Marie-Josèphe Lachat ist in einer Familie mit vier Brüdern in einem kleinen Dorf im Jura aufgewachsen. Ihre Eltern, die sie unterstützten, prägten ihr Leben. Ihre Kindheit war von einer Mischung aus Einsamkeit und dem Bewusstsein, privilegiert zu sein, geprägt. Schon in jungen Jahren sah sie es als ihre Verantwortung an, anderen zu helfen. Insbesondere der Tod ihres Bruders, als sie zwölf Jahre alt war, forderte sie heraus, erwachsen zu werden und den Wert des Lebens und die Dringlichkeit des Handelns zu verstehen.
Dieser drastische Verlust motivierte sie, die Welt zu verändern. Bereits als Teenager engagierte sie sich gegen Ungleichheit. Dann vertieft ihr Soziologiestudium an der nahegelegen Universität Neuchâtel dieses Engagement.
Insbesondere ein Seminar über die Geschichte der Frauenarbeit weckte ihr Interesse an der Ungleichheit der Geschlechter die ihr eigenes Leben stark beeinflussten.
Nach Abschluss ihres Studiums engagiert sie sich für den zukünftigen neuen Kanton, u. a. mit einer Studie über die bestehenden Sozialdienste. Dann interessierte sie sich für die Konkretisierung des Verfassungsartikels, der die Schaffung eines „Bureau de la condition féminine“ (BCF) forderte, indem sie ein Praktikum beim delegierten Ministerium für Frauenfragen in Paris absolvierte. Die jurassische Verfassung gab dem BCF unter anderem folgende Aufgaben: „Verbesserung der Stellung der Frau; Förderung des Zugangs der Frau zu allen Verantwortungsstufen; Beseitigung der Diskriminierungen, denen sie ausgesetzt sein kann.“ (Art. 44).
1979 wird sie zur Leiterin des BCF ernannt.
Da es außer den Verfassungsgrundsätzen noch keine gesetzlichen Bestimmungen gab, arbeitete sie zunächst an der Sensibilisierung und Bewusstseinsbildung, indem sie die Ungleichheiten zuerst im Bildungssektor anprangerte, da sie davon überzeugt war, dass Gleichheit nur erreicht werden kann, wenn Mädchen und Jungen die gleichen Bildungsmöglichkeiten erhalten. Ihre Arbeit stiess nicht nur auf Zustimmung, sondern auch auf Widerstand. Sie blieb jedoch hartnäckig und setzte ihre Ideen mit grossem Engagement um.
Marie-Josèphe Lachat nutzte ihr privilegiertes Leben, um sich für soziale Gerechtigkeit und die Rechte der Frauen einzusetzen. Ihre Geschichte ist ein Beispiel für den unermüdlichen Einsatz einer Frau, die ihre eigenen Erfahrungen und Privilegien genutzt hat, um den Weg für eine gerechtere Gesellschaft zu ebnen.