Hauptfassade (rechts) aus: A. Reinle, Ritterscher Palast, Regierungsgebäude in Luzern, Bern 1978.


Säulenhof, Eingang zum Treppenhaus aus: A. Reinle, Ritterscher Palast, Regierungsgebäude in Luzern, Bern 1978.


Grundriss 1. Stock aus: A. Reinle, Ritterscher Palast, Regierungsgebäude in Luzern, Bern 1978.


Hauptportal aus: A. Reinle, Ritterscher Palast, Regierungsgebäude in Luzern, Bern 1978.


Totentanz (Ausschnitt) von: Jakob von Wil, ca 1610 bis 1615, Luzern, Ritterscher Palast.

Ritterscher Palast, Luzern (1557–1564)



1. Einführung
2. Historischer Hintergrund
3. Architektonische Beschreibung
4. Weiteres


1. Einführung
Der Rittersche Palast, verglichen etwa mit dem Palazzo Medici und Palazzo Vecchio (Stadtpaläste), wurde 1556 als Palazzo errichtet. Obwohl er für die Stadt Luzern damals als sehr innovativ und neu galt, war er doch verhältnismässig konservativ gebaut und orientierte sich mehrheitlich an Formen des 15. Jahrhunderts, was in Italien schon eher als veraltet gegolten haben mochte.

2. Historischer Hintergrund
Der Palast war Teil eines Komplexes für den Patrizer Schultheissen Lux Ritter. Der Bau wurde jedoch von der Stadt Luzern vollendet mit der Absicht eines neuen Rathauses. Trotzdem wurde dieser dann von 1577 bis 1803 als Wohnhaus und Kollegium für Jesuiten benutzt. Zu einem Regierungsgebäude umfunktioniert wurde der Komplex erst in den Jahren zwischen 1804-1843. An diesem Bau waren unterschiedliche Baumeister und Steinmetzen beteiligt. Dank gut dokumentierter Baugeschichte sind uns heute diese Namen nach wie vor bekannt. Der Architekt Domenico Solbiolo aus Ponte Capriasca entwarf den ersten Bauplan und begann die Arbeiten mit Giovanni Pietro del Grilio, einem Werkmeister. In dieser Zeit arbeiteten sie zusammen mit zehn Steinmetzen, unter anderem auch Baptista del Grilio und Johannes Lynzo, dessen Spuren man auch in Basel und Zürich finden kann und der während der Bauarbeiten des Ritterschen Palastes enthauptet wurde. Einen Tag später starb auch Lux und die Stadtverwaltung übernahm den Fortbau mit den selben Angestellten bis 1573. Danach wurde der Werkmeister Uli Rot mit dieser Aufgabe beauftragt und er baute es zu einem Rathaus um, doch mit der kathlischen Reform 1574 wurde drei Jahre später in diesem Rathaus ein Jesuitenkollegium eingerichtet. Den Ritterscher Palast erhielt das neue Kollegium offenbar als Kollegiumsgebäude geschenkt. In dieser Zeit wurden dem Komplex eine neue Kirche angefügt und eine andere abgetrennt. Vom Baumeister Jakob Singer wurde an deren Stelle eine weiterer Flügel hinzugefügt, genauer zwischen dem Ritterschen Palast und der neuen Kirche. Schliesslich wurde 1804 aus dem Jesuitenkollegium ein Regierungssitz. Da man einen grossen Parlamentssaal errichten wollte, schlug der Architekt Louis Pfyffer ebenso wie Melchior Berri vor, mit deren Plänen einen grossen Teil des Ritterschen Palastes zu beseitigen. Schlussendlich wurde Plazidus Segesser damit beauftragt, Berris und Pfyffers Pläne so abzuändern, dass der Ritterscher Palast nicht unter der Einrichtung eines Saales zu leiden hatte. 1841 bis 1843 wurde jener Saal als Exedra an den Palast angefügt.

