Aussenansicht mit Blick auf die Ostseite aus: A. Meyer, Jesuitenkirche Luzern, Bern 1982.


Collegium Lucernense aus: A. Meyer, Jesuitenkirche Luzern, Bern 1982.


Grundriss aus: R. Reinle, Jesuitenkirche Luzern, Basel 1975.


Jesuitenkirche St. Franz Xaver, Luzern (1666-1677)



1. Historischer Kontext
2. Baugeschichte
3. Beschreibung
4. Aussen
4. Innen


1. Historischer Kontext
Die Jesuiten wurden nach Luzern berufen um eine höhere Bildungsstätte zu errichten, um der Zuchtlosigkeit und der Verwilderung der Sitten entgegenzuwirken. Der Kardinal Carlo Borromeo , der im August und September 1570 auf seiner Reise durch die sich entschied, ein Jesuitenkollegium in Luzern zu Gründen. Am Anfang gab es Schwierigkeiten, doch Ludwig Pfyffer räumte diese mit einem Angebot, sein Privatvermögen zu investieren, 1573 aus dem Weg. Die Vermittlung der Jesuiten geschah durch die päpstliche Schweizergarde. Papst Gregor XIII sandte trotz Personalmangels zwei Patres und einen Laienbruder nach Luzern. Sie trafen am 7. August 1574 ein. Unmittelbar nach der Ankunft der Jesuiten begannen sie mit ihrer Tätigkeit als Seelsorger und Lehrer. Zuerst wohnten sie gegenüber der Franziskanerkirche im Gasthaus Schlüssel. Die schlechte Verfassung der Wohn- und Schulräume, die 1575 ausgebrochene Pest und finanzielle Mängel des Luzerner Rates, führten jedoch dazu, dass der oberdeutsche Provinzial die Jesuiten aus Luzern abziehen wollten. Dass dies nicht verwirklicht wurde ist allein den guten Beziehung Luzerns zu Rom und der Initiative von Schultheiss Ludwig Pfyffer zu verdanken. Durch die Gründung wuchs das Jesuitenkollegium schnell. Zwischen 1650 und 1700 zählte die Jesuitenschule zwischen 300 und 400 Schüler. Mit dem Ausbau des Kollegiums und der Schultätigkeit wuchsen auch die Bedürfnisse. Die Jesuiten zogen vom Gasthaus Schlüssel in den Ritterschen Palast. Auf die Kosten von Ludwig Pfyffer errichtete man ein neues Gymnasium gegenüber dem Ritterischen Palast. Der Ausbau des Kollegiums 1610 Richtung Osten realisierte man mit dem Kauf von angrenzenden Liegenschaften bis zur heutigen Jesuitenkirche. Schon vor dem Bau der Jesuitenkirche errichtete man anschliessend an den Ritterschen Palast eine grössere Kapelle. Höhepunkt der Bautätigkeit in Luzern war die 1666- 1677 erbaute Jesuitenkirche St. Franz Xaver. Durch diese Erweiterung erreichte Das Jesuitenkollegium seine endgültige Ausdehnung. Dies ist ein Beispieltext.

