PHÆNOs Adoleszenzästhetik: Eine reflexive Analyse und Übersetzung von Sam Levinsons EUPHORIA anhand künstlerischer Forschung

Das Ziel meiner künstlerischen Bachelorarbeit war klar definiert: die Abzeichnung einer Adoleszenzästhetik durch eine periphrasierende Analyse und eine künstlerische Übersetzung. Meine These lautete, dass diese Ästhetik durch ein Drehbuch für eine fiktive Serie zum Ausdruck kommen kann. Unter dem Titel PHÆNO habe ich diesen Ansatz verfolgt, wobei die US-amerikanische Serie EUPHORIA (Sam Levinson, US 2019-heute) als Prototyp über Coming-of-Age und Adoleszenz diente. Das Drehbuch als Kunstwerk fungierte schliesslich als analytisches Gefäss, wobei meine schriftliche Reflexion, meine Erfahrungen im künstlerischen Forschen zusammenfasst und in zwei Hauptteile gegliedert ist.

Der philosophische Prozess des Drehbuchschreibens

Meinem Schreibprozess gegenüber hatte ich dankbarerweise bereits schon einen gewissen Vorsprung. Mit einer Seminararbeit mit dem Titel „Coming-of-Emotional-Realism: Fragen und Annäherungen zu Adoleszenz, Emotionen und filmischer Darstellung in Sam Levinsons EUPHORIA“, einem Videoessay über die Lichtgestaltung in EUPHORIA und einem Workshop („‚Fortsetzung folgt!‘ Serielles audiovisuelles Erzählen) bei Brigitte Frizzoni konnte ich mich bereits tiefergehend mit der Thematik um Adoleszenz auseinandersetzten. Meine ursprüngliche Forschungsfrage war dabei, wie eine Adoleszenzästhetik, zum Beispiel anhand filmischer Gestaltungsmittel oder durch den Narrativ, in EUPHORIA verwendet und ersichtlich gemacht werden. Deshalb befasst sich der erste Teil meiner Reflexion (Bachelorarbeit) mit dem philosophischen Prozess des Drehbuchschreibens, einschliesslich Poiesis, Praxis und Performance. Hierbei geht es um das abstrakte (philosophische) Schaffen sowie das physische Schaffen, die Umsetzung und die Aufführung des Drehbuchs als kreativen Ausdruck. Denn beide Texte (Drehbuch und Reflexion) müssen übergreifend in verdoppelter Performanz verstanden werden, und zwar als ein Schreiben über eine Verschriftlichung und vice versa.

Kreative Überlegungen der Gestaltungsmittel im Drehbuch

Der zweite Teil meiner Reflexion widmet sich den kreativen Überlegungen meiner Auswahl von Gestaltungsmittel im Drehbuch. Welche filmischen Gestaltungsmittel eignen sich am besten, um die Adoleszenzästhetik einzufangen? Welches Medium und Format bieten die optimale Plattform für diese künstlerische Vision?

Dazwischen liegt das Drehbuch selbst, das nicht nur als Skript oder Screenplay, sondern als eigenständiges Kunstwerk betrachtet wird. Durch Methoden wie close-readings und Sequenzanalysen konnte ich eine künstlerische, textuelle Auseinandersetzung mit meiner Arbeit vornehmen. Dabei flossen wissenschaftliche Theorien aus der philosophischen Kunst, Screenwriting Studies (u.a. von Craig Batty) sowie Kinder- und Jugendliteratur (u.a. von Carsten Gansel und Ralph Müller) ein.

Adoleszenzästhetik als Trans-Ästhetik

Die Adoleszenzästhetik, die ich in meinem Projekt herausarbeitete, zeichnet sich besonders durch ihre über- und vermittelnde Gefühlsästhetik aus, auch als Affektpoetik bekannt. Paranoia, Trauma, Isolation und Offenheit wurden als komplexe Gefühle der Adoleszenz konstruiert, die nicht an ein bestimmtes Alter gebunden sind. Diese Gefühle sind zudem eng mit kulturellen, sozialen und gesellschaftlichen Prozessen verbunden, wobei psychologische Prozesse und individuelle Lebenswelten eine entscheidende Rolle spielen.

Künstlerisch-forschende Methode des Drehbuchschreibens

Die künstlerisch-forschende Methode des Drehbuchschreibens erwies sich als äusserst gewinnbringend für die Kulturwissenschaft, bzw. für die Populären Kulturen. Durch die Verbindung von künstlerischer Praxis und theoretischer Reflexion konnte ich die Adoleszenzästhetik als Trans-Ästhetik veranschaulichen. Das Drehbuch als Format ermöglichte es, tief in die komplexen emotionalen Landschaften der Adoleszenz einzutauchen und diese facettenreich darzustellen.

Insgesamt zeigt meine Forschung, dass die künstlerische Auseinandersetzung mit der Adoleszenzästhetik nicht nur ein ästhetisches Vergnügen ist, sondern auch einen tiefen Einblick in die vielschichtigen Erfahrungen dieser Lebensphase ermöglicht. Durch die Verbindung von Kunst und Forschung entfaltet sich eine neue Perspektive auf die Adoleszenz (als Phase), die über Stereotypen und Oberflächlichkeit von 12- bis 19-jährigen Teenies hinausgeht und die tiefere Schichten von Paranoia, Trauma und Offenheit enthüllt. PHÆNO steht dabei als exemplarischer Ausdruck dieser transformativen künstlerischen Forschung.

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