Sixtus V., der Masterplan von Rom und Domenico Fontana


Sixtus V. und seine Monumente, in: Giovanni Pinadelli, Invicti quinarii numeri series … a Sixto Quinto … adnumerat, Roma 1589.



Die Planung des barocken Roms von Sixtus V., in: Sigfried Giedion, "Raum, Zeit, Architektur: Die Entstehung einer neuen Tradition, Basel 2000.



Perspektivischer Stadtplan von Rom. Masterplan Sixtus V., Cesare Nebbia, Werkstatt Giovanni Guerra, 1588/1589, Rom, Vatikanische Bibliothek, Salone Sistina.



Salone Sistina'', Cesare Nebbia, Werkstatt Giovanni Guerra, 1588/1589, Rom, Vatikanische Bibliothek, Salone Sistina.


































1. Sixtus V.
2. Die Domenico Fontana und der Masterplan von Rom
3. Die Sixtinischen Unternehmungen

1. Sixtus V.
Papst Sixtus V. wird am 13. Dezember 1521 in Grottamare ( Marken, Mittelitalien) in eine arme Familie als Felice Peretti hineingeboren. Im Jahr 1534 tritt er im Kloster Montalto als Franziskanermönch dem Orden bei. Als Kardinal von Montalto wird er im April 1585 in Rom zum Papst gewählt und am 1. Mai desselben Jahres vor St. Peter gekrönt. Fünf Jahre nach seiner Amtseinführung stirbt der Peretti Papst am 27. August 1590. Anfänglich in der Andreaskapelle von St. Peter begraben, liegen seine Überreste seit 1591 in der Capella Sistina der Kirche S. Maria Maggiore in Rom. Sixtus V. legte grossen Wert auf die Verehrung der himmlischen Patronin und rief zu ihrer Verehrung in S. Maria Maggiore auf.

Mehr Informationen zum Leben Sixtus V. und seiner Zeit:
Hübners 3 Bände zum Leben Sixtus V.
Review von Walter Platzhoff

2. Domenico Fontana und der Masterplan von Rom
Domenico Fontana war als Leibarchitekt des Papstes für alle von Sixtus V. geplanten und durchgeführten Veränderungen des Stadtbilds Roms verantwortlich. Nur im Fall von St. Peter stand er dem von Gregor XIII. zum Bauleiter ernannten Architekten Giacomo della Porta während der Einwölbung von 1588 - 1590 zur Seite. Sixtus V. baute teilweise auf Projekte seiner Vorgänger auf . So ging auch die Idee der Umsetzung des vatikanischen Obelisken vor St. Peter auf die Vorhaben von Nikolaus V. (1447- 1455) zurück. Erst Fontana gelang es das technisch sehr aufwendige Verfahren durchzuführen. Dieses für den Papst geplante und ausgeführte Unternehmen hielt Fontana in seinem Werk Della trasportatione dell'obelisco vaticano et... fest.

3. Die Sixtinischen Unternehmungen
Die allgemeine Zugänglichkeit zu den 7 Hauptkirchen war Sixtus V. ein Anliegen. Aufgrund der Marienverehrung hatte der Papst San Sebastiano als eine der Hauptkirchen mit der Kirche S. Maria del Popolo ersetzt. Heute noch entsprechen seine Änderungen im Strassennetz den Hauptzügen des Strassen Systems Roms. Mit der Anlegung neuer Strassen verfolgte Sixtus vor allem auch die Erschliessung des dicht besiedelten Stadtkern am Tiber(den mittel- aterlichen Stadtkern) mit den wenig bis gar nicht bevölkerten Höhen des Esquilin, Quirinal und Viminal, die er bewohnbar machen wollte. Seine Grundidee war dabei diesen Gebieten den Zugang zu den Kirchen nicht nur für die Sieben Kirchen Wallfahrt sondern auch für die jährliche Statio zu ermöglichen.
Die Errichtung der Acqua Felice unter Sixtus V. sollte die bis dahin wasserlosen Hügel der Stadt versorgen. Innerhalb von achtzehn Monaten war dieses Werk 1589 vollendet worden. Den Eingang der Acqua Felice markiert der 1587 errichtete Mosesbrunnen. Dieser soll daran erinnern, dass Papst Sixtus V. ähnlich wie Moses in der Wüste die Israeliten, die Hügel mit lebenspendendem Wasser versorgt hat. In der Nähe des Mosesbrunnen liess Sixtus V. zusätzlich einen öffentlichen Waschplatz mit einer überdachten Waschanlage für schlechtes Wetter bauen. Giedion verweist dabei auf die zaghaften Versuche einer öffentlichen Wäscherei in England des 19. Jahrhunderts und Frankreich unter Napoleon. Er unterstreicht somit die Zukunftsorientiertheit des Papstes und sein soziales Engagement. Die Errichtung des Ospedale dei Mendicanti in Rom zeugt ebenfalls vom sozialen Bewusstsein Sixtus V.

