Kann man die Erhaltung der Ressourcen Arbeit und Arbeitsplätze der Färber einen Nachhaltigkeitsgedanken in der frühen Neuzeit nennen? So könnte man die Frage, die über meinem Blog steht, formulieren. Doch in diesem Beitrag, dem Fazit zu meiner Recherche, findet sich eigentlich der Beginn einer potentiellen Forschungsarbeit.
Wo würde ich jetzt weiter machen?
Als erstes sicherlich sollte ein Argument für den Stolz der Färber gemacht werden. Denn man kann diese Personen nicht mehr fragen, ob sie auf ihre Arbeit stolz sind. Doch sieht man sich die Bilder und die Videos der Färber zu denen wir heute Zugang haben an, dann kann man nur sehr schwer nicht für einen Stolz auf diese Arbeit argumentieren. Die Arbeit ist, wie viele andere Handwerke auch eine Arbeit, in der man viel Expertise braucht und diese muss man sich antrainieren, dies braucht Zeit, Geduld und Einsatz. Darauf nicht stolz zu sein, wäre sehr schwer, wie ich am eigenen Leib, nach nur 60 Minuten selbst erfahren habe. Diesen Stolz auch in zeitgenösssischen Quellen zu finden, ist schon etwas schwieriger. Wo würde man solchen ‘Stolz’ auf die eigene Expertise finden? Dies wäre einer der wichtigen nächsten Schritte. Aufschlussreich könnten hier zum einen die im HLS genannten Streitigkeiten von und zwischen Färbern, die eventuell in Geschichtsprotokollen oder anderen staatlichen Protokollen / Dokumente zu finden sind, sein. Oder, an der Quelle von Alexander Engel orientiert, könnten Werbungen oder Annoncen in Zeitungen der Zeit vielleicht zeigen, ob Färber auch mit ihrer Expertise mit natürlichem Farbstoff zu färben warben. Denn was sich bereits bei dieser oberflächlichen Recherche herausgestellt hat: Färben mit natürlichen Mitteln, ist eine Kunst, ein Handwerk, dass viel Expertise beinhaltet, wenn man sich ihm verschreibt. Dieser Stolz wird in der Vergangenheit nicht minder gross gewesen sein, auch wenn man dazu, bei meinem jetzigen Wissensstand, nur von heute auf damals schliessen kann.
Diese Expertise führte nach dem HLS auch dazu, dass man das Berufsfeld schützen wollte und das nachzuweisen wäre also eine sehr interessante Forschung. Nicht nur, um die These auch tatsächlich mit Quellen methodisch beantworten zu können, sondern auch, um eventuell mehr über das Leben von Färbern in der Frühen Neuzeit zu erfahren. Wo lagen Sorgen, was bewegte manche Färber dazu handgreiflich zu werden und wieso waren die Färber keine eigene Zunft? All dies sind Fragen, denen man ebenfalls nachgehen könnte. Es kann also abschliessend zum ‘wie weiter’ gesagt werden. Zum einen kann hier eben eine Forschung angehängt werden. Zum anderen aber auch einfach das Ziel gefasst werden, dass man sich mehr mit Geschichtswissenschaftlichen Methoden auseinandersetzen und sie eventuell in zukünftigen Arbeiten und Recherchen anwenden und vertiefen kann.
Was kann ich mitnehmen?
Ich habe es in den Beiträgen immer wieder angemerkt. Doch es soll hier nochmals das wichtigste gesagt werden. Recherche ist ein vielseitiger Prozess, den man von vielen Seiten angehen kann. Ist es möglich auch einmal selbst etwas auszuprobieren? Ist dies zu empfehlen? Wenn ja, sollte man sich um diese praktischen Ansätze bemühen, denn man kommt durch praktisches Arbeiten auf interessante und neue Ansätze und Ideen, wie man an ein Thema herantreten kann. Aber auch das Diskutieren und Austauschen mit den Personen, die an einem ähnlichen Thema oder im gleichen Seminar / Kolloquium sind, ist nicht zu unterschätzen. Sich über das Gelernte, das Besprochene oder die Inputs der Dozierenden zu unterhalten, lässt zum einen den Austausch von verschiedenen Ideen zu, aber man sieht auch plötzlich, was für Schlüsse und Ansätze andere Personen, mit anderen Hintergründen und Erfahrungen aus dem gleichen Input ziehen. Was wiederum zu neuen Blickwinkeln für einen selbst führen kann. Manchmal kann man sogar von einem Austausch profitieren, wenn zum Beispiel bei der Recherche der andere Informationen, Lektüre oder Quellen hervorgekommen sind, die man selbst nicht finden konnte. Es stimmt also, was die Dozierenden immer wieder sagen, sich austauschen, wenn auch nicht immer angenehm oder einfach zu initiieren, ist so interessant wie Potential geladen.
Auch die Arbeit in Archiven, mit Quellen und Tools wie Transkribus ängstigt mich nicht mehr so sehr wie noch vor einem Semester. Recherche ist mit viel Arbeit verbunden, man kann sie sich zwar vereinfachen, aber sich hinzusetzen ist ein Muss. Aber Recherchieren will gekonnt sein und diese zu üben, dazu hat man mich motiviert. Es wird zwar noch einige Arbeiten brauchen, bis ich weiss, wo ich jeweils mit einer Recherche am besten beginnen kann und was für Fragen ich formulieren könnte und soll etc. Aber genau hier können die Dozierenden helfen. Sich bei Fragen, nicht in Selbstzweifel über die eigenen Fähigkeiten verfangen, sondern auch einfach einmal zusammenfassen, was man getan hat und wo man feststeckt und sich dann an eine Dozierende wenden oder auch einmal beim Archiv nachzufragen, dass lege ich jedem wärmstens ans Herz. Man kann nichts dabei verlieren, auch einmal zu sagen: “Ich stecke fest, hier und hier war ich und jetzt bin ich nicht sicher wie ich zu XY kommen könnte”. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen: das Schlimmste was passieren kann, ist das man die Frage neu stellen muss.
Interesse nehme ich, wie man meinem Fazit ansieht, in grossen Mengen mit. Interesse mich in die nächste Recherche zu stürzen. Mich mit Digitalen Methoden zu beschäftigen und auch mich mehr mit Archivquellen auseinanderzusetzen. Aber auch mehr für einen Austausch mit Kommilitonen*innen zu tun.
Würde ich diese Art der Lehre empfehlen?
Ich fasse mich einmal kurz: ABSOLUT! Es ist, wie gesagt, mehr Aufwand, aber der Mehrwert, den ich als Studierende daraus gezogen habe, ist ein Gewinn, für mich persönlich, aber auch für mein Studium an sich. Wer also die Chance hat, sich im Rahmen des Studiums auch einmal aus dem Seminarraum ins Archiv oder an einen (oder mehrere) Workshops zu begeben, auch wenn es etwas mehr Arbeit bedeutet und man die Credits definitiv leichter bekommen könnte, dem empfehle ich diesen praktischeren Ansatz der Vermittlung von geschichtswissenschaftlichen Arbeitsweisen wärmstens.