Digital History in der universitären Lehre: über diesen Projektblog

Historia & Techne – diese beiden Begriffe stehen für die Verbindung von Geschichtswissenschaft mit handwerklichen Methoden und Fähigkeiten*: „technische“ Kompetenzen im wahrsten Sinne des Wortes als Hilfsmittel historischer Forschung. Der Blog begleitet und dokumentiert ein Lehrprojekt am Historischen Seminar der Universität Zürich, das unter dem Schlagwort „Digitale Leistungsnachweise“ neue Formen der Vermittlung geschichtswissenschaftlicher Erkenntnisse erprobt. Digitale Technologien werden dabei als hilfswissenschaftlicher Werkzeugkasten des 21.Jahrhunderts verstanden. Ihr Einsatz bedarf aber stets der kritischen Reflexion. Ziel ist es, kritische Medienkompetenz zu entwickeln, indem selber aktiv unterschiedliche mediale Ausgabeformate erstellt werden. Die heute allgegenwärtigen Produkte digitaler Technologien werden so aus eigener Anschauung auf ihre Entstehensbedingungen, ihre Sinnhaftigkeit und ihre narrativen Strukturen hinterfragt.

Der antikisierende Name Historia & Techne ist bewusst gewählt und steht für die Skepsis gegenüber einer unkritischen Technikeuphorie, die sich allein der Neuerung willen gegen das historische Erbe positioniert. Vielmehr werden digitale Technologien als nützliche Ergänzung gesehen zum methodologischen und theoretischen Inventar von zweieinhalbtausend Jahren Historiographiegeschichte (seit Herodot) und rund zwei Jahrhunderten seit der Etablierung von Geschichte als wissenschaftlicher Disziplin. Wir stehen auf den Schultern von Riesen: Von dort aus helfen uns digitale Instrumente, den Blick auszuweiten und zu schärfen.

Das Projekt wird gefördert und unterstützt vom Lehrkredit der Universität Zürich (UZH) sowie von Digitale Lehre und Forschung der Philosophischen Fakultät der UZH.

* griech. historia (ἱστορία): Erkundung, (Er-)Forschung, empirische Erkenntnis, Kunde, Bericht, Erzählung, dann auch: Geschichte, Geschichtsschreibung
téchne (τέχνη): Geschicklichkeit, Kunstfertigkeit, Handwerk, Kunstwerk, Wissenschaft, dann auch: Fähigkeit, Methode


Projektverlauf

Das von der COVID-19-Pandemie gekennzeichnete Frühlingssemster 2020 fand weitgehend online statt, der Unterricht musste kurzfristig umgestellt werden. Dennoch konnten die beiden Lehrveranstaltungen des Projektes erfolgreich durchgeführt werden: In der einen Veranstaltung zum Thema „Russifizierung? Imperiales Erbe und Sprachgebrauch im post-sowjetischen Raum“ haben wir Videoessays produziert. Sodann fand erneut eine Einführung statt in die Spatial Humanities statt unter dem Titel „Karten machen Geschichte: Einführung in Historical GIS“, der ergänzt wurde von einem davon unabhängigen zweitägigen Einführungskurs in QGIS im Rahmen des Kursprogramms der Zentralen Informatik der Universität Zürich.

Im Herbstsemester 2019 widmeten wir uns der Erstellung von Podcasts im Rahmen der Lehrveranstaltung Nationalismus, Faschismus, Sozialismus: Rumäniens kontroverse Vergangenheit. Ein zweitägiger Einführungskurs in QGIS im November 2019 für alle Angehörigen der UZH knüpft an die erste Lehrververanstaltung des Projektes an, die im Frühlingssemester 2019 stattgefunden hatte unter dem Titel Storytelling with maps: Vom Geschichtsatlas zur Webkarte (mit Einführung ins Kartographieren).