Färben konnte man/frau also durchaus, aber die Farben haften nicht von alleine am Stoff! Ausser Waid und Walnuss, welche sogenannte direktziehende Farbstoffe sind, braucht es unbedingt Hilfsstoffe, sonst «bluten» die Farben aus oder lassen sich abreiben.
Wurden Hilfsstoffe verwendet? Der Nachweis ist anhand archäologischer Fundstücke fast unmöglich.
Am unentbehrlichsten war der Hilfsstoff Alaun, ohne den Pflanzenfarben nicht gut haften auf dem Stoff. (Alaun: Kaliumaluminiumsulfat, eine lösliche Variante der sonst unlöslichen Aluminium-Mineralien). Alaun gibt es in der Türkei und zu einem geringen Ausmass auf den Liparischen Vulkaninseln, aber nicht in Europa.
Wurde Alaun in prähistorischen Zeiten oder im Frühen Mittelalter nach Mittel- und Nordeuropa gehandelt ?
Amphoren für den Transport von Alaun hat man in vielen provinzial-römischen Siedlungen gefunden, so z.B auch in Augusta Raurica, Schweiz (Deschler-Erb 2012). Für die nicht-römischen Siedlungen und das frühe Mittelalter habe ich keine Belege für Alaunimport gefunden.
Trotzdem sind ausgedehnte Handelswege nicht so aussergewöhnlich in prähistorischen Zeiten, auch wenn wir keine schriftlichen Quellen dazu haben:
- Zinn für die Bronze gibt es nur in Cornwall; der Transport des Metalls dieser Gegend hat man in Funden Tausende von Kilometern entfernt nachweisen können.
- Salz ist unentbehrlich, aber selten – auch damit vermutet man Handel.
- Bernsteinperlen von der Nordseeküste findet man als häufige Grabbeigabe in Mitteleuropa.
Weitere wichtige Hilfsstoffe waren Kupfer- und Eisensalze, welche man in unseren Regionen gewinnen kann; sie werden für die Vertiefung der Farben und die Veränderung ins Rötliche bzw. ins Dunkle eingesetzt. Gerade aber Kupferionen sind sehr giftig. Die Belastung der Böden uns Flüsse vor allem ab Mittelalter war gross, die «Naturfärberei» damit nicht so nachhaltig wie ihr Ruf.
-> Nachhaltigkeit durch Reduktion: Farbige Borten und Bänder