Da waren wir nun also im Staatsarchiv, dieser Workshop fand im Übrigen vor dem Besuch der Abegg-Stiftung statt. Dort würde uns eines der interessantesten Tools vorgestellt, die für eine vertiefte Auseinandersetzung mit den Quellen, die mir eine methodische Beantwortung meiner Frage erlauben würden, höchst aufschlussreich zu sein scheinen.
Was will ich denn im Archiv…
Geschichte und Archive sind gedanklich eng verbunden. Allerdings kam ich als Studentin, nach einem Archivbesuch ganz zu Beginn des Geschichtsstudiums, erst durch Glück beim Buchen wieder mit Archiven in Kontakt. Beim obligatorischen Archivbesuch im ersten oder zweiten Semester, muss ich krank gewesen sein, denn ich habe keinerlei Erinnerungen daran. Und das obwohl Archive für Historiker*innen eigentlich sehr zentral sind. Mehr als zentral, sie sind eine wahre Schatzkiste! Gefüllt mit bekannten und noch völlig unbekannten Quellen, denen man mit etwas Geschick und den richtigen Fragen noch Unmengen an Wissen abgewinnen könnte. Zu dieser Erkenntnis kam ich dank der gelungenen Einführung ins Archiv durch Michael Schaffner und der erste Kontakt mit Originalen liess einen bleibenden Eindruck zurück. Zum einen hat man, wenn man den Zauber der Originale erst einmal selbst gespürt hat, viel mehr Motivation sich mit den Schnörkeln auseinanderzusetzen, die man auf den ersten Blick kaum oder gar nicht entziffern kann. Zum anderen bekommt man, geht man mit einem Ziel ins Archiv, hier Quellen zu Färbern aus dem Kanton Zürich zu begutachten, gleich einen ganz anderen Eindruck von diesen Einrichtungen. Denn was ich aus eigener Erfahrung im und ausserhalb des Rahmens dieser Veranstaltung sagen kann: Archive sind mit Nichten die verstaubten Kellerhöhlen für die sie gerne gehalten werden. Im Gegenteil! Sie motivieren zum Arbeiten und zum Erlernen neuer Fähigkeiten, wie eben dem Transkribieren. Doch dazu gleich noch mehr.
Ich möchte diesen Abschnitt gerne mit einem Filmvorschlag beenden. Falls sich jemand noch nie mit der Arbeit mit Archiven auseinandersetzen musste oder vor dem ersten Archivbesuch diesen Blog gefunden hat, dem oder der empfehle ich wärmstens den “Tatort Archiv: Einem Gotteslästerer auf der Spur”. Einen sehr informativen Kurzfilm des Historischen Seminars der UZH, in dem sich jeder in 16 min auf den ersten Archivbesuch vorbereiten kann und in dem man erfährt, was ein Archiv ist und was es eben nicht ist. Und das um einiges schmackhafter verpackt, als ich dies im Rahmen eines theoretisch kurz zu haltenden Blogbeitrags jemals könnte.
Aha, und wie lese ich das Zeugs jetzt?
