Elephants without Trunks (part 2)

Chi Shuchangs "Elefanten ohne Rüssel", 1956

(part 1)

Einen Elefanten für ein Schwein ausgeben

Ein Auto der Marke „Pekinger“ brachte mich zum Institut für Viehzucht des staatlichen Landwirtschaftsbetriebs. Die Glastüren des Bürogebäudes öffneten sich und Li Wenjian trat heraus. Er breitete die Arme aus und sagte: „Willkommen, willkommen, Genosse, mein alter Schulkamerad!“

Li Wenjian liess mir gar keine Zeit etwas zu erwidern und umarmte mich innig. Er war ganz der Alte geblieben: herzlich und offen. Ich kriegte fast keine Luft mehr und wusste nicht genau, ob es daran lag, dass ich mich so sehr freute oder an seiner engen Umarmung. Als ich mich endlich befreien konnte, sagte ich:

„Ich hätte nie gedacht, dass…“

„Haha, es gibt viele Sachen, die du Dir wohl nie erträumt hättest wie zum Beispiel, dass die Luft in der Wüste Gobi am Morgen so frisch ist oder dass die endlosen Sanddünen mit grünen Flecken Hoffnung besprenkelt sind. Aber was Du noch nicht weisst, ist, dass ich Dir heute ein Wunder zeigen werde, welches alles andere in den Schatten stellt.“

„Was ist dieses Wunder?“ Ich erinnerte mich an seine Einladung.

„Ist es denn kein Wunder, dass wir uns nach so langer Zeit wiedersehen? Haha! Ich bin erst seit einem Monat hier und ausgerechnet jetzt kommst du vorbei!“

„Also zu deiner Arbeit hier…“

„Du bist Journalist, soviel ist klar. Deine Arbeit besteht darin Nachrichten zu schreiben. Und ich? Das ist doch auch klar. Ich betreibe Viehzucht. Meine Arbeit besteht aus der Rinderzucht, der Schweinezucht und der Schafzucht. Wir haben uns doch so lange nicht gesehen und eigentlich sollten wir uns über Persönliches austauschen, aber wir müssen die allgemeinen Interessen immer über die Persönlichen stellen. Lass mich dir also von meiner Arbeit erzählen. Komm, du bist doch gekommen, um über unsere neuste Errungenschaft zu berichten, oder?“

Li Wenjian führte mich über eine Weide zu einem grossen Stall. Der Stall glich eher einem Hangar und hatte ein riesiges Tor, das über vier Meter breit und fünf Meter hoch war. Li Wenjian drückte auf einen Knopf und was eine Stahlplatte zu sein schien, rollte sich unverzüglich so weich und geschmeidig wie Seide zusammen.

„Das ist wirklich etwas Besonderes!“ rief ich aus.

„Sprichst du vom Tor?“ fragte Li Wenjian. „Das ist doch nichts Aufregendes! Das Tor besteht aus Kunststoff Nr.908. Dieses Material kann so dünn wie Papier gepresst werden und ist so weich, dass man es aufrollen kann. Ausserdem wiegt es so gut wie nichts, aber ist trotzdem so robust, dass es nicht einmal von Büffelhörnern durchstossen werden könnten. Es wird für die Ställe zur Viehzucht verwendet und ist dafür das optimale Material. Das Dach, die Wände, das Tor, alles ist aus Kunstoff Nr.908 gemacht. Wir haben uns aber vor allem für dieses Material entschieden, weil wir dadurch weniger Stahl für den Dachstuhl brauchen.“

„Also ist das die neue Errungenschaft, von der du gesprochen hast?“

„Nein, nein.“ lachte Li Wenjian. „Hast du schon vergessen, dass mein Spezialgebiet die Viehzucht ist? Ich bin kein Architekt. Natürlich kann man nicht immer alles gleich beachten, aber das zählt nicht als Errungenschaft. Unsere neue Errungenschaft befindet sich im Innern des Stalls! Tritt ein!“

