Dieser Podcast bespricht mit Alexander Engel, dem Autor des Buchs «Farben der Globalisierung» die Frage nach Handelsketten und Distribution von Farbstoffen. Der Podcast ist in drei Teile gegliedert. Im Ersten stellt sich Engel vor und bietet seine Interpretation der Verbindung von frühneuzeitlichem Farbstoffhandel und der Frage der Nachhaltigkeit an. Als zweites bespricht der Podcast Engels Buch und die daraus zu entnehmenden Erkenntnisse in Bezug auf Handelsketten und Distribution. Im dritten und letzten Teil schaut er sich ein Beispiel eines lokalen (Schaffhauser) Handelshaus an. Dieses handelte im 18. Jahrhundert erfolgreich mit Farbstoffen.
PD Dr. Alexander Engel ist Wirtschaftshistoriker mit einem Forschungsschwerpunkt auf Märkten, Globalisierung und Kapitalismus. Dabei interessiert er sich, wie er im Podcast verraten hat, besonders für langfristige Veränderungen. Sein zeitlicher Schwerpunkt ist das 18. und das lange 19. Jahrhundert.
[…] Wirtschaftsgeschichte ist ein im Hinblick auf Frageperspektiven und Methoden sehr breites Feld, an einem Ende des Spektrums arbeitet man im Grunde wie Ökonom*innen, nur eben mit historischen Daten, am anderen hat man im Grunde Historiker*innen, die sich speziell für Wirtschaft, für Ökonomien, für ökonomische Praktiken und Konzepte interessieren. Ich fühle mich stärker in der historischen Hälfte des Spektrums zuhause.
Sein Buch «Farben der Globalisierung» untersucht anhand der Farbstoffe die Entstehung eines Weltmarktes. Anhand der Farbstoffe zeigt es die sich historisch immer stärker verstrickenden Produktionszusammenhänge der frühen Neuzeit auf. Ausserdem geht es darauf ein, wie Märkte soziokulturellen Normen unterworfen waren – immer noch sind — und sich somit in stetem Wandel befinden. Das Buch benennt die (wirtschaftliche) Nachhaltigkeit zwar nicht direkt. Trotzdem lassen sich daraus gut Fragen der Nachhaltigkeit benennen. Vor allem im Teil «Sklaven und Pflanzer: Farbstoffe von aussereuropäischen Plantagen» können alle drei Aspekte der Nachhaltigkeit: wirtschaftliche, soziale und die ökologische untersucht werden.(( S. 254–257))
Nehmen wir als krassestes Beispiel den blauen Indigo: der wird ab dem 17. Jahrhundert wie Zucker und Kaffee auf karibischen Sklavenplantagen erzeugt, mit hohem Kapitalaufwand und Zwischenverarbeitung vor Ort, in Monokulturen, die den Boden schnell auslaufen, sodass immer neue Böden erschlossen werden müssen – ein Nachhaltigkeitssiegel verdient das nicht.
In Bezug auf den Indigohandel wird in «Farben der Globalisierung» unter anderem das Handelshaus Amman angesprochen.1 Darüber hatte Engel bereits eine ausführliche Arbeit am Stadtarchiv Schaffhausen verfasst. In «Der Warenverkauf des Handelshauses Amman in Schaffhausen 1748–1779. Methoden und Entwicklungslinien» wird anhand der Buchhaltung und den darin enthaltenen Journalen der Handel des Unternehmens untersucht. Engel geht dafür noch auf drei Fallbeispiele ein: Indigo, Baumwolle sowie Zucker und Kaffee. In Bezug auf Indigo hat er herausgearbeitet, dass das Ammansche Handelshaus führend war. Es belieferte in seiner Hochzeit beispielsweise grosse deutsche Kattunfirmen. Er benennt aber nicht nur die Endabnehmer. Er vermag auch aufzuzeigen, von welchen grossen Handelsstädten am Atlantik Amman die Farbstoffe abkaufte.
Man kann dieses Vertriebsnetz [der Ammans], diesen Ausschnitt der Handelskette sich sehr genau angucken.
Praktischer Hinweis: Podcastproduktion fürs Studium
Dank unseres Workshops mit dem Team Digitale Lehre und Forschung (kurz DLF) von der PhF der UZH konnte ich viele Tipps und Tricks für die Produktion meines Podcasts mitnehmen. Nebst den ganzen theoretischen Tipps verfügen sie auch über jegliche Ausrüstung (Mikros, etc.), die fürs Erstellen eines Podcasts gebraucht werden könnten. Ihr Angebot kann also wärmstens empfohlen werden!
Weitere Beiträge
Nachhaltigkeitsgeschichte: was soll das sein?
Erster…Zweiter Stopp, HLS!
Transformation konkret — Was wurde aus dem alten Krappmarkt?
- S. 270 f. [↩]