2. Baugeschichte
Die Absicht war, anstelle der 1588 – 1591 erbauten Michaelskapelle ( die westlich des Rittersche Palast stand) eine grössere Kirche zu errichten. Man entschloss sich 1666 die Kirche östlich an das bestehende Jesuitenkollegium anzuhängen. Die Grundsteinlegung fand am 3. Dezember 1666, am Xaviertag, der Tag des zukünftigen Kirchenpatrons, statt.. Für die Neuplanung der Kirche kamen nach dem heutigen Stand der Forschung drei Baumeister in Frage. Zum einen Christoph Vogler, ein Jesuitenpater und Mitglied des Luzerner Jesuitenkollegium. Er hatte schon in der Vorphase der Planung Varianten für das Projekt aufgezeigt und hatte bis 1669 die künstlerische Oberbauleitung. Weiter wird der aus Roveredo stammende Tommaso Comacio, der die nicht mehr bestehende Jesuitenkirche in Baden-Baden baute, angeführt. Auf ihn bezieht sich auch die Eintragung im Luzerner Baubüchlein, worin von einem „Architecto Comacio Italo“ gesprochen wird. In Bau- und Rechnungsbücher ist auch ein namentlich nicht genannter Voralberger Architekt eingetragen (Architecto Brigantino). Man nimmt an das es sich dabei um den Meister Michael Beer handelt, der Begründer der Voralberger (Vorarlberger Schema) Bauschule. Anlässlich der schriftlichen Quellen wird angenommen, dass es mehrere Meister gab, die direkt oder indirekt an der Gestaltung der Kirche beteiligt waren. Der Grund dafür ist die Tatsache, dass gleichzeitig deutsche und italienische Handwerker am Bau unter der Führung des Luzerners Johannes Halter und des Italieners Christophorus Giavina tätig waren. Als 1667 die Fundamente noch nicht fertig waren, wurde ein italienischer Architekt (vielleicht Tommaso Comacio) hinzugezogen. Als 1669 der Pater Christoph Vogler von Luzern wegzog, wurde der Jesuitenbruder Heinrich Mayer nach Luzern aufgeboten. Dieser gestaltete ein Teil der Fassadendekoration, sämtliche Stuckdekorationen, Teile der Ausstattung und sowie den Hochaltar. Er fertigte für sein Vorhaben verschieden Pläne der Kirche an (Grundriss, Aufriss und Längsschnitt). Mayer war zwar von Anfang an nicht bei der Planung dabei, dennoch ist sein Einfluss auf die Fertigstellung beachtlich. Vor allem im Innern hat er den Bau geprägt. 1749-1750 erfolgte eine Umgestaltung und teilweise eine Neustuckierung des Innern. 1893 wurden auch die Turmstümpfe durch den Architekten Heinrich von Segesser in Angriff genommen. Im 20. Jahrhundert erfolgten nochmals Restaurierungen im Innern sowie am Äussern der Kirche, nach Richtlinien der Denkmalpflege.

3. Beschreibung

4. Das Äussere
Die Jesuitenkirche, die am linken Reussufer von Luzern steht, tritt mit einer grossen Doppelturmfront in Erscheinung. Durch ihr Baugefüge ist die Kirche nicht auf allen Seiten gleich durchgegliedert und der Fokus liegt auf der Fassadengestaltung auf die dem Fluss zugewandtem Eingang. Die Schauseite ist in 5 Achsen gegliedert. Der Mittelteil der Kirche tritt in der ganzen Breite des Langhauses risalitartig leicht hervor. Die seitlichen Turmachsen heben sich als solche kaum ab, so dass die Türme als eigenständiger Baukörper erst über der blockartigen Fassadenfront aufsetzen. Die Gliederung der Kirchenfassade ist streng orthogonal. Sie unterliegt einer Zweiteilung, das Erdgeschoss weist fünf Portale auf, dazu Muschelnische und figürlichen Schmuck. Das Obergeschoss ist mit flachen ionischen Pilastern in fünf Teile unterteilt. Zudem sind 4 Rundbogen Fenster erkennbar und ein ovales Fenster in der Mitte über dem Eingang der Kirche. Über dem Hauptportal steht die Figur des Kirchenpatrons Franz Xaver in der Muschelnische . Zu Franz Xavers Füssen sind zwei bekehrte Heiden mit Federkronen zu sehen. Oberhalb der beiden an den mittleren Eingang angrenzenden Portalöffnungen ist je ein Löwe der das Luzerner Wappen hält. Über den äussersten Eingängen ist je eine Inschriftkartusche. Links steht: S(ENATUS) P(OPULI) Q(UE) LUCERNENSIS MUNIFICENTIA COEPTUM MDCLXVII ( „Mit der Mildtätigkeit des Luzerner Rates und Volkes begonnen 1667“). Und Rechts ist die Inschrift: PIORUM SUBSIDIO ET LIBERALITATE CONDITUM MDCLXXIII ( „Mit der Unterstützung und Freigebigkeit der Frommen vollendet 1673“). Die 1893 errichteten Turmaufsätze hätten nach den ursprünglichen Plänen Kuppelhauben erhalten sollen anstelle von Zwiebelhauben. Das Motiv der Doppelturmfassade wurde in der nachmittelalterlichen Zeit vor allem von den Voralberger Baumeistern aufgegriffen und verbreitet, doch die Luzerner Jesuitenkirche wirkt eher oberitalienisch. Italienisch an der Kirche ist die Form des flachen Segmentbogenabschlusses , die flache Fassadengestaltung und das Motiv der Muschelnischen in den Rundbogen über den Eingängen. Als Motiv geht die Portal-Vielheit auf Vignolas unausgeführten Fassadenplan für die Kirche Il Gesù in Rom zurück. Als Vorbild könnte man auch den Salzburger Dom von Santiono Solari (1612-1619) betrachten. Die Längseiten der Kirche waren ursprünglich durch die angebauten Häuser komplett verdeckt, bis 1949 die Ostseite der Kirche durch den Abbruch des Gotischen Hauses „Freienhof“ freigestellt wurde. Die einfach gehaltenen Längsseiten sind weissgekalkt, die Lisene gliedern die Fensterachsen, welche sich zusammen mit den einfachen Rahmen der Fensteröffnungen in hellem weiss von der gräulichen Putzflächen abheben. Die über dem Dach der Seitenkapellen aufgesetzte Voluten, die den Gewölbeschub des inneren Tonnengewölbes aufnehmen, kommen die Funktion und Bedeutung der Strebepfeilern zu. Die grossen Rundbogenfenster des basilikalen Lichtgadens werden von kraftvollen Segmentgiebeln überhöht. Das Schiff und der Chor ruhen unter einem gemeinsamen First und werden von einem sechseckigen Dachreiter mit zierlicher Laternenkuppel bekrönt. Früher grenzte die gerundete Apsis unmittelbar an die Stadtmauer, wie auch die schräg an die Chorpartie angebaute Sakristei die auch der Stadtmauer folgte.

