Alexander VII., Roma Alessandrina und Gianlorenzo Bernini

1. Alexander VII.
2. Die “Roma Alessandrina“
3. Alexander VII. und die Rom Propaganda

1. Alexander VII. Fabius Chigi, (1599-1667)
Auf Innozenz X. (1644-1655) folgte Kardinal Fabio Chigi als Papst Alexander VII auf den Heiligen Stuhl. Als diplomatischer Gesandter seines Vorgängers, war Fabio Chigi Zeuge der politischen Niederlage der Römisch-Katholischen Kirche beim Abschluss des Westfälischen Friedens. Richard Krautheimer sah in dieser erlittenen Schmach des Pontifikats die Ursache für die spätere Bauwut von Alexander VII., als Kompensation für die Verdrängung von der politischen Bühne Europas.
Wie sein Vorgänger Innozenz X. Pamphili, hatte auch Alexander VII. einen persönlichen Architekten engagiert. Giovanni Lorenzo Bernini (1598-1680) sollte, wie sein Vorgänger Francesco Borromini(1599-1667), erste Ansprechperson des Papstes in allen kunsthandwerklichen Fragen werden. Kleidung, Kutschen, Medaillen, Feierlichkeiten, Skizzen und Skulpturen waren nebst seiner Haupttätigkeit als erster Baumeister des Vatikans, Thema seiner beinahe täglichen Besprechnungen mit Alexander VII. Im Fokus jedoch standen die Baustellen am Quirinale Palast, die Via del Corso, St. Peter und die Piazza Navona. Insgesamt zählt Krautheimer 36 städtebauliche Projekte, die zu Lebzeiten Alexander VII. in Planung waren. Meist standen diese in einem Zusammenhang mit der Chigi Familie oder der römischen Oberschicht, die dem Architektur begeistertem Papst als Geldgeber dienten.

2. “Roma Alessandrina“
G.B. Falda Plan von Rom, 1667 (detailliert behandelt bei Krautheimer 1985).
Im Sinne eines „Teatro Nuovo“ wurden Strassenzüge verlängert und die Stadtpaläste mit prunkvollen Fassaden, die Plätze mit imposanten Skulpturen und Wasserspielen gekonnt in Szene gesetzt. Die Stadt als Bühne, auf der sich das öffentliche Leben und in erster Linie ihr Hauptdarsteller, der Papst, als absolutistischer Herrscher inszenieren konnte.
Das „Roma Alessandrina“, wie Krautheimer die städtebaulichen Utopien des Chigi Papstes zusammenfasste, sollten den Bedürfnissen und Erwartungen gerecht werden, welche die Besucher an ein neues modernes Rom stellten.

3. Alexander VII. und die Rom Propaganda
Der Chigi Papst sah sich in den 1660-er Jahren mit der Herausforderung konfrontiert nicht mehr nur katholische Rompilgerer in der Stadt willkommen zu heissen, so Richard Krautheimer, sondern auch Bildungsreisenden aus dem reformierten Norden Europas die Tore Roms zu öffnen. Die soziale Elite aus Politik, Wirtschaft und Kultur sollte in der ewigen Stadt wieder den Nabel der westlichen Zivilisation sehen, eine Kulissse vor der dieHigh-Society der westlichen Welt ihre Macht zur Schau stellen konnte. Eine Welt, in der vor allem die Katholische Kirche die Hauptdarstellerin sein sollte. Alexander VII. hatte versucht Rom mit zahlreichen Bauprojekten ein neues, modernes Gesicht zu geben. Damit sich die Besucher Roms an denen, vom Papst vorgesehenen Monumenten orientierten, wurden zahlreiche Stadtpläne neu editiert, überarbeitet oder entworfen. 1661-1662 erschien bei Giovanni Giacomo de Rossi der überarbeitete Stadtplan von Antonio Tempesta aus dem Jahre 1593. Die ersten Stiche nach Lievin Cruyl kursierten 1665 aus dem Werk: Vedute di Roma. 1666 erschienen Pläne von Frederico Agnelli und1667 die Veduten von Giovanni Baptista Falda. Beide waren Alexander VII. gewidmet. Und schliesslich erschien 1668 Matteo Gregorio de Rossis, die Clement IX. gewidmete Karte der Stadt Rom.
Paul A. Wilson behandelte in seinem Aufsatz : The Image of Chigi Rome: G.B. Falda's Il nuovo teatro, die konstruktive Zusammenarbeit von Papst Alexander VII., seinem Hofarchitekten Bernini und der Verlegerfamilie de Rossi im Rom der 1660-er Jahre. Giovanni Battista Falda spielte in dieser Dreierkonstellation eine Schlüsselrolle, da er einerseits als Lehrling von Bernini Einblick in architektonische Entwürfe besass und anderseits sein Handwerk auf den Geschmack des Papstes hin perfektionierte. Die Publikationen, Il nuovo teatro, waren durch ihre Widmung an Alexander VII. weitgehend geschützt vor Raubkopien, was sich vor allem gewinnbringend für Falda und die Verleger de Rossi auszahlte.





Bibliographie
Consagra, Francesca: De Rossi and Falda: A successful collaboration in the print industry, in: Ladis, Andrew/ Wood, Carolyn (Hrsg.): The craft of art: Originality and industry in the Italian Renaissance and baroque workshop, Athens 1995, S. 187-203.
Delbeke, Maarten: Oprar sempre come in teatro: The Rome of Alexander VII as the Theatre of Papal Self-Representation, in: Art History Nr. 33, 2010, S. 352–363.
Krautheimer, Richard: The Rome of Alexander the VII. 1655-1667, Princeton 1985.
Metzger Habel, Dorothy: The Urban Development of Rome in the Age of Alexander VII, Cambridge 2002.
Metzger Habel, Dorothy: Alexander VII and the Private Builder: Two Case Studies in the Development of Via del Corso in Rome, in: Journal of the Society of Architectural Historians 49, No. 3 (Sep., 1990), S. 293-309.
Wilson, Paul: The Image of Chigi Rome: G.B. Falda's Il nuovo teatro, in Hersey, George/ Schirmer, Wulf (Hrsg.) : Architectura. Zeitschrift für Geschichte der Baukunst, Vol. 26, München 1996, S. 33-46.
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