Handschrift, die eine umfangreiche Bilderfolge zu Büchern des Alten und des Neuen Testaments enthält. Jede biblische Darstellung ist mit einer weiteren Darstellung verbunden, die das biblische Geschehen allegorisch („moralisierend“) auslegt. Diese bildliche Auslegung ist primär ekklesiologisch orientiert, deutet das biblische Geschehen also auf das Handeln der christlichen Kirche hin. Anders als es die Gattungsbezeichnung vermuten lässt, berücksichtigen die Handschriften nur eine Auswahl biblischer Bücher, die genaue Zusammenstellung variiert.
Die Bible moralisée ist eine exklusive Handschriftengattung, die im 13. Jahrhundert nur im Auftrag des französischen Königshauses hergestellt wurde. Die enorme Zahl der Bilder und die Redaktion der ergänzenden Texte machte die Produktion der Bible moralisée zu einer sehr aufwendigen Angelegenheit. Als konkrete Funktion wurde oft ein Gebrauch bei der religiösen Erziehung der Kinder der Königsfamilie vermutet, doch dürften die Bilder des allegorischen Registers eher für ein Publikum im Erwachsenenalter gedacht sein. Unabhängig vom tatsächlichen Gebrauch ist klar, dass es sich um ein Projekt mit einem stark ideologischen Programm handelt.
Die Bible moralisée-Handschriften besitzen ein charakteristisches Layout von acht Bildmedaillons pro Seite, die in zwei Spalten angeordnet sind. Biblische und allegorische Bildfelder haben das gleiche Format. Die Texte fungieren als erläuternde Beischriften zu den Bildern, nicht als deren Ausgangspunkt. Am Anfang der Handschriften steht eine ganzseitige Darstellung Christi als Weltenschöpfer.
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