Als ich durch das Tor hereintrat stand ich plötzlich vor einer riesigen rosafarbenen Fleischwand. Und direkt vor meiner Nase wedelte ein Schwanz hin und her, der mir ordentlich Luft zufächerte. „Schau! Dies ist unsere Errungenschaft. Sie sind erst gestern angekommen!“, sagte Li. „Und meine Aufgabe hier in der Wüste Gobi ist es nun, diese neue Rasse im grossen Stil zu züchten!“ „Haha!“ brach es aus mir heraus. „Das sind doch keine Nachrichten. Ich habe gleich gewusst, dass das nur Elefanten mit abgeschnittenen Rüsseln sind!“ „Elefanten mit abgeschnittenen Rüsseln?“ fragte Li verwundert. „Wer hat dir denn diese sonderbare Idee in den Kopf gesetzt? Hast du etwa nicht gesehen was auf den Holzschildern steht?“

Erst jetzt erblickte ich das Holzschild, auf dem in grossen Buchstaben stand:

Weisses Schwein – Wunder Nummer 72

„Haha, Elefanten mit abgeschnittenen Rüsseln müssen als Schweine hinhalten und das soll eure neue Errungenschaft sein?“ lachte ich. „Im Altertum gab es Zhao Gao, der den Ausspruch „einen Hirsch für ein Pferd ausgeben“ prägte und heute führst du mit dem Ausspruch „einen Elefanten für ein Schwein ausgeben“ diese Tradition fort!“

„Das ist kein besonders einfallsreicher Witz. Und ich muss dir sagen“, fuhr Li mit einer plötzlichen Ernsthaftigkeit fort, „dass du mir für einen Journalisten etwas voreilig Schlüsse ziehst. Schau doch nochmals genau hin, mein vorschneller Genosse Journalist!“

Noch während er sprach, drehte sich einer der Elefanten zu mir. Obwohl ich seinen Kopf gestern schon gesehen hatte, betrachtete ich ihn noch einmal eingehend. Er hatte zwei grosse, schwarze Nasenlöcher, zwei Knopfaugen und grosse, umherflatternde Ohren, die so gross wie Palmenwedel-Fächer waren. Nach Li Wenjians Worten erschienen sie mir nun doch mehr als Schweine denn als Elefanten. Die Stirn eines Elefanten wäre breiter, die Augen wären weiter auseinander und zu guter Letzt hätte sein Nasenrücken nicht so viele Runzeln. Der grösste Unterschied war aber, dass dieses Wesen keinen Rüssel hatte und auch keine Stosszähne. Als eines der Tiere plötzlich ein lautes Grunzen von sich gab, verflogen meine letzten Zweifel. Das war eindeutig das Grunzen eines Schweines, wenn auch um ein Vielfaches lauter und ohne es zu merken, war ich ein paar Schritte zurückgetreten.

Li Wenjian lachte: „Fürchtest du dich? Entspann dich. Es ist ein Schwein und hat nicht ein so aufbrausendes Temperament wie ein Elefant. Wenn du mir nicht glaubst, schau dir seine Füsse an.“ Ich senkte mein Blick und tatsächlich, das waren eindeutig Schweinefüsse, nur schien ihre Grösse im Vergleich zum Körper viel zu klein. Aber es waren wirklich nie und nimmer die trommelförmigen Beine eines Elefanten.In Anbetracht dessen, konnte ich nicht weiter daran zweifeln:“Ich gestehe es ein. Dies sind Schweine! Es ist wirklich ein Wunder! Wie bringt man Schweine dazu so gross zu werden wie Elefanten?“ „Da müsste ich lange ausholen. Geh wir zuerst zurück ins Institut, dort setzen wir uns hin und reden in aller Ruhe“, sagte Li Wenjian.

Wunder kommen nicht ohne die Wissenschaft aus

„Ich denke eurer Wunder Nr.72 muss fast eine Kreuzung von Elefanten und Schweinen sein“, sagte ich, als ich mich auf das Sofa setzte und einen Schluck schwarzen Tee mit Honig trank.

