Gabrielle Nanchen ist eine der ersten zehn Frauen, die 1971 in den Schweizer Nationalrat gewählt wurden. Ihre Biografie ist ein Zeugnis für den langen und oft schwierigen Weg, den Frauen in der Schweiz zurücklegen mussten, um ihre Rechte und ihre politische Partizipation zu erlangen. Als Tochter einer multikulturellen Familie mit italienischen, französischen und deutschen Wurzeln erlebte sie die Schweiz als ein Land, das – trotz aller Herausforderungen – in der Lage ist, Menschen aus verschiedenen Kulturen und Herkunftsländern in wichtige politische Funktionen zu integrieren.
Schon als junge Frau an der Universität Lausanne, wo sie in den 1960er Jahren Sozialwissenschaften sowie Sozialarbeit studierte, entwickelte sie eine tiefe Leidenschaft für soziale Gerechtigkeit. Ihre Schwestern, die sich in Unabhängigkeits- und sozialen Bewegungen engagierten, inspirierten sie zu einem politischen Engagement, das weit über die nationalen Grenzen hinausging. Insbesondere der Kampf gegen die Apartheid in Südafrika und andere globale Ungerechtigkeiten prägten ihren Weg und öffneten ihr die Augen für die Notwendigkeit, sich gegen jede Form von Unterdrückung einzusetzen.
Kurz nach der Einführung des Frauenstimmrechts 1971 wurde sie als eine der ersten Frauen in den Schweizer Nationalrat gewählt. Sie kämpfte für wichtige Reformen wie die Mutterschatssversicherung, die Entkriminalisierung des Schwangerschaftsabbruchs und die Einführung einer Familienpolitik, die diesen Namen auch verdient. Diese Themen spiegeln ihr unermüdliches Engagement für die Rechte der Frauen und die Schaffung einer gerechteren Gesellschaft wider.
Ihre politische Karriere führte sie auch in die Eidgenössische Kommission für Frauenfragen, wo sie ihre Expertise in politischen und sozialen Fragen einbrachte. Der Austausch mit wichtigen Persönlichkeiten wie Ruth Dreifuss vertiefte ihr politisches Verständnis. 1985 nahm sie als Delegierte der Schweiz am UNO-Frauenforum in Nairobi teil. So entstand ihr Interesse an der Lage der Frauen in der Welt und den Herausforderungen, mit denen sie konfrontiert sind. Diese Erfahrung hat ihre Perspektive erweitert und ihre Überzeugung gestärkt, dass der Kampf für die Gleichstellung der Frauen eine universelle Angelegenheit ist.
Heute engagiert sich Gabrielle Nanchen weiterhin für den interkulturellen Dialog und Zusammenleben in Frieden sowie die Frage des Klimawandels. Mit ihrer jahrzehntelangen politischen Erfahrung und ihrer tiefen Leidenschaft für Gerechtigkeit bleibt sie eine Kämpferin für eine bessere Zukunft für unseren Planeten und seine Bewohner. Ihr gegenwärtiges Engagement zeigt sich vor allem im Schreiben, insbesondere in dem kürzlich bei Editions Ouverture erschienenen Jugendbuch «Fatimatou et le glacier» («Fatimatou und der Gletscher»).