Im Staatsarchiv Zürich haben wir ganz zu Beginn unseres Kurses eine Einführung in das Transkriptionstool Transkribus gehabt. Was Transkribus kann, ist entweder mit vorgefertigten Modellen Handschriften transkribieren oder man kann mit einer Reihe von Handschriften, möglichst aus gleicher Hand, ein Modell für diese Handschriften erkennen. Es ist aber ein Programm, dass stetig verbessert wird und auch trainiert werden muss, denn es ist nicht fehlerfrei. Wer sich irgendwann einmal mit Transkribus an eine Handschriftentranskription macht, wird schnell erkennen, dass man danach nochmals über die Transkription drüber muss und einiges zu korrigieren und überprüfen hat. Das Programm ist ein hilfreiches Tool, nimmt einem aber die Arbeit nicht zu Gänze ab. Das muss jedem klar sein, der sich an die Arbeit mit Transkribus macht. Heisst, genügend Zeit einplanen! Dass kann ich auch aus eigener Erfahrung nur wärmstens empfehlen. Denn bis man die Dokumente gescannt und auf Transkribus hochgeladen — Wer sich die Arbeit hier vereinfachen will, dem oder der empfehle ich DocScan: eine App, die die Fotos direkt vom Handy auf den eigenen Transkribus Account hochlädt — vergeht schon mal einiges an Zeit. Sich die Akten dann noch transkribieren zu lassen und nochmals drüber zu gehen und zu entziffern, wo lohnt es sich nochmals im Detail mit dem Dokument zu befassen und wo nicht, das dauert schon mal einen Tag. Also hier, Quellenarbeit, auch mit sehr praktischen Tools, ist mitnichten eine kurze Arbeit…
Ich habe mir einige Akten angeschaut und einiges zu Färbern gefunden. Das meiste waren Färber, die in Rechtsstreitigkeiten verwickelt waren. Ob diese jedoch etwas mit dem Beruf oder nicht zu tun hatten, dass gilt es noch zu evaluieren. Auch die Färberakte, die man im Post zum Workshop im Staatsarchiv sehen kann, würde ich bei einer vertieften Forschung durchblättern, um Quellen zu finden, mit denen ich meine Forschungsfrage beantworten oder eventuell auch widerlegen könnte. Aber dafür würde ich mich jetzt vermehrt ins Staatsarchiv Zürich setzen und mich durch die Quellen wälzen. Neue Schlagwörter finden und diese wieder in anderen Quellen suchen. Eventuell würde mich die Quellenarbeit auch noch in andere Archive führen usw. Man kann hier also sehen, Quellenarbeit ist keine kleine Sache und würde den Rahmen und die Idee dieses Kolloquiums sprengen, aber die Angst vor Archiven und Quellenarbeit ist mir genommen worden. Jetzt gilt es nur noch mit ihnen umgehen zu lernen und sie überhaupt zu finden.
Wie könnte ich hier meine Farbspur weiter verfolgen?
Nun hatte ich also eine These, eine Spur aus dem HLS und Tools, mit denen ich die Spur weiter verfolgen könnte. In meinem Fazit — der nächste Beitrag — wird mehr zur potentiellen Fortführung dieser Forschung stehen. Doch als Fazit zu diesem Beitrag. Fragestellungen in einem Archiv zu überprüfen hat seinen Charme, führt einem aber unweigerlich vor einen Berg von neuen Aufgaben. Entweder man lernt das Transkribieren von Handschriften gänzlich, was eine Weile zu dauern verspricht, oder man lernt das Tool Transkribus nutzen, welchem einem die Arbeit sehr erleichtern kann, aber auch kostenpflichtig ist. Ob sich dies lohnt oder nicht, muss individuell entschieden werden. Was ich aber als Fazit ziehen kann: Quellen aus Archiven, ob im Original oder wenn man Glück hat, bereits Transkribiert und Online zugänglich gemacht, sind eine wertvolle Informationsquelle für Historiker*innen, die man kennen sollte. Würde ich hier meine These weiter verfolgen wollen, müsste ich mich durch die Quellen wälzen und sehen ob ich Prozesse oder andere Dokumente finden kann, die von Handgreiflichkeiten zwischen Färbern oder Ähnlichem berichten. Falls sich hier nichts finden lässt, könnte ein anderes Archiv vielleicht besser geeignet sein. Doch dies müsste recherchiert werden, bei der Frage welche Archive sonst noch Quellen zu Färben enthalten, würde ein zweiter Blick in den HLS Beitrag: Färberei helfen, in dem andere Färbezentren der Schweiz beschrieben werden. Auch können mehr Quellen als nur die rechtlichen Dokumente, die zum Beispiel im Staatsarchiv zu finden sind, für die Beantwortung meiner Fragestellung in Frage kommen. Also auch hier führen viele Wege eventuell nach Rom oder zu einer möglichen Beantwortung. Doch nun zu meinem bunten Fazit und den Fragen, was habe ich gelernt und wo könnte ich weiter gehen?