„Mit Kreuzung liegst du schon mal richtig. Wenn man eine neue Rasse züchten will, muss man mit Kreuzungen arbeiten.“ sagte Li Wenjian. „Aber es wäre heutzutage noch ziemlich schwierig Elefanten mit Schweinen zu kreuzen. Deshalb haben wir für die Zucht das allerfeinste, einheimische, weisshaarige Sichuan-Schwein und das weisse Steppenschwein aus der Ukraine verwendet. Zudem haben wir uns noch zahlreicher anderer Methoden bedient, um den Körperbau zu beeinflussen. Kannst du dich noch an den Anatomie- und Physiologieunterricht in der Mittelschule erinnern?“ „Natürlich kann ich mich noch erinnern.“ Ich war schon immer stolz auf mein Erinnerungsvermögen gewesen. „Dann wird du dich bestimmt daran erinnern, dass unter dem Hirn eine Hormondrüse…““Die Hypophyse“, warf ich ein. „Richtig, die Hypophyse. Und die Funktion diese Hormondrüse ist es…?“ Er schien mich auf die Probe stellen zu wollen. „Der vordere Teil setzt ein wachstumsstimulierendes Hormon frei. Einige Menschen haben eine besonders ausgebildete Hypophyse und produzieren zu viele Wachstumshormone, wodurch sie immer weiterwachsen. Ich habe schon Fotos von Menschen gesehen, die ungefähr doppelt so gross wie gewöhnliche Menschen sind.“

„Genau, wir gehen so vor, dass wir die Hypophyse der Ferkel stimulieren und dadurch ihre aussergewöhnliche Entwicklung induzieren. Zu Beginn haben wir den Schweinen verschiedenste Chemikalien verabreicht, aber damit hatten wir keinen Erfolg. Später fanden wir eine physikalische Methode, bei welcher die Hypophyse durch Strahlen einer bestimmten Wellenlänge stimuliert wird. Dies erwies sich tatsächlich als äusserst effektiv und die Schweine wurden von Generation zu Generation grösser. Autopsien der Schweine der Wunder Nummer 72-Generation haben gezeigt, dass ihre Hypophysen so gross wie Pfirsichkerne sind und dass sie mit dreieinhalb Gramm siebenmal mehr wiegen als bei gewöhnlichen Schweinen.“

„So ist das also!“ ich nickte. „Aber wenn ich mich richtig entsinne, dann wachsen Menschen mit einer besonders entwickelten Hypophyse zwar immer weiter, verfügen aber auch über eine geringe Intelligenz.“ „Darüber musst du dir keine Sorgen machen!“ sagte Li Wenjian lächelnd. „Wir essen diese Schweine, deshalb ist es uns wichtiger, dass sie gross und fett werden. Es ist nicht unser Ziel, dass sie intelligenter als Menschen werden und dafür kein Fleisch am Knochen haben. Wir haben aber ein anderes Problem. Die Stimulation der Hypophyse erhöht nämlich auch die Ausschüttung der Wachstumshormone. Und unsere Schweine sind nun schon fünfmal so gross wie gewöhnliche Schweine. Diese wiegen in der Regel etwa einhundert Kilogramm. Die Wunder Nummer 72-Schweine hingegen wiegen zwölfeinhalb Tonnen. Das sind 12500 Kilogramm. Solange sie jung sind, können sie noch herumlaufen, aber sie wachsen schnell und legen vierzig bis fünfzig Kilo pro Tag zu. Je grösser sie werden, desto weniger können sie sich bewegen. Sie werden dann zu einem grossen Klumpen Fleisch, liegen wie gelähmt am Boden und können nicht einmal mehr aufstehen. Bei jeder kleinsten Bewegung brechen sie sich die Knochen. Den Kopf umdrehen oder heben und schon ist ein Rückenwirbel oder Halsknochen gebrochen.“

„Und was ist der Grund dafür?“

„Haha! Das ist ein einfaches mathematisches Problem.“

Er tunkte seinen Zeigefinger in die Teetasse und schrieb zwei Formeln auf den Marmortisch:

5 x 5 x 5 =125

5 x 5 = 25

Er zeigte auf die Rechnung und sagte:

