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Aufgaben Lektion 8

LN 3/4 „Platon“ – Welche zwei Lösungen sind stilistisch am Besten?

Zur Erinnerung – der von Platon verfasste Gesprächsbeginn

Platon, Das Gastmahl (Auszug 194 a-d)

Agathon: Willst du mich beschreien, Sokrates, mit deinem Lobe? Du willst wohl nur, dass die Vorstellung einer recht großen Erwartung, die das Theater von mir habe, mich aus der Fassung bringen soll.

Sokrates: Habe ich dich etwa nicht neulich gesehen, wie du so ganz unerschrocken und freimütig mit den Schauspielern die Bühne betratst, wie du im Angesicht einer solchen Menge von Zuschauern, vor welchen eines deiner Stücke gespielt werden sollte, ohne die mindeste Verlegenheit erschienest? Glaubst du denn, dass ich das ein paar Tage darauf schon so ganz vergessen habe, dass ich mir einbilden könnte, so eine Handvoll Leute werde dich aus der Fassung bringen?

Agathon: Warum nicht, Sokrates? So ganz hat mir das Parterre doch den Kopf noch nicht verdreht, dass ich nicht wüsste, dass für einen Verständigen wenige Einsichtige mehr zu fürchten sind als ein ganzer Haufen von unkundigen Gaffern.Sokrates: Es wäre auch sehr unverzeihlich, dir einen solchen Stumpfsinn zuzutrauen. Wenn du freilich Leute antriffst, die du für Kundige halten kannst, so glaube ich dir gerne, dass du diesen grössere Beachtung schenken würdest als der grossen Menge. Ich weiss nur nicht, ob wir solche sind; denn auch wir waren ja damals zugegen und gehörten zum grossen Haufen! Gesetzt aber, du träfest wirkliche Kundige an, sag mir doch, würdest du dich wohl vor ihnen schämen, wenn du etwas Tadelnswertes gemacht zu haben glaubtest?

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Thema von Anders Norén