Psalter

Handschriften, welche die 150 alttestamentlichen Psalmen enthalten. Die Psalmen sind Gesänge, die sich in poetischer Form an Gott wenden und Anliegen wie Bitte, Klage, Dank oder Gotteslob formulieren. Die hebräischen Psalmtituli nehmen Bezug auf unterschiedliche Entstehungssituationen und Verfasser. Als Hauptautor des Psalters galt im Mittelalter König David. In der christlichen Aneignung des jüdischen Texts wurde der Psalter zur wichtigsten Christusprophetie des Alten Testaments umgedeutet. Entsprechend wurde die Dreiteilung des Psalters in drei Gruppen von je 50 Psalmen als Hinweis auf die christliche Trinität betrachtet.

Zusammen mit den Evangelien war der Psalter der wichtigste biblische Text des mittelalterlichen Christentums. Im Stundengebet der Klöster und Kathedralen wurden die Psalmen zu acht festen Zeiten pro Tag regelmässig rezitiert (beginnend um Mitternacht: Matutin, Laudes, Prim, Terz, Sext, Non, Vesper und Komplet). Von Sonntag bis Samstag sollten alle 150 Psalmen vollständig gebetet werden. Die rituelle Funktion im Stundengebet ist am deutlichsten im psalterium feriatum sichtbar, das zwischen die Psalmgruppen eingeschobene Texte (Antiphonen, Versus, Hymnen etc.) in der Abfolge enthält, die für das Stundengebet vorgeschrieben war. Die meisten künstlerisch gestalteten Psalterien gehören jedoch zum Typus des psalterium non feriatum. Die rituelle Praxis lässt bei diesem Typus an der Achtteilung des Psalters ablesen (Ps 1, 26, 38, 52, 68, 80, 97, 109), die den sieben Tagen der Woche und der Gruppe der Vesperpsalmen entspricht. Im 12. Jahrhundert wurde der Psalter zum privaten Gebetbuch der aristokratischen Oberschicht. Die meisten Prachtpsalterien wurden nun für adlige Frauen geschaffen. In dieser Funktion wurden Psalterien mit neuen Formen des Prachteinbands wie dem Hornplatteneinband ausgestattet, der bereits von aussen gemalte Bilder zeigte (Bamberger Psalter). Ab etwa 1300 wurde der Psalter als privates Gebetbuch zunehmend vom Stundenbuch abgelöst.

Analog zu den Evangelienbüchern konnten Psalterien mit Autorenbildern und Initialzierseiten ausgestattet werden, die sich an der Dreiteilung oder der Achtteilung des Psalters orientierten (Folchart-Psalter). Seit dem 12. Jahrhundert wurden die Gliederungspsalmen der Drei- und/oder Achtteilung oft mit historisierten Initialen ausgestattet. Eine besondere Rolle spielte dabei immer die Beatus Vir-Initiale von Psalm 1 (Gorleston-Psalter). Parallel dazu entwickelt sich das Modell des narrativen Bildprologs, der dem Text der Psalmen eine geschlossene Folge von narrativen Darstellungen vorausgehen lässt. Als Thema wurde entsprechend der christlichen Deutung des Psalters als Christusprophetie häufig das Leben Christi gewählt, manchmal aber auch die Geschichte des Volkes Israel bis zu König David (Psalter Ludwigs des Heiligen). Als Ausnahmefälle sind Handschriften zu betrachten, die alle Psalmen mit eigenen Bildern versehen, sei es in der Form eigenständiger Bildfelder (Utrecht-Psalter) oder in der Form historisierter Initialen (Albani-Psalter).

Literatur: Jakobi-Mirwald 1997, S. 138 ff. und Palazzo 1998, S. 129-133.

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