„Schau! Die Schweine sind zwar nur fünfmal so lang, breit und hoch, ihr Gewicht aber ist hundertfünfundzwanzigmal so viel wie vorher. Wie steht es aber um die Dicke der Knochen? Die errechnet sich aus der Länge und Breite und ist also nur um ein Fünfundzwanzigfaches angewachsen. Wie soll nun aber dieser Knochen das Hundertfünfundzwanzigfache des Gewichts eines gewöhnlichen Schweines aushalten? Das Gewicht wird somit zur tödlichen Bedrohung für die Schweine. Damit hatten wir nicht gerechnet.“

„Ihr musstet also die Knochendicke nochmals verfünffachen.“

„Das war ursprünglich auch mein Ansatz. Aber wie schon das Sprichwort sagt: Schweinen gibt man zu fressen, um ihr Fleisch zu essen. Was bringen da dicke Knochen? Ich dachte mir also, dass ich die Knochen stärker belastbar machen sollte. Um das zu erreichen, haben wir verschiedene Methoden angewendet. Wir haben dem Schweinefutter einen Wirkstoff beigefügt, der leicht resorbierbaren Phosphor und Calcium enthält. Wir nennen es den ‘Knochenstärker’. Zusätzlich setzen wir die Schweine ultraviolettem Licht aus, da dies die Knochen besonders robust macht. Noch wichtiger aber ist, dass wir mit elektromagnetischer Strahlung das Wachstum bestimmter Körperteile unterdrücken können. Zum Beispiel die Beine, wir verhindern, dass sie zu lang werden, denn je länger die Beine sind, desto einfacher brechen sie. Stattdessen versuchen wir sie so breit wie möglich züchten, damit sie mehr Gewicht tragen können. Wir verschaffen ihnen auch Bewegung und bringen ihnen das Laufen und Springen bei. In nur vier Jahren haben wir so das Schwein der Rasse Wunder Nummer 72 erfolgreich gezüchtet. Du hast es ja selbst gesehen. Sie stehen so stabil wie die Elefanten für die du sie gehalten hast. Und gestern sind sie etwa fünf Kilometer vom Bahnhof bis zum Betrieb gelaufen!“

„Das habe ich wahrhaftig mit meinen eigenen Augen gesehen, es ist wirklich ein Wunder, eine aussergewöhnliche Innovation!“ lobte ich ohne Unterlass.

„Trotzdem, Wunder kommen nicht ohne die Wissenschaft aus“, sagte Li Wenjian ernst.

„Genau, die Wissenschaft hat dieses Wunder vollbracht! Euer Wunder Nummer 72 erinnert mich ein bisschen an Zhu Bajie aus ‘Die Reise in den Westen’[1] und wie er mit einem einzigen, zauberhaften Schütteln seines Körpers sich in ein über einhundert Zhang grosses Schwein verwandelte, um eine neue Bergstrasse zu schaffen.“

„Das ist aber nicht echt“, unterbrach mich Li Wenjian. „Erstens denken Schweine nicht und können nicht nach Lust und Laune ihre Grösse verändern. Zweitens, selbst wenn sie das wollten, wären alle ihre Anstrengungen vergebens. Hast du etwa vergessen, dass körperliche Veränderungen von Tieren auf Umwelteinflüsse und nicht auf subjektives Verlangen zurückzuführen sind?“

„Natürlich habe ich das nicht vergessen“, stellte ich sogleich klar. „Du hast mich gar nicht ausreden lassen: Als Zhu Bajie sich in ein grosses Schwein verwandelte, mussten ihm achthundert Männer und vierhundert Nutztiere aus Tuoluo unentwegt Essen bringen. Ich wollte damit sagen, dass euer Wunder Nr. 72 bestimmt auch viel Futter braucht.“

