommunikations- oder Mentalitätsgeschichte liefern.
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