Die Planung des barocken Roms von Sixtus V. von Sigfried Giedon veranschaulicht das von Sixtus V. geplante Strassensystem zusammen mit anderen Sixtinischen Unternehmungen in seinen Grundzügen. Als erste wurde die Strada Felice gebaut. Das letzte Strassenstück zwischen den Obelisken und der S. Trinita dei Monti ist nie unter Sixtus V. ausgeführt worden. Auf dem Fresko der Vatikanischen Bibliothek ist es aber trotzdem als durchgeführt dargestellt. Wie zum Beispiel bei der Via Gregoriana, hat Sixtus V. auch in der Strassenplanung auf die Pläne seiner Vorgänger zurückgegriffen.

Fontana geht in seinem Werk auch auf die von ihm ausgeführten Aufträge Sixtus V. vor seiner Ernennung zum Papst ein. Hierzu zählt die Errichtung der Villa Montalto auf dem Viminal, die er für den Kardinal Montalto errichten liess. Ebenfalls in die Zeit vor der Ernennung lassen sich die Pläne Fontanas zum Bau der Capella Sistina in S. Maria Maggiore für das Krippenheiligtum zurückverfolgen. Das Vorhaben führte Fontana 1587 für den bereits zum Papst ernannten Kardinal zu Ende. Zusätzlich liess hier Sixtus V. seinem Vorbild Pius V. eine Grabanlage bauen.
Der Lateranpalast, die Loggie delle Benedizioni und die Transportation der Scala Santa gehören zu den Baumassnahmen auf dem Lateranhügel, um aus dem verkommenen Baukomplex einen neuen Palast zu schaffen. Bereits an Ostern 1587 spendete der Papst vom neuen Palast aus den Segen obwohl der Bau erst 1589 vollendet wurde. Ein Jahr zuvor hatte hier Sixtus V. 1588 einen der im Circus Maximus ausgegrabenen Obelisken aufstellen lassen. Der Sohn Konstantins des Grossen Flavius Constantinus liess den Obelisken von Ägypten nach Rom transportieren. Dieser Obelisk galt als der grösste in Rom. Aufgrund der Verbindung mit Alexander dem Grossen als Erbauer des Lateranpalasts liess ihn vermutlich deshalb Sixtus V. vor dem Palast platzieren. Der Obelisk auf dem Esqulin soll zu den Seiten des Eingangs zum Mausoleum des Augustus gelegen haben. Der Obelisk auf der Piazza del Popolo wird 1589 errichtet. Deshalb fehlt die Dokumentaion seiner Errichtung beim Mönch Francesco Giovani Bordini. Dieser publiziert 1588 De rebus praeclare gestis..., ein Buch über die Bauten Sixtus V., dass er ihm 1588 schenkt. Auf der Piazza del Popolo wird der zweite der augusteischen Obelisken platziert, der kleinere von beiden. Der Grund für die Platzierung war vermutlich das nahe gelegene Stadttor, die Porta Flaminia, durch welches Reisende seit der Antike die Stadt betraten. Ein Obelisk sollte deshalb diesen Eingang gebührend markieren.

Die Vatikanische Bibliothek gilt wie das Werk Fontanas als eine Art Dokumentation der Sixtinischen Unternehmungen zur Änderung und Verbesserung des Stadtbilds. Die Fresken des Salone Sistino dokumentieren die Aufträge. Für den Bau der vatikanischen Bibliothek musste die terassenförmige Doppeltreppe von Bramante weichen. Zwischen den Längstrakten der Belvederekorridore wurde ein mehrgeschossiger Querbau errichtet.

Trotz aller Einwendungen, liess Sixtus V. das Septizonium aus der Zeit des Septimius Severus am Palatin niederrreissen um freien Zugang zu der Kirche S. Maria degli Angeli zu schaffen. Dieses Beispiel soll die Massnahmen veranschaulichen welche Sixtus V. als für nötig empfand um das Stadtbild seinen Vorstellungen anzupassen und um in der Zeit der Gegenreformation als Oberhaupt der katholischen Kirche ein Zeichen zu setzen. Die Obelisken, die er hat aufstellen lassen, wurden alle mit auf deren Spitze aufgestellten Kreuzen, unter zeremonieller Begleitung, christianisiert. So sollte die heidnische Verehrung von Göttern wie des Sonnengotts im Falle der Ägypter durch den Obelisken als falsch dargestellt werden.



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