Palazzo Farnese, Rom, in: Giuseppe Vasi,
Delle Magificenze di Roma Antica e Mo-
derna
, Libro Terzo, Rom: Barbiellini, 1753.








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Stadtpaläste


Der Chronist Benedetto Die verfasst in den 1470er Jahren die Cronica dall’anno 1400 all’anno 1500, eine Liste der hervorragensten Gebäude der Stadt Florenz. Diese enthielt sakrale sowie profane Gebäude, wobei dennoch eine Gewichtung auf den Privatbauten einflussreicher Bürger, vornehmlich Kaufleute zu beobachten war.1 Im Florenz des 15. Jahrhunderts waren die bedeutenderen Paläste fast ausnahmslos von reichen Kaufleuten gebauten worden wie der Palazzo Medici, Palazzo Pitti, Palazzo Rucellai, Palazzo Pazzi oder Palazzo Strozzi. (Frommel 1973, S. 2 ff). Diese sowie der Palazzo Antinori und der Palazzo Gondi gelten zusammen als die 7 berühmtesten Stadtpaläste Florenz.2 Die merkantile Bourgeoisie beginnt ihren sozialen Status und Position durch Architektur darzustellen. Die Verherrlichung des Auftraggebers und dessen Macht sollte über seine biologische Existenz hinaus existieren.3 Auch Alberti attestiert einem Bau das Attribut von Verewigung persönlichen Ansehens im 9. Buch der Decem libri de re aedificatoria (ca. 1443-52) wenn er schreibt, dass der Drang allgemein akzeptiert sei, den Nachkommen einen Ruf für beides, Wissen und Macht zu hinterlassen. Aus diesem Grund, wie Tuchdides sage, bauen wir Grosses damit man grossartig in den Augen der Nachkommen erscheine. "Quando posteritati famam cum sapientiae tum etiam potentiae relinquendum omnes assentiamur - eaque re, uti aiebat Tuchidides, magna struimus, ut posteris magni fuisses videamur". In der Renaissance entwickelte sich erstmals die Gleichwertigkeit von Kirchen- und Profanbau, für den Stadtpalast (Palazzo) wurden eigene architektonische Formen entwickelt.4

Charakteristika

Der Bautyp des Renaissance-Palast besteht aus einem dreigeschossigen kubischen Baukörper mit einer oftmals mit Bossenwerk versehenen Fassade, das Gebäude ist auf den Innenhof ausgerichtet, dieser ist von schlanken Arkaden umgebenen. Die Stockwerke werden in der Fassade durch Gurtgesimse auf Fensterbankhöhe und durch unterschiedliche Formen des Rustikamauerwerks gegliedert. Das Parterre beherbergte Diensträume oder Läden, die Haupträume befanden sich im ersten Stock, dem sogenannten Piano Nobile. Der zweite Stock beherbergte die Schlafgemächer, im Dachgeschoss waren die Zimmer der Bediensteten angesiedelt. Durch die axialsymetrische Ausrichtung von Fenster und Türen resultiert eine Symmetrie für Baukörper und Fassade. Das stark profilierte Hauptgesims bildet einen klaren Abschluss des Baukörpers.

Florenz
Die Bauaufgabe von Privathäusern konfrontierte Architekten der Renaissance damit, antike Bauformen den Bedürfnissen eines Profanbaus anzupassen. Ein Meisterstück stellt Leon Battista Albertis Palazzo Rucellai (Baubeginn 1450) dar, bei welchem er die Prinzipien der antiken Säulenordnung in die Fassade übertragen hat. Statt Säulen und Halbsäulen, konstruiert ein Netzwerk aus Pilastern und Deckplatten einer Blendgliederung, die eine antike Säulenordnung, wie beim Koloseum andeuten, ohne die Grundform des quaderförmigen, dreistöckigen Baukörpers zu verändern5 siehe auch bei Frommel.6

Rom
In Rom entwickelte sich weitere Variationen der Palazzi heraus. Ein Beispiel dazu ist der zweigeschossige Palazzo Caprini von 1508 dessen Architekt Donato Bramante war. Wesentlichester Unterschied ist das Vorhandensein von lediglich zweier Geschosse. Das Sockelgeschoss konstituiert sich aus groben Rustikablöcken, das Obergeschoss, das Piano Nobile auch Beletage genannt, konstituiert sich durch eine rythmische Anordnung von Fenstern geschmückt mit Ädikula sowie den dorischen Halbsäulen. Ein Beispiel eines dreigeschossigen Palazzo ohne Säulenordnung stellt der sich in Rom sich befindende Palazzo Farnese dar. Er enstand während der Hochrenaissance. Begonnen wurde das Projekt von Antonio di Bartolomeo Cordini genannt Antonio da Sangallo und wurde später von Michelangelo weitergeführt. Markant sind Eckrustika des Erdgeschosses, der Portalrisalit, die Balkonloggia und die Wappenkartusche. Die Fenster mit den Zwischenräumen bilden einen einfachen Rythmus. Eine Gleichwertigkeit der Geschosse hat sich durch die Gliederung, die sich auf die Fensterumrahmung mit Halbsäulen und beim Piano Nobile mit Ädikulen und Gesimsen beschränkt, eingestellt. Die blockhafte Wirkung des Gebäudes wird dadurch verstärkt. Durch Michelangelo wurde die Fassade so erhöht, dass ein Verhältnis von 1:2 erreicht wurde, was der Wahrnehmung der Fassadenfläche als solche zugute kam. Das Kranzgesims ist mit einem breiten Fries ausgesattet und beschliesst den Bau eindeutig und unterscheicht die imperiale Wucht, die der Bau ausstrahlt.7


Anmerkungen

1. Lindow 2007, The Renaissance Palace in Florence. Magnificence and Splendour in Fifteenth-Century Italy, Aldershot: Ashgate, 2007. S. 44
2. Gurrieri/Fabbri 1995, Die Paläste von Florenz, München 1996. S. 30
3. Lindow 2007, The Renaissance Palace in Florence. Magnificence and Splendour in Fifteenth-Century Italy, Aldershot: Ashgate, 2007. S. 48
4. Frommel 1973, Der römische Palastbau der Hochrenaissance, 3 Bde., Tübingen: Wasmuth, 1973 (Römische Forschungen der Bibliotheca Hertziana). S. 25
5. Gombrich 1996, Die Geschichte der Kunst, 1996 Berlin. S. 250
6. Frommel 1973, Der römische Palastbau der Hochrenaissance, 3 Bde., Tübingen: Wasmuth, 1973 (Römische Forschungen der Bibliotheca Hertziana). S. 26 ff
7. Frommel 1973, Der römische Palastbau der Hochrenaissance, 3 Bde., Tübingen: Wasmuth, 1973 (Römische Forschungen der Bibliotheca Hertziana). S. 123-125



Bibliographie
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Frommel, Christoph Luitpold, Der römische Palastbau der Hochrenaissance, 3 Bde., Tübingen: Wasmuth, 1973 (Römische Forschungen der Bibliotheca Hertziana).
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Gombrich, E.H., Die Geschichte der Kunst, 1996 Berlin.
Gurrieri, Francesco/Fabbri, Patrizia, Die Paläste von Florenz, München 1996.
Lindow, James R., The Renaissance Palace in Florence. Magnificence and Splendour in Fifteenth-Century Italy, Aldershot: Ashgate, 2007.
Lingohr, Michael, Der Florentiner Palastbau der Hochrenaissance: der Palazzo Bartolini Salimbeni in seinem historischen und architekturgeschichtlichen Kontext, Worms Wernersche Verlagsgesellschaft, 1997.
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