3. Architektonische Beschreibung
Der ganze Komplex wurde im Stil florentinischer Renaissance gebaut und war somit eines der ersten solchen Gebäudes in Luzern, auch kam dadurch erst der Begriff "Palast" in die Stadt. Der viereckige Innenhof besteht aus drei Geschossen inklusive Erdgeschoss. Jedes dieser Geschosse ist mittels Loggien (Loggia), hier durch Rundbögen, zum Innenhof hin geöffnet. Die äussere Fassade der Ritterschen Palastes hingegen ist sehr rustikal gehalten und lässt nur wenig von dem dahinter liegenden Palast erahnen. Sie ist 28 Meter lang und das erste Geschoss misst eine Höhe von 7 Metern. Die ersten zwei Geschosse sind von aussen deutlich erkennbar an ihren Rustikaquadern (Rustika), die zwar einerseits sehr glatt und fein behauen sind, anderseits jedoch gezielt aus der Wand heraustreten. Ursprünglich waren alle drei Geschosse in diesem Stil, im 18. Jahrhundert wurde jedoch diese Frührenaissance-Quaderung des obersten Geschosses weggemeisselt. Das Hauptportal ist von nicht unbedingt spektakulärer Grösse - es ist mit einem Rundbogen und Pilaster, von der Toskana inspiriert, versehen. Die Wappentafeln, die ursprünglich darüber gemeisselt waren, wurden 1798 überall in der Stadt Luzern abgemeisselt. Was noch übrig ist, ist das Triglyphenfries über dem Portal, durch den Architrav auf den Pilastern gestütz.. Die Reliefs in den Metopen sind nicht mehr genau identifizierbar, von fünf zeigt jenes in der Mitte einen Schild, die zwei daneben Schwert und Helm und die zwei äussresten zwei Gesicher. Die Fenster im Erdgeschoss sowie in allen Stockwerken sind rechteckig. Die in den oberen zwei Geschossen sind jedoch grösser und jene im mittleren Geschoss, anders als jene schmucklosen und mit Gittern versehenen Fenster des Erdgeschosses, sind mit Zierreliefs (Füllhörner, Delphine, Vasen) darüber geschmückt. Die Loggien im Innenhof sind alle von gleichmässig grosser Tiefe und dienen logischerweise als Gang. Wie im Grundriss zu sehen ist, sind auch die Räume dahinter alle von gleicher Tiefe, der Palast ist also als quadratisch zu bezeichnen. Das Treppenhaus ist nicht etwa zentral, sondern in der nordöstlichen Ecke eingebaut worden. Nur in den zwei oberen Etagen mündet die Treppe in einem Doppelportal, der Eingang im Erdgeschoss ist, wie auch die Treppe an sich, sehr einfach gehalten. Der Innenhof wurde im 19. Jahrhundert überdeckt, um die italienische Konstruktion etwas dem Schweizer Klima anzupassen.

4. Weiteres
Der Ritterscher Palast, der heute als Regierungsgebäude verwedent wird, ist mittlerweile vorallem bekannt durch den Totentanz-Zyklus von (mutmasslich) Jakob von Wil. Der Zyklus besteht aus insgesamt sieben (oder acht, je nach Literatur) Bildern und 23 Szenen, die heute im obersten Geschoss im Gang hängen. Dabei werden, typisch seit dem 14. Jahrhundert, verschiedene Gesellschaftsschichten mit dem Tod konfrontiert.


Bibliographie
Müller, Werner Y., «Der Luzerner Totentanz von Jakob von Wyl», Zürich, 1941.
Reinle, Adolf, «Die Stadt Luzern I.», in: Die Kunstdenkmäler der Schweiz, Vol. II, Basel, 1953.
Reinle, Adolf, «Ritterscher Palast, Regierungsgebäude in Luzern», in: Schweizerische Kunstführer, herausgegeben von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte, Bern, 1978.
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