„Die Futtermenge ist wirklich nicht klein. Aber wenn man es mit der Fleischmenge vergleicht, dann sparen wir unter dem Strich an Futtermenge. Der grösste Teil der Nahrung wird bei warmblütigen Tieren zur Beibehaltung der Körpertemperatur verwendet. Je kleiner das Tier desto schneller wird die Wärme wieder abgeben und desto mehr Futter benötigen sie. Schau dir beispielsweise Mäuse an. Fünftausend Mäuse sie zwar nur so schwer wie eine Person, brauchen aber das siebzehnfache an Nahrung. Du siehst wie abscheulich Mäuse sind! Aber warum müssen sie so viel fressen? Eben weil sie so klein sind und so schnell Wärme verlieren. Im Gegensatz dazu ist, ist die Nahrungsmenge bei grossen Tieren im Verhältnis kleiner, da die Wärme langsamer abgegeben wird. Deshalb benötigt unser Wunder Nr. 72, obwohl es mehr als hundertmal so schwer ist wie ein gewöhnliches Schwein, nur fünfzigmal mehr Futter, um sich satt zu fressen.“

Ein herzhaftes Mittagessen

Li Wenjian lud mich zum Essen auf dem staatlichen Landwirtschaftsbetrieb ein, denn er wollte unbedingt, dass ich das Wunder Nr. 72 kostete. Wir gingen in die Kantine und setzten uns an einen kleinen Tisch an der Wand. Auf dem Tisch stand ein Topf mit Chrysanthemen, deren blassgrüne Blüten einen silbernen Glanz abgaben. Daneben stand eine grosser Früchteteller mit Äpfeln so gross wie eine kleine Wassermelone und milchfarbigen Trauben; das Seltsamste aber waren aber die Mandarinen. Die sahen aus als wären sie in Zellophan eingewickelt worden und das gelb-orangene Fruchtfleisch war von aussen erkennbar.

Li Wenjian drückte einen Knopf an der Tischkante und sofort ging ein kleines Fenster in der Wand auf. Ein Tablett kam heraus und dann ging das Fenster wieder zu. Auf dem Tablett erblickte ich etliche grosse und kleine Schüsseln, die alle bis an den Rand gefüllt waren. Es gab gebratene Schweinekoteletts, Fleischklösschen, im Topf gekochte Schweinewürfel, geschmorte Schweinefüsse, gebratene Leber, geschnetzelte Niere, geräuchertes Schweinehirn und Schweineschwanzsuppe. Für alle Gerichte war Schwein der Rasse Wunder Nr.72 verwendet worden.

„Gerade heute Morgen haben wir eines unserer Wunder Nr.72 geschlachtet.“ sagte Li Wenjian. „Einerseits wollten wir dir die Gelegenheit bieten mal nicht nur mit den Augen und Ohren, sondern auch mit der Nase, der Zunge und den Zähnen Recherche zu betreiben. Anderseits wollen wir aber auch das Vertrauen der Mitarbeiter des Landwirtschaftsbetriebs gewinnen. Gestern als die Wunderschweine ankamen, meinten einige, dass das Fleisch von so grossen Schweinen sicher viel zu zäh sei. Also gut, macht euch ein Bild und probiert doch mal!“

Ich biss in ein Stück Schweinekotelett und es war wirklich noch zarter als Hähnchenfleisch und dazu noch so knusprig! Noch nie hatte ich so gutes Schweinefleisch gekostet. Gierig nahm ich einen zweiten Biss.

„Unser Wunder Nr.72 schmeckt bestimmt nicht wie eine alte Sau“, sagte Li Wenjian als würde er sich mit jemandem streiten. „Man darf nicht vergessen, dass es – obwohl es so gross wird – noch ein sehr junges Tier ist, kaum zehn Monate alt. Da sind alle Teile noch äusserst zart, nahrhaft und leicht verdaulich. Und der Geschmack ist auch nicht schlecht, nicht wahr, mein lieber Genosse Journalist?“

Mein Mund war aber zu voll, um zu sprechen und so nickte ich ihm eifrig zu.

[1] “Die Reise nach Westen” 西游记 ist ein Roman aus der Ming Zeit von Wu Cheng’en 吴承恩. Obwohl sozialistische Kulturschaffende feudale Kultur sehr kritisch rezipierten, galt “Die Reise nach Westen” über lange Zeit als akzeptable Lektüre, gerade auch weil sich dessen Hauptprotagonist, der Affenkönig Sun Wukong, als volkstümlicher Held interpretieren liess.