5. Das Innere
Den Innenraum betritt man durch eine fensterlose Vorhalle, danach kommt man in einen lichterfüllten Kirchenraum. Bei der Jesuitenkirche tritt ein neues Raumideal (Wandpfeilerkirche) hervor und zwar der totale Einheitsraum, das heisst ein Langhaus und Chor ohne Zäsur. Im Innenraum haben die Architekten und Stukkateure den Raum modelliert und die Wände zu Raumschalen werden lassen. Der stützenlose Innenraum, dessen architektonische Wandgliederung mit Pilaster, Gebälk und Gurten bestückt ist, sind mehr dekorativ und ohne jegliche Funktion in Gips auf modelliert. Sie sind zu einer Raumarchitektur geworden. Der Grundriss ist einfach aufgebaut. Es ist eine vierjochige, langgestrecke Basilika die zu beiden Seiten von Kapellen zwischen eingezogenen Streben begleitet wird. Über diesen ziehen sich Emporen hin. Den nördlichen Abschluss bilden die zwei quadratischen Türme und eine Vorhalle, die sich in drei Arkaden zum Langhaus öffnet. Der Chor besteht aus einem Joch mit halb kreisförmiger Apsis. Er besitzt die gleiche Breite wie das Langhaus und ist um drei Stufen erhöht. Die Kirche misst in der länge 57,5 m und in der Breite 28,3 m. Ursprünglich liess man den Innenraum in einem blendenden Weiss erstahlen. Die farbigen Stukkaturen folgten im Jahre 1749, wo dann eine üppige Ornamentik (Arkanthusmotive, Rollwerk, Knorpelwerk, Frucht- und Blumengehänge und Engelsköpfe) einzog nahm. 1749 entstand ein sechsteiliger Gemäldezyklus der dem Leben des Kirchenpatrons Franz Xaver gewidmet wurde. Der Zyklus beginnt in der Apsis und endet beim Eingang.

Bibliografie
-Meyer, André, «Die Jesuitenkirche Luzern», Bern 1982, S.3-15.
-Reinle, Adolf, «Jesuitenkirche Luzern», Basel 1975, S.2-11.
-Hauser, Andreas, «Inventar der neueren Schweizer Architektur 1850-1920», Bern 1991, S.399-401

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