Willkommen auf Historia & Techne, dem Blog zum Projekt „Digitale Leistungsnachweise“. Es wird am Historischen Seminar der Universität Zürich (UZH) durchgeführt und vom Lehrkredit der UZH sowie Digitale Lehre und Forschung der Philosophischen Fakultät UZH unterstützt. Koordiniert wird das Projekt von Daniel Ursprung.
Im Zentrum des Projektes steht die praktische Arbeit mit und die Reflexion über den Nutzen digitaler Technologien für Lehre und Wissenschaft. An praktischen Beispielen wird der Mehrwert erprobt, den unterschiedliche mediale Präsentationsformen wie kartographische Darstellungen, Podcast und Videos für die Wissenschaftsvermittlung haben. Aus eigener Anschauung sollen die Studierenden dabei kritisch digitale Prozesse und mediale Rahmenbedingungen der Vermittlung wissenschaftlicher Erkenntnisse für ein breiteres Publikum (digital storytelling) reflektieren.
Das Projekt besteht aus drei sukzessiven Lehrveranstaltungen:
- Als erste Lehrveranstaltung des Projektes findet im Frühunglinssemester 2019 das Kolloquium „Storytelling with maps: Vom Geschichtsatlas zur Webkarte (mit Einführung ins Kartographieren)“ statt. In diesem Modul steht die praktische Arbeit mit digitalen Technologien anhand geographischer Informationssysteme (GIS) am stärksten im Vordergrund: die GIS-Software ist selber integraler Teil des Lernprozesses. Die Arbeit mit einem GIS ermöglicht intuitive Lerneffekte: die Studierenden interagieren mit Geodaten, um direkt am Bildschirm Änderungen feststellen zu können. Sie erfahren so unmittelbar, wie digitale Verarbeitung und menschliche Steuerung zusammenhängen. Das für die geschichtswissenschaftliche Lehre häufig genutzte, aber selten kritisch überprüfte Medium Karte wird so im praktischen Einsatz auf seine Produktionsbedingungen hinterfragt.
- Im Herbstsemester 2019 findet eine Lehrveranstaltung zum Thema „Nationalismus, Faschismus, Sozialismus: Rumäniens kontroverse Vergangenheit“ statt, in der Leistungsnachweise in Form von Podcastst erstellt werden. Hier wie auch in der nachfolgenden Veranstaltung zu Videos steht die Frage nach dem Nutzen digitaler Technologien im Fokus: die Studierenden sollen die technischen Möglichkeiten gezielt und in Kenntnis ihrer Vor- und Nachteile einzusetzen lernen. Sie konzipieren digitale Ausgabeformate, wobei medienspezifische Besonderheiten der Darstellungsform und Erzählstrategien im Vordergrund stehen. Damit wird der Diskrepanz begegnet, dass Produktionsabläufe für Audio- und Videodateien heute dank Digitaltechnik relativ leicht zugänglich, Unsicherheiten bezüglich sinnvoller Einsatzmöglichkeiten und Gestaltungsoptionen hingegen gross sind.
- Im Frühlingssemester 2020 findet eine Lehrveranstaltung statt zum Thema „Russifizierung? Imperiales Erbe und Sprachgebrauch im post-sowjetischen Raum“, wobei Videos als Leistungsnachweise produziert werden. Die Studierenden arbeiten mit online vorgefundenem Video-Material, das dokumentiert, wie heute im postsowjetischen Raum (z.B. Sibirien, Baltikum, Ukraine, Kaukasus, Zentralasien) Russisch und lokale Sprachen interagieren. Die den Studierenden mit Untertiteln zur Verfügung gestellten Kurzvideos decken ein breites Spektrum ab: offizielle Ansprachen, TV-Sequenzen, Privataufnahmen, Strassenumfragen, Vlogs (Video-Blogs), Musik-Clips etc. Davon ausgehend erarbeiten die Studierenden zu einem oder mehreren thematisch zusammengehörenden Videos den geschichtswissenschaftlichen Kontext: welche historischen Entwicklungen erklären den Sprachgebrauch im jeweiligen Beispiel? Ihre Erkenntnisse verarbeiten die Gruppen zu einem Drehbuch für kurze Video-Präsentationen ihres Gegenstandes. Dazu arrangieren sie die Ausgangsvideos und reichern sie mit Zusatzmaterial an: Karten, Quellenauszüge, Bilder, eigene Kommentare etc. Ein Demo-Video, das für den Tag der Lehre 2018 erstellt wurde, demonstriert die Idee. Der Link zum Video ist auf Anfrage erhältlich.
Der vorliegende Blog dokumentiert kontinuierlich den Fortschritt und Zwischenergebnisse des Projektes. Ziel ist es, die Resultate am Schluss in Form einer kommentierten digitalen Werkstatt online für andere Lehrende zur Verfügung zu stellen. So sind etwa modular einsetzbare Lernbausteine mit Erläuterungen angedacht.
Für Input, Ideen und Austausch bitte mit Daniel Ursprung Kontakt aufnehmen.