Eine Handschrift, die den Kommentar des spanischen Benediktinermönchs Beatus von Liébana zur Offenbarung des Johannes enthält. Der Kommentar unterteilt den Bibeltext in 68 Abschnitte (die storiae), denen ausführliche Interpretationen (die explanationes) folgen. Beatus betrachtet die Offenbarung des Johannes als Synthese der gesamten christlichen Bibel und deutet sie als Prophetie über Christus und die christliche Kirche. Zwischen den storiae und den explanationes waren von Beginn an bildliche Darstellungen (die figurae) vorgesehen. Seit der Mitte des 10. Jahrhunderts wurde der Apokalypse-Kommentar des Beatus häufig um den Daniel-Kommentar des Hieronymus erweitert.
Der Apokalypse-Kommentar des Beatus zirkulierte während des frühen und hohen Mittelalters in den christlichen Klöstern im Norden Spaniens. In dieser Zeit befanden sich grössere Teile der Iberischen Halbinsel unter islamischer Herrschaft, den Klöstern im Norden kam also eine wichtige ideologische und politische Funktion für die christlichen Reiche des Nordens zu. Der Gebrauch der Beatus-Handschriften ist eng an die klösterliche Praxis der Lektüre und Meditation der Heiligen Schrift geknüpft. Sicher hatten die grossen und kostspieligen Bücher auch eine repräsentative Funktion innerhalb der Klöster.
Die Bilderreihe der figurae besteht überwiegend aus narrativen Darstellungen zur Johannes-Offenbarung (Morgan Beatus, Facundus Beatus). Dazu kommen ein Bild der Arche Noah und eine Weltkarte im Kommentarteil. In der Revision des mittleren 10. Jahrhunderts wird das Bildprogramm um Darstellungen der vier Evangelisten, Diagramme der Genealogie Christi (Cardeña Beatus) und Darstellungen zu Buch Daniel (Morgan Beatus) erweitert. Die Bilder zur Johannes-Offenbarung wurden in der revidierten Fassung mit Rahmen und gestreiften Hintergründen in bunten Farben versehen (Morgan Beatus, Facundus Beatus).
Literatur: Jakobi-Mirwald 1